Wenn einer eine Reise tut –
Montag zeitig in der Früh um 05:15 ist Treffpunkt in Oberkappel – ein Bus der Fa. Glas Busreisen aus St.Ägidi fährt uns Oberkappler und Neustifter – genau 34 Personen an der Zahl – nach München zum Flughafen. Wir kennen uns alle bestens – da die meisten bei der Lourdes Reise vor 2 Jahren ebenfalls dabei gewesen sind. Bei der Busfahrt dösen wir ein wenig dahin, sind wir ja doch halbwegs zeitig aus dem Bett gekommen. Bei der Zufahrt zum Flughafen gibt es eine Umleitung – die uns so umleitet, dass der Chauffeur fast nicht mehr zum Terminal findet. Nach einmal umkehren und nachdem wir am Flughafen eine kurze Rückwärtsfahrt einlegen müssen (da sind wir dann ein wahres Verkehrshindernis) treffen wir am richtigen Terminal 2 ein. Wie es dann ist sind die Koffer aufs Förderband zu legen und die entsprechende Bestätigung wird ausgedruckt. Ein netter Mann erklärt uns wie es funktioniert – aber es gilt, dass man diese Arbeit selbst erledigt.
Jetzt gleich zur Sicherheitskontrolle – eine endlos lange Schlange bewegt sich in den Abgrenzungsschlangen – und es ergibt sich so manches Gespräch mit anderen Fluggästen oder mit den Mitreisenden. Jetzt an der Sicherheitsschleuse - Hosentaschen ausräumen, den Gürtel ablegen – Handtasche, Geldbörse, Uhr und Jacke in die Plastikschüssel und zum Sicherheitscheck – Oje, bei mir hats was – meine Zuckerl in der Hosentasche sind das Hindernis – heraus damit und alles passt. Jetzt ist das Gröbste geschafft – und wir haben uns einen kleinen Imbiss verdient. (wer will kann auch Münchner Weiße frühstücken – gehört ja zu bayrischen Tradition)
Um 10:30 Uhr ist Boarding – und aus dem Lautsprecher kommt die Meldung, das der Flug nach Warschau überbucht ist und sich Freiwillige melden sollen, die erst um 16:00 Uhr beim nächsten Flug mitfliegen. Bei uns hat es den Kapfer Karl erwischt – er hat leider nicht Online eingecheckt und so ist kein Sitzplatz reserviert – dass es das überhaupt geben darf, wenn sowieso die ganze Gruppe vom Reisebüro gebucht wurde! Jetzt ist Hr. Maximilian gefragt und er zögert keine Minute – schnell das Reisebüro angerufen, die müssen hier eingreifen. Und nach längerem Hin und Her kommt die erlösende Meldung – Karl darf mit.
Kurz nach 11:00 Uhr geht es ab nach Warschau – wir haben schönes Flugwetter und fliegen entlang der Donau wieder heimwärts – viele sehen Linz, das Stift Schlägl, den Moldaustausee und Temelin. Etwas nach 12:15 Uhr sind wir am Flughafen Warschau – das Gepäck ist abzuholen. Hier die nächste kleine Panne – Karl durfte zwar mit dem Flieger mit, sein Gepäck jedoch nicht - es kommt erst mit dem nächsten Flieger nach. Am Flughafen erwartet uns die örtliche polnische Reiseleiterin, die uns nett empfängt und zu unserem Reisebus lotst, mit dem wir nun 6 Tage unterwegs sein werden.
- Tag Warschau:
Wir beziehen nun das supermoderne und bestens ausgestattete Hotel und haben kurze Freizeit. Ich benötige dringend polnische Zloty und versuche mich an einem Automat – da bin ich jedoch zu dumm und so machen wir uns in einer kleinen Gruppe auf zu einer Wechselstube – genannt Kantor. Am Markt erblicke ich gleich eine – trete ein – da darf immer nur einer hinein – und frage ob ich mit Karte Zloty bekomme. Leider nicht mit Karte – nur bares ist wahres und so gebe ich ihm 100 Euro und bekomme dafür 425 Zloty – das ist ein Wechselkurs der günstig ist. Das machen mir jetzt einige nach und so können wir uns schon Kleinigkeiten am Markt kaufen, aber rasch den gleich geht es eiligst ab zur Stadtführung – erst mit dem Bus, dann zu Fuß.
