Sternenkinder - viel zu kurz und doch für immer
Vom Entwurf bis zur fertigen Gedenkstätte:
Als Sternenkinder werden jene Kinder bezeichnet, die in der Schwangerschaft, während oder kurz nach der Geburt sterben. Es braucht für betroffene Menschen Orte und Rituale, um sich von einem Sternenkind gut verabschieden zu können. Vielerorts gibt es bereits Gedenk- und Begräbnisstätten, die von Pfarren und Gemeinden initiiert und getragen werden. Auch in Molln soll es künftig einen solchen Platz geben, er wird an der Westseite des neuen Friedhofs in Zusammenarbeit mit Pfarre und Gemeinde gestaltet werden.
Eine Arbeitsgruppe, bestehend aus Mag. Agnes Brandl, Waltraud Steiner, Rosemarie Ebmer, Ernestine Kogler, Maria Mayer und Ingrid Hatzenbichler, hat bereits umfangreiche Vorbereitungen zur Verwirklichung dieser überkonfessionellen Stätte getroffen.
Waltraud Steiner schuf den künstlerischen Gesamtentwurf. Die Gestaltung des Platzes soll die Gefühlslage von Betroffenen widerspiegeln, ihnen die Möglichkeit bieten, ihrer Trauer Ausdruck zu verleihen und Trost und Hoffnung zu finden.
Die Aufträge für die Anfertigung der einzelnen Elemente wurden an Künstler und Handwerker aus der Region vergeben.
Dank des engagierten Einsatzes der beauftragten Künstler und Handwerker sowie auch der freiwilligen Helfer konnte das Projekt sehr schnell verwirklicht werden. Ein besonderer Dank gilt den Künstlern und Handwerkern, die zur Verwirklichung dieser Gedenkstätte beigetragen haben.
Waltraud Steiner- künstlerischer Gesamtentwurf und tatkräftige Begleitung des Projektes
Andrea Gira – Glasarbeiten
Andrea Gruber - Wandmalerei
Firma Herbert Stöger – Metallarbeiten und Montage
Die freiwilligen Helfer Kaspar Walter, Steiner Franz, Fürschuß Fred und Bauernfeind Franz leisteten wertvolle Dienste.
Die Pfarre Molln und die Marktgemeinde Molln ermöglichten durch ihre Unterstützung die Finanzierung dieses Projektes.
Segnung der Sternenkinder-Gedenk- und Begräbnisstätte am 17. September 2022
Die Sternenkinder-Gedenk- und Begräbnisstätte wurde am 17. Sept. 2022 unter Beisein des Bürgermeisters und zahlreichen Gemeindevertretern, des Pfarrgemeinderates, der Leiterin der Krankenhausseelsorge Kirchdorf und der Pfarrgemeinde feierlich durch unseren Herrn Pfarrer eingeweiht. Nach zwei Jahren Umsetzungszeit wurden 400 ehrenamtliche Stunden geleistet. Danke an alle, die einen Beitrag dazu geleistet haben. Es wurden Flyer gedruckt, die in der Kirche, bei Ärzten und im Krankenhaus Kirchdorf aufliegen.
Jederzeit kann auch im Nachhinein noch persönlich eine Hl. Messe für ein zu früh verstorbenes Kind gefeiert werden.
Diese Gedenkstätte ist auch als Begräbnisstätte gedacht und beinhaltet die Möglichkeit; dass Eltern ihr tot geborenes Kind in diesem Grab bestatten lassen.
Der Verlust eines geliebten Menschen lässt sich kaum in Worte fassen und der Tod eines Kindes macht uns sprachlos, auch der eines ungeborenen. Statt dem ersten Schrei und Freudentränen bleiben Verzweiflung und unendliche Trauer zurück. Sternenkinder sind eher noch ein Tabuthema, dem sich die Menschen erst langsam öffnen. Statistisch gesehen ist jede 4. Frau davon betroffen, damit auch Väter und Geschwister. Lange Zeit wurden Tod- und Fehlgeburten kleingeredet und verschwiegen – auch abgetriebene Kinder. Doch die betroffenen Familien brauchen die Möglichkeit des Trauerns, wie diese Trauer aussieht, dafür gibt es keinen Leitfaden, weil Trauer etwas sehr Individuelles ist.
Es ist ein christliches Anliegen, den Menschen vom Augenblick der Empfängnis an als Mensch zur respektieren.
Jeder Mensch ist vom ersten Augenblick seiner Empfängnis an von Gott geliebt und dazu geschaffen, dass er in der Ewigkeit das Leben in Fülle erlangt. Die christliche Verheißung, dass Gott dem Menschen über den Tod hinaus ein Leben in Fülle schenken will, schließt die Ungeborenen nicht aus.
