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So. 02.06.24

Der Sabbat

Mag. Maximilian Pühringer
Mag. Maximilian Pühringer
M.: 0676/88084811
E.: maximilian1985@gmx.com

Der Sabbat ist für den Menschen da.“ Wie können wir das heute umsetzen im Blick auf den Sonntag, der für uns Christen der erste Tag der Woche ist?

Predigt 9. Sonntag im Jahreskreis, 2.6.2024

Perikopen: Dtn 5,12-15            Mk 2,23-3,6

 

Liebe Brüder und Schwestern im gemeinsamen Glauben!

Ein sommerliches Bild dürfen wir im Evangelium anschauen. Ein wogendes Ährenfeld, kurz vor der Ernte. Dort ist Jesus mit seinen Freunden unterwegs. Nahezu eine Idylle. Die Jünger reißen Ähren ab und verspeisen die Körner. Ob Getreidekörner so gut schmecken? Was soll das Ganze? Ist doch harmlos! Nicht einmal Diebstahl. Sogar gesetzlich erlaubt. Im Buch Deuteronomium (alttestamentlicher Gesetzestext) heißt es: „Wenn du durch das Kornfeld eines anderen kommst, darfst du mit der Hand Ähren abreisen, aber die Sichel darfst du auf dem Kornfeld eines anderen nicht schwingen.“ Also gar nicht schlimm, was die Jünger Jesu machen. Wo kein Kläger, da kein Richter. Doch prompt melden sich die Gesetzeshüter. Das Ährenrupfen geschieht am Sabbat. Ährenrupfen gilt als Arbeit. Damit ist es am Sabbat verboten. Nun könnte man über die Pharisäer sagen: Die ticken doch nicht richtig. Wegen ein paar Ähren am Sabbat so ein Theater zu machen! Wie oft wird Streit angefangen, obwohl es sich nicht auszahlt. Wie reagiert Jesus auf die Vorwürfe der Pharisäer? Er bleibt sachlich und führt David als Beispiel an. Als Beispiel dafür, dass jemand unter Umständen etwas Verbotenes tun kann, ohne sich schuldig zu machen.  Not kennt kein Gebot. Keine Regel ohne Ausnahmen. Ganz entscheidend ist, was Jesus dann sagt: „Der Sabbat ist für den Menschen da, nicht der Mensch für den Sabbat.“ Unser Miteinander braucht Regeln und Ordnungen. Das fängt im Straßenverkehr an und hört bei gesetzlichen Verordnungen auf. Aber sie dürfen nicht ausufern, sie dürfen nicht zum Selbstzweck werden. Jesus wendet sich heute im Evangelium – wie auch an anderen Stellen – gegen eine zu penible und kleinliche Auslegung des Sabbatgebotes. „Der Sabbat ist für den Menschen da.“ Nicht Gott braucht diesen Tag, sondern der Mensch. Der Sabbat, wie auch unser Sonntag, soll dem Menschen zum Heil gereichen und ihm zum Segen werden. Er soll befreien und nicht wieder unterdrücken. Gott will nicht, dass wir total in Beruf und Arbeit aufgehen und schließlich darin untergehen. Er will die heilsame Unterbrechung von alltäglicher Routine und Betriebsamkeit. Er will die Befreiung von ständiger Unrast, pausenlosem Aktivismus und permanentem Gefordert- Sein. Der Mensch soll abschalten können von den Sorgen des Alltags und den Zwängen der Arbeit. Er soll herauskommen aus dem Hamsterrad der täglichen Pflichten und Aufgaben, ausspannen, aufatmen. Der Sabbat will ein Atemholen der Seele ermöglichen. Es geht Jesus nicht darum, den Sabbat abzuschaffen. Jesus hat den Sabbat grundsätzlich anerkannt. Es ist gut, dass es ihn gibt. Carl Gustav Jung hat einmal gesagt: „Der Sabbat ist das größte Geschenk des Judentums an die Menschheit“ Und er hat recht. Das Sabbatgebot schützt den Menschen vor Ausbeutung und Versklavung.  Aber schlimm ist es, wenn er durch pharisäisches Gesetzesdenken wiederum in eine Form der Unterdrückung führt. Im Laufe der Zeit kamen zum Sabbatgebot viele Vorschriften und Bestimmungen dazu, immer neue Festlegungen. Ein ausgefeiltes Regelwerk von Menschen erdacht und gemacht. Jesus geht es darum, den Sabbat auf seinen ursprünglichen Sinn zurückzuführen und ihm die Bedeutung zu geben, die Gott gewollt hat. Der zentrale Satz lautet: „Der Sabbat ist für den Menschen da, nicht der Mensch für den Sabbat.“ Und Jesus fügt hinzu: „Denn der Menschensohn ist Herr auch über den Sabbat.“ Wenn Jesus das sagt, wenn er sich als Menschensohn bezeichnet und wenn er behauptet, Herr auch über den Sabbat zu sein, dann tritt er mit einem ungeheuren Anspruch auf. Er reklamiert für sich eine Vollmacht sonders gleichen. Er nimmt für sich etwas heraus, was nur Gott zusteht. Er stellt sich damit auf eine Ebene mit Gott, der den Sabbat eingesetzt hat, als er am 7. Tag der Schöpfung ausruhte. Vor dem Ährenrupfen im heutigen Evangelium hat Jesus im Zusammenhang mit der Heilung eines Gelähmten Sünden vergeben, was letztlich allein Gott kann. Das hat die Führer der Juden bereits gehörig gegen ihn aufgebracht. Anschließend an die Episode des Ährenrupfens heilt Jesus am Sabbat in der Synagoge einen Mann mit einer verdorrten Hand. Alles am Sabbat. Da platzt den Gesetzeshütern vollends der Kragen. Sie streben seine Hinrichtung an.

 

Liebe Brüder und Schwestern!

Um was geht es eigentlich? Vordergründig geht es im heutigen Evangelium um den Sabbat. In Wirklichkeit geht aber darum, wer Jesus ist. Es geht um den Anspruch Jesu, den Willen Gottes endgültig und mit göttlicher Vollmacht zu verkünden und auszulegen. „Der Sabbat ist für den Menschen da.“ Wie können wir das heute umsetzen im Blick auf den Sonntag, der für uns Christen der erste Tag der Woche ist? Gott hat Interesse am Heil des Menschen. Das Heil des Menschen besteht nicht in Gewinn- und Profitmaximierung, auch nicht in Produktionssteigerung oder in noch mehr Konsum. Wie oft setzt sich der „Stress der Woche“ am Sonntag fort? Auch ein Zuviel an Terminen und Aktivitäten in der Freizeit kann die sonntägliche Ruhe rauben und auf Dauer dem Heil des Menschen mehr schaden als nützen. Wichtig ist, dass wir auf unsere Beziehungen schauen. Sie sind das einzig Bleibende. Mein Appell: Finden wir am Sonntag zu uns selbst! Und finden wir zu dem, der unser Ursprung ist und unser Ziel! Nehmen wir uns auch Zeit für die Begegnung mit ihm, dem wir so viel zu verdanken haben! Was in der Diskussion um den Sonntag auch heute notwendig wäre, das hat meines Erachtens der Münchner Kardinal Faulhaber einmal auf den Punkt gebracht: „Gib der Seele ihren Sonntag und gib dem Sonntag seine Seele.“ Das wär’s, auch heute noch, beides: Der Seele ihren Sonntag geben und dem Sonntag seine Seele. Amen

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