Die Hochzeit
Predigt 28. Sonntag im Jahreskreis, 15.10.2023, VA Lb., Ok.
Perikopen: Jes 25,6-10 a Mt 22,1-14
Liebe Brüder und Schwestern im gemeinsamen Glauben!
Hochzeit ist in der Bibel ein Bild für das Zusammensein von Gott und Mensch. Gott möchte mit dem Menschen zusammen sein. Er hält mit dem Menschen Hochzeit. Das darf und soll ich immer im Hintergrund meines Lebens haben. In diesem Sinn schauen wir auf das heutige Gleichnis, in dem der Vater seinem himmlischen Sohn die Hochzeit ausrichtet.
Erstens: „Sie aber wollten nicht kommen.“ Die Eingeladenen wollen nicht kommen. Sie schlagen die Einladung aus. Das ist ein Bild, das unsere Zeit massiv trifft. Viele Menschen wollen nicht mehr kommen, wollen nicht mehr mit Gott zusammen sein. Das ist eine Entwicklung, die man nicht leugnen kann, auch wenn man es nicht gerne hört. Wir müssen uns doch einmal ganz persönlich die Frage stellen, wie intensiv es mein Herzensbedürfnis ist, mit IHM zusammen zu sein. Es sind ja, wie im Gleichnis, oft nicht einmal schlechte Dinge per se, die uns von Gott abhalten. Der Acker, die Heirat, das Geld, Essen und Trinken sind ja nicht prinzipiell verwerfliche Dinge. Aber unser Verhältnis zu diesen Dingen ist nicht immer richtig geordnet. Die Schöpfung kann zum Götzen werden, wenn sie sich vom Schöpfer loslöst, bzw. wenn wir sie vom Schöpfer loslösen. Es braucht, um mit Gott zusammen zu sein, diese tiefe innere Orientierung auf ihn hin, dass er der Brennpunkt meines Lebens ist, dass er an erster Stelle steht. Nicht Gott tritt in Konkurrenz zur Schöpfung und zum Menschen, aber der Mensch tritt in Konkurrenz zu ihm, wenn er nur mehr auf den eigenen Acker läuft, und nicht mehr auf das Erntefeld Gottes. Räumen wir diese Einstellung, dieses nicht Kommen Wollen, aus unserem Herzen.
Zweitens: „Da bemerkte der König einen, der kein Hochzeitsgewand anhatte.“ Das fehlende Hochzeitsgewand. Um was geht es da? Das uns in vielen Bereichen der Kleidungsstil abhandengekommen ist, ist die eine Sache. Aber das ist hier wohl nicht gemeint. Das biblische Hochzeitsgewand ist etwas anderes. Es wird direkt auf der Haut getragen, unter allen Verkleidungen mit denen wir Menschen uns umgeben. Paulus sagt einmal: „Ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus als Gewand angelegt.“ In der Taufe wurden wir bekleidet mit diesem Kleid, in der Firmung werden wir bestärkt es gerne und bewusst zu tragen, und in der Eucharistie wird uns bewusst, dass wir von diesem Gott leben können. Das fehlende Hochzeitsgewand steht für fehlenden Glauben, fehlende Hoffnung und fehlende Liebe. Der Mann der vor die Tür gesetzt wurde, hing an seinem alten Kleid. Er wollte so bleiben wie er ist. Er wollte nicht glauben, hoffen und lieben. Genau das wird ihm zu Gericht: „Werft ihn hinaus.“ Das ist für uns hart. Wir haben uns ja von allen Gerichts- und Höllenängsten entledigt. Die Botschaft Jesu verbietet uns aber auch mit einer billigen Versöhnung für alles zu rechnen. Man kann die Einladung zum Festmahl verpassen und das Leben verfehlen.
Drittens: „Viele sind berufen, aber nur wenige auserwählt.“ So endet das Gleichnis. Was bedeutet das? Meint es, dass sowieso nur ganz wenige schaffen werden in den Hochzeitssaal zu kommen? Heißt es, dass wer einmal die Einladung Gottes versäumt hat, keine zweite Chance mehr bekommt? Das wohl nicht. Es würde der biblischen Botschaft vieler Stellen widersprechen. Origines, eine Theologe des 3. Jahrhunderts, hat hier einen schönen Gedanken formuliert. Er sprach vom wartenden Christus. Christus wartet so lange an der Tür des Hochzeitssaales, bis jeder Mensch in den himmlischen Hochzeitssaal eingetreten ist. Erst dann zieht er ein und feiert mit allen die Gemeinschaft des ewigen Lebens. Christus wartet auf alle Menschen, dass sie sich würdig machen, durch die geöffnete Tür in den himmlischen Hochzeitssaal einzutreten und in die Gemeinschaft mit Gott zu kommen. Der wartende Christus spornt uns an, ihn nicht warten zu lassen und auf ihn zuzugehen.
Liebe Brüder und Schwestern!
Hochzeit in der Bibel. Zusammensein, Zusammenkommen von Gott und Mensch. Es sollte uns ein Herzensbedürfnis sein gerne mit IHM zusammen zu sein. Wir müssen uns dafür bekleiden mit dem Hochzeitsgewand von Glaube, Hoffnung und Liebe. Und wir dürfen dem wartenden Christus entgegengehen, der nicht anders tut, als uns zu erwarten. Maria, die Rosenkranzkönigin, die uns im Oktober besonders begleitet, möge uns immer wieder hinführen zu ihrem Sohn, der mit uns Hochzeit halten, mit uns zusammen sein will. Amen.
