Geschichte der Pfarre und Kirche
Der Baubeginn der heutigen Pfarrkirche ist 1467 anzusetzen, der zweite Bau an dieser Stelle. Eine Hemmung des Baufortschritts ist durch einen böhmischen Überfall von 1475 anzunehmen, und so wurde die Kirche erst Mitte des 16. Jahrhunderts fertiggestellt.
Der ältere Bauteil ist der nach Osten ausgerichtete Chor (Presbyterium). Er wurde in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts errichtet, eine Marmortafel an der Außenwand im Süden mit der Jahreszahl 1467 dokumentiert den Baubeginn. Der Chor ist mit einem außergewöhnlich hohen dreieinhalbjochigen Netzrippengewölbe gedeckt, den Abschluss nach Osten bildet ein 3/8-Schluss. Fünf hohe Spitzbogenfenster ermöglichen eine sehr helle Beleuchtung. Die neugotischen Glasmalereien stellen am Nordostfenster die Opferung des Isaak durch Abraham und am Südostfenster das Gleichnis vom barmherzigen Samariter dar.
Das Langhaus ist als ein einschiffiger Bau mit Nebenräumen zu klassifizieren. Im Grundriss ist allerdings Dreischiffigkeit zuerkennen, was auch am Außenbau deutlich wird.
Das Netzrippengewölbe erstreckt sich über vier Joche, auf dem östlichen Schlussstein findet sich die Jahreszahl 1503. Das Südschiff wird durch eingezogene Strebepfeiler in vier kapellenartige Räume unterteilt, einer davon bildet die Vorhalle des Südeingangs. Das sehr schöne innere Granitportal dieses Eingangs ist spitzbogig verstäbt, an den Basen befindet sich ein Rautenmuster. Es ist um 1510 entstanden. Im Nordschiff ist über drei Joche eine Empore eingebaut, getragen von mächtigen Arkaden mit stark betonter Mauerfläche. Diese Empore wird über die Westseite des Langhauses weitergeführt. Um die gesamte Empore läuft eine Kassettenbrüstung mit Granitverstäbungen. Diese Kassetten wurden 1964 von Alfred Stifter mit einem Kreuzweg ausgestattet.
An der Nordseite der Brüstung finden sich zwei Wappen: Erstes: Drei Kugeln und zwei Sterne. Zweites: Zwei Kugeln und eine brezelartige Verschlingung.
Es zeigt sich damit ein Zusammenhang mit dem Taufbecken aus dem Jahr 1571, was für eine späte Fertigstellung der Empore, zumindest der Brüstung, sprechen könnte. Dieses achtseitige Taufbecken, das an der Südwand des Altarraums aufgestellt ist, beinhaltet verschiedene Inschriften und Wappensymbole: Alexius Scherpeckh vater mit Wappen: Brezel und zwei Kugeln, Hanns Scherpeckh mit Wappen: drei Kugeln und zwei Sterne, Görg Scherpeckh mit Wappen: drei Kugeln und zwei Sterne, 1571, Mathey 28. Leret alle völckher vnd tauffet si im Namen des vatters und des Sons und des heiligen geists. Marcy 16. Wer glaubt vnd getaufft wird der wird Sällig werden, wer aber nit glaubt, der wird verdambt w., Egidius Scherpeckh mit Wappen: Fisch unter einem Kreuz. Der Bäckermeister Alexius Scherpeckh ist für 1531 als Marktrichter von Ottensheim nachgewiesen.
Der Hochaltar stammt von Engelbert Westerreicher aus dem Jahr 1859. Altarfiguren: in der Mitte der Kirchenpatron Ägidius, flankiert vom hl. Bernhard v. Clairvaux (die Seelsorge der Pfarre Ottensheim erfolgt durch das benachbarte Zisterzienserkloster Wilhering) und vom hl. Aloisius, darüber befindet sich Maria, flankiert von Petrus und Paulus.
Der Altartisch (Volksaltar) und der Ambo stammen von Wolfgang Stifter aus dem Jahr 1992. Der Künstler selbst beschrieb sein Konzept des Altares folgendermaßen: Die liturgische Mitte unserer Pfarrkirche bildet der Altar mit seiner runden Tischplatte. Die runde Form verdeutlicht am besten das Miteinander des Feierns.
Alle stehen gleichrangig rundum. Getragen wird diese runde Tischplatte von sehr vielen Stützen. Nicht die Zahl ist wichtig, sondern die Anzahl, die Vielzahl, so wie die Kirche viele braucht, die sie tragen. Die Stützen sind auch untereinander verbunden, keine steht für sich allein. Der Altar ist kein gewöhnlicher, banaler Tisch, sondern durch metallisch glänzende 'Schuhe' vom Boden abgehoben. Blau auch dunkles Blau ist eine sehr leichte Farbe, eine zurücktretende Farbe, die Sehnsüchte auslöst und Ruhe ausstrahlt, nicht umsonst auch die Farbe des Himmels. Es symbolisiert die Besonderheit dieses Ortes in ganz besonderer Weise.
