Samstag 9. November 2024

"Gesegnetes Osterfest"

 

 

Predigtmeditation Ostern 2020

 

Liebe Pfarrangehörige!

 

Kaum ein Satz aus den Evangelien ist von derart fundamentaler Bedeutung für unseren Glauben wie die Kernaussage der frohen Botschaft der Osternacht: „Jesus ist nicht hier, er ist auferstanden.“ Der Inhalt dieser Botschaft ist schwer zu verstehen, kaum zu glauben, so möchte ich fast sagen, nicht zu begreifen mit den Möglichkeiten der menschlichen Vernunft. Das Evangelium vom Ostersonntag berichtet uns von einer Frau, Maria von Magdala, die im anbrechenden Licht des Ostermorgens zum Grab geht, um Jesus nach altem Brauch mit kostbaren Ölen zu salben. Sie findet zu ihrer großen Überraschung ein leeres Grab vor. Die Botschaft von der Auferstehung, die sie am Ort des Todes erfährt, löst bei ihr vorerst keine Begeisterungsstürme, keine überschäumende Freude aus. Die erste Reaktion ist Angst und Erschrecken, sind Tränen. Diese Schilderung des Evangelisten kann uns Mut machen, uns der eigenen Fragen und Zweifel nicht zu schämen. Das konkrete, von Frauen und Männern bezeugte Ereignis der Auferstehung bleibt ein Geheimnis, das uns nur dann zugänglich wird, wenn wir es mit den Augen des Glaubens betrachten.

 

Heuer feiern wir den Ostersonntag in einer veränderten Welt. Dies gilt für die großen politischen, kulturellen und wirtschaftlichen Zusammenhänge genauso wie für den familiären Kontext. Ich versuche, diese aus heiterem Himmel hereingebrochene, für viele Menschen schmerzliche Erfahrung im österlichen Licht zu betrachten oder zu deuten. Der Karfreitag steht symbolisch für die durchkreuzte Lebenswelt, für die Krise, den Kreuzungspunkt, an dem sich entscheidet, welche Richtung das Leben nimmt. Der Karfreitag markiert den Lebensweg, der sich plötzlich als Kreuzweg erweist. Weltweit erleben viele Menschen gegenwärtig Kreuzwege, das dürfen wir nicht aus dem Bewusstsein verlieren. In dieser Situation brauchen wir das österliche Licht notwendiger denn je. Ein Licht am Ende des Tunnels, das hoffen lässt und Kraft zum Aufstand schenkt, zum Aufstehen gegen alle lebensfeindlichen Kräfte. Das Licht der Osterkerze, das im Exultet, dem feierlichen Osterlob in der Osternacht besungen wird, leuchtet auf gegen Resignation und Mutlosigkeit, gegen Ungerechtigkeit und Gewalt, es strahlt hinein auch in die dunklen Winkel meiner, unserer eigenen Seelenlandschaften und macht uns zu TrägerInnen des österlichen Lichts. Der Ostersonntag bringt die Kräfteordnung unserer Welt ins jesuanische Lot: Das Leben bricht von Neuem durch, aus scheinbar totem Gehölz sprießt intensives Grün. Darum lässt sich Ostern auch nicht verschieben. Ostern ist kein Sommerfest, es passt auch nicht in den Herbst, wäre ein Fremdkörper im Winter.

Ostern muss im Frühling gefeiert werden. Ein Fest des Lebens und der Auferstehung mitten im Wissen um den Tod. Das Leben des Jesus von Nazareth, seine Botschaft vom kommenden Reich Gottes, seine Wundertaten, sein befreiender und heilsamer Umgang mit Menschen bleibt wirksam in unserer Welt und erzählt vom Leben in Fülle, nicht nur für mich, exklusiv für uns, sondern für alle Menschen auf der Welt!.

 

Diese Osterfreude ist keine billige Vertröstung auf eine ferne Zukunft hin, die erst nach dem leiblichen Tod zur konkreten Wirklichkeit wird, die hier und jetzt aber alles beim Alten lässt. Die Osterfreude ist uns jetzt schon zugesagt, schon als Lebende haben wir Anteil am ewigen Leben. (Joh 6, 40) Als Glaubende sind wir in die Auferstehung Jesu mithineingenommen, und dürfen daraus die Kraft und das Vertrauen schöpfen, um die kleinen Karfreitage durchzuhalten.

Deshalb stelle ich an den Schluss meiner Predigtmeditation noch einmal die unglaubliche Osterbotschaft : „Jesus ist auferstanden“!

 

Ein gesegnetes Osterfest

Wolfgang Froschauer

 

 

 

 

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