Und daher ist es richtig, wenn wir an sie denken, die wir noch gar nicht besser kennenlernen konnten, weil sie sofort wieder von uns gegangen sind. Es ist richtig, dass wir die Verheißung der Auferstehung auch auf sie beziehen. Und deshalb ist das Herz des Gläubigen, über die zu früh verstorbenen Kinder Trauernden nicht nur mit Schmerz erfüllt, sondern auch mit Hoffnung, Sie sind in Gottes Hand, und Gott wird ihr Leben vollenden. Die Gedenkstätte soll ein Ort sein, an dem Eltern das heilsame Trauern erleben dürfen, und ein Ort der Hoffnung.
Auf dem kleinen Platz gibt es die Gelegenheit zur Gemeinschaftsbestattung (je nach Bedarf 1 bis 2 mal im Jahr) oder auch zur Einzelbestattung der Sternenkinder, sofern die Urnen oder kleinen Behältnisse nicht in den Familiengräbern unterkommen können. Junge Eltern werden dies bestimmt nicht zuletzt aus finanziellen Gründen begrüßen. Daher wurde ein Teil des Ortes frei gelassen.
Die Symbole:
Träne der Hoffnung – Alpha und Omega
An der Wand der Sternenkinderstätte sieht man Sterne als Zeichen für die verstorbenen Kinder sowie Alpha und Omega.
Alpha und Omega, der erste und der letzte Buchstabe des klassischen griechischen Alphabets, sind ein Symbol für Anfang und Ende und damit für das Umfassende, für Gott. Beide Buchstaben stehen auch für Leben und Tod und umgekehrt für Tod und Auferstehung.
Im heutigen Sprachgebrauch wird daraus abgeleitet „das A und O“ oft als Metapher für „die Grundprinzipien“ oder „die Quintessenz“ etc. benutzt.
Das Kreuz
Es gibt wohl keine größere Liebe, als sein eigenes Kind den Opfertod stellvertretend für die Menschheit sterben zu lassen wie es Gott Vater getan hat. Durch diesen unseren liebenden, barmherzigen, guten Gott wurde das Kreuz zum Zeichen des Sieges über den Tod, zum Symbol für Neubeginn und Auferstehung.
Für betroffene Eltern, die ein Sternenkind verloren haben, vielleicht eine Auferstehung aus der Hoffnungslosigkeit in eine neue Zukunft, eventuell sogar in die Zuversicht auf ein weiteres Kind.
Das Glas
Zart und zerbrechlich sind die Kinder, die uns viel zu früh verlassen müssen, zart und zerbrechlich wie das Glas, das uns an sie erinnert und an dieser Gedenkstätte sofort ins Auge fällt. Die Farben verändern sich – führen von BLAU über ROT immer heller werdend zum GELB, so wie die Seelenstimmung nach einer Zeit des bohrenden Schmerzes in wehmütiges Erinnern übergeht. Das Glas ist unten schmal und wird oben weiter und lässt erahnen, dass die Enge, die das Herz der Trauernden zusammenschnürt, in die Weite des Trostes führt.
Die Bank
Auf der kleinen Bank kann man in Ruhe an das verstorbene Kind denken, vielleicht mit ihm Zwiesprache halten. Es lebt ja in den liebenden Herzen der Eltern weiter.
Die Lichterwanne
Uns allen ist es ein Bedürfnis, im Gedenken an unsere vorausgegangenen Lieben Lichter zu entzünden. Entfernt erinnert der Platz für die Lichter an eine Wiege. Das verlorene Kind ruht in Frieden, Licht und Wärme.
Das Sternenkinder - Trauerbuch
Eltern von Sternenkindern haben den Wunsch, mit ihrem verstorbenen Kind in Verbindung zu bleiben. Erinnerungsorte helfen dabei genauso wie Rituale.
Schreiben hilft, Trauer zu bewältigen
Im Trauerbuch, das sich in einem aufklappbaren Behälter rechts neben der Bank befindet, haben Schmerz, Trauer und Erinnerungen Platz. Der Trauerprozess ist etwas sehr Persönliches und wird unterschiedlich intensiv erlebt. Nutzen Sie je nach Bedürfnis die Möglichkeit, wiederholt ins Buch zu schreiben. Das vollgeschriebene Trauerbuch werden wir im Archiv der Pfarre aufbewahren.
Vielleicht möchten Sie einen Brief an das Sternenkind richten. Gerne können Sie diesen verschlossenen Brief in den Behälter geben.
Feier – Feuer - Trost
Unser Herr Pfarrer und die Sternenkindergruppe lädt alle trauernden Angehörigen von Sternenkindