Fahrt zur Mariensäule, Wanderung zur Neuburg So. 22. 10. 2023
'Votivtafel Straßenseite:
"Er ließ dieselbe an diesem Platze seiner Herrschaft und seines Gebietes, das ihm durch Majorat und Fidei-Kommiß zugehört, mit großen Kosten aufstellen, damit in Herz und Mund bleibend fortbestehe die Andacht zu Maria und das kaiserliche Gelöbnis für seine Nachfolger und Untertanen über die jährliche Feier des Festes der Unbefleckten Empfängnis der seligsten Jungfrau Maria und über das am vorhergehenden Tage zu haltende Fasten."
Aus einer Schautafel im Inneren der Burg:
"Kalvarienberg zu Neuburg am Inn
Georg Graf Ludwig von Sinzendorf (1616-1681), der am Hofe Kaiser Leopolds I. bis zum Hofkammerpräsidenten aufstieg, erwarb im Jahre 1654 die Grafschaft Neuburg und baute die Neuburg in ein Barockschloss um.
Für Sinzendorf, der zum katholischen Glauben konvertiert war, wurde die Neuburg zur idealen Projektionsfläche seines Repräsentationsbestrebens und seiner Frömmigkeit. Zwei Kupferstiche vermitteln einen Eindruck von der damaligen baulichen und gartenkünstlerischen Pracht und von der spezifischen Ausgestaltung des Schlossareals zu einer religiösen Kultstätte. Anlass für diese Kupferstiche war die Hochzeit des Kaisers Leopold I. mit seiner dritten Frau, Eleonora von Pfalz-Neuburg aus dem Hause Wittelsbach, die im Dezember 1676 in Passau stattfand. Schloss Neuburg diente als Brautquartier und Schauplatz des Prologs zu dieser Hochzeit.
Auf den Maler Clemens Beutler geht die Konzeption der Gärten zurück, die dem weitläufigen Schlossareal eine religiöse Komponente beifügte. Der Hintergrund für den Wandel der Neuburg in eine religiöse Kultstätte mit Kreuzwegstationen und Eremitorien war die von Sinzendorf erlebte Kultur der Frömmigkeit am Hofe Kaiser Leopolds, der den Katholizismus zu einer stolzen Staatsreligion machte.
Mit dem Kalvarienberg, dieser Aufsehen erregenden gartenkünstlerischen Inszenierung, eingebettet in die Landschaftskulisse zu beiden Seiten des Inns, stellte Sinzendorf sein religiöses Werbungsanliegen ganz öffentlich zur Schau.
Kalvarienberg und Mariensäule waren eng verschwisterte Symbole der „Pietas Austriaca" der Habsburger. Als Sinnganzes waren beide Teile einer Sakraltopographie, die die „Loca sancta", die heiligen Stätten des Evangeli- ums, zu vergegenwärtigen suchte. Der Kalvarienberg verkörpert für den Nahrung für Geist, Gemüt und Seele. Menschen eine Stätte der Ich- und Gottesbegegnung unter freiem Himmel,
Die heute noch bestehende Mariensäule nahe der Burg Wernstein ist das letzte steinerne Zeugnis für diese konfessionelle Akzentuierung, denn das Gegenstück vis à vis, der Kalvarienberg mit den Kreuzwegstationen Wildnis überwuchert. unterhalb der Neuburg, ist heute restlos verschwunden und von der
Der monumentale doppelseitige Christus, der früher ein Bestandteil der Kreuzweg-Inszenierung aus gemalten Kreuzwegreliefen und Steinplastiken und fand vor der Neuburg seine Heimat. war, ist aus dem ursprünglichen Kontext des Kreuzweges herausgerissen
Allein der Paradiesgarten vor der Vorburg erinnert an die Pracht der ehemals weitläufigen barocken Gartenanlagen. Er wirkt mit seiner wie ein Festsaal unter freiem Himmel. Gartengrotte, die den Triumph der Kunst über die Natur zum Thema hat,