Gedanken zum Tag von Pfarrer Maximilian
Predigt 30. Sonntag im Jahreskreis, 29.10.2023, Ah., Ok., Hk.
Perikopen: Ex 22,20-26 Mt 22,34-40
Liebe Brüder und Schwestern im gemeinsamen Glauben!
Die Frage nach dem wichtigsten Gebot wird Jesus heute gestellt. Wir könnten die Frage auch stellen und zwar ein bisschen anders: „Jesus, was heißt es dein Jünger zu sein? Was heißt es Christ zu sein?“ Auf diese Frage gibt uns Jesus im Evangelium eine bekannte, jedoch alles Entscheidende Antwort.
Erstens: Das dreifache Liebesgebot. Es geht um die Liebe. Das klingt gut, denn Liebe brauchen wir alle. Aber, Liebe, wie Jesus sie meint, ist mehr, als ein bisschen lieb und nett zueinander sein, und das ist ja auch etwas, was uns nicht immer leicht fällt. Jesus wird in der Liebesforderung sogar sehr radikal. Er spricht sogar von der Feindesliebe. Bei der Aufzählung der Werke der Barmherzigkeit heißt es sogar, dass es ein Werk der Barmherzigkeit ist die Unangenehmen zu ertragen, also Leute, die uns auf die Nerven gehen. Liebe, im Sinne Jesu, meint mehr als ein bisschen romantische Liebe. Echte Liebe, das wissen wir, geht nicht ohne Leiden. Liebe und Leiden gehören zusammen. Und weil viele das nicht mehr mögen, gibt es viel unglückliche, enttäuschte, ja sogar zerbrochene Liebe in der Welt. Ich glaube, das müssen wir uns alle eingestehen: Liebe, das können wir nicht so einfach. Wir sind alle kleinere, oder größere Egoisten. Wir kreisen viel zu viel um uns selber, leider auch in der Kirche. Es geht um die Liebe.
Zweitens: Gott neu entdecken, um lieben zu können. Jesus stellt die Gottesliebe an die vorderste Stelle. Das ist in Verbindung zu sehen mit seiner Grundbotschaft, die da lautet: „Gekommen ist das Reich Gottes. Kehrt um und glaubt, an das Evangelium.“ Mit Jesus ist ein Reich der Liebe gekommen. Das sehen wir in seinem Umgang mit den Armen, Kranken, Sündern und Außenseitern. Er hat uns am Kreuz das liebende Herz des Vaters gezeigt und uns im Heiligen Geist seine Liebe eingegossen. Wir sollen seine Liebe, sein Reich leben. Reich Gottes wird heute durch uns. Wie das geht, hat er uns in so vielen Bildern und Gleichnissen gesagt. Das ist eine aufregende Botschaft. Wir müssen uns wieder mehr auf die Grundentscheidung des Christseins, das aus der Taufe kommt, besinnen. Es lautet: Aus Liebe leben, ja aus der Liebe Gottes leben. Wir müssen Gott wieder neu entdecken. Wir müssen neu entdecken, wie reich, bunt, vielfältig mit Gott das Leben wird. Liebe entdeckt, Liebe macht erfinderisch. Gott nimmt uns nichts, er schenkt uns alles. Er will, „dass wir das Leben haben und es in Fülle haben.“ Liebe will gepflegt werden. Um Gott zu entdecken, müssen wir Zeit für ihn haben, dürfen wir unsere Zeit nicht sinnlos verplempern und vergeuden.
Drittens: Wie finden wir Gott? Da gibt uns Jesus mit der zweiten Hälfte seines Gebotes die Antwort: „Liebe deinen Nächsten, wie dich selbst.“ In der großen Gerichtsrede sagt uns Jesus, wo wir ihn finden, in den Hungernden, Dürstenden, Obdachlosen, Flüchtende, in jenen, die der Hilfe bedürfen. Der heilige Augustinus hat diese Gerichtsrede folgendermaßen kommentiert. Er schreibt: „Du willst Christus begegnen, der im Himmel thront. Erwarte ihn, wenn er unter den Brücken liegt, erwarte ich, wenn er hungrig ist und vor Kälte zittert, erwarte ihn als Fremden.“ Wir können hinzufügen: erwarte ihn als einen, der Probleme hat und jemanden braucht, mit dem er wenigsten reden kann. Es kommt sehr oft auf die kleinen Aufmerksamkeiten und ein wenig Interesse an. Nur die Werke der Liebe, werden am Ende zählen. Die können wir mitnehmen in die Ewigkeit, sonst nichts, rein gar nichts. Jesus sagt, wir sollen den Nächsten lieben, wie uns selbst. Wir können fragen: Was würde ich in dieser oder jener Situation vom anderen erwarten. Wir sollten die Welt mit den Augen des Anderen sehen. Das ist Bekehrung, Umkehr der Blickrichtung. Wo das geschieht, finden wir Gott.
Liebe Brüder und Schwestern!
Christsein, Jünger Jesus sein, das ist unsere Lebensfrage. Der Herr gibt uns Antwort. Es geht um die Liebe, es geht darum Gott neu zu entdecken, und ihn mehr zu lieben. Es geht darum Gott im Nächsten zu lieben und ihn so zu entdecken. „Der in uns die Liebe entzünde,“ beten wir am Beginn des Rosenkranzes. Maria möge uns hellen immer mehr liebend zu werden. Amen.