Gedanken zum Tag von Pfarrer Maximilian
Predigt 5. Sonntag im Jahreskreis, 9.2.2025
Perikopen: 1 Kor 15,1-11 Lk 5,1-11
Liebe Brüder und Schwestern im gemeinsamen Glauben!
Vielleicht sollten wir in unserer Zeit, in der es nicht mehr so selbstverständlich ist Christ zu sein, eines tun, nämlich Dennoch-Christen oder Trotzdem-Christen sein. Wie das geht zeigen uns drei Worte aus dem heutigen Evangelium.
Erstens: „Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen.“ Das kennen wir irgendwie. „Es hat ja doch keinen Zweck!“ Wie oft denken und sagen wir das! Seit Monaten pflege ich die Mutter und es geht ihr nicht besser. Viele Jahre rackere ich mich im Betrieb ab, aber die erhoffte Beförderung hat erneut ein anderer bekommen. Wie sehr haben wir uns um eine gute Erziehung unserer Kinder bemüht und ihnen auch religiös ein gutes Beispiel gegeben. Jetzt ist der Sohn aus der Kirche ausgetreten und die Tochter lässt ihr Kind nicht taufen. Und auf der Ebene der Seelsorge in den Pfarren ist es ähnlich. Vieles wird noch angeboten. Doch wen kümmert es? Manches wird weniger, auch wenn es bei uns in Oberkappel noch besser ist als anderswo. Jedenfalls, von brechend vollen Netzen sind wir weit entfernt. Wenn auch noch Affären und Skandale dazukommen, dann ist die Wirkung katastrophal. Ein enormer Vertrauens- und Glaubwürdigkeitsverlust! Wird dann nicht innerhalb kürzester Zeit so viel kaputt gemacht, was über Jahre und Jahrzehnte mit viel Fleiß und Mühe, aber oft auch mit Herzblut und Leidenschaft aufgebaut wurde? Wie reagieren? – Jammern? Resignieren? Dienst nach Vorschrift? Macht doch, was ihr wollt! Nach mir die Sintflut. „…die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen.“ Viel Frust steckt hinter dieser Aussage. Sind uns persönlich im Leben, aber auch als Kirche in Österreich die Nächte des Scheiterns nicht sehr nahe? Kennen wir die Vergeblichkeit der leeren Netze nicht allzu gut? Immer volle Kirchenbänke, Schlangen vor den Beichtstühlen? Das war einmal. Vorbei die Zeiten voller Priesterseminare und einer Vielzahl von Ordensberufen. Vorbei die Zeiten selbstverständlicher Glaubensweitergabe, die Zeit der Volkskirche. Kirchliche Sozialisation ist weithin Vergangenheit. Stattdessen: Exodus aus der Kirche. Dümpelt das „Schifflein Petri“ noch vor sich hin oder ist es schon am Sinken? „…die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen.“ Etwas finde ich erstaunlich bei Simon Petrus: dass es ihm nämlich gelingt, den Schalter umzulegen. Nach einer Nacht der leeren Netze und vergeblicher Mühe fordert.
Zweitens: „Fahrt hinaus!“ Noch einmal hinausfahren? Jesus sagt nicht: Es wird leicht. Er garantiert keine vollen Netze. Er sagt nur: Probiert es einfach noch mal! Riskiert es gegen alle „Aber“ und gegen alle Skepsis. Resigniert nicht! Steckt den Kopf nicht in den Sand! Habt Mut! – Das gilt auch uns heute! Die Flügel nicht hängen lassen! Nicht aufgeben! Es neu wagen, hinausfahren. Gott zum Thema machen. Über den Glauben sprechen, ihn bezeugen. Gefragt ist eine missionarische Kirche, gefragt ist missionarisches Christsein! Ich bin überzeugt der Christ der Zukunft wird ein „Dennoch-Christ“ sein, ein „Trotzdem-Christ“. Und das ist es, was wir meines Erachtens heute brauchen: Christen, die an der Kirche leiden und sie dennoch lieben. Christen, die trotz des schlechten Images der Kirche und heftiger Kritik von allen Seiten, nicht abwandern, sondern ihr die Treue halten, bleiben und wo immer möglich sich einbringen und mitgestalten.
Drittens: „Auf dein Wort hin!“ Gegen jedes bessere Wissen und gegen langjährige Erfahrung, einzig auf das Wort Jesus hin ist Petrus noch einmal hinausgefahren. Wenn und weil er es sagte, auf sein Wort hin. Auf Gottes Wort hin baute Noah die Arche, obwohl es noch gar nicht regnete und er sich zum Gespött der Leute machte. Auf Gottes Wort hin sprach Maria ihr Fiat, „Mir geschehe!“ Trotz Fragen, und obwohl sie nicht wusste, wie das geschehen soll, sagte sie Ja und ist dabei geblieben bis unters Kreuz. Und hat auch dann noch einmal in der Auferstehung ihres Sohnes erlebt, was ihr der Engel schon bei der Verkündigung sagte: „Für Gott ist nichts unmöglich.“ „Auf dein Wort hin!“ Was heißt das für uns? Zunächst einmal auf sein Wort hören, sodann ihm folgen, es befolgen, danach handeln. Weiterhin heißt für die Kirche und für uns, sich nicht einbunkern, sich nicht hinter bunten Kirchenfenstern verkriechen, sondern uns hinauswagen, hinausfahren, die Netze auswerfen! Das heißt auch: Uns unseres Glaubens und unserer Kirchenzugehörigkeit nicht schämen, uns dazu bekennen und vor allem unser Christsein überzeugend leben. Tun, was wir tun können, und gleichzeitig alles von Ihm erwarten! Glauben! Vertrauen!
Liebe Brüder und Schwestern!
Unsere Zeit braucht Dennoch-Christen und Trotzdem- Christen. Christen, die trotz leerer Netze noch einmal hinausfahren, und das nicht bloß aus Eigeninteresse, sondern auf sein Wort hin. „Auf dein Wort hin,“ möchte ich trotzdem, möchte ich dennoch Christ sein. Trotzdem-Christen und Dennoch-Christen sind heute gesucht. Amen.