Sonntag 28. Juli 2024

Predigtmeditation für Zuhause zum 5. Fastensonntag, 29.03.2020

 

Predigtmeditation für Zuhause zum 5. Fastensonntag, 29.03.2020

 

Liebe Pfarrangehörige, auch für den 5. Fastensonntag gibt es zur persönlichen Auseinandersetzung mit dem Sonntagsevangelium – auf der Pfarrhomepage gibt es dazu den entsprechenden Link – ein paar Impulsgedanken. Die fehlende Möglichkeit, uns in der Kirche zum Pfarrgottesdienst zu versammeln, hindert uns nicht daran, zu Hause im Kreis der Familie oder auch ganz allein, die Bibelstelle aus dem Johannesevangelium in den Blick zu nehmen, darüber nachzudenken und ihrer Bedeutung für das eigene Glaubensleben auf die Spur zu kommen.

 

Der Evangelist Johannes lässt uns als Leser an einer Wundererzählung der außergewöhnlichen Art teilhaben. Lazarus, ein Freund von Jesus, ist verstorben und liegt schon einige Zeit im Grab. Johannes schildert als Rahmenhandlung der spektakulären Totenerweckung die ganze Vorgeschichte und gibt einen Einblick in das damals übliche jüdische Trauerritual. Marta und Maria ließen Jesus benachrichtigen, dass Lazarus erkrankt sei, wohl in der Hoffnung, Jesus würde kommen und ihn heilen. Aber nichts von dem passiert. Jesus kommt nicht und Lazarus stirbt. Als Jesus endlich ankommt, liegt der Verstorbene schon einige Tage im Grab.

Da ist doch der enttäuschte Vorwurf von Marta, den sie an Jesus richtet, nur allzu gut nachvollziehbar: „Wenn du da gewesen wärst, Jesus, dann wäre mein Bruder nicht gestorben!“

Das Sonntagsevangelium ruft uns in Erinnerung, dass Abschied, Trauer und Tod untrennbar Teil unseres Lebens sind. Es fällt nicht leicht, die eigene Vergänglichkeit zu akzeptieren, das Wissen um die Gewissheit des Todes ins Leben zu integrieren. Die gegenwärtige Erfahrung der Krise führt uns diese Zerbrechlichkeit schmerzlich, vielleicht aber auch heilsam vor Augen.

 

Wie geht es im Evangelium weiter?

Die bittere Anklage, mit der Marta Jesus konfrontiert, vielleicht auch die Wut über sein Zuspätkommen, lösen sich im weiteren Gesprächsverlauf auf und verwandeln sich in ein berührendes Glaubensbekenntnis: „Ja, Herr, ich glaube, dass du der Messias bist, der Sohn Gottes!“

Mich verwundert, dass Marta dieses Bekenntnis ausspricht, noch bevor sich das eigentliche Wunder ereignet. Das ruft mir einen Satz in Erinnerung, den Jesus an anderer Stelle zu seinen Jüngern sagt: „Selig, die nicht sehen, und doch glauben.“

 

Die heutige Bibelstelle vermittelt uns eine theologische Absicht des Evangelisten Johannes. Er zeichnet Jesus als einen Menschen, der sich tief berühren lässt vom Leid und der Trauer, der mit Maria und Marta weint und selbst erschüttert ist über den Tod seines Freundes Lazarus. Für Johannes ist Jesus Mensch unter Menschen, zugleich ist aber der ersehnte Messias, der Sohn und Gesandte Gottes, der selbst den Tod in die Schranken weist. Jesus zeigt sich als der Herr über Leben und Tod und verweist durch seine Wundertaten auf die Größe und Herrlichkeit Gottes.

Das Wort Jesu ist kraftvoll und wirksam. „Lazarus, komm heraus!“ Dieser Ruf holt den Verstorbenen zurück ins Leben. Diese Szene deute ich im Blick auf Alltagserfahrungen, die uns vertraut sind. Manchmal erleiden und durchwandern Menschen mitten im Leben einen kleinen Tod, fühlen sich mehr tot als lebendig angesichts seelischer Verletzungen, enttäuschter Liebe, von Ohnmacht und Hilflosigkeit in Krisenzeiten, Einsamkeit und Krankheit. Da brauchen wir dringend den jesuanischen Ruf: „Mensch, komm heraus! Hab Mut und verlasse deine Höhle. Lass dir die Binden lösen, die dich fesseln und geh‘ zurück ins Leben!“

 

Unmittelbar nach der Totenerweckung folgt im Johannesevangelium der Bericht über den Beschluss des Hohen Rates, Jesus zu töten. Das Sterben und die Auferweckung des Lazarus ist für Johannes eine Vorlage, ein exemplarischer Hinweis auf den weiteren Weg Jesu. Dieser Weg führt Jesus nach Jerusalem, in den Tod am Kreuz und letztlich in das Wunder der Auferstehung.

„Ich bin die Auferstehung und das Leben – glaubst du das?“ Die Frage, die Jesus Marta stellt, richtet er auch an jede/n von uns und provoziert die Suche nach einer Antwort. Lassen wir uns dabei von Marta inspirieren.

Mit dem Wunsch für einen gesegneten Fastensonntag

Wolfgang Froschauer

 

 

 

 

 

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