Gedanken zum Tag von Pfarrer Maximilian
Predigt Christi Himmelfahrt, 9.5.2024
Perikopen: Apg 1,1-11 Mk 16,15-20
Liebe Brüder und Schwestern im gemeinsamen Glauben!
„Vierzig Tage hindurch ist er ihnen erschienen“, sagt uns die Apostelgeschichte. Diese Zahl ist in den Kalender eingegangen. Deshalb feiern wir heute 40 Tage nach Ostern Christi Himmelfahrt. Zugleich überliefert uns die Apostelgeschichte aber auch die Worte des Auferstandenen, die diese feste Zahl, wir Menschen haben ja gern feste Zahlen, wieder auflösen: „Euch steht es nicht zu, Zeiten und Fristen zu erfahren, die der Vater in seiner Macht festgesetzt hat.“ Mit diesen Markierungen stellt uns die Heilige Schrift mitten hinein in die Spannungen, die zu allen Zeiten bestehen. Da ist einerseits das Faktische, was wirklich geschehen ist. Und da ist andererseits das Ewige, Göttliche. Dorthin trägt Jesus unsere Welt durch seine Himmelfahrt. Es sind immer beide Wirklichkeiten. In Jesus kommen sie zusammen: Unser Kalender und die Ewigkeit. Jesus ist ein Mensch dieser Erde mit einem konkreten Menschenleben. Aber dieser Jesus von Nazareth, der am Kreuz ohnmächtig starb, vollzieht das Handeln seines himmlischen Vaters in dieser Welt. Deshalb hat Jesus diese Welt von Grund auf verwandelt. Sie hat nicht mehr nur einen Kalender, sondern sie ist mit ihrer Geschichte, ihrem Hin und Her und Auf und Ab, schon unlöslich verankert mit ihrem Ziel. Wir sind jetzt schon mit der Ewigkeit verankert. Er, der zur Rechten des Vaters sitzt, der schaut auf alles, erkennt und beurteilt alles aus seinem göttlichen Begreifen. All das steckt in dem kleinen Wort Ebenso, das die Apostelgeschichte verwendet: Ebenso wie er auf der Erde gelebt hat, ebenso wie er auferstanden ist und in den Himmel zu Gott aufgenommen wurde, ebenso wird er wieder-kommen und das letzte Wort über alles sein. Gott wird siegen, nicht durch die Vernichtung seiner Feinde, sondern durch die völlig neue Beziehung. Er hat das letzte Wort. Was bedeutet das, für unser Leben? Ein Wort beschreibt aus dem Epheserbrief sagt es uns: „Der Gott Jesu Christ, unseres Herrn, […] erleuchte die Augen eures Herzens, damit ihr versteht, zu welcher Hoffnung ihr durch ihn berufen seid“. Hoffnung bedeutet: Alles ist nicht nur so, wie du und ich es jetzt überblicken können. Es hat eine Chance! Wir haben eine Chance. Sogar das in unseren Augen Schlimmste hat die Chance, von Christus erlöst zu werden. Ganz sicher alles in unseren Augen nur Halbgute, Vorläufige, Ungewisse und Besorgniserregende. Es hat die Chance, durch Christus anders zu werden. Das Geschenk des heutigen Festes ist die christliche Hoffnung. Ich möchte das auch anwenden auf unsere Zeitstunde in der Kirche. Wir durchleben eine tiefe Krise. Ständig wird es uns in der veröffentlichten Meinung vorgerechnet. Die Kirche verliert ihre Glaubwürdigkeit. Wir haben uns auch selber viel verpatzt, zu viel! Wie haben wir hin gehaut auf Menschen die gescheitert sind, auf Geschiedene, auf uneheliche Kinder, auf Menschen, die nicht der katholischen Norm entsprochen haben. Die durften dann auch nicht zur Kommunion gehen. Und die Priester die Missbrauch betrieben haben, haben schön weiter Kommunion ausgeteilt. Dass uns die Gläubigen immer mehr davon rennen, können wir nicht beschönigen. Man kann sich noch so bemühen, aber es ist so. Auch wenn man dankbar ist, für jeden der noch kommt. Da möchte ich sagen: Wenn das die Situation von Christi Himmelfahrt 2024 ist, muss uns das Geschenk des heutigen Festes ergreifen, die christliche Hoffnung. Das Irdische ist verbunden mit seinem ewigen Ziel. Christus zieht uns hinter sich her. Nichts muss so bleiben, wie es ist, wenn wir uns anstecken lassen von der Hoffnung, dass Jesus zum Zug kommen soll. In ihm allein ist alles richtig, und er kann und will alles richtig machen bei uns und mit uns. Die christliche Hoffnung auf unseren Herrn, ist der tiefe innere Grund der der Kirche, und warum man zu ihr gehöre soll. Wegen der Hoffnung auf den Herrn reden wir ohne Angst. Wegen der Hoffnung auf den Herrn hören wir einander zu in Geduld. Jeder, der keine Hoffnung hat und meint, dass das Projekt Jesu mit seiner Kirche gescheitert ist, frage sich: Glaube ich denn überhaupt, dass diese irdische Kirche beherrscht und auf ihr Ziel hingelenkt wird von Christus und nicht vom Kampf der oft so törichten Menschenweisheit allein? Sehe ich Christus am Werk in meinem Leben? Darin liegt eine Zumutung, wirklich demütig zu sein und deshalb das Runterreden und Runtermachen aufzugeben. Diese Zumutung des Christusglaubens ist mitunter sehr groß, sie verlangt das Ganze: „In meinem Namen werden sie Dämonen austreiben, sie werden in neuen Sprachen reden; wenn sie Schlangen anfassen oder tödiches Gift trinken, wird es ihnen nicht schaden; und die Kranken, denen sie die Hände auflegen, werden gesund werden“. Dämonen, Schlangengift und Krankheiten des Leibes und der Seele werden in immer neuen Formen auftreten, sind immer bedrohlich, ja tödlich. Liebe Brüder und Schwestern! Die christliche Hoffnung bewirkt, dass wir die Kraft unseres Herrn erfahren. Denn in meinem Namen, sagt der Auferstandene, wird das alles euch nicht schaden, sondern ihr werdet heil werden, andere heilen und neues Leben hervorbringen in vielen Sprachen und Gestalten. Jede Krise fragt uns nach unserer Hoffnung. Unsere Krisen verwandeln sich, in dem wir Jesus einfach beim Wort nehmen. Das heutige Fest versetzt Jesus aus der Vergangenheit machtvoll in die Zukunft und verwandelt die Gegenwart. Den Schluss des Markusevangeliums dürfen wir daher auch so lesen: „Sie aber ziehen aus und verkünden das Evangelium überall. Der Herr wird ihnen beistehen und ihre Verkündigung bekräftigen durch die Zeichen, die sie begleiten werden.“ Amen.