Gedanken zum Tag von Pfarrer Maximilian
Predigt 32. Sonntag im Jahreskreis, 12.11.2023
Perikopen: Weish 6,12-16 Mt 25,1-13
Liebe Brüder und Schwestern im gemeinsamen Glauben!
Wieder einmal geht es im Evangelium um eine Hochzeit, um ein Fest. Grundsätzlich sind wir alle im Glauben zu einem Fest geladen, zum Fest des Lebens. Ja, unser Leben ist dieses Fest. Dieses Fest gilt es zu feiern. und nicht zu verschlafen! Von so einer Hochzeit war im heutigen Evangelium die Rede. Doch: Wer kann dieses Gleichnis verstehen? Wie sollen wir es verstehen?
Erstens: Gott kommt zum Fest des Lebens bzw. mit seinem Kommen wird das Leben erst richtig ein Fest. „Siehe der Bräutigam kommt, geht ihm entgegen!“ An diesem Satz hängt sich das ganze Gleichnis auf. An diesem Satz soll sich unser ganzes Leben aufhängen. ER kommt! Mit dem Ruf zur Hochzeit ist eigentlich schon alles geschehen. Es kommt nur noch darauf an, wie ernst ich diesen Ruf nehme. Keine der Jungfrauen nämlich wird vom Fest ausgeschlossen, weil sie geschlafen hat. Die einzige Frage, die bleibt, lautet: Bin ich vorbereitet, wenn er kommt? Eines ist sicher. Jesus ist nicht nur vor 2000 Jahren gekommen. Nein, nach unserem Glaubensbekenntnis vertrauen wir darauf: Er kommt wieder! Auch wenn wir den Zeitpunkt nicht kennen, wann dies sein wird, aber er kommt, spätestens in der Stunde unseres Todes. Bei einer theologischen Tagung ging der Referent auf diese christliche Glaubensaussage ein: auf unsere Hoffnung auf die Wiederkunft Christi. Von dieser Wiederkunft Christi zur Vollendung bekennen wir bei jeder Eucharistiefeier: „...bis du kommst in Herrlichkeit“. Der Referent betonte: „Diese Wiederkunft gehört zum Zentrum unseres Glaubens. Wir erwarten diese Wiederkunft!“. Nach diesen Sätzen meldete sich ein Zuhörer zu Wort und sagte: „Bitte malen Sie uns nicht gleich den Teufel an die Wand“. Ist es wirklich so schlimm, wenn Christus wiederkommt, um alles zu vollenden? All das Gebrochene zu heilen und das Gebeugte aufzurichten? Diese Hoffnung befreit uns vor dem Stress, alles selbst machen zu müssen und alles gut machen zu müssen. Dennoch und gerade deshalb gilt es unsere Lebenszeit zu nutzen. Wer die Gegenwart verschläft, verpasst die Zukunft. Oder, um mit Michael Gorbatschow zu sprechen, „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.“
Zweitens: Wir sind wachsam, weil ER kommt. Normalerweise bewachen wir heute alles Mögliche, damit keiner kommt, um uns etwas zu nehmen. Wir haben Alarmanlagen, Bewachungsanlagen. Nach dem Evangelium ist aber ein ganz anderes Wachen erwartet. Es ist ein Wachen, weil einer kommt. Diese Wartezeit gilt es zu nutzen. Wer in dieser Zeit sucht, so haben wir in der Lesung vernommen, der findet! In diesem Text aus dem ersten Jahrhundert vor Christus war von der Weisheit die Rede. Die Weisheit hatte damals göttliche Qualitäten. Ja sie ist direkt ein Weg zum Leben. Wer nach dieser Weisheit verlangt, dem gibt sie sich zu erkennen. Was aber ist mit jenen, die der Weisheit nicht nachjagen? Um eine Antwort zu finden, werfen wir einen Blick auf die törichten Jungfrauen. Wo liegt ihr Fehler? Ihr Fehler ist nicht das Schlafen. Geschlafen haben ja auch die Klugen. Ihr Fehler ist: Sie erwarten den Bräutigam letztlich gar nicht als Kommenden. Sie glauben, über sein Kommen verfügen zu können. Sie scheinen zu wissen, wann er kommt. Darum waren sie zwar bereit, als er nach ihrer Meinung kommen sollte. Sie waren aber nicht bereit, als er tatsächlich kam. Blicken wir nun nochmals auf jene klugen Jungfrauen, die wachen, weil er kommt. Sie sind bereit. Sie warten und er kommt.
Drittens: Und es wird ein Fest. Ja, das wird dann ein Fest sein. Ein Fest der Freude, das noch ein wenig beschrieben sein soll, zum persönlichen Meditieren. Wenn ER kommt, das wird ein Fest sein Wenn Du, Gott, uns heimführst aus den Tagen der Wanderschaft, uns heimführst aus der Dämmerung in Dein beglückendes Licht, das wird ein Fest sein! Da wird unser Staunen von neuem beginnen. Wir werden Lieder singen, Lieder, welche Welt und Geschichte umfassen. Wir werden singen, tanzen und fröhlich sein, denn Du führst uns heim aus dem Hasten in Deinen Frieden und aus der Armut in Deine Fülle. Wenn Du, Gott, uns heimbringst aus den engen Räumen, das wird ein Fest sein! Und die Zweifler werden bekennen, dass Du wahrhaftig Wunder tust. Du machst die Nacht zum hellen Tag; Du lässt die Wüste erblühen. Wenn Du uns heimbringst aus den schlaflosen Nächten, aus dem fruchtlosen Reden, aus den verlorenen Stunden, aus der Jagd nach dem Geld, aus der Angst vor dem Tod, aus dem Kampf und der Gier. Wenn Du uns heimbringst, das wird ein Fest sein! Dann wirst Du lösen die Finger der Faust und die Fesseln, mit denen wir uns der Freiheit beraubten. Den Raum unseres Lebens wirst Du weiten in alle Höhen und Tiefen, in alle Längen und Breiten Deines unermesslichen Seins. Keine Grenze ziehst Du uns mehr. Wer liebt, wird ewig lieben. Wenn Du, Gott, uns heimbringst, das wird ein Fest sein! Wir werden einander umarmen und zärtlich sein. Es werden lachen, die Hunger gelitten haben. Es werden singen, die von Mächten Gequälten. Es werden tanzen die Gerechten, die auf Erden kämpften und litten für eine bessere Welt. Wenn Du, Gott, uns heimführst, das wird ein Fest sein! Den Verirrten werden die Binden von den Augen genommen; die Suchenden finden endlich ihr Du. Niemand quält sich mehr mit der Frage „Warum?“. Es werden verstummen, die Dir, o Gott, Vorwürfe machten. Wir werden schauen, ohne je an ein Ende zu kommen. Wenn Du uns heimführst, das wird ein Fest sein! Denn Du, unser Gott, bist ein Gott der ewigen Schöpfung, ein Gott, der mit uns die neue Erde und den neuen Himmel gestaltet. Du lässt uns kommen und gehen, lässt uns sterben und auferstehen. Wenn Du, Gott, uns heimbringst aus den Tagen der Wanderschaft, das wird ein Fest sein, ein Fest ohne Ende!
Liebe Brüder und Schwestern!
Wir sind zum fest des Lebens mit Gott geladen. Dieser Gott ist immer im Kommen. Für sein Kommen sollen wir uns bereit machen, sollen wir wachsam sein, damit er uns führt zum Fest des Lebens. Amen.