Der Weg zum ewigen Leben
Predigt 28. Sonntag im Jahreskreis, 13.10.2024
Perikopen: Hebr 4,12-13 Mk 10,17-30
Liebe Brüder und Schwestern im gemeinsamen Glauben!
Mir ist er nicht unsympathisch, dieser Mann aus dem Evangelium. Er hat nämlich fragen, nicht irgendwelche Alltagsfragen, sondern die entscheidende Frage überhaupt: „Was muss ich tun um das ewige Leben zu erben?“ Ich fürchte, dass das heute nicht .unbedingt die Hauptfrage der Menschheit ist, aber gut. Der Reiche denkt sich, dass er viel hat, auch viel Gutes, er hält die Gebote, aber wie wird das Leben insgesamt perfekt. Jesus gibt ihm eine Antwort, die ihn traurig macht: „Du hast nicht zu wenig, du hast zu viel. Lerne los zu lassen. Verkaufe was du besitzt.“ Was bedeutet das.
Erstens: Die Umarmung durch Jesus annehmen. Da sah Jesus ihn an, gewann ihn lieb, wörtlich umarmte ihn. Diesen Satz übersieht man mitunter, aber es ist der Schlüsselsatz. Diese Zuwendung Jesu, die auch uns gilt, wäre die Chance in seinem Leben. Doch der reiche Mann kann die Umarmung nicht annehmen. Er hat die Hände zu voll. Das macht ihn traurig. Es ist ähnlich wie wenn eine Mutter ihren Kind zuruft: „Komm in meine Arme.“ Aber das Kind hat die Hände voll Spielzeug und kann nicht davon lassen. Es bleibt alleine. Beim Mann ist es genauso. Er vertraut dem Besitz mehr als der Umarmung Jesu. Er geht traurig weg. Er wird nicht verworfen deshalb, aber er ist traurig. Das Schicksal einer missglückten Jüngerberufung, das sich vielleicht irgendwie in jedem Leben einmal ereignet. Im Herbst lernen die Bäume die Blätter loszulassen. Manche Menschen lernen es nie. Wer die Umarmung Jesu erwidern will muss die Hände leer machen und sie ausstrecken.
Zweitens: Und da ist dann das Kamel mit dem Nadelöhr. „Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als das ein Reicher in das Reich Gottes kommt.“ Wie oft hat man versucht dieses Wort zu entschärfe, damit vielleicht doch das fetteste Kamel irgendwie durch das Nadelöhr durchgeht. Christian Morgenstern hat einmal spöttisch bemerkt: „Und in der Tat. Das Vieh ging durch, obzwar sich quetschend wie ein Lurch.“ Jesus hat wohl genau das gemeint, was er sagte. Die Angst zu verlieren, macht eng wie ein Nadelöhr. Diese Angst muss weg. Wer Jesus vertraut, der gewinnt viel dazu. Gott nimmt uns ja nichts, er schenkt uns so viel, er schenkt uns alles. Das müssen wir uns sagen. Dem dürfen wir trauen. Wieviel ist uns im Glauben geschenkt? Diese Frage darf uns beschäftigen. Man darf freilich einen Fehler nicht machen, nämlich sich auf die Armut im Geist berufen. Armut ist nicht nur eine Sache der Gesinnung. Ich kann nicht nur in der Gesinnung mit den Armen solidarisch sein. Es geht um mehr.
Drittens: Es geht ums Konkrete, ums Teilen. Wie sehr der Besitz die Einstellung ändert und den Charakter verdirbt, das sieht man in unserem Wohlstandsland. Der Wohlstand hat wahrlich viel verdorben. Wie schwer fällt es uns, wenn wir kleine Einschränkungen hinnehmen müssen. Wie gut funktioniert in unserer Gesellschaft die Mentalität des Zu-kurz-Kommens. Wie schaut es mit unserer Bereitschaft zun Teilen aus? Das ist die Gretchenfrage in Sachen Armut. Man denkt sich, Menschen, die viel besitzen können am ehesten etwas abgeben. Leider zeigt die Erfahrung das Gegenteil. Bei den Reichen kann man das Sparen lernen. „Wer kann dann noch gerettet werden?“ Jesus vertraut darauf, dass bei Gotte mehr möglich ist. Er kann ein gieriges Herz aufbrechen, er kann den Menschen von ihnen her verwandeln. Lassen auch wir uns immer wieder von Innen her aufbrechen und verwandeln.
Liebe Brüder und Schwestern! Der Mann im Evangelium ist nicht perfekt und auch wir sind es nicht. Aber die Frage nach dem ewigen Leben sollte das sein in unserem Leben. Wir kennen auch den Weg. Er geht über die Umarmung Jesu, die sich im Kamel mit dem Nadelöhr sehr radikal zeigt, und dass das Ganze dann auch wirklich konkret wird, durch tatkräftige Nächstenliebe. Den Weg kennen wir, gegen müssen wir in selber. Maria´, die Rosenkranzkönigin, ist eine, gute Wegbegleiterin, der wir uns anvertrauen dürfen. Amen.