Gedanken zum Tag von Pfarrer Maximilian
Predigt Fünfter Fastensonntag, 17.3.2024
Perikopen: Hebr 5,7-9 Joh 12,20-33
Liebe Brüder und Schwestern im gemeinsamen Glauben!
Menschen möchten eine Begegnung mit Jesus. Es sind noch dazu Ausländer, griechische Pilger in Jerusalem. Sie gehen zu Philippus, dieser sprach auch Griechisch, mit der Bitte: „Wir möchten Jesus sehen.“ Zur direkten Begegnung kommt es jedoch nicht, oder noch nicht. Aber aus den Worten, die Jesus im Evangelium sagt, die da fast ein wenig zusammenhangslos dastehen, kann man herauslesen, wie man einen Zugang zu Jesus bekommt, wie man an ihn herankommt. Darauf dürfen wir schauen und unseren Zugang zu Jesus finden.
Erstens: „Amen, ich sage euch, wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allen, wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht.“ Wer einen Zugang zu Jesus will, muss auf ihn, als Weizenkorn schauen. Das Wichtigste von ihm kann man an einem Weizenkorn sehen. Wer ihn sehen will, braucht nur ein Weizenkorn anzuschauen, dann sieht er alles, was er sehen muss, dann hat er alles von ihm gesehen. Jesus definiert sich nicht durch das Aussehen und Auftreten, sondern durch das Beispiel eines unscheinbaren aber fruchtbaren Weizenkorns. Das klingt irgendwie eine Rückfrage: Willst du mich bloß neugierig sehen oder bist du bereit, dein Leben mit meinem Leben zusammenzubringen? Jesus folgen heißt, das eigene Leben mit seinem Leben zusammenbringen. Und als Anschauungsbeispiel nimmt er eben das Weizenkorn. Es erreicht seine Bestimmung, wenn es in die Erde gelegt wird und daraus ein vielfaches Neues wächst. Das ist Himmel des Weizenkorns, seine Erfüllung. Wenn das nicht passiert, wird nichts draus und es wäre auch in 2000 Jahren nichts anderes als ein verschrumpeltes vertrocknetes Weizenkorn. Wenn es nur geputzt, geschminkt, glasiert und konserviert wird, hat es seine Bestimmung verfehlt.
Zweitens: „Wenn einer mir dienen will, folge er mir nach, und wo ich bin wird auch der sein, der mir dient.“ Es geht also ums Dienen, ums Dasein, darum, dass man das Leben investiert. Wenn wir unser Leben nicht investieren für andere, hat der Glaube nichts bewirkt, dann ist er voll danebengegangen. Beim Weizenkorn können wir mehr von Jesus sehen als wenn er vor uns stünde. Jesus hat viel von sich in diese Erde gelegt. Er hat so viele Herausforderungen angenommen im Umgang mit Kranken, Hilfsbedürftigen, Ausgestoßenen, aber genauso viel hat er in unsere Erde gelegt im Umgang mit Selbstgerechten, Rechtgläubigen und Guten. Er hat sich nicht zurückgehalten aus Angst vor einem Nachteil, vor einem Vorwurf und schon gar nicht aus Angst vor dem Kreuz. Unser Glaube zeigt sich nun mal zuallererst im Einbringen des eigenen Lebens in die vielfachen Herausforderungen der Gottes- und Nächstenliebe. Glaube für sich behalten ist unfruchtbar und unbefriedigend und das erleben ganz viele Menschen heute: ein Glaube, der nichts bringt. Dienen heißt das Leben füreinander investieren, und nicht bloß konsumieren. Es bedeutet ein Sich-Einbringen.
Drittens: Wie geht es uns mit Gott, wenn wir das Leben füreinander investieren. Ja, wie geht es mit Gott bei einem solchen Leben, das sich einbringt in diese Welt und sich nicht selbst konserviert. Wie geht es mit Gott? Wenn du glaubst, es gibt irgendeine höhere Macht, dann bringt dir das gar nichts. So tun heute viele Menschen. Irgendwas wird schon kommen. Irgendeine Macht wird es schon geben. Irgendeine höhere Macht kann nicht hören, empfinden, mitfühlen, mitsorgen. Das sehen wir an allen Mächten auf unserer Erde. Die können sowas nicht, für die sind einzelne eine Null, bestenfalls ein Kollateralschaden, wie die Militärmächte es uns immer wieder erklären. Gott ist nicht irgendeine höhere Macht, ganz bestimmt nicht für Jesus. Beim Gott Jesu geht es um eine Beziehung, deshalb wählt Jesus ein Beziehungswort für Gott: Vater. Er nimmt nicht die gängigen Titel seiner Religion: der Ewige, der Heilige, der Hochgelobte, der Gepriesene… Er nimmt das Wort Vater für Gott: das bedeutet: Geber des Lebens, Sorge für das Leben, Mitgefühl und Interesse für das Geschöpf. Gott als Vater ist wie eine Adresse für den Menschen, eine ansprechbare, sogar eine anklagbare. Jesus betet nicht zu einer höheren Macht, zu irgendetwas im Universum und auch nicht zum Urgrund der Welt. Er redet Gott als Vater an: „Vater, rette mich aus dieser Stunde! Vater verherrliche deinen Namen.“ Jesus findet Antwort, nur die anderen verstehen etwas anderes, weil sie keine Beziehung zu ihm haben. Zu Gott Vater sagen, setzt Vertrauen voraus, aber ohne dieses Vertrauen bringt auch das ganze Beten nichts. Wenn wir unser Leben zusammenbringen mit Jesus, bringen wir es zusammen mit einem Gott, der für uns ein Vater ist, eine Hoffnung und eine Stütze, an die wir uns wenden können, wenn uns manches schwerfällt im Glauben. Wir schaffen unseren Himmel nicht indem wir uns konservieren und bleiben wollen wie wir sind. Im Gegenteil, wir müssen uns ganz oft verändern, verwandeln lassen und bei jeder Verwandlung haben wir zuerst Angst, dass wir etwas verlieren, am meisten Angst haben wir bei unserer letzten Verwandlung, wo nichts mehr bleibt von unserer Gestalt. Jede Wandlung, die wir hier am Altar erleben, das größte Geheimnis unseres Glaubens, will ja nur eines: Unsere persönliche Verwandlung. Die Wandlung unseres Herzen.
Liebe Brüder und Schwestern!
Wir haben immer die Möglichkeit einen Zugang zu Jesus zu bekommen. Wir müssen auf ihn schauen, wie er sich als Weizenkorn im Acker der Welt investiert hat für uns. Und dann müssen wir unsere Leben investieren, um in der rechten Weise zu dienen. Das geht nur, wenn wir an Gott glauben, der nicht irgendeine Macht, sondern auch unser Vater, der uns einlädt zum Vertrauen. Wo dieses Vertrauen, geschieht Wandlung, vermag es dieser Gott uns von Innen her zu gewinnen und zu verwandeln. Amen.