Gedanken zum Tag von Pfarrer Maximilian
Predigt Fünfter Ostersonntag, 28.4.2024
Perikopen: Apg 9,26-31 Joh 15,1-8
Liebe Brüder und Schwestern im gemeinsamen Glauben!
Morgen, 29. April, begeht der Mariendom den hundertsten Jahrestag seiner Weihe. Heute Nachmittag wird das im Dom gefeiert. Es ist ein Fest für die Diözese. Was feiern wir da genau? Ich möchte sagen: Wir feiern hundert Jahre Baustelle Kirche. Oder wenn man es genau nimmt 162 Jahre Baustelle Kirche, weil 62 Jahre an diesem Dom gebaut wurde. Auch heute ist der Dom immer wieder Baustelle. Die Kirche ist und bleibt durch all die Jahrhunderte eine Baustelle, niemals ist sie fertig, sondern es heißt: ecclesia semper reformanda! Natürlich hätten wir es gerne anders, eine Kirche, wo alles passt und schön ist, wo es funktioniert und es keine Skandale gibt. Eine Kirche, wo sich alle begeistern lassen und mitbauen. Aber die Kirche ist auf die Beine schwacher und fehlerhafter Menschen gestellt. Gott baut auf uns Menschen. Wir sind hineingestellt in die Baustelle Kirche. So ist es mir, dem der Dom Kirche der Kindheit und Jugend ist, ein Anliegen die interessante Baugeschichte zu erzählen, und den einen oder anderen Impuls für uns heute daraus zu ziehen. Fünf Bischöfe haben 62 Jahre an diesem Dom gebaut. Begonnen hat Franz Josef Rudigier, der 1852 Bischof von Linz wurde. Grund für den Dombau war ein pragmatischer. Die Ignatiuskirche, der Alte Dom, war einfach zu klein für die Feier der bischöflichen Gottesdienste. Er konnte die Menschen nicht fassen. Das ist heute leider anders geworden. Ermutigt wurde Bischof Rudigier von den Eindrücken der großen Glaubenspraxis und Begeisterung, besonders der Marienverehrung, die er beim Kennenlernen unserer Heimat erlebte. Weiters war der Dombau eine Antwort auf das Dogma von der Unbefleckten Empfängnis, das Papst Pius IX. 1854 verkündete. Der Dom ist diesem Titel geweiht. Im Jahr 1855 stimmte das bischöfliche Konsistorium und der Kaiser dem Dombau zu. Dnn kam die Planungsphase. Wichtig war dem Bischof, dass der Dom rein aus Spenden der Gläubigen erbaut werden sollte. Kirche wird im mehrheitlichen Sinn immer gebaut, von dem was Menschen besteuern, an materiellem, an Charismen und Talenten, an Glauben. Es wurde ein eigner Dombauverein gegründet, der innerhalb eines Jahres 97.000 Mitglieder hatten, die ihre Beiträge, den sogenannten Marienpfennig gaben. Am 1. Mai 1862 konnte der Grundstein, ein Stein vom Ölberg in Jerusalem, gelegt werden. Im Jahre 1869 wurde die Votivkapelle im vorderen Teil des Domes geweiht. Von da an wurde auf der Dombaustelle immer schon Gottesdienst gefeiert. Bischof Rudigier hoffte dem Dom bis 1884 fertigzustellen. Dazu kam es nicht. Es war das Jahr seines Todes und da war der Dom bis zum Querschiff (heutige Eingänge) also bis ca. zur Hälfte fertig. Hier stimmt wohl das alte Sprichwort, dass einer sät und ein anderer erntet, das unserer Zeit, die lieber selber sät, als an die Nachkommenden zu denken, einmal wieder gesagt sei. Neuer Bauherr des Domes wurde Bischof Ernst Müller. Er vollzog einen klugen Schachzug. Er ließ den halben Dom stehen und baute zuerst einmal den Turm Er befürchte, dass wenn er zuerst das Langschiff des Domes bis nach hinten fertigstellen ließ, der Dom aus Geldmangel keinen Turm mehr bekommen würde. Der Turm des Domes prägt das Stadtbild von Linz und zeigt nach oben zum eigentlichen Herrn der Kirche. Es ist die Frage damit verbunden, wie unser Glaube heute die Gesellschaft prägt und inwieweit unser Leben ein Fingerzeig nach oben, zum lebendigen Gott ist, von dem wir alles erhoffen. Im Jahr 1888 wurde Bischof Franz Maria Doppelbauer Bischof von Linz. Er war im Dombau sehr aktiv. Der Dom gewann weiter an Form. Das Spendenaufkommen wurde in dieser Zeit stark forciert. Vom Dombauverein wurde 1894 die Zeitschrift „Ave Maria“ ins Leben gerufen und später für Kinder das sogenannte „kleine Ave Maria.