Marias Weg
Predigt Vierter Adventsonntag, 22.12.2024
Perikopen: Hebr 10,5-10 Lk 1,39-45
Liebe Brüder und Schwestern im gemeinsamen Glauben!
Diese gute Begegnung von Maria und Elisabeth, beide in guter Hoffnung ist uns wohl bekannt. Viele Bilder haben diese unter dem Titel Mariä Heimsuchung dargestellt. Vielleicht sollten wir heute einmal nicht bei der Begegnung der beiden Frauen stehen bleiben, sondern bei dem Weg, den Maria zurückgelegt hat. „In jenen Tagen machte sich Maria auf dem Weg und eilte in eine Stadt im Bergland von Judäa.“ Was war das für ein Weg.
Erstens: Nicht unbedingt ein kurzer Weg, ein eher langer Weg. Es war ein Weg für den man mehrere Tage brauchte, ein Weg von ca. 150 Kilometer, den Maria, ein junges Mädchen von ca. 15-16 Jahren hier zurücklegt, um Elisabeth die gute Nachricht zu sagen und ihr selber in ihrer Schwangerschaft beizustehen. Wir sind heute gewöhnt große Distanzen relativ schnell zurückzulegen. Wir können lange Wege zu kurzen Wegen machen. Ob das immer gut ist steht auf einem anderen Blatt. Überall funktioniert das nämlich nicht, und überall würden wir das auch nicht wollen. Denken wir an unseren Lebensweg. Das ist ein langer Weg. Er beginnt mit unserer Geburt und endet mit unserem Tod. Wer würde schon wollen, dass er von einem Tag auf den anderen zu Ende ist. Oder unser Glaubensweg ist genauso. Ein ganzes Leben ist Gott dabei. Ja noch länger. Er steht in seiner göttlichen Vorsehung schon hinter mir, ehe ich in dieser Welt bin. Der Glaube an die göttliche Vorsehung ist etwas Wichtiges, was oft vergessen und vernachlässigt wird. Und mein Glaubensweg er kommt nicht einfach zu einem Ende. Er geht hinein in die Vollendung Gottes. Wir müssen wieder den Wert der langen Wege für uns erlernen. Es geht nicht so schnell, wie unserer schnelllebige Zeit uns vormacht. Schritt für Schritt ist viel besser. Mit der Kunst der kleinen Schritte erhält das Leben eine andere Qualität, eine Qualität, die auch aus einer gewissen Geduld und Gelassenheit her kommt. Und im Blick auf Gott ist hier eigentlich nur ein Psalmwort angebracht, das alles aussagt: „Unsere Tage zu zählen lehre uns, dann gewinnen wir ein weises Herz.“ Gehen wir die Wege so wie sie sind, machen wir keine künstlichen Abkürzer, die bringen uns dem Ziel nicht unbedingt näher.
Zweitens: Ein Weg allein. Mara war alleine unterwegs auf ihrem Weg. Es wird uns nicht berichtet, dass sie jemanden begleitet hat oder sie einen anderen Menschen getroffen hat. Alleinsein hat eine doppelte Seite. Die eine ist unangenehm. Wenn man viel allein ist, kann es sein, dass man einsam wird. Das kann aufs Gemüt drücken. Die andere Seite des Alleinseins ist, dass man Zeit zum Nachdenken hat, dass man die eigenen Gedanken kreisen lässt, dass man manches Orten, man zu sich kommt, man die Reise ins Innere antritt, die wichtigste Reise. Was hat Maria hier wohl alles zum Nachdenken gehabt. Kurz zuvor der Engel, die große göttliche Erwählung und Berufung. Dem musste sie wohl erst einmal innerlich gewiss werde, mit dem musste sie klar kommen. Das hat sie wohl getan, sonst hätte sie wohl Elisabeth nicht derartig freudig begegnen können, und sonst wäre aus ihr wohl nicht das Magnifikat herausgesprudelt. Maria bewahrte mit dem Herzen, heißt es dreimal im Evangelium. Vielleicht hat sie das auf diesen Weg gelernt, ganz allein, was es heißt im Herzen zu bewahren. Es müssen auch wir uns immer wieder einmal allein auf den Weg begeben, nachdenken über unser Leben mit Gott. Wie oft hat sich Jesus in die Einsamkeit gezogen, um seinen himmlischen Vater zu begegnen, und so auch sich selber. Wir müssen fähig werden manche Wegstücke unseres Lebens allein zurückzulegen, um so Gott besser zu begegnen.
Drittens: Ein Heilsweg. Der Weg Marias ist ein Heilsweg, weil sie Gott selber unter dem Herzen trägt und ihn zu Elisabeth getragen hat. Wir können unsere Lebenswege zu Heilswegen machen, wenn wir Gott in unserem Inneren wirklich mitnehmen, wenn er wirklich dabei ist. Meditieren wir ein wenig diesen Heilsweg Mariens. Maria unterwegs durch Felder und Wälder, über Berge und Täler. Äußerlich so arm, innerlich so reich, da Jesus im Herzen. an ihn denkt sie auf dem mühsamen Weg. Für ihn trägt sie alle Anstrengungen. So vererbt die gute Mutter Maria auch ihrerseits all ihr Bewahren im Herzen auf ihr Kind. Wenn ich Jesus im Herzen trage, ist selbst ein mühsamer Lebensweg nur ein Weg des Friedens, eine goldene Linie zu Gott. Ohne Jesus sind die größten Werke tot. Was für eine gegenseitige Freude, als die guten Menschen Maria und Elisabeth sich wiedersehen. Ich kann mich bemühen gegenüber meinen Mitmenschen solche Liebe im Herzen tragen. Elisabeth erkennt, dass Maria die Mutter Gottes ist. Sie fühlt sich nicht würdig, dass Maria bei ihr einkehrt. „Du bist gebenedeit unter den Frauen, und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes. „Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt?" Und dann auf diesem Weg. Jesus und Johannes. Mit den Müttern begegnen sich zum ersten Mal Jesus und Johannes, die zwei Größten der Weltgeschichte. Selten hat die Welt eine solche Freude gesehen wie jetzt bei Maria und Elisabeth. Ihre Freude kommt von Gott und geht zu Gott. „Meine Seele preist die Größe des Herrn.“ Gott, schenke auch große Freude in dir.
Und Maria schreibt alles Gott zu: "Auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut." Maria schaut auch voraus, wie in Zukunft alle Menschen sie ehren werden. "Siehe, von nun an werden mich selig preisen alle Geschlechter der Erde." Auch wir dürfen Maria ehren, dass unser Weg ein Heilsweg wird. Wie Maria auf ihrem Weg, so will ich Gott in meinem Leben im Herzen tragen. Ihm will ich alle meine Gedanken, Worte und Werke, alle meine Leiden und Freuden anvertrauen.
Liebe Brüder und Schwestern!
Es zahl sich aus den Weg Mariens zu betrachten und noch vielmehr nachzugehen. Es ist ein langer Weg, sie geht ihn allein. Es ist ein Heilsweg. Möge auch unser Lebensweg immer mehr zum Heilsweg werden. Amen.