Gedanken zum Tag von Pfarrer Maximilian
Predigt Dreifaltigkeitssonntag, 26.5.2024
Perikopen: Röm 8,14-17 Mt 28,16-20
Liebe Brüder und Schwestern im gemeinsamen Glauben!
Hochfest der Allerheiligsten Dreifaltigkeit. Zugegeben jedes Jahr für den Prediger eine Herausforderung geeignete Worte zu finden. Ich kann mich an meinen Professor in Salzburg erinnern, der Homiletik (Predigtkunde) unterrichtet hat. Er hat eine humorvolle Aussage getätigt, wie man das Ganze anpacken könnte. Er sagte: „Meine Herren, wenn Sie am Dreifaltigkeitsfest predigen, beginnen sie so: Wir feiern die Allerheilgste Dreifaltigkeit. Sie ist ein großes Geheimnis des Glaubens, ein Mysterium. Mysterium kommt aus dem Griechischen. Und dann schwenken sie einfach nach Griechenland und erzählen von Ihrem Urlaub dort, und schon haben Sie das Ganze gemeistert.“ Ja, so einfach machen wir es uns nicht. Am Dreifaltigkeitssonntag soll von Gott gesprochen werden, über Gott nachgedacht werden, soll er meditiert werden. Genau das wollen wir heute tun.
Erstens: Gott über uns und seine väterliche Vorsorge für uns. Starten wir die Betrachtung des Dreifaltigen Gottes mit einem bewussten Aufschauen. Gott über uns! Der Schöpfer, der himmlische Vater aller Menschen über uns. In seiner schöpferischen Liebe hat er alles „vorausgesehen“, begleitet seine Geschöpfe und lässt sie in Freiheit wachsen. Einst wird er uns alle wieder bei sich empfangen. Er besitzt den wirklichen Überblick über Raum und Zeit. Das lässt leben und aufleben. Zum „Gott über uns“ aufzuschauen, ist ein anderes Wort für Glaube und Vertrauen. Es ist wichtig, dass wir einander zum Aufschauen zu ermutigen und wir so unsere Lebensräume nach oben hin öffnen Es geht um die Zuwendung Gottes, der wir immer wieder unsere Antwort geben dürfen und sollen. Aufschauen, heißt den Blick nicht immer nur hier auf der Erde zu haben. Christsein heißt nämlich, wie es uns der Kolosserbrief: „Suchen was droben ist.“ Gott über mir. Das ist entlastend.
Zweitens: Gott mit uns und das jesuanische Mitgehen Gott mit uns! Jesus ist der Emmanuel, Gott mit den Menschen. Sein Mitsein, Zuhören, Aushalten, geduldiges Ertragen, Aufrichten, Trösten und Vergeben, ist uns Geschenk und Vorgabe. Wir glauben an sein Mitgehen, wenn es darum geht, in aller Unterschiedlichkeit Gemeinschaft der Kirche aufzubauen. Das ist das wichtigste Lernziel. Jesus hilft uns, einander zu akzeptieren, auch durch viele kleine Schritte von Versöhnung und gelebter Nachsicht. Am Kreuz hat er seine Arme für alle Menschen ausgestreckt. Es geht darum Christus zu begegnen. Es geht, oder soll ich besser sagen es ginge um Christusbegegnung, ganz tief in unserem Innersten. Aber schaffen wir das als Kirche bzw. haben wir es jemals geschafft? Früher war es eine Spur leichter, oder auch nicht? Vielleicht war doch alles nur Brauchtum und Tradition? Freilich, man kann nie ins Herz eines Menschen schauen, das kann nur Gott, aber ich habe schon manchmal die quälende Frage: Geht es in der Kirche um tiefe Christusbegegnung? Wollen wir das? Schaffen wir das? Sicher, wir schaffen als Kirche noch schöne Gottesdienst und Feste. Da kommt das Gefühl von Gemeinschaft auf, aber kommt Christusbegegnung zustande. Wenn ich so auf meine zwölf Priesterjahre zurückschaue, ich will nicht zu pessimistisch sein, aber wie oft bei diesen vielen Messen und Sakramenten-Spendungen, wirklich Christusbeziehung zustande gekommen ist? Ich weiß es nicht? Ich kann es nur hoffen. Unsere gegenwärtige Praxis von Taufe, Erstkommunion und Firmung, hinterfrage ich jedoch stark. Vor kurzem habe ich eine Pfingstpredigt von Josef Ratzinger, dem späteren Papst Benedikt XVI. gelesen. Er hat sie 1978 in München gehalten. Das war eine Zeit, wo doch ein gewisser Aufbruch in der Kirche da war, der dann leider so schnell verpufft ist. Die erwartete Dynamik hat er dem Glauben leider nicht geschenkt. Und schon in dieser Zeit des Aufbruchs predigt er sinngemäß, dass es viel Aktivität gibt in der Kirche, aber wenig stilles Verweilen in der Gegenwart Gottes. Und er sagt dann weiter: „Gewiss, der Herr braucht unseren Fleiß und unsere Hingabe. Aber wir brauchen seine Gegenwart. Wir müssen den Mut zum Unerledigten, und so die Demut des Wartens vor dem Wort, neu lernen, Denn sehr oft würde eine einzige Stunde des stillen Hineinhörens in Gottes Wort mehr wirken als ganze Tagungen mit Sitzungen und Diskussionen. Und ein Augenblick des Gebetes würde fruchtbarer sein als ganze Stöße von Papieren. Mitunter entsteht der Eindruck, dass hinter der übersteigerten Hektik unserer Aktivitäten ein Misstrauen über der Kraft Gottes steht. Und hinter der Vermehrung unseres Tuns ein Lahmwerdens unseres Glaubens, indem wir letzten Ende nur auf das vertrauen, was wir selber leisten und bewerkstelligen können.“ Gott mit uns. Gehe ich mit ihm? Kommt Christusbegegnung zustande? Was fehlt ihr?
Drittens: Gott in uns und geistvolles Vertrauen Gott in uns, das ist der Heilige Geist. Nervosität, Hektik, Gereiztheit und viele andere Belastungen machen auch vor jungen Menschen nicht halt. Umso wichtiger ist es, die Kräfte des Herzens von innen her aufzubauen. Nicht nur die äußerliche Form unseres Lebens entscheidet, ob sie wirklich aufbauend ist die von Gott in uns immer neu entfachte Herzenskraft. Es ist sein Geist, der uns innerlich erfüllt, in aller Anspannung Ruhe und Frieden schenkt. Der Heilige Geist ist Gottes Kraft in uns. Seine Herzensenergie, ohne die es kein menschliches Wachstum gibt. Glaube ist Sache des Herzens. Sein Geist will in unser Herz. Das Vertrauen ist entscheidend. Immer wieder neu vertrauen!
Liebe Brüder und Schwestern!
Der dreifaltige Gott ist Gemeinschaft. Eine Gemeinschaft des Gottes über uns und seiner väterlichen Sorge; des Gottes, Jesus Christus in seinem Mitgehen und Mitsein mit uns; und des Geistes Gottes in uns, der unser Herz braucht und den unser Herz braucht. Die Gemeinschaft des dreifaltigen Gottes kann ein Modell sein wir als Gemeinschaft der Kirche Leben und wie wir den Auftrag Jesu erfüllen: „Darum geht und macht alle Völker zu meinen Jünger, tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie alles befolgen, was ich euch geboten habe.“ Amen.