Gedanken zum Tag von Pfarrer Maximilian
Predigt Taufe des Herrn, 7.1.2024
Perikopen: Jes 55,1-11 Mk 1,7-11
Liebe Brüder und Schwestern im gemeinsamen Glauben!
Zwischen Weihnachten und dem, was wir heute feiern, liegen volle dreißig Jahre. Zu Weihnachten haben wir uns an die Geburt Jesu im Stall von Bethlehem erinnert. Heute wird das Fest der Taufe Jesu gefeiert. Der Evangelist Lukas stellt dazu knapp und nüchtern fest: „Jesus war, als er zum ersten Mal öffentlich auftrat, etwa dreißig Jahre alt. Er galt als Sohn Josefs.“ Mit seiner Taufe durch Johannes tritt Jesus an die Öffentlichkeit. Von da an wissen wir viel über sein Leben. Gute Kenner der Antike sagen, dass wir über keine Persönlichkeit der damaligen Zeit so genaue Kenntnis haben wie über das Leben Jesu. Was aber wissen wir über die etwa dreißig Jahre zwischen seiner Geburt und seiner Taufe im Jordan? Es sind ganz spärliche Nachrichten. Der Evangelist Matthäus berichtet von der Flucht nach Ägypten. Vor der Wut des Herodes floh Josef „mit dem Kind und dessen Mutter nach Ägypten. Dort blieb er bis zum Tod des Herodes“, denn Herodes wollte das Kind töten, von dem die Sterndeuter aus dem Osten, unsere „Heiligen Drei Könige“ gesagt hatten, es sei „der neugeborene König der Juden“. So hat Jesus wohl die erste Zeit seines Lebens als Flüchtling in Ägypten verbracht, bis Josef nach dem Tod des Herodes zurückkehren konnte nach Nazareth. Dort ist Jesus aufgewachsen, als Kind, als Jugendlicher. Dort hat er gelebt als Erwachsener. Dort hat er den Beruf seines Vaters erlernt und ausgeübt. Er war Zimmermann. Wie sah sein Leben alle diese dreißig Jahre aus? Wir wissen es nicht. Die vier Evangelien schweigen darüber. Lukas hebt nur einmal den Schleier des Schweigens, als er von einer der üblichen Wallfahrten nach Jerusalem berichtet. Jesus ist zwölf Jahre alt. Er bleibt am Ende des Festes in Jerusalem, ohne seine Eltern zu informieren, die ihn voll Sorge suchen, bis sie ihn nach drei Tagen im Tempel finden, wo er mitten unter den Rabbinen sitzt und mit ihnen diskutiert. Außer diesem „Ausreißer“ wissen wir nichts über dreißig Jahre seines Lebens. Wie sah sein Alltag aus? Haben die Menschen in Nazareth etwas Besonderes an ihm bemerkt? Ist er irgendwie aufgefallen? Davon finden wir keine Spur. Im Gegenteil! Als Jesus schon bekannt war, die Menschen ihm in Scharen folgten, viele Heilungen und Wunder geschahen, da kam Jesus einmal auch in sein Heimatdorf Nazareth. Die Leute, die ihn von Kindheit und Jugend an kannten, staunten über ihn, als er in der örtlichen Synagoge zu ihnen sprach. Ihre Reaktion: Wir kennen ihn doch, den Zimmermann, seine Mutter Maria, seine ganze Verwandtschaft! Woher hat er das alles, diese Weisheit, diese Wunder?
Liebe Brüder und Schwestern!
Beim Nachdenken über diesen knappen Bericht des Evangelisten Markus wurde mir, eines bewusst, und das sollen wir heute mitnehmen: Jesus hat dreißig Jahre ganz unauffällig, völlig normal unter den Menschen gelebt. Es sieht so aus, als sei er niemandem als ein besonderer, ganz anderer Mensch aufgefallen. Sicher, seine Mutter wusste um das, was bei seiner Geburt über ihn Großes gesagt wurde. Aber sie dürfte das in ihrem Herzen bewahrt haben. Seine Landsleute haben scheinbar nichts davon bemerkt. Und das blieb so bis zu seiner Taufe, die wir heute feiern. Jesus kommt an den Jordan, mitten unter den vielen Menschen, die sich von Johannes im Wasser des Flusses untertauchen lassen. Erst jetzt tut der Himmel kund, wer dieser Mann ist, der dreißig Jahre unbekannt und unerkannt unter den Menschen gelebt hat: „Eine Stimme aus dem Himmel sprach: Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen gefunden.“ Von da an tritt Jesus ins Licht der Öffentlichkeit. Ich frage mich: Was hat dieses lange verborgene Leben Jesu mir persönlich zu sagen? Ich sehe darin vor allem die Einladung, auf die oft so verborgene Gegenwart Gottes in meinem Leben zu achten. Er ist da, mitten im unscheinbaren Alltag, ob ich es beachte und merke oder nicht. Und das mein ganzes Leben lang. Und vor allem sagt es mir, dass der Großteil meines Lebens auch normal und unscheinbar sein soll. Amen.