Gedanken zum Tag von Pfarrer Maximilian
Predigt Erster Fastensonntag, 18.2.2024
Perikopen: 1 Petr 3,18-22 Mk 1,12-15
Liebe Brüder und Schwestern im gemeinsamen Glauben!
„Live fast, die young - lebe schnell, stirb jung!“ lautete das Motto der Hippiebewegung, die in den 60-er Jahren in den USA entstand. Es ging darum in kürzester Zeit alles aus dem Leben herauszuholen, ohne an irgendwelche Spätfolgen zu denken. Das Leben ist quasi eine reine Verfügungsmasse des Ich. Als Christen sehen wir das anders. Gott ist es, der über unserem Leben steht. Unser Motto könnte lauten: „Lebe bewusst, bis der Herr dich einmal zu sich ruft.“ Es geht hier um eine sinnvolle Lebensgestaltung, besonders in den heiligen Vierzig Tage, die Gott uns schenkt. Was kann uns dafür helfen, gerade auch im Blick auf das Evangelium.
Erstens: Eine Zeit lang etwas einsamer werden. Jesus zieht sich vierzig Tage in die Einsamkeit der Wüste zurück, und er besteht. So dürfen wir uns in diesen Tagen auch ein wenig in die persönliche Einsamkeit zurückziehen, dürfen ruhig das eine oder andere auslassen, wo wir vielleicht gerne dabei wären, und dann dürfen auch wir lernen zu bestehen. Es kann eine harte Zeit sein, Tage der Einsamkeit zu überstehen. Das ist auch der ideale Punkt sich gehen zu lassen, weil es ja eh niemand sieht, und Versuchungen zu erliegen: „Lass es sein, es bringt ja doch nichts. Mache es dir bequem, du kannst es einfacher haben als du willst.“ So flüstern uns manche Stimmen zu. Das auszuhalten ist nur dann möglich, wenn man auch in der Einsamkeit erkennt, nicht allein zu sein. Gott ist auch noch da. Das müssen wir uns immer und immer wieder sagen. Auch Jesus hat die Einsamkeit der Wüste bestanden, weil er in Beziehung zu seinem Vater war. Viele Heilige sind zuerst in die Einsamkeit gegangen, haben dort Gott und innere Freiheit gefunden. Fastenzeit, Wüstenzeit und Auszeit. Von Ignatius von Antiochien stammt der Satz: „Es ist besser zu schweigen und zu sein, als immer nur zu reden und nicht zu sein.“
Zweitens: Eine Zeit lang auf etwas verzichten. Jesus hat vierzig Tage gefastet. Er hat verzichtet. Fasten, Verzichten, Reduzieren sind Wörter, die nicht hoch im Kurs stehen, schon überhaupt nicht, wenn man das mit Gott in Verbindung bringen soll. Fasten jedoch ist ein kraftvoller Aktiv-Fettlöser für Leib und Seele. Da werden wir von unnötigen Schichten befreit. Einschränkung beim Essen und Trinken, auch bei Worten und Handlungen. Das führt zur Konzentration auf das Wesentliche, gerade auch im Hinblick auf mein Reden, was man halt oft so unüberlegt daher sagt, Wäre schon immer die Frage, ob meine Worte wahr, notwendig und gütig sind. Beim Fasten geht es nicht nur um den Mangel, sondern: Fastenzeit bedeutet: Leben aus der Fülle! Fastenzeit im christlichen Sinn meint, den lebensvernichtenden Mangel hinter sich zu lassen. Es geht darum, die lebensspendenden Lichtblicke auf Gott hin neu zu entdecken. Aus welcher Fülle Christen leben dürfen, wird in Jesus Christus in der Feier des letzten Abendmahls am Ende der Fastenzeit deutlich: „Und er nahm Brot, sprach das Dankgebet, brach das Brot und reichte es ihnen mit den Worten: Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird. Tut dies zu meinem Gedächtnis!“ Am Beginn dieser Fastenzeit können wir uns daran erinnern, dass Jesus mit uns gehen möchte, dass er uns nähren möchte und dass wir aus seiner Fülle Leben. Nehmen wir uns im Verzicht dieser Fastenzeit ganz besonders das Nährende, den Reichtum und die Fülle unseres Glaubens in den Blick. Ich lade euch ein, die Sehnsucht nach der Feier der Eucharistie wieder zu entdecken. Es ist unsere wichtigste Feier, die jedoch leider immer mehr unverstanden wird. Gerade, wenn wir uns Außen Verzicht und Einschränkung auflegen, haben wir Christen die Möglichkeit aus der Fülle der Nahrung unseres Herzens leben zu können. Unser Auftrag ist es deshalb, das Leben aus der Fülle wieder neu zu entdecken. Darum verzichten wir auf etwas.
Drittens: In dieser Zeit das Echte suchen, und selber ein echterer Mensch werden. Wir brauchen uns nichts vormachen, die wenigsten von uns sind Heilige, wir sind schwache, inkonsequente Menschen mit Fehlern, Sünder eben. Wir sind nicht immer echt. Aber wir sollten die Echtheit unseres Lebens und Glaubens suchen. Kürzlich bin ich in einem Geschäft bei einer Kühlvitrine vorbeigegangen, wo eine ganze Palette mit veganen Nahrungsmitteln war: Vegane Speckwürfel, veganer Aufschnitt, veganes Cordon Bleu, Veganes Steak etc. Da ist mir in den Sinn gekommen, man will etwas nicht, nämlich tierische Produkte, aber man will es doch und kreiert sich einen Ersatz. Das eine soll es nicht sein, aber irgendwie soll es dann doch wieder so sein. Man will was, aber nichts wirklich Echtes. Ist nicht unser Glaube und unsere Kirche auch Gefahr vegan zu werden? Ein veganer Glaube, der irgendetwas ist, nur nicht der Glaube an Jesus. Eine vegane Kirche, die für irgendetwas steht, nur nicht für das, was sie ist. Man will was, aber man will nichts Echtes, und dann doch wieder irgendwie. Ein veganes Christentum hat der Herr nicht gegründet, man hat ihn sogar Fresser und Säufer genannt, sondern ein echtes. Viele meinen, verliere heute an Kraft, weil es sich unseren modernen, ich möchte sagen veganen Lebensverhältnissen nicht anpasst. Das Gegenteil ist der Fall: Weil es sich kaum noch vom Üblichen unterscheidet, darum reißt es kaum mehr jemand vom Hocker. Wir vertrauen zu wenig den echten, nicht veganen Grundsätzen und Verheißungen Jesu, und sind oft schon übergelaufen ins Lager der Sieger, die dort vegan schmausen und die vom Kreuz nur noch feierlichen Gebrauch machen. Wir haben den Balken des Kreuzes bereits soweit abgehobelt und geglättet, dass er niemanden mehr wehtun kann. Wir haben Christus in unserer kirchlichen Praxis allzu sehr uns angepasst, statt, dass wir uns an ihn anpassen. Da fehlt dann die Echtheit.
Liebe Brüder und Schwestern!
Nicht: „Live fast, die young - lebe schnell, stirb jung!“ sondern: „Lebe bewusst, bis der Herr dich einmal zu sich ruft.“ Möge die Fastenzeit uns zu einer guten Lebensgestaltung ermutigen, in der wir einsamer werden, eine Zeit lang auf etwas verzichten, um aus der Fülle zu leben, und in der wir auf das Echte, nicht das Vegane schauen. Amen.