Gedanken zum Tag von Pfarrer Maximilian
Predigt Mariä Empfängnis, 8.12.2023
Perikopen: Eph 1,3-6.11-12 Lk 1,26-38
Liebe Brüder und Schwestern im gemeinsamen Glauben!
Das heutige Fest ist in Österreich ein Feiertag mit langer Geschichte. Es hat Festgeheimnis, das nicht so leicht verstehbar ist, aber das der Himmel selber bestätigt hat. Und es lädt uns ein auf Maria zu schauen und sie nachzahmen. Unter diesen Gesichtspunkten wollen wir uns Mariä Empfängnis nähern.
Erstens. Ein österreichischer Feiertag. Das heutige Fest ist tief verwurzelt in der österreichischen Geschichte. Nach dem dreißigjährigen Krieg, 1647, wurde es als Dank Feiertag, bis ihn die Nazis abschafften. Die größte Volksabstimmung, die es in Österreich gab, war die nach dem Krieg in den 50er Jahren, als viele Menschen das von den Nazis abgeschaffte Marienfest wieder als staatlichen Feiertag wollten. So ist es dann wieder geworden, bis vor einigen Jahren der drängende Geschäftssinn des Weihnachtsgeschäftes den Feiertag zwar nicht ganz abgeschafft, aber so durchlöchert hat, dass er nur mehr ein halber Feiertag ist. Das hat vielleicht auch damit zu tun, dass viele Menschen nicht mehr wissen, was das für ein Fest ist, das wir heute feiern. Ich bin sicher, wenn wir auf der Straße fragen: Was ist das, das Fest der Unbefleckten Empfängnis Mariens, werden die viele Leute den Kopf schütteln und sagen: „Das weiß ich nicht.“ Ich frage jetzt nicht auch hier in unserer Kirche nicht.
Zweitens: Das Festgeheimnis, das der Himmel bestätigt hat. Was bedeutet dieser rätselhafte Namen des Festes? Schon das Evangelium von heute trägt dazu bei, dass es viele missverstehen und denken, dass ist das Fest der Empfängnis Jesu. Maria habe Jesus eben ohne Erbsünde empfangen. Nein, es geht um die Empfängnis Mariens durch ihre Eltern Joachim und Anna. In neun Monaten werden wir das Fest ihrer Geburt am 8. September feiern, Mariä Geburt. Der einzige Grund, warum heute dieses Evangelium gelesen wird, sind die Worte des Engels: „Du bist voll der Gnade.“ Aber was bedeutet dieser Name der Immaculata Conceptio? Ich möchte euch dazu eine Geschichte erzählen, die manche wohl kennen, von einem 14jährigen Mädchen aus einer Notstandsfamilie, so arm, dass man sie im Ortgefängnis als Notquartier untergebracht hatte. Dieses Mädchen ging mit zwei anderen Mädchen Brennholzsammeln. Es ist Winter und es gibt zu wenig, um zu heizen. Sie kommen am Flussufer an eine Grotte, um dort Holz zu sammeln. Plötzlich sieht das eine Mädchen eine Frau in einer Felshöhle. Diese Frau lächelt ihr zu. Das Mädchen beginnt spontan ihren Rosenkranz herauszuziehen und zu beten. Dann verschwindet die Frau wieder. Das Mädchen glaubte, dass auch die beiden anderen Mädchen sie gesehen hätten und fragt sie: „Habt ihr was gesehen?“ „Nein.“ Dann vertraut sie doch dem einen Mädchen an, dass sie eine Frau gesehen hat. Das andere Mädchen verspricht, es nicht weiter zu erzählen. Aber natürlich erzählt sie es weiter, und in kürzester Zeit verbreitet sich das Gerücht, diese Erscheinung wird wohl Maria gewesen sein. Achtzehn Mal hat es dieses Mädchen hingezogen zu dieser Grotte und dieser schönen Dame. Immer wieder hat sie gefragt: „Wer bist du?“ Inzwischen war ein großer Auflauf. Scharen von Menschen kamen und wollten das erleben, wenn dieses Mädchen diese Dame sieht. Der Pfarrer des Ortes war äußerst skeptisch. Er hat geglaubt, das Mädchen phantasiert und hat sie immer gedrängt: „Sag doch, wie sie heißt!