Gedanken zum Tag von Pfarrer Maximilian
Predigt Christmette, 24.12.2023
Perikopen: Jes 9,1-6 Lk 2,1-14
Liebe Brüder und Schwestern im gemeinsamen Glauben!
In dieser Jahreszeit laborieren viele Menschen an einem grippalen Infekt herum. Ich hoffe, dass ihr verschont bleibt oder, dass alles schnell vorübergeht. Und zugleich wünsche ich euch einen anderen Infekt, einen krippalen Infekt nicht mit weichem „g“ geschrieben, sondern mit hartem „k“. Ich meine den krippalen Infekt, der von Bethlehem kommt, von der Krippe im Stall, in welche Maria das neugeborene Jesus-Kind gelegt hat. Die Krippe ist keine Krankheit, sondern eine Medizin, die beste Medizin, der Menschheit, die es überhaupt gibt. Wie lautet der Befund des krippalen Infektes? Dem wollen wir heute ein wenig nachspüren.
Erstens: Der krippale Infekt fängt an, wenn man das warme Wohnzimmer verlässt. Genauso wird Jesus geboren. Jesus verzichtet auf Palast und Pension. Er kommt in einem Stall zur Welt. Die Tür quietscht, die Fenster sind undicht, es zieht. Das ist das Richtige für eine Erkältung. Doch es gibt noch eine andere Kälte, die Kälte des Herzens, die Kälte in der Mitmenschlichkeit, die Kälte gegenüber der Gottesfrage. Hier steigen die Minus-Grade unuterbrochen. Uns friert heute oft, obwohl eingeheizt ist. Ochs und Esel waren die Heizkörper, die dem Stall die Wärme gaben. Manchmal sind es einfache Menschen, die mir Wärme und Geborgenheit schenken, Menschen, die in den Augen vieler als Ochsen und Esel gelten. Auch wir dürfen solche Heizkörper sein, von denen die Wärme Gottes ausstrahlt.
Zweitens: Der krippale Infekt betrifft auch jene, die die Nase gestrichen voll haben, die verschnupft sind angesichts der Härte, die unsere Ellbogengesellschaft prägt. Sie haben einen dicken Hals wegen mancher Worte, die ihnen im Halse stecken blieben, und der Unverschämtheit im Ton, der einem die Sprache verschlagen kann. Die letzten Jahre haben hier einiges verschärft. Von der Krippe jedoch kommt Linderung und Heilung. Denn das kleine Kind zeigt die wehrlose Liebe Gottes. So sehr hat Gott die Welt mit ihren allzu menschlichen Seiten geliebt, dass er seinen einzigen Sohn, sein bestes Stück, seinen Schatz aufs Spiel setzt.
Drittens: Oft geht der krippale Infekt mit Fieber einher. Erst erschrecken die Hirten, dann fürchten sie sich, bis sie die Weihnachtsfreude packt. Ihre Hirne laufen heiß, die Herzen fiebern. Aber die Hirten greifen die Kunde der Engel auf. Sie werden die ersten Botschafter des Friedens, Botschafter, die die Welt heute so dringend brauchen würde, gerade in jenem Landm in dem der Heiland geboren wurde. Die Diagnose lautet jedochj heute: Weihnachtsfieber im guten Sinn, nicht nur bei Glühwein und Verdauungsschnaps nach fetter Gans und zu vielen Keksen, sondern begeistert vom Paukenschlag, den Gott in der Weltgeschichte gesetzt hat: „Das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt.“ Viertens: Noch ein Symptom kennt der krippale Infekt. Es sind die Gliederschmerzen. Es zieht und zerrt in Armen und Beinen. Aber Weihnachten macht Beine. Die Hirten eilen zur Krippe, weil die echte Liebe immer Eile kennt. Aber nicht nur Hirten aus der Nachbarschaft, sondern Menschen aus weiter Ferne werden wieder anreisen, um die Krippe zu besuchen. Bis heute braucht Jesus Leute, die sich von der Weihnachtsbotschaft in Bewegung setzen lassen, um ihr Hand und Fuß zu geben, damit sie neu Flesch wird, neu konkret wird. Das geht nicht ohne Gliederschmerzen und Muskelkater. Aber dieser Infekt ist anders als Rheuma oder Gicht. Er ist heilsam. Er zeigt, dass wir Christen nicht in Filzpantoffeln auf dem Sofa sitzen, sondern mitten durchs Leben gehen.
Liebe Brüder und Schwestern!
Das wäre heuer mein Weihnachts-Wunsch. Lasst euch von diese Weihnachtsfreude anstecken. Vor diesem krippalen Infekt, der von der Krippe ausgeht, brauchen wir uns nicht fürchten und nicht schützen. Im Gegenteil: Lasst diesen krippalen Infekt an euch heran! Stecken wir einander an mit der Freude über Weihnachten! Das ist wie Medizin, die unserem Leben und Glauben Beine macht. Wohlgemerkt: Auch diese Medizin hat Risiken und Nebenwirkungen. Doch fragt nicht euren Arzt oder Apotheker, fragt euren Pfarrer und Seelsorger, eure Partner, die Mitschwester, den Mitbruder, die Freunde, denen ihr verbunden seid. Sie werden euch bestätigen, dass ihr mit diesem krippalen Infekt nach dem Genießen der festlichen Tage selbst wieder genießbarer werden, über die Weihnachtszeit hinaus. Denn Gott ist Mensch geworden, Menschenkind, damit wir Kinder Gottes werden. Amen.