Warschau ist eine tolle Stadt – mit vielen neuen Hochhäusern und weiten Parks – alles ist sehr sauber. Die Stadtführung macht, wie wir das dann die ganze Woche erleben, jeweils ein örtlicher Reiseführer. Diesmal ist es eine ältere Frau die uns vieles vom Bus aus erklärt und mit uns einige Sehenswürdigkeiten wie das Frederic Chopin Denkmal direkt besucht. Sie weiß sehr viel – auch manches das bei uns bei einem Ohr hinein und beim anderen wieder hinausgeht – und nennt uns „meine Herrschaften“ und „meine netten Damen und Herren“. Nun haben einige von uns einen Eis Verkaufsstand gesehen und schon sind sie weg. Gleich geht es jedoch wieder weiter.
Um 19:00 Uhr ist eine Abendmesse in der Kirche St. Aloisius vorgesehen – jetzt stehen wir vor verschlossener Kirchentür – na gut, dann nicht. Hr. Maximilian und die Reiseleiterin suchen und finden jedoch einen Hintereingang und eine Ansprechperson und so ist die Messe gerettet – heute ist Padre Pio der Tagesheilige und eine entsprechende Predigt ist natürlich von Herrn Maximilian bestens vorbereitet.
Anschließend Abendessen im Hotel – und was gibt es. Das habe ich ja noch nie gehabt – und mir hats auch nicht besonders geschmeckt – vielen anderen aber doch – es gibt Rinderwangen. Ein sehr zartes und vor allem sehr weiches Rindfleisch. Nach gemütlichem Beisammensein nun ab ins Bett – morgen Dienstag ist bereits um 06:30 Frühstück und um 07:30 Uhr Abfahrt.
- Tag Marienburg, Danzig:
Wir verlassen im Morgenverkehr die Stadt Warschau (1,9 Mio Einwohner – Wien 2 Mio) und es geht nach Marienburg zur größten Burganlage Europas. Auf dem Weg gibt uns die Reiseleiterin etwas Unterricht in der polnischen Sprache – das wir wenigsten guten Tag (dzien dobry) und Bitte (prosze) und Danke (dzieki) auf Polnisch sagen können. Ein Wahnsinn wie es hier über hunderte Kilometer Autobahnbaustellen gibt – da wird viel Geld investiert. Auf der Fahrt betätigt sich Karl Kapfer als Witzeerzähler – super wie er das macht. Ich trinke mit meinen Sitznachbarn eine Dose Bier – und ab nun ergeht es mir wie vielen. Unsere Reiseleiterin hat ja im Zuge der Begrüßung und Einleitung bereits gesagt, wir sollen das Bus WC etwas sparsam benutzen, da wir die ganze Woche mit dem gleichen Bus unterwegs sind – und laut Hörensagen das WC irgendwann mal voll ist und dann die Gefahr von Geruch entsteht. So drückt nun die Blase und Halts für WC Pausen sind laut Eindruck in Polen nicht so der Brauch – und wenn kein Halt ist dann ab in das WC – leider kein Licht – einige informieren den Chauffeur und endlich kann ich tun was sein muss. So ergeht es uns leider nun während der ganzen Tage – WC Pausen und Toilettengänge müssen mit Nachdruck gefordert werden und die Reiseleiterin hält uns oft hin, dass in 15 Minuten eine Pause ist – dann dauert es jedoch oft über eine Stunde oder mehr bis das zutrifft.
Mittags treffen wir in Marienburg ein - die Marienburg war die bedeutendste Ordensburg der Deutschordensritter und von 1309 bis 1457 Sitz der Hochmeister. Mit ihrem Bau wurde 1272 begonnen, sie galt nach ihrer Fertigstellung Anfang des 14. Jahrhunderts mit ihren 21 ha Gesamtfläche als mächtigste Festungsanlage und als größter Backsteinbau in Europa. In den Anfangsmonaten des Jahres 1945 wurde die Stadt Marienburg zu 80 % und ebenso die Burganlage im Zuge der Kämpfe von der Roten Armee zerstört – sie wurde nach dem Krieg detailgetreu bis 1961 wieder aufgebaut und im Jahr 1997 hat die UNESCO die Burganlage zum Welterbe erhoben. Die örtliche Reiseleiterin ist sehr versiert und erzählt uns vieles über die Geschichte der Burg. So hat einer der Hochmeister nur überlebt, weil die Belagerer beim Beschuss die tragende Mittelsäule eines Gewölbes knapp verfehlt haben.