“ Erst bei der 16. Erscheinung hat das Mädchen dreimal gedrängt: „Sag mir deinen Namen!“ Schließlich hat sie im Dialekt des Mädchens gesagt: „Que soy era Immaculada Councepciou“, Ich bin die Unbefleckte Empfängnis. Das Mädchen hat seine ganze Kraft zusammengenommen, sie wusste nicht, was das heißt. Aber sie hat es sich eingeprägt und ist schnell zum Pfarrer gelaufen, stürzt bei ihm in den Pfarrhof und sagt: „Que soy era Immaculada Councepciou - Ich bin die Unbefleckte Empfängnis.“ Da hat der Pfarrer gesagt: „Bist du verrückt?“ Aber dann ist ihm bewusst geworden, dieses Mädchen, die Analphabetin war aus ärmsten Verhältnissen, konnte das nicht erfunden haben. Da ist die Skepsis des Pfarrers zusammengebrochen. Er hatte mit den Tränen zu kämpfen, hat sich umgedreht, um nicht zu zeigen, wie sehr ihn das berührt hat. Es war ihm klar: Das war Maria! Ihr habt erraten, welche Geschichte ich erzählt habe, es ist die Geschichte von Bernadette, am 11. Februar 1858 zum ersten Mal und zum letzten Mal am 16. Juli 1858. 18 Mal ist Maria ihr erschienen. Heute gehen Millionen von Menschen jedes Jahr nach Lourdes und sehen diese Statue, auf der geschrieben steht: „Ich bin die Unbefleckte Empfängnis.“ Was bedeutet dieser Namen? Bernadette hatte nicht verstanden, was es ist. Sie hat sich nur den Namen gemerkt. Heute sind viele, viele wie Bernadette, die kaum eine Ahnung haben, was dieser Namen bedeutet. Maria ohne Makel der Erbsünde von ihren Eltern Joachim und Anna empfangen. D.h. vom ersten Moment ihrer Empfängnis an, ihres Lebens an ohne den Makel der Erbsünde.
Drittens: Wir dürfen Maria machahmen. Ich war letztes Jahr das erste Mal in Lourdes. Es hat mich persönlich beeindruckt, dieser Ort der Gnade, wo so viele Kranke Trost und Menschen Stärkung finden. Ich habe bei der Grotte nachgedacht: Was ist das Geheimnis dieser Frau, die Menschen aus der ganzen Welt anzieht? Was macht einen Menschen so anziehend? Ich glaube es ist das: Je weniger ein Mensch auf sich selber konzentriert ist, nein, je mehr er offen ist für Gott und für den Nächsten, desto anziehender ist er. Das Geheimnis Mariens, warum alle Menschen in dieser Welt ein solches Vertrauen zu dieser Frau haben, ist, dass sie frei von sich selber ist. Wir alle, die wir die Folgen der Erbsünde tragen, wir alle haben zu kämpfen damit, dass wir im Mittelpunkt stehen wollen. Mein Ich. Wir beschäftigen uns zu oft mit uns selber, auch in der Kirche. Wir sind hineingebunden in eine Kette von viel Gutem, aber auch viel Unheil, Familiengeschichten, Lebensgeschichten, Lebensdramen. Wir sind Verwundete und verwunden, wir sind Verletzte, und deshalb oft auch verletzend. Maria ist allein durch die Gnade Gottes frei von dieser Verkettung. Sie ist ein ganz normaler Mensch, aber frei von dieser Verkettung in die tragischen Geschichten unserer Sünden, Verfehlungen, unserer Defizite und Mängel, aber auch des Bemühens um das Gute. Sie ist frei von diesem bloßen Beschäftigen mit sich selber.
Liebe Brüder und Schwestern!
Da ist dieser Feiertag unserer Heimat, auf den wir uns schauen können. Da ist dieses Festgeheimnis, das der Himmel in Lourdes bestätigt. Es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde, die sind nicht natürlich, sondern übernatürlich. Und da ist Maria, ein offener Mensch, frei von dieser Beschäftigung mit sich selber. Da können wir viel nachahmen. Amen.