Pfingstpredigt 2018
Ihr Wetzelsberger, Unter,- Mitter- und Oberpabneukirchner, ihr Marktler und
Personen aus Markt-Süd, Riedersdorfer, Eisendorfer und ihr Leute aus
Niederschreineredt, Neudorfer, Henndorfer, Maseldorfer und ihr Leute aus derKirchaleitn und Sonnleitn.
Ihr alten und junge Leute, ihr Frauen und Männer, ihr Frommen und weniger
Frommen, ihr Sänger und Beter ihr alle seid heute in unsere Pfarrkirche gekommen um das Pfingstfest zu feiern und um den Heiligen Geist zu empfangen.
Ich bin der tiefsten Überzeugung, dass wir alle eine tiefe Sehnsucht nach dem
Heiligen Geist, nach dem Geist Jesu haben. Die Jünger haben damals mit Maria um den Heiligen Geist gebetet. Ich lade ein, dass wir uns durch den kurzen Liedruf:
"Komm, Hl. Geist, wirf Feuer auf Erde, entflamme uns" ganz bewusst öffnen.
Der Hl. Geist kam nicht erst nach der Auferstehung Jesus. Er war schon da, bevor die Welt erschaffen wurde. Er war spürbar, hörbar in den Propheten des AT. Sechs große Propheten stärken mir heute den Rücken. Bei Jesus heißt es im Lukasevangelium: der Hl. Geist ruhte auf ihm.
Dieser Geist hat Schöpferkraft. Dieser Geist schenkt uns die verschiedensten
Begabungen. Er verbindet, versöhnt, gibt Mut, entfacht in uns den Glauben. Er trägt in uns die Hoffnung und entzündet in uns die Liebe. Diesem Geist, diesem Hl. Geist wird viel zugetraut.
Gleichzeitig aber merke ich, dass heute viele Menschen nicht mehr mit diesem Geist bauen können oder auch nicht wollen. Der Ich-Geist, der Ego-Geist, der Habe-Geist, der Macht-Geist, die Aber-Geister, der Un-Geister und so weiter... Alle diese Geister ziehen viele - natürlich auch uns immer wieder in den Bahn.
Wir können den Hl. Geist und genauso die Ungeister nicht sehen, aber die Wirkung und die Wirkungsgeschichte können wir wahrnehmen. Was richten die vielen Ungeister in der Welt an: Krieg, Terror, Ausbeutung der gesamten Schöpfung, Ausgrenzung von Menschen, Armut und Tod...
Wir merken z.B., dass dort der Ungeist sich breit macht, wo einer diktiert und sich alle seinem Diktat beugen müssen. In der Geschichte von Österreich hat sich das abgebildet: 80 Jahre Einmarsch Hitlers in Österreich, - Diktatoren gibt es heute viel zu viele.
Kritisch schaue ich auf unsere jetzige Regierung. Gesetzesbeschlüsse, die Schwächere ausgrenzen, Ärmere noch ärmer machen, verkünden einen Geist, der überhaupt nicht mit dem Geist Jesu kompatibel ist.
Was ist der Geist Jesu?
Wie wirkt der Geist Jesu bzw. der Hl. Geist?
Der Geist Jesu wird uns geschenkt, wenn wir um ihn bitten, ihn ersehnen. Er fällt uns aber nicht einfach in den Schoss, sondern wir müssen um diesem Geist auch kämpfen, um ihn ringen. Es braucht manchmal ziemlich viel Mut, diese Geist einzubringen; z.B. wenn über jemanden hergezogen wird, ohne dass sich der wehren kann. Hier stopp zu sagen und einfordern, der Wahrheit wirklich auf den Grund zu gehen.
Die heutigen Bibeltexte sprechen davon, dass dieser Geist damit zu tun hat, dass Menschen miteinander reden - dieser Geist ist Kommunikation - Austausch - da kommt etwas in Bewegung.
Die Wirkkraft des Hl. Geist wird spürbar, wo Menschen auf Augenhöhe miteinander kommunizieren. Es ist egal, wo der Mensch herkommt, welche Hautfarbe er hat, welche Sprache er spricht, welche Religion er hat... weil er ein Mensch ist, deshalb ist ihm eine unverlierbare Würde zugesprochen. So sagt es uns die Hl. Schrift ganz am Anfang.
Der Auferstandene hauchte seine Jünger an und sprach zu ihnen: Empfangt den Hl. Geist! Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben. In der Vergebung wird die Kraft des Hl. Geistes spürbar.
Der Konflikt zwischen Israel und den Palästinenser wird nie zu Ende gehen, wenn nicht beide Seiten anfangen zu vergeben. Die Spirale der Gewalt kann nur durch Vergebung durchbrochen werden. Militärische Lösungen gibt es weder dort, noch irgendwo anders. Nur mit dem Geist der Versöhnung, mit dem Hl. Geist kann Frieden gebaut werden.
Das gilt genauso im Kleinen: in der Ehe, in der Familie, in der Nachbarschaft, in der Schule, am Arbeitsplatz. Die tiefsten Wunden des Lebens sind
Beziehungsverletzungen. Heilen Kränkungen nicht, dann schränken dunkle
Erinnerungen unsere Lebensqualität ein und beeinträchtigen unsere Beziehungen.
Die Kraft der Vergebung befreit von der Last der Vergangenheit und führt zu mehr innerem Frieden.
Die Vergebung ist der Boden, an dem wieder Leben und Zusammenleben gedeihen.
Der Hl. Geist wird dir geschenkt. Er ist der Atem Gottes, der uns anhaucht. Er ist der Wind der bewegen will. Es liegt aber jetzt an uns, ob wir die Segel setzen und uns von diesem Geist bewegen lassen oder ob wir uns Fähnchen einfach in den Wind hängen.
Schwestern und Brüder, spürt immer wieder den Wirkungen des Geistes nach, so könnt ihr klar herausfiltern, welcher Geist in dir selbst, in der Gruppe gerade weht.
Heiliger Geist, entzünde in mir das Feuer deiner Liebe.
Josef Rathmaier, Pfarrassistent