Wir sagen Marienburg Ade und weiter geht es – wir beziehen unser Hotel, dass eine ehemalige Garnisonanlage ist und ohne Pause geht es zu Fuß in die Stadt Danzig. Unser Reiseführer ist ein sehr sympathischer älterer Herr der sehr gut Deutsch spricht und uns vieles zeigt und erzählt. Der Stadtplatz von Danzig mit der Langgasse hat prächtige Fassaden, die nach dem Krieg originalgetreu wieder errichtet wurden – die restlichen Gebäudeteile sind Nachkriegsbauten. Wie bei vielen Städten in Polen – vieles wurde im Weltkrieg ja total zerstört – und nur die Fassaden wurden beim Wiederaufbau erhalten. Mich erinnert die Stadt etwas an Hamburg – es sind auch viele Backsteinbauten und das Wahrzeichen ist das imposante Krantor. Ebenso besuchen wir die Marienkirche – mit 25.000 Stehplätzen die größte Backsteinkirche in Europa.
In Danzig haben wir kurze Gelegenheit eine Kaffeepause einzulegen. Was jedoch aufgrund unseres dauernden Zeitdruckes entfällt, und das wirklich viele bedauern und sauer aufstößt – die Fahrt nach Sopot zur Ostsee ist laut unserer Reiseleiterin zeitlich einfach nicht mehr möglich.
Da es bereits dunkelt begeben wir uns zu Fuß zur Abendmesse in die Kirche der unbefleckten Empfängnis in Danzig – es ist eine etwas größere Kapelle. Heute feiern wir die Salzburger Landesheiligen Rupert und Virgil.
Zum Abendessen gibt es heute als Vorspeise eine Gurkerlsuppe und als Hauptspeise eine Art Schweinebraten – leider fehlt mir hier Sauce und die Beilagen. (eine etwas trockene Angelegenheit) Dafür ist die Nachspeise sehr gut.
Um 22:00 Uhr schließt das Hotelrestaurant und es ist quasi Bettruhe.
- Tag – Thorn – Breslau
Wieder liegt eine weite Strecke vor uns – wir fahren nach Thorn - der Geburtsstadt des Astronomen Nikolaus Kopernikus. Er kritisierte das geozentrische Weltbild, das die Erde als Mittelpunkt des Universums sah, und entwickelte das heliozentrische Weltbild, das die Sonne in die Mitte stellte. Im Geburtshaus ist ein Museum eingerichtet – hier gehen wir durch – sehen einiges Handwerkszeug, dass er als Astronom benutzte – im Großen und Ganzen war es für mich und auch andere jedoch nicht unbedingt sehenswert, weil es sehr kleine Räume sind, die Sehenswürdigkeiten auf viele Geschosse verteilt sind – es verwinkelt ist, etc.
Beim Denkmal des Astronomen, Arztes und Mathematikers Kopernikus ist jetzt ein Gruppenfoto fällig. Ebenso ist ein Besuch des imposanten Domes St. Johannes auf der Tagesordnung – hier befindet sich das Taufbecken in dem Kopernikus 1473 getauft wurde. Es besteht auch die Gelegenheit den bekannten Lebkuchen aus Thorn zu verkosten – mir schmeckt der unsere aber genauso gut. Und wir haben erstmals Zeit und Gelegenheit, mittags zu essen.
Gegen Abend kommen wir nach Breslau, an der Oder gelegen, der nach Warschau und Krakau drittgrößten Stadt Polens.
Vor dem Abendessen hält uns Herr Maximilian eine Messe in der Namen Jesu Kirche in Breslau – heute ist der Tagesheilige der Schweizer Nationalheilige Nikolaus von der Flüe.
