Gedanken zum Tag von Pfarrer Maximilian
Predigt Weihnachtstag, 25.12.2023
Perikopen: Jes 52,7-10 Joh 1,1-18
Liebe Brüder und Schwestern im gemeinsamen Glauben!
„Das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt, und wir haben seine Herrlichkeit geschaut, die Herrlichkeit des eingeborenen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit.“ Was wir in der Heiligen Nacht im Kind in der Krippe gesehen haben, sagt uns der heilige Evangelist Johannes in seinem Prolog, ein wenig anders, ein wenig philosophisch. Aber er sagt uns dasselbe: „Das Wort ist Fleisch geworden.“ Was heißt das? Was bedeutet dieser zentrale christliche Glaubenssatz für uns, damit wir ein bisschen weihnachtlichere Menschen werden.
Erstens: „Das Wort ist Fleisch geworden“- bedeutet zunächst einmal Nähe. Gott hat uns in der Menschwerdung seine absolute Nähe geschenkt. Näher war Gott uns nie! Diese Nähe Gottes muss man im Leben einmal zulassen. Nur wenn man Gottes Nähe zulässt, kann etwas anders werden. Wer die Nähe Gottes zulässt der erschrickt vielleicht zu Beginn einmal, weil einem das menschliche Ungenügen bewusst wird. Weil uns bewusst wird, dass der Satz „er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf,“ mitunter stimmt. Aber, und das ist entscheidend, wer die Nähe Gottes zulässt, kann wohl gar nicht anders, als mit dem Nachdenken zu beginnen. Nachdenken, über das eigene Leben mit Gott. Und dann bekommt man so einen „Gottesschubs“ im guten Sinn, der uns wieder hilft im Bemühen um das rechte Menschsein und Christsein. Und dann kommen die Gotteserfahrungen, aus denen nach und nach eine Einsicht aufgeht, und sich der Sinn des Lebens erschließt. Und dann spürt man auf einmal diese Nähe Gottes, ja man ist mitten in ihr, und das schenkt Glück und innere Zufriedenheit, ganz nach dem bekannten Psalmwort, welches eine so tiefe Wahrheit ausdrückt: „Gott nahe zu sein ist mein Glück, ich setze auf Gott den Herrn mein Vertrauen.“
Zweitens: „Das Wort ist Fleisch geworden“ – bedeutet weiters Armut. Die Geburt des Erlösers geschah in äußerster Armut. Um eine Krippe herum gibt es viel. Stroh und ein paar Tiere. Die Menschen hielten/halten sich lieber im Warmen auf, in den Herbergen, nicht im kalten Stall. Doch Jesus wird dort geboren, und die Krippe erinnert daran, dass er nichts sonst um sich hatte als diejenigen, die ihn liebten. Maria, Josef und die Hirten; alles arme Leute, die ihre Zuneigung und ihr Staunen verband und nicht ihr Reichtum und große Möglichkeiten. Vielleicht konnten sie deshalb Zuneigung zeigen, weil sie der Reichtum nicht davon abhielt. Auch wir werden in den nächsten Jahren sicher noch lernen müssen, auf ein Stück unseres Wohlstandes zu verzichten. Irgendwann, kann es keine Steigerung nach oben mehr geben. Die arme Krippe lässt den wahren Reichtum des Lebens erleben, nicht Geld und Macht, sondern Beziehungen und Personen. Alles im Leben ist im Fluss, nur die Beziehungen bleiben. Die erste Person, der erste Reichtum, ist gerade dieser Jesus. Aber wollen wir an seiner Seite stehen? Oder ziehen wir es vor, bequem in unseren eigenen Interessen zu verharren? Und vor allem: besuchen wir ihn dort, wo er sich befindet, in unseren Brüdern und Schwestern, die der Hilfe bedürfen. Dort ist er gegenwärtig. Natürlich ist es nicht leicht, die angenehme Wärme der Weltlichkeit zu verlassen um sich auf die karge Schönheit der Grotte von Betlehem einzulassen, doch wir sollten uns daran erinnern, dass es ohne die Armen kein richtiges Weihnachten gibt. Auch ohne sie feiert man Weihnachten, aber nicht das Weihnachten Jesu. Heute feiern viele Menschen Weihnachten, aber sicher nicht alle das Weihnachten Jesu. An Weihnachten ist Gott arm: Mögen wir ein bisschen ärmer werden im Materiellen, und dafür reich werden in Glaube, Hoffnung und Liebe.
Drittens: „Das Wort ist Fleisch geworden“ – das bedeutet Konkretheit.“ Die Welt lebt vom Konkreten, nicht vom Theoretischen. Ein Neugeborenes in einer Krippe ist eine Vorstellung, die betroffen macht. Sie erinnert uns daran, dass Gott konkret geworden ist. So reichen Theorien, schöne Gedanken und fromme Gefühle in Bezug auf ihn nicht mehr aus. Jesus, der arm zur Welt kommt, der arm gelebt hat und arm gestorben ist, hat keine großen Reden über Armut gehalten, sondern hat sie bis ins Letzte für uns gelebt. Von der Krippe bis zum Kreuz war seine Liebe zu uns greifbar, konkret. Von der Geburt bis zum Tod nahm der Zimmermannssohn die Rauheit des Holzes, die Widrigkeiten des Lebens an. Er hat uns nicht mit Worten geliebt, er hat uns nicht zum Spaß geliebt. Der Spaß steht ja heute über allem. Gott begnügt er sich nicht äußeren Anschein. Er, der konkret geworden ist, will nicht nur gute Vorsätze, die wir schnell wieder über den Haufen schieben. Er, der in der Krippe geboren wurde, will einen konkreten Glauben, der aus Anbetung und Nächstenliebe besteht, nicht aus Geschwätz und Äußerlichkeiten. Er, der nackt in der Krippe liegt und nackt am Kreuz hängen wird, verlangt von uns Wahrheit, er will, dass wir die nackte Wahrheit der Dinge suchen und dass wir Ausreden, Rechtfertigungen und Heucheleien vor der Krippe ablegen. „Das Gesetz wurde durch Mose gegeben, Gnade und Wahrheit kamen von Jesus Christus,“ sagt uns der Johannesprolog. Er, der von Maria liebevoll in Windeln gewickelt wurde, möchte, dass wir uns mit Liebe bekleiden. Gott will nicht den Schein, sondern das Konkrete. Lassen wir dieses Weihnachten nicht verstreichen ohne etwas Gutes zu tun. Da es sein Festtag, sein Geburtstag ist, sollten wir ihm Geschenke machen, die ihm gefallen! An Weihnachten ist Gott konkret. Sorgen wir in seinem Namen dafür, dass in denen, die ihre Hoffnung verloren haben, wieder ein wenig Hoffnung auflebt! Konkreter müssen wir Christen wieder werden.
Liebe Brüder und Schwestern!
„Das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt, und wir haben seine Herrlichkeit geschaut, die Herrlichkeit des eingeborenen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit.“ Das bedeutet Nähe, Armut und Konkretheit. Wichtige Haltungen, die uns helfen ihn wirklich im Herzen aufzunehmen, ihn der uns zu seinen Kindern macht. „Allen, aber die ihn aufnahmen, gab er die Macht Kinder Gottes zu werden.“ Amen.