Mutmacher Wolfgang Bögl, Theologe
Mit (Gott-)Vertrauen in Unsicherheit, Zweifel und Angst bestehen
Nun steht es bevor, was zu befürchten war: die rasante Ausbreitung des Covid 2-Virus zwingt uns wieder in einen verschärften Lockdown mit den entsprechenden sozialen Folgewirkungen. Viele leiden darunter, besonders aber die Alten und die Jugendlichen. Das wesentliche menschliche Grundbedürfnis nach menschlicher Nähe, Berührung, sozialer Eingebundenheit ist massiv eingeschränkt.
Bei vielen Menschen drückt das aufs Gemüt. Zweifel kommen auf über die Verlässlichkeit von Wissenschaft, Politik, ja, auch an der Kirche – Auf wen können wir noch hören? Und wir fragen uns:
Woraus können wir in dieser Situation Kraft und Zuversicht schöpfen?
Ich denke, wir alle sind jetzt in besonderer Weise herausgefordert, kreativ zu werden und darauf zu schauen, was derzeit TROTZDEM möglich ist.
Krisen können auch besondere Kräfte und Ressourcen in uns wecken, sie führen uns wieder hin zum Wesentlichen und verhelfen uns zu wichtigen Lernerfahrungen, die uns – wenn wir sie sehen und nützen – in unserer Weiterentwicklung fördern können.
Kraft schöpfen können wir auch aus unserem Glauben, der sich wesentlich in der Beziehung zu Gott gründet. Diese „Verbindung“ gilt es immer wieder herzustellen, zu pflegen oder auch zu suchen. Menschlich nahe kommt uns dieser Gott im Lebensbeispiel Jesu, in seiner Geistkraft und in den Menschen, mit denen wir leben und arbeiten. Manchmal erschließt sich uns diese Spur Gottes in unserem Leben erst beim zweiten Hinsehen oder erst nachträglich.
„Mit (Gott-)Vertrauen in Unsicherheit, Zweifel und Angst bestehen“ ist dabei ein möglicher Leitspruch für diese Zeit, den uns Prof. Zulehner bei der 70-Jahre-Feier der KMB im Juni 2018 ans Herz gelegt hat.
Manches müssen wir derzeit wohl auch einfach ertragen, weil wir es nicht ändern können. Mir hilft dabei immer wieder das bekannte Gebet des Theologen Reinhold Niebuhr:
„Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.“
Mag. Wolfgang Bögl, Theologischer Assistent der KMB Linz