Heute für mich erstmals ein gutes Abendessen – es gibt Fisch und eine Süße Nachspeise – ich darf auch gleich den Kuchen von Past Hans essen.
- Tag – Breslau – Tschenstochau
Heute besichtigen wir Breslau – eine der ältesten und schönsten Städte Polens. Breslau wird auch Venedig Polens genannt. Die Stadt hat 12 Inseln und 112 Brücken liegt an der Oder. Wir sehen noch tausende Sandsäcke die vorsorglich aufgerichtet wurden, da wieder ein großes Hochwasser wie 1997 befürchtet wurde – gottseidank traf dies heuer nicht ein.
Breslau ist unter anderem bekannt für seine Zwergenfiguren – es soll bis zu 800 geben – überall sind diese zu sehen – eine Aktion der polnischen Untergrundbewegung gegen den Kommunismus. Auch die Sitte des Anbringens von Schlössern auf den zahlreichen Brücken bestand – diese werden laut Reiseleiterin jetzt jedoch gnadenlos mit der Bolzenschere entfernt. Weitere Sehenswürdigkeiten sind der große Hauptplatz 205 x 175 m mit dem Rathaus als Wahrzeichen. 1945 haben die Nazis Breslau zur Festung erklärt und sie sollte gehalten werden – in den letzten 3 Kriegsmonaten von Februar bis April 1945 wurde daher 75 % der Stadt im Zuge des Krieges total zerstört. 60 Häuser des Marktplatzes wurden nach dem Krieg wieder Original aufgebaut
Die Kathedrale St.Johannes der Täufer wurde in nur 6 Jahren nach dem Krieg wieder aufgebaut. Es gibt in Breslau auch noch einen Laternenanzünder – eine Variante unseres Nachtwächters.
Und der Bezug zur aktuellen Zeit – Breslau hat rund 100.000 Flüchtlingen aus dem Ukraine Schutz und Unterkunft gewährt.
Nachmittag fahren wird jetzt in den Wallfahrtsort Tschenstochau. Die schwarze Madonna von Tschenstochau ist ein Gnadenbild der Jungfrau Maria, das in Polen als nationales Symbol verehrt wird und zugleich die heiligste Relique des Landes darstellt. Das Marienbild, mit Temperafarbe auf eine Holztafel aus Lindenholz gemalt, ist 122,2 × 82,2 × 3,5 cm groß und es umrankt viele Myten und Legenden.
1979 besuchte Papst Johannes Paul II das Gemälde im Kloster Jasna Gora und Millionen Pilger kommen jährlich um beim Gnadenbild zu beten. Wir besuchen die Kirche und ich staune welche Andacht und welcher Glauben hier bei denen ist, die die hl. Messe gerade besuchen und den anschließenden Rosenkranz beten. Ich fühle mich fast ein bisschen als Störenfried, wenn wir hier in der Gruppe hinter dem Altar vorübergehen und dann Handyfotos vom Altarbild machen.
Diesen Besuch beendend feiern wir jetzt die heilige Messe in einer Seitenkapelle des Klosters – natürlich umrahmt mit vielen Marienliedern und einer entsprechenden Predigt.
In der Abenddämmerung geht es jetzt nach Krakau wo wir gerade rechtzeitig zum Abendessen in unserem Hotel eintreffen. Das Essen war gut – ich weiß jetzt aber nicht mehr was es gab.
- Tag – Krakau - Auschwitz
Nach dem morgendlichen Frühstück besichtigen wir Krakau – die zweitgrößte Stadt Polens. Am Weg zur Altstadt begegnen uns überall Verkaufsstellen des Gebäcks Obwarzanek, einer polnischen Backspezialität, die ihre Heimat in Krakau hat. Das ringförmige Brotgebäck blickt auf eine lange Geschichte zurück. Ein Teigring der mehrere Minuten lang in kochendem Salzwasser blanchiert wird. Hiervon leitet sich auch der Name des Backwerks ab (polnisch obwarzyć/obwarzać = abkochen, brühen). Schließlich wird der Ring – meist nur auf einer Seite – mit grobkörnigem Salz, Mohn oder Sesam bestreut und gebacken. Natürlich kaufen wir uns solch ein Stück.