Die Seitenaltäre, die Kanzel und das sogenannte Familienbild stammen aus der seit 1875 in Ottensheim ansässig gewesenen Altarbauwerkstätte Joseph Kepplingers, die für das Mühlviertel eine große Bedeutung errang, auch unter den Nachfolgern Simon Raweder (Rabeder) und Erben. 1908 kam die Kanzel aus der Werkstätte Simon Rabeders, die Figuren des Schalldeckels, Christusstatue und die vier Evangelisten stammen von Rudolf Breinbauer, die Brüstungsreliefs (Gregor d. Große, Augustinus, Maria, Ambrosius, Hieronymus) von Rudolf Nagengast.
Der Marienaltar im Süden aus dem Jahr 1912 trägt die Statuen von Maria (von Jordan Koller überarbeitet), flankiert von den hl. Barbara und Katharina (Rudolf Breinbauer). Darüber Statue des Erzengels Gabriel.
Der Josefsaltar im Norden aus dem Jahr 1914 weist eine Josefs-Statue aus Gröden in Südtirol auf, flankiert von den hl. Florian und Leopold (R. Breinbauer). Darüber Erzengel Michael von Jordan Koller.
Im zweiten südlichen Seitenschiffjoch befindet sich das sogenannte Familienbild (um 1900) aus der Altarbauwerkstätte Joseph Kepplingers.
Im Norden befindet sich eine 1731 angebaute Kapelle, die Johannes-Nepomuk- Kapelle, die 1890/91 wegen Baufälligkeit neu errichtet wurde. Dieser achteckige Zentralraum besitzt ein reich verstäbtes neugotisches Sternrippengewölbe. Die Figuren stammen aus der Werkstatt Josef Ignaz Sattlers: Johannes Nepomuk, hl. Josef, auf Marmoraltar, hl. Theresia, hl. Franziskus.
Die Orgel stammt aus der Ottensheimer Orgelbauwerkstätte Breinbauer aus dem Jahr 1888.
Der westlich angebaute Turm ist in wesentlichen Teilen, z.B. in seinem Westportal, gotischen Ursprungs, im Barock wurde er umgestaltet und mit einem Zwiebelhelm versehen, der dem verheerenden Brand von 1899 zum Opfer fiel. Im Jahr 1900 erhielt er die heutige Spitzgestalt mit einer Höhe von 72 Metern.
An der südlichen Außenmauer des Langhauses befindet sich ein Sandsteinrelief (um 1430) mit der Darstellung des Gebets Jesu am Ölberg.
Chorsüdostwand: Grabstein des Hilleprand II. Jörger von Prandegg. Hilleprand Jörger war ein bedeutender Vertreter der Reformation in Oberösterreich. In roten Marmor ist ein wehrhafter Ritter eingemeißelt, die Rundumschrift lautet: Her Hiltprant Georger zw prandegg vnd Ottensham Rö(mischer) Kha(iserlicher) May(estät) Rath ist in Gott Entschlaffen den 18. February in 1571istn. Deme Gott genadt Vnd Ain Freliche Auffersteung verleichen Welle. Amen.
Chorostwand: schmaler, hoher romanischer Grabstein aus Granit; die gesamte Höhe nimmt ein schlichtes Kreuz ein, unter den Querarmen befindet sich je eine Raute.
Nordwand der an der Nordseite des Chores befindlichen Sakristei: barockes Relief mit üppigem Rahmen aus Solnhofener Kalkstein.
Im rechten unteren Teil ist eine kniende Gestalt dargestellt, die die Arme zum Gebet kreuzt. Ihr gegenüber finden sich Krone, Zepter und Harfe, die die Gestalt als den alttestamentlichen König David identifizieren. Den Hintergrund bilden Bäume und die Gebäude einer Stadt, auf David bezogen müsste es Jerusalem sein. Verschiedentlich wurde vermutet, diese Gebäude würden zugleich Ottensheim darstellen der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt! Darstellungen des Königs David stehen in der christlichen Kunst meist in Zusammenhang mit Gesang und Gebet. Den oberen Teil des Bildes füllt eine Wolke aus, auf der ein Engel schwebt. David trägt in seiner rechten Hand einen Totenschädel und in seiner linken Hand Schwert, Geißel und Rute, also Dinge, die an Vergänglichkeit, Leid und Unheil denken lassen.
Das Bild beschreibt so das Gebet nicht als besinnungslosen selbstdarstellerischen Jubel. Im christlichen Beten und in christlicher Liturgie muss die Erfahrung des Leides, der Schuld und der Verzweiflung ebenso Platz haben, sonst kommt man in den Geruch der Schönfärberei und der belanglosen Behübschung. Die Ernstfälle des Lebens dürfen im Gebet zur Sprache kommen.
Mag. Christian Landl