Gedanken zum Tag von Pfarrer Maximilian
Predigt 4. Sonntag im Jahreskreis, 28.1.2024
Perikopen: 1 Kor 7,32-35 Mk 1,21-28
Liebe Brüder und Schwestern im gemeinsamen Glauben!
Es passt so gar nicht in unsere heutige Welt, was von Jesu erstem öffentlichen Auftritt berichtet wird: Eine Teufelsaustreibung. Ich versuche mir auszumalen, was passieren würde, wenn plötzlich in einem Gottesdienst in unserer Kirche jemand laut zu schreien beginnt. Man würde diese Person möglichst behutsam hinausgeleiten. Kaum jemand käme auf die Idee, hier den Teufel am Werk zu sehen. Ein Fall für die Psychiatrie dächten wir wohl alle. Im Wirken Jesu spielen Exorzismen große Rolle. Die Evangelien berichten oft davon, dass Jesus Dämonen ausgetrieben hat. Seinen Jüngern hat er ausdrücklich den Auftrag gegeben, dasselbe zu tun. Was heute mit dem damaligen Dämonenglauben anfangen? War das Teil eines „primitiven“ Weltbildes, das nicht mehr in unsere „aufgeklärte“ Zeit passt? So einfach kann man das nicht abtun. Schauen wir uns an, was da aus der Synagoge von Kapharnaum berichtet wird. Während Jesus spricht, beginnt ein Mann zu schreien. Doch klingt das, was er laut von sich gibt, nicht wie seine eigene Stimme. Ein Anderer scheint aus ihm zu sprechen. Die Menschen in der Synagoge deuten das als Zeichen einer Besessenheit. Ein „unreiner Geist“ spricht aus dem Mann. Eine fremde Macht scheint ihn zu beherrschen. Er ist nicht Herr im eigenen Haus. Zudem zeigt der „unreine Geist“ Kenntnisse, die der Man nicht von sich aus haben kann: „Ich weiß, wer du bist: der Heilige Gottes!“ Jesus droht dem „unreinen Geist“, der mit lautem Geschrei den armen, geplagten Mann verlässt. Der Mann ist befreit!
Liebe Brüder und Schwestern!
Ist das alles unserer Zeit wirklich so fremd? Ist Sucht (und wie viele Formen von Sucht gibt es heute!) nicht eine Art von Besessenheit? Sucht raubt die Freiheit. Ihre Macht ist stärker als der eigene Willen. Sie versklavt den Süchtigen. Er ist in einem Teufelskreis, aus dem er sich nicht selber befreien kann. Es ist wie ein Wunder, wenn er den Ketten der Sucht entkommt. Jesus sieht seinen Auftrag darin, diese Ketten zu sprengen, Menschen wieder frei zu machen. Deshalb wird er als Erlöser erfahren. Wird hier der Teufel an die Wand gemalt? Gibt es ihn überhaupt? Steckt hinter all dem Bösen in der Welt der Böse? Die Macht des Bösen zu leugnen ist angesichts der täglichen Nachrichten wohl kaum möglich. Wie konnte bei uns mit dem Nationalsozialismus eine Weltanschauung an die Macht kommen, Millionen Menschen opferte? Es war die Herrschaft des Dämonischen. Dämonisch kann der Hass sein, der Familien zerstört, Menschengruppen gegeneinander aufhetzt. Häufige Formen des Bösen sind Verleumdungen, bewusstes Verdrehen der Wahrheit. Sie können Menschenleben zerstören. Jesus nennt den Teufel den „Vater der Lüge“. Er lässt keinen Zweifel daran, dass die böse Macht der Feind des Menschen ist. Umso klarer ist seine Botschaft und sein Weg der Liebe. Ihre Macht ist unvergleichlich größer als alle Macht des Bösen, auch wenn sie oft so ohnmächtig aussieht. Jede noch so kleine Tat der Liebe durchbricht den Teufelskreis des Bösen. Und wenn es um Taten der Liebe geht, geht es um uns. Amen.