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So. 14.05.23

Nächstenliebe

Mag. Maximilian Pühringer
Mag. Maximilian Pühringer
M.: 0676/88084811
E.: maximilian1985@gmx.com

Wo echte Liebe ist, bekommt die Welt eine Zukunft.

Predigt Sechster Ostersonntag, 14.5.2023

Perikopen: Apg 8,5-8.14-17                  Joh 14,15-21

 

Liebe Brüder und Schwestern im gemeinsamen Glauben!

Im heutigen Evangelium geht es wie sooft um die Liebe als Motiv die Gebote Gottes zu halten. Als Christen können wir nicht oft genug über die Liebe nachdenken, um sie konkret werden zu lassen. Das passt auch gut zum Muttertag, als Anlass des Dankes für viel konkrete mütterliche Liebe in der Welt von heute. Papst Johannes Paul II. sagte, dass „die Zukunft der Welt an der Liebe hängt.“ Wo echte Liebe ist, bekommt die Welt eine Zukunft. So scheint es mir sinnvoll über die christliche Nächstenliebe nachzudenken. Es gibt verschiedene Arten der Nächstenliebe.  

 

Erstens: Leichte Nächstenliebe. Es sind einfache Formen des Helfens, die uns automatisch von der Hand gehen. Wer muss lange nachdenken, ein weinendes Kind aufzuheben, wenn es hingefallen ist. Nächstenliebe kann leicht fallen, wenn man das Elend eines Menschen direkt vor Augen hat. Nächstenliebe fällt leicht, wenn es sich um menschliche Grundbedürfnisse handelt, wie den Hunger. Nächstenliebe fällt leicht, wenn man einen unmittelbaren Erfolg sieht, oder ein gutes Echo zurückkommt: da leuchten Kinderaugen, spürt man Dankbarkeit, kommt ein herzliches Whats App oder ein aufrichtiges Danke zurück. Nächstenliebe fällt leicht, wenn man dadurch Schuldgefühle abarbeiten kann. Da lässt sich das Selbstbewusstsein etwas stärken. Leicht fällt Nächstenliebe bei Menschen, die uns sympathisch sind. Wenn ich persönlich auf mein Leben schaue, muss ich zugeben, dass der Großteil dessen, was ich als Nächstenliebe einordne in den Bereich der leichten Liebe fällt. Das dürfen wir bedenken. Damit wir uns nicht zu gut vorkommen und uns selbstzufrieden auf die Schulter klopfen. Nicht, als ob die leichtfallende Nächstenliebe nicht zu üben wäre. Nein, keinesfalls. Aber den Mantel der Selbstgerechtigkeit, mit dem sie sich gerne schmückt, sollten wir lieber abstreifen und im Kasten der Bescheidenheit tief unten verstauen.

 

Zweitens: Schwierigere Nächstenliebe. Es ist jene Liebe deren Ankommen ich nicht beobachten kann. Es kommt kein Echo zurück. Die Fernliebe ist schwieriger als Nahliebe. Gerade die Caritas ist oftmals mit dieser Spannung belastet. Dennoch ist diese Liebe wichtig. Im Buch der Psalmen steht ein schöner Appell zum grenzenlosen Gutsein, zur schwierigeren Nächstenliebe. Dort heißt es: „Herr, deine Güte reicht soweit die Wolken ziehen.“ Und doch ist es schwierig. Wir sind eben Menschen mit einem überschaubaren Kreis und tun uns schwer, wenn die Liebe in die Anonymität hineinreicht. Es ist ein Unterschied, ob ich einen vertrockneten Blumenstock gieße und sehe, wie er sich erholt, oder ob ich meine Spende in einen anonymen Strom einfließen lasse. Schwierig ist die Nächstenliebe, wenn mir das Gegenüber nicht liebenswert erscheint. Wir kennen sicher genügend Beispiele. Schwierig ist die Nächstenliebe, die nicht erwidert wird, aus der Mentalität unserer Zeit heraus, die alles selbstverständlich nimmt. Ein alter Bergretter hat einmal gesagt, dass sich in seinem ganzen Leben nur dreimal jemand für die Rettung bedankt hat. Und trotzdem ist diese Form der Nächstenliebe so wichtig, weil es eine Trotzdemliebe ist. Ich bemühe mich trotzdem. Ich möchte auch nicht Gleiches mit Gleichem vergelten. Die schwierigere Liebe ist wie eine 60 Watt Lampe, die Tag und Nacht leuchtet, und das ist mehr als ein heller Scheinwerfer, der nur kurz aufstrahlt.

 

Drittens: Schwierigste Nächstenliebe. Das ist, wenn in uns keine Luft mehr ist, wenn wir nicht mehr können. Wenn im Herzen Verbitterung aufsteigt und ich sage: „Ich kann nicht mehr.“ Man glaubt, dass man der/die Dumme ist. Man hilft ständig und wird ausgenützt. Die ganze Sache wird uns überdrüssig. Letztlich lebt aber jede menschliche Gemeinschaft, leben wir alle, von diesen „Dummen.“ Aber sind sie wirklich dumm? Im Alten Testament steht sinngemäß, dass am Ende der Welt die wahrhaft Dummen sichtbar werden. Ich bin mir sicher, dass jene, die sich trotz Frustration immer wieder in den Nächstenliebe eingeübt haben, sicherlich vor Gott nicht als die Dummen dastehen. Eine Anekdote erzählt, dass Teresa von Avila (die große Teresa), nachdem sie eine mühsame Klostergründung vollendet hat, vor den Tabernakel hintrat und sich beklagte, es sei doch unerhört, dass Leuten, die Schlechtes beabsichtigen, alles gelinge, sie selbst aber, die doch nur für Ihn arbeite, so viele Schwierigkeiten habe. Da sagt der Herr zu ihr: „Teresa, dies ist meine Art, meine Freunde zu behandeln.“ Worauf sie prompt antwortete: „Herr, jetzt verstehe ich, warum Du so wenige hast.“ Jesus ist auch ein mühsamer Freund. Die Nächstenliebe ist oft schwierigst. Zur Freundschaft gehört die Erfahrung, dass Gott anders ist. Die Andersartigkeit Jesu zeigt sich gerade im Leiden und Kreuz. Der Freund Jesus ist nicht die Erfüllung eigener Sehnsucht, auch kein Kuscheltier. Die Freundschaft mit Jesus ist verbunden mit einer großen Menschenkenntnis, mit Einfühlungsvermögen und einer Fähigkeit zur Freundschaft mit anderen Menschen.

 

Liebe Brüder und Schwestern!

Es gibt leichte, schwierigere und schwierigste Formen der Nächstenliebe. Alle sind wertvoll. Alle dürfen wir einmal ein wenig bedenken; denn die Liebe ist wichtig für Zeit und Ewigkeit. Maria, die Mutter der schönen Liebe, auf die wir im Mai besonders schauen, möge uns helfen immer mehr Liebende zu werden. Amen.

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