Kapellenverein Ernsting
Die Ostermiethinger Ortschaft Ernsting wurde schon sehr früh wegen der guten Lebensbedingungen - gutes Quellwasser, fruchtbarer Boden, freier Ausblick - besiedelt und auch die Römerstraße von Salzburg nach Passau führte durch Ernsting. Die urkundliche Erwähnung eines Kirchleins, das dem heiligen Bartholomäus geweiht wurde, geht nachweislich auf das Jahr 1004 zurück.
Später wurde das Bartholomäuskirchlein durch eine größere Kirche ersetzt. Diese war der heiligen Margaretha geweiht und hatte Messlizenz. Sie stand neben dem Ramböckhaus und wurde 1786 unter Josef dem Zweiten abgebrochen. Die Steine dieser Kirche wurden zum Bau des Schulstöckels, heutiges Abranowitschhaus, verwendet. Pflastersteine sind im Vorhaus beim Wirt z'Ernsting ebenfalls noch sichtbar. Später wurde wieder eine Kapelle gegenüber der jetzigen Kapelle errichtet und 1852 eingeweiht.
Anfang der 1960er Jahre fiel diese Kapelle dem Straßenbau zum Opfer. Ein Wiederaufbau aus öffenlticher bzw. kirchlicher Hand wurde abgelehnt. Auf Anregung von Rudolf und Berta Schwaiger wurde am Allerheiligentag 1963 die Gründung eines Vereins für einen Kapellenneubau besprochen und der "Ernstinger Wallfahrts-Kapellenverein" ins Leben gerufen.
Erster Obmann des Wallfahrtskapellenverein war der Tischlermeister Anton Schmied aus Ernsting. Die damals knapp 100 Mitglieder machten sich den Neubau und die Fortführung einer Kapelle zur Aufgabe. Die Wirtsleute, Justine und Johann Wengler, stellten den Grund für die heutige Kapelle kostenlos zur Verfügung. Mit dem Bau der Kapelle wurde 1963 unter der Planung von Ing. Franz Messerklinger begonnen. Die gesamten Baukosten wurden durch Spenden der Vereinsmitglieder und Firmen gedeckt. Die Einweihung wurde am 25.10.1964 gefeiert. Für viele unbekannt, übernimmt der Kapellenverein Ernsting, unter dem jetzigen Obmann Ing. Franz Messerklinger, alleine die Verantwortung für die Erhaltung und den "Betrieb" der Kapelle.
Die Wallfahrtskapelle Ernsting ist zu Ehren der Himmelkönigin zu Maria Kirchental, einem bekannten Wallfahrtsort in St. Martin bei Lofer geweiht. Schon das Fenstergitter über der Eingangstür mit dem Zeichen für "Maria" und das Geländer am Vorplatz mit der Inschrift "HILF", weisen darauf hin. Die Eingangstür ist mit Kupferreliefs vom Hl. Florian und dem Hl. Leonhard geziert. Der Kapellenturm mit einem Runddach und einem Messingkreuz beinhaltet zwei Glocken, welche bei den Messen und Veranstaltungen geläutet werden. Am Vorplatz wurde ein kleiner Springbrunnen errichtet.
Das Innere der Kapelle ist mit einer kleinen Altarnische ausgestattet, die eine Statue der Himmelkönigin enthält. Der Altartisch besteht aus einer Marmorplatte auf Steinpfeilern. An den Wänden sind Figuren des Hl. Josef, der Hl. Barbara und des Hl. Christophorus angebracht. Das einfache Holzgestühl bietet Platz für ca. 35 Personen. Neben dem geschnitzten Holzkreuz ist die Kapelle vor kurzem mit einem neuen, handgemalten Bild der Himmelskönigin Maria Kirchental mit der detailgetreuen Darstellung der Kirche bei St. Martin und der Ernstinger Kapelle bereichert worden.
Im Jahr 1989 und im Sommer 2007 waren umfangreiche Sanierungsarbeiten erforderlich, um dieses Kleinod zu bewahren. Durch tatkräftige Mithilfe der Kapellenvereinsmitglieder ist es gelungen, der Kapelle wieder neuen Glanz zu verleihen. Dem Kapellenverein wird dafür ein großer Dank ausgesprochen. Ohne dessen Mitglieder wäre es nicht möglich, die Kapelle in dieser Form zu erhalten.
Die Wallfahrtskapelle Ernsting ist hier zu einer bedeutenden kulturellen Einrichtung geworden und dient als geistlicher Ort für Taufen, Gedächtnismessen, Jubiläumshochzeiten usw. Diese Veranstaltungen werden meist im familiären Kreis abgehalten.
Als Pfarrer Mag. Markus Menner nach Ostermiething kam, war es für ihn selbstverständlich, auch in der Kapelle Ernsting die Dienste der Kirche zu übernehmen und hier die wöchentliche Messe, Taufen, und andere Feiern abzuhalten. Die Kapelle Ernsting steht zum Besuch der Donnerstagsmesse um 19.00 Uhr für alle offen.
Text: Arnold Rusch