Erntedank
Predigt Erntedankfest in Oberkappel, 25. Sonntag im Jahreskreis, 22.9.2024
Perikopen: Jak 3,16-4,3 Mk 9,30-37
Liebe Brüder und Schwestern im gemeinsamen Glauben!
Erntedank, wir danken Gott für die Ernte, die wir haben. Wir danken Gott, dass wir mehr als genug zum Leben haben. Oder heute vielleicht einmal anders gesagt, wir machen uns bewusst, wie gut es uns eigentlich geht. Den meisten Menschen bei uns geht es gut. Aber der Mensch neigt zu Vergesslichkeit und zum Übersehenen. Schauen, wie gut es uns geht. Das möchte ich am heurigen Erntedank mit euch tun. Und da habe ich heute drei Hilfen für uns.
Erstens: Eine Weltstatistik mit fünf Feststellungen, die wir auf unser Leben hin lesen dürfen. Sie dürfen uns helfen unsere Zufriedenheit zu erforschen. 1. Falls du heute Morgen nicht krank, sondern gesund aufwachst, bist du glücklicher als 1 Million Menschen, welche die nächste Woche nicht erleben werden. 2. Falls du nie einen Tag Krieg erfahren hast, niemals Einsamkeit Gefangenschaft, oder Hungernsont, dann bist du glücklicher als 500 Millionen Menschen in der Welt. 3. Falls sich in deinem Kühlschrank Essen befindet, du Kleider hast, ein Dach über dem Kopf und ein Bett zum Schlafen, bist du reicher als 75 Prozent aller Erdenbewohner. 4. Falls du ein Bankkonto hast, Geld in der Geldbörse und auf kein Kleingeld achten musst, gehörst du zu den 8 Prozent der wohlhabenden Menschen in dieser Welt. 5. Falls du diese Statistik liest, bist du besonders privilegiert, denn du gehörst nicht zu den Milliarden Menschen, die nicht lesen können. Soweit diese Statistik. Einladung zum Nachdenken, wie gut es uns geht.
Zweitens: Ein kleines Dankebuch schreiben. Folgendes habe ich hier von einem jungen Menschen gefunden. Er schreibt: Auf meinem Nachttisch liegt neben anderen Büchern ein spezielles Dank-Buch. Vor dem Einschlafen notiere ich jeweils drei Dine, für die ich dankbar bin. Normalerweise lese ich frühere Eintragungen nicht durch. Aber an Tagen, an denen es mir schwer fällt, das Schöne und Leichte, das Helle und Freudvolle in meinem Leben zu erkennen, blättere ich in diesem Dank-Buch. Meistens hellt sich meine Stimmung schon nach wenigen Seiten auf. Ich erfahre dabei, dass ein dankbarer Mensch nicht gleichzeitig unglücklich sein kann. Ein hierzu passendes Sprichwort lautet: Nicht die Glücklichen sind dankbar, sondern die Dankbaren sind glücklich. Das Dank-Büchlein wäre ein guter Tagesrückblick, so könnte jeder Tag ein Erntedankfest im Kleinen werden.
Drittens: Eine eigene Dank-CD. Das hat nun ein älterer Mensch gemacht, nämlich eine Frau bei ihrem 75. Geburtstag. Da hat sie sich etwas ganz Besonderes ausgedacht. Sie lässt sich von einer bekannten Journalistin interviewen. Ihre ganze Lebensgeschichte kommt zur Sprache, ihre Höhen und Tiefen in Beruf und Familie, ihre Begasbungen und Talente, ihre Begegnungen und Erfahrungen mit den Menschen. Das Interview erschöpft sich nicht in den Erinnerungen. Das Leben wird gedeutet und gewichtet und immer wieder blitzt durch, dass die Jubilarin ihr Leben als großes Geschenk betrachtet. Das Interview lässt die Frau auf eine CD brennen. Diese schenkt sie an ihrem Geburtstag allen Menschen, die ihr wichtig sind. Die CD hat einen aussagekräftigen Titel, nämlich Erntedank. Es ist der Rückblick auf ein langes Leben, in dem viel Saat aufgegangen ist und viele Früchte gewachsen sind. Die Lebens-, Glaubens-, und Beziehungsfrüchte sind vielleicht die wichtigsten auf dem Erntedankaltar. Man kann sie jedoch nur mit dem Herzen sehen. Es braucht hier den Blick des Kindes. Ein solches hat Jesus in die Mitte gestellt. Wie gerne streiten die Menschen, wer der Größte ist. Und dort, wo man immer nur der Größte sein will, bekommt man automatisch immer zu wenig, und das nicht nur im materillen Sinn, und dann übersieht man leicht, wie gut es einem eigentlich geht.
Liebe Brüder und Schwestern!
Erntedank, heuer einmal ein bewusstes Schauen, wie gut es uns eigentlich geht. Die Weltstatistik, das Danke-Buch und die Dankes-CD können uns eine große Hilfe sein, dann heißen wir nicht nur Kinder Gottes, sondern sind es auch. Denn eines ist klar, Gotteskinder sind immer dankbar gegenüber ihrem himmlischen Vater. Und das größte Unglück des Atheisten, des Menschen, der Gott nicht kennt und braucht, ist, dass er keinen Gott hat, keine Adresse, wo er seinen Dank hinschicken kann. Amen.