Der Weg führt uns an der bischöflichen Residenz vorbei in der Erzbischof Karol Jozef Woytila, der spätere Papst von 1963 bis 1978 als Erzbischof residierte. Unsere hl. Messe feiern wir in der St.Nikolaus Kirche in Krakau.
Ein wenig Stärkung brauchen wir, denn nun geht es „bergwärts“. Der Wawel ein 228 m über dem Meeresspiegel hoher Hügel aus Kalkfelsen, der sich im Zentrum Krakaus über die Weichsel an deren linkem Ufer erhebt. Auf dieser Erhöhung befindet sich die Burganlage der ehemaligen Residenz der polnischen Könige von 1040 bis 1795, die Krakauer Kathedrale und andere historische Bauten. Der Erstbebauung des Hügels im Frühmittelalter folgten im Laufe der Jahrhunderte immer mehr Gebäude. Zusammen mit der Krakauer Altstadt ist dieses Bauensemble Weltkulturerbe der UNESCO. Neben der Kathedrale gibt es hier auch die Königsgruft – hier besuchen wir die Herrscher und Könige der Vorzeit in ihren Steinsärgen.
Jetzt geht es durch die traumhaft schöne Altstadt. In besonderer Erinnerung ist mir der Gehsteig mit der 1000 jährige Geschichte von Polen – die angebrachten Tafeln informieren über Höhepunkte aus diesen 1000 Jahren. Und weiter - zum Rynek – das ist mit 40.000 m2 einer der größten mittelalterlichen Marktplätze in Europa und wird von Palästen und Kirchen umrahmt - die Mitte des Platzes wird von den Tuchhallen eingenommen. Anschließend erfolgt der Besuch der Marienkirche mit dem berühmten Krakauer Hochaltar – dem Mariä-Entschlafens-Altar von Veit Stoß. (1477 bis 1489 errichtet) Zur Mittagszeit wird dieser Flügelaltar sehr feierlich geöffnet – die Kirche ist übervoll mit Besuchern. Anschließend erklingt vom Kirchturm ein Trompetenstück – das in alle vier Windrichtungen geblasen wird und in Polen sehr bekannt ist. Es ist auch die Erkennungsmelodie der mittäglichen Nachrichtensendung im Radio.
Da heute bereits unser letzter Tag ist geht jetzt die Information um, das bereits Online der Heimflug eingecheckt werden kann. Beim Mittagessen wird das gemacht und ich kann einigen Teilnehmern beim Einchecken und Sitzplatz reservieren über Handy behilflich sein.
Um 15:30 Uhr haben wir unseren nächsten Termin – den Besuch des KZ Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau. Nach 2 ½ Stunden Fahrzeit und einer halbstündigen Verspätung erreichen wir unser Ziel. Wir erhalten entsprechende Mikro-Empfangsgeräte und eine fachkundige Leitung führt uns durch das Vernichtungslager. Bei leichtem Nieselregen werden wir durch die Anlage geführt – schon allein das Schild am Eingang „Arbeit macht frei“ ist ein Frevel – hier wurden nach aktuellen Schätzungen rd. 1,1 Mio Juden und andere nicht gewünschte Bevölkerungsgruppen ermordet. Die Juden wurden mit Zügen ins Lager gebracht – Frauen, Kinder und Männer dann getrennt. Die Frauen und Kinder wurden großteils sofort in die Gaskammern geführt. Hier sieht man an den Räumen Fotos davon – ohne Hysterie und Panik – sie glaubten sie werden in die Sanitärräume gebracht. Wenn die Führerin das mehrmals erzählt kommen einem fast die Tränen.
Dann sehen wir ganze Räume mit den abgeschnittenen Haaren der Opfer, Räume mit den Koffern die sie bei sich trugen um die Habseligkeiten ins sogenannte „Arbeitslager“ mitzunehmen, Räume mit dem Geschirr das sie mitbrachten. Und auch einen Raum mit einigen Dosen des todbringenden Giftgases „Zyklon B“.
Wir besichtigen auch die Gefängnisbaracke mit den Erschiessungsplätzen und dem Hungerbunker 11. Hier sehen wir auch die Todeszelle des hl. Maximilian Kolbe – der hier am 14.August 1941 zu Tode kam. Er wurde in das Warschauer Zentralgefängnis Pawiak gebracht und im Mai desselben Jahres in das Konzentrationslager Auschwitz verlegt, wo er weiter als Priester und Seelsorger im Geheimen wirkte. Am 29. Juli 1941 wurden Männer als Vergeltungsmaßnahme für die nur vermutete Flucht eines anderen Häftlings, dessen Leiche später gefunden wurde, zur Ermordung aussortiert. Als einer der Männer, Franciszek Gajowniczek, der eine Frau und zwei Söhne hatte, in lautes Wehklagen um sich und seine Familie ausbrach, bat Pater Kolbe den Führer des Häftlingslagers Karl Fritzsch darum, den Platz von Gajowniczek einnehmen zu dürfen, und wurde am 31. Juli 1941 in den berüchtigten „Hungerbunker“ des Blocks 11 gesperrt. Dort betete er mit seinen Leidensgenossen und tröstete sie. Am 14. August wurden Pater Kolbe und drei andere Verurteilte, die noch nicht verhungert waren, durch Phenolspritzen, die der Funktionshäftling Hans Bock injizierte, umgebracht und im Krematorium verbrannt. Gajowniczek überlebte das Konzentrationslager und starb 1995.
Es wird uns auch über die menschenverachtenden medizinische Experimente an Häftlingen berichtet die von Ärzten des NS Regimes, unter anderem auch Josef Mengele durchgeführt wurden.
Beim Verlassen der Gedenkstätte steht ein Galgen –mit Blick auf das Haus des KZ Kommandanten. Dort wurde am 16.April 1947 der langjährige Kommandant des Lagers – Rudolf Höß, gehenkt.
Ich konnte heuer auch bereits das KZ Mauthausen mit einer Seniorenbundgruppe besuchen – Auschwitz ist noch einmal wesentlich berührender und intensiver. Hier geht einem bei der Heimfahrt schon in Gedanken um zu welcher Grausamkeit der Mensch fähig ist.
- Tag – Wadowice – Heimreise
Nach dem Frühstück fahren wir heute von Krakau nach Wadowice – der Geburtsstadt von Karol Wojtyla – des späteren Papstes Johannes Paul II. Am 16.10.1978 wurde er als 264. Nachfolger des hl. Petrus gewählt und er war der erste nicht italienische Papst nach 455 Jahren. Hier besuchen wir sein Geburtshaus – ein Mietshaus eines jüdischen Kaufmannes in dem er am 18. Mai 1920 geboren wurde.
Wir erhalten eine Broschüre mit dem gesamten Lebenslauf des Papstes – auf der Rückseite dieses interessanten Druckwerkes steht: „hier in der Stadt Wadowice begann alles. Und das Leben begann, und die Schule begann, und das Studium begann und das Theater begann (Karol war ein begeisterter Theaterspieler), und das Priestertum begann“.
Wir erhalten elektronische Empfangsgeräte und jeder kann nach Belieben die umfangreiche Ausstellung besichtigen und erfährt dazu die nötigen Erläuterungen. Die ganze Liegenschaft – vier Stockwerke und ein kleiner Hof –, das dem Papst Johannes Paul II., seinem Leben und Werk gewidmet ist und in einem sehr modernen Ambiente zu einem Museum umgebaut wurde.
In der ehemaligen Wohnung der Familie Wojtyła wurden Elemente der ehemaligen Innenraumeinrichtung sowie viele mit dem Leben und Werk des Papstes verbundene Andenken gesammelt, wie: Familienfotos, Kopien der Schulzeugnisse von Karol, Dokumente von den nächsten Etappen seines Lebens, und sogar Ski (auch ein Skiwachs der Marke Toko – wie es dies auch in unserer Jugendzeit gab), ein Rucksack und ein Paddel, also Beweise für seine Leidenschaft des Bergwanderns und das Paddeln. Zu sehen sind hier auch Manuskripte seiner Werke, verschiedene Publikationen über Johannes Paul II. aus vielen Ländern und eine Sammlung von Fotos von drei Besuchen des Papstes in Wadowice. Ebenso viele Amtskleidungen des Papstes und auch eine Zeittafel über seine vielen Auslandsreisen. (104 Reisen, er besuchte 132 Länder und war 586 Tage unterwegs)
Alles wunderbar interessant und sehr informativ – da hätten wir noch eine Stunde länger bleiben können – gegen Mittag ist jedoch unsere Messe in der Basilika Wadowice die wir mit dem Eingangslied „Ein Haus voll Glorie schauet“ eröffnen.
Jetzt haben wir noch Zeit die von Johannes Paul II so gerne gegessene Cremeschnitten zu verkosten und einen Kaffee zu trinken. Einige andere von uns besuchen eine Schaubäckerei und kaufen einen großen Semmelfladen.
Unsere letzte Busfahrt führt uns nun zum Flughafen Krakow John Paul II International Airport und um 16:45 geht unser Flug die rd. 600 km nach München ab, wo wir bestens gelaunt jedoch alles etwas geschlaucht vom Busunternehmen wieder nach Hause gefahren werden.
Zusammenfassung:
Die Reise war grundsätzlich gut organisiert jedoch mit viel zu wenig Zeiten für Einkehr, Rast und WC Pausen und natürlich fehlte ein Highlight – die Ostsee mit Sopron.
Unsere Reiseleiterin war sehr bemüht – sprach so halbwegs unsere Sprache – verzettelte sich jedoch sehr oft bzw. verlor den Faden. Sie war in ihren Ausführungen sehr langatmig und intensiv – wenn wer um Weihnachtsbräuche in Polen fragte, erfuhr er vom Karpfen bis zum Fest fast alles – was in 10 Minuten gesagt hätte werden können dauerte oft sehr, sehr lange. Und aus der Geschichte haben wir manches 2-3 mal erfahren – es uns aber aufgrund der vielen Namen trotzdem nicht gemerkt. Also die Moral aus der Geschichte – ja nicht zuviel fragen sonst ist die Ruhe dahin.
Es dauerte oft lange, bis WC Pausen möglich waren – einmal fuhren wir einen Busparkplatz an – da jedoch viele LKWs standen sind wir einfach weitergefahren ohne anzuhalten.l
Die Zeitangaben gaben manchmal Grund zum Verzweifeln – z.B. Meldung in 5 Minuten ist es zum Aussteigen und schnell, schnell und es dauerte dann oft fast noch eine halbe Stunde. Und die vielen Wiederholungen – wir dachten uns manchmal, die muss aber oft mit dementen Gästen unterwegs sein.
Auch eine der Meldungen die wir öfters hörten – bitte beachten, manchmal beobachtet die Polizei Busse mit dem Fernglas und wenn jemand im Bus herumwandert wird das bestraft – war uns auch neu.
Aber es sind hier oft Kleinigkeiten die stören – die Termine mit den örtlichen Reiseleitern und die Führungen waren grundsätzlich sehr interessant. Und die Hilfe bei entsprechenden Fragen und Auskünfte wurden von der Reiseleitung sehr freundlich gegeben.
Zum Schluß noch ein klarer Minuspunkt – der Chauffeur brachte die Klimaanlage in dem Bus nicht in den Griff – einmal hatte es 19 Grad – dann wieder 25. Einige von uns vertrugen das nicht und hüteten nach der Heimkehr für einige Tage mit Erkrankung das Bett – auch ich.
Hervorzuheben ist natürlich die sehr gute Vorbereitung von Herrn Maximilian für die täglichen Messen und die Vorlagen mit dem Liederheft. Lektoren hatten wir auch genug zur Hand.
Ich blicke auf eine sehr interessante, jedoch auch anstrengende Reise zurück, die uns zu vielen Sehenswürdigkeiten führte und mit Warschau, Marienburg, Danzig, Tschenstochau, Krakau, Auschwitz und Wadowice viele Städte vorstellte – besonders ist die Sauberkeit dieser Städte hervorzuheben.
Und die ausgesuchten Hotels waren ausnahmslos von bester Qualität und bestem Service und die täglichen Frühstücksbuffets waren einzigartig.
Und: Wir haben viel erfahren und es gab viele Gelegenheit für gute Unterhaltungen und der Spaß kam natürlich auch nicht zu kurz.