Gedanken zum Tag von Pfarrer Maximilian
Predigt Christkönigsfest, 24.11.2024
Perikopen: Dan 7,2.13-14 Joh 18,33-37
Liebe Brüder und Schwestern im gemeinsamen Glauben!
Vielleicht erinnern sich manche von euch noch an den Film von Charlie Chaplin mit dem Titel „Der große Diktator“. Er enthält eine interessante Szene: Der Diktator, der das Schicksal der Welt in seinen Händen hält und von dem kleinen Mann Charlie Chaplin dargestellt wird, spielt sich mit dem Globus. Er nimmt die Erdkugel aus dem Ständer, wirft sie hoch, und fängt sie wieder. Das tut er mehrmals bis ihm bei diesem Spiel der Globus entgleitet, zu Boden fällt und zertrümmert wird. Der Diktator trägt eine Maske von Adolf Hitler. Der hat zwar Gottseidank keinen Einfluss mehr auf das Weltgeschehen. Doch das Spiel mit dem Globus geht heute weiter in einer bedenklich politischen Entwicklung bei uns und anderswo und mit Machtmitteln, die in der NS-Zeit Gott sei Dank noch nicht zur Verfügung standen, und die noch weit gefährlicher sind. Das Spiel mit dem Globus. Christen sollen nicht einfach mitmachen im Spiel mit dem Globus. Wir dürfen nicht einfach mitmischen. Es geht in unserem Fall mehr um die Kraft der Selbsthingabe als um die Kraft der Selbstbehauptung. Den Diktatoren gleitet der Erdball aus der Hand und zerbricht. Der Blick auf das Königtum Christi vermag uns hier helfen. Wie gestaltet sich das Königtum Christi.
Erstens: Das Königtum Christi ist ganz anders. Das belegt uns die Heilige Schrift. „Wo ist der neugeborene König der Juden,“ haben die Sterndeuter gefragt. Schließlich haben sie ihn gefunden, aber ganz anders als sie sich das vorgestellt hatten, als kleines Kind in der Krippe im Stall. Und dann Jesus vor Pilatus, ein verspotteter König, der gleich zu erkennen gibt, dass sein Königtum nicht von dieser Welt ist. Schließlich der gekreuzigte König. Sein Thron ist das Kreuz, seine Krone ist ein Dornenkranz, er ist nackt aller Ehre beraubt. Auch die Lesung aus dem Buch Daniel ist in diese Richtung gegangen. Ein Menschensohn kommt. Ihm wird Herrschaft, würde und Königtum gegeben. Nicht ein wildes Tier, nicht eine Bestie tritt die Herrschaft an, sondern ein verletzlicher Mensch. Auch Jesus ist ein verletzlicher Mensch geworden, am Kreuz wurde er zerbrochen, und hat dadurch den Tod gebrochen. Das Königtum Christi ist ein menschliches. Es kommt dort zum Durchbruch wo wir als Menschen das rechte Menschsein leben. Wo uns die menschliche Würde bewusst ist und wir nicht unter dieser Würde Leben. Ein bisschen menschlicher könnte es schon zugehen in den Unmenschlichkeiten dieser Welt. Freilich ist es immer ein weiter Weg zur rechten Menschlichkeit, aber wir alle, die wir jetzt da sind können versuchen ihn zu gehen. Dafür ist Gott Mensch geworden, dafür hat er uns gemacht, dass wir die Menschlichkeit leben. Menschlichkeit braucht es im Spiel mit dem Globus.
Zweitens: Das Königtum Christi ist endgültig. In einem Hymnus aus dem Stundengebet der Kirche zum heutigen Fest heißt es: „Reiche erstehen, blühen und zerfallen, aber das deine überdauert alle, denn deine Herrschaft ist von Gott verliehen, ewigen Ursprungs.“ Oder in den Psalmen heißt es einmal: „Dein Königtum, ist ein Königtum für ewige Zeiten.“ Das Königtum Gottes ist etwas Endgültiges und Verlässliches. Da braucht es oft auch Geduld und Gelassenheit. Da muss ich an eine Szene aus der Apostelgeschichte denken, die wir immer in der Osterzeit hören, die uns aber hilft das ganzer zu verstehen. Da gibt es einen gewissen Gamaliel einen angesehenen Gesetzeslehrer. Und da gibt es den Hohen Rat, der hitzig über das Schicksal der Apostel berät, weil sie die Auferstehung verkünden. Was soll man mit diesen Aposteln tun, die da ihr Hirngespinst von der Auferstehung verkünden. Soll man es ihnen verbieten, sie gar aus dem Weg räumen, sie lassen. Was tut Gamaliel, etwas Schlaues. Er erinnert an Theudas und Judas, die beide eine Freiheitsbewegung um sich sammelten, die jedoch keinen Bestand hatten. Dann zieht er den Schluss daraus, wenn der Glaube an Christus, Erfindung der Apostel ist, wird er sich nicht halten. Wenn wirklich Gott dahintersteht, ist er unzerstörbar. Das Königtum Gottes ist unzerstörbar. Das Reich Gottes trägt letztlich den Sieg davon Und noch wichtiger ist, immer mehr zu erkennen, dass Gott und alles, was mit ihm zu tun hat, das Wesentliche ist. Alles, was mit Gott in meinem Leben verbunden ist, wird Bestand haben. Alles andere ist nebensächlich, vergänglich, und verweht im Wind. Das Königtum Christi ist verlässlich und endgültig. Letzten Sonntag haben wir hier wichtige Worte Jesu gehört: „Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen.“
Drittens: Das Königtum Christi anbrechen lassen. Das Königtum Christi ist ein Kontrast zu dieser Welt. Es ist eben nicht von dieser Welt, wie es Jesus vor Pilatus deutlich macht. Es ist eben ein Unterschied zwischen Menschen, die Jesus aufnehmen oder nicht. Jesus ist König all jener, die sein Königtum in ihrem Herzen anbrechen lassen. Christus muss in uns herrschen, in uns das Sagen haben. Da dürfen wir eben nicht auf das Setzen, auf was die Welt so gerne setzt. Macht, Gewalt und Unterdrückung. Wir müssen uns von Jesus hier in die innere Sanftmut und das Wohlwollen einführen lassen. Wohlwollen, darum geht es, dass wir einander wohlgesonnen sind und unser Leben auch in gewisser Weise den Menschen dient. Die Unterscheidung zwischen „der Welt“ und dem Königtum Christi soll unsere Herzen durchziehen. Christkönig verheißt uns, dass die Güte, Gnade und Menschenfreundlichkeit unseres Gottes erschienen ist, und nicht totzukriegen sind. Seine Herrschaft bricht durch uns an im Spiel mit dem Globus, wenn wir verwirklichen, was uns das Evangelium zutraut, vielleicht auch manchmal zumutet, dass wir Salz der Erde, Licht der Welt und vor allem Sauerteig sind, der das Ganze durchsäuert und der Welt die nötige Würze gibt.
Liebe Brüder und Schwestern!
Christus, der König ist es, den wir im Spiel mit dem Globus so dringend brauchen, dass die Welt nicht zerbricht. Sein Königtum ist ganz anders, und so die Einladung zum Anderssein. Sein Königtum ist sicher und endgültig, damit auch wir uns auf das Beständige hin ausbreiten. Sein Königtum will durch uns Menschen anbrechen. Es gibt noch viel zu tun. Amen.