“ Es konnte der Turmbau vollendet werden und am 1. Mai 1902 wurden die Glocken und das Turmkreuz geweiht. Es wurden die großen Säulen aufgestellt, um zu zeigen, dass sich etwas tut, denn der Bevölkerung ging es zu wenig rasch. Ich wir müssen schauen, dass sich in der Kirche etwas tut, vor allem aus einem tiefen Gottvertrauen. Im Jahr 1905 fand eine große Dombaufeier statt, bei der die Marienstatute in der Votivkapelle vom Salzburger Kardinal Katschthaler mit einer goldenen Krone gekrönt wurde, die Papst Leo XIII. gespendet hatte. Die Arbeiten im Langschiff und Querschiff gingen voran und es wurde erstmal moderne Maschinen der damaligen Zeit eingesetzt. Im Jahr 1909 wurde Rudolf Hittmaier Bischof von Linz. Er wurde als erster Bischof im noch nicht vollendeten Dom geweiht und die Kathedralfunktionen wurden bereits jetzt vom Alten Dom zum Neuen Dom übertragen. Bischof Hittmaier war im Dombau ein stark Gefordeter. Er musste sich mit Streiks der Arbeiter auseinandersetzen und dann Verzögerte der Erste Weltkrieg mit einem Mangel an Geld, Baumaterial und Arbeitskräften den Bau stark. Es wurden jedoch in seiner Zeit die wunderbaren Glasfenster in Auftrag gegeben und die prächtige Domkrippe aufgestellt. Bischof Hittmaier starb am 15. März 1915. Er hatte sich beim Besuch von Kriegsgefangen an Typhus angesteckt. Dieser Bischof hat, das muss man unbedingt erwähnen, viele Stunden im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder verbracht und bei der Pflege der Kranken geholfen. Sein Nachfolger Johannes Maria Gföllner, der letzte noch vom Kaiser ernannte Bischof, später entscheidendster Gegner des NS-Regimes, konnte den Dom vollenden. Er vermochte es nochmals große Spendengelder zu erbitten und er bat die Bauern Teile der Ernte beizusteuern, was sehr bereitwillig geschah. Am 8. Dezember 1923 konnte Bischof Gföllner ankündigen, dass die Vollendung des Domes bevorstehe. Vom 29. April bis 1. Mai 1924 fand in einem dreitägigen Fest die feierliche Domweihe statt. Der München Erzbischof Michael von Faulhaber, der später die Brüder Georg und Josef Ratzinger zu Priestern weihte, hielt die Festpredigt. Er sprach unter anderem davon, dass man einer neuen Domkirche zuruft „ad multa saecula- auf viele Jahrhunderte.“
Liebe Brüder und Schwestern!
Über alle Jahrhunderte bleibt die Kirche eine Baustelle.
Unser Arbeits- , Lebens- und Glaubensgeld ist und bleibt eine Baustelle, das soll uns aber nicht mutlos machen, sondern ganz das Gegenteil bewirken, denn eine Baustelle hat eine wunderbar positive Seite, nämlich: Wir dürfen planen, aufbauen, kreativ sein durch uns kann Neues entstehen. Laut biblischen Bauplan wird die Kirche, die Gemeinde aufgebaut, wenn die Talente und Charismen von Frauen und Männer dankbar gesehen werden und wenn sie die Möglichkeit haben sich einzubringen. Kirche wird aufgebaut in guten Begegnungen, im aufeinander zugehen, im Mitleiden und Mitfühlen, durch ein gutes Wort und die Haltung der Wertschätzung und Dankbarkeit. Indem, dass wir unsere Beiträge geben. Ich danke allen, die das tun. Möge die Dombaugeschichte uns ermutigen und nachdenklich machen zugleich, dass wir das Unsere tun für die Baustelle Kirche. Amen.