Pfarrwallfahrt 2023
Heute steht die Wallfahrtskirche Klein – Mariazell, eine Romanisch-barocke Basilika (12.-18.Jh) auf dem Programm, in der für 10:00 eine hl. Messe geplant ist.
Nur durch Einklappen von Außenspiegeln an einigen intelligent geparkten PKW`s, steuerte Walter unseren Buss, durch einen Freiraum sichtlich unterhalb der Busbreite, wieder auf „Normalstraßen“. Prompt erfolgte ein spontaner Sonderapplaus. So, die Strecke war nun frei und führte uns erst über die Autobahn, dann aber in die Tiefen des Wienerwaldes. Vorbei an der kleinen Wallfahrtskirche St. Corona am Schöpfl und noch tiefer in ein bewaldetes Seitental der Triesting. Dort hätten wir aber eher Fuchs und Hase erwartet, als diesen einmaligen Sakralbau, Klein Mariazell.
Der Legende nach hat sich ein adeliges Brüderpaar, nach jahrelangem Streit an diesem Ort wieder versöhnt, was in weiterer Folge zur Entstehung dieses Gnadenortes geführt hat. Nach dem Eintritt durch das spätromanische Westportal, öffnete sich wiederum förmlich der Himmel über uns und gab Fresken von unbeschreiblicher Ausdruckskraft, aus dem Leben Marien`s frei.
Der absolute Höhepunkt aber, war der Gnadenaltar mit dem Gnadenbild der Gottesmutter. Nach einer kurzen Einführung durch einen der Benediktinermönche, begann pünktlich unsere Messfeier. Es war schon ein ganz besonderes Hochgefühl, ausgerechnet in diesem „sakralen Raum“, einer hl. Messe beiwohnen zu dürfen.
Nach einer kurzen Besichtigung des Frühgotischen Kreuzganges, erfolgte die Weiterfahrt zum nächstenHighlight, der Marien-Wallfahrtskirche Hafnerberg. (erbaut 1729-1745) Das Kuppelfresko in dieser Kirche, wird als der Höhepunkt der barocken Freskenmalerei Österreichs bezeichnet. Die zentrale Aufgabe dieses Freskos ist es, den Heilsplan Gottes für die Erlösung der Menschen und die Rolle Mariens darin zu zeigen. Aber nicht nur das Deckenfresko, sondern auch wirklich Alles, egal wohin man seinen Blick wandte, war von unübertrefflicher Schönheit geprägt. Es hinterlässt heute noch Hochachtung vor jenen Menschen, die „damals“ diese Kunstwerke geschaffen haben. Z.B. das Deckenfresko, (1744) das von Josef Ignaz Mildorfer, (ein Schüler Paul Trogers) stammt. Tief beeindruckt verlassen wir Hafnerberg und schon wenige Minuten später tauchten bereits die Dächer des
Stiftes Heiligenkreuz auf. Diese Zisterzienser-Abtei, besteht seit seiner Gründung im Jahr 1133 und ist damit nach dem Stift Rein, das weltweit zweitälteste Zisterzienserkloster. Derzeit leben dort 96 Mönche, die u.a. 21 Pfarreien und ein Priesterseminar betreuen. Aber bevor wir an einer Führung durch dieses Stift teilnahmen, genossen wir die gute Stimmung und die ebenso gute und rasche Verpflegung, durch kompetente Kellner mit Humor. Mindestens ebensolchen hatte auch unser Mönch, der uns anschließend durch die weitläufige Klosteranlage führte. Offensichtlich ein „Spätberufener“, was aus seiner Vorgeschichte zu hören war. Er erzählte nämlich, dass er als Angestellter im Ordnungsamt Wolfsburg (VW), Strafzettel an Falschparker verteilte. Auch darüber witzelte er und meinte lachend, dass er aus Angst vor diesen Parksündern, nach Österreich in dieses Kloster geflüchtet sei.
Tiefgründig, aber ebenso interessant und voller Witz, waren auch seine Erklärungen der einzelnen Stationen seiner Stiftsführung. Diese kann man weder beschreiben, noch erzählen, sondern man muss sie einfach miterlebt haben. Besonders beeindruckend aber waren, der Stiftshof mit der Dreifaltigkeitssäule, das romanische Langhaus, die Holzeinlagen an den Seitenteilen der Besucherbestuhlung, das barocke Chorgestühl, die Abteikirche im romanischen Stil mit dem Altarbild, das die Aufnahme Mariens in den Himmel darstellt. Die Sakristei, ein barocker Anbau mit einmaligen Barockfresken und den Schränken, das Werk zweier Laienbrüder.
Die Fraterie (Arbeitsraum der Brüder) aus dem Jahre 1240, gilt als einer der schönsten romanischen Räume der Welt. Auch die barocke Totenkapelle und der Kapitelsaal, der als Grablege der fürstlichen Förderer des Klosters dient. Was die Kaisergruft in Wien für die Habsburger ist, das ist Heiligenkreuz für das Geschlecht der Babenberger.
Im Lesegang des Kreuzganges, wird täglich ein Abschnitt aus der Regel des hl. Benedikt vorgelesen. Tief beeindruckt haben wir Heiligenkreuz wieder verlassen und hatten nun Zeit, die gewaltigen Eindrücke des heutigen Tages, beim gemeinsamen genussvollen Abendessen zu verarbeiten.
Fotos und Reportage: Hannes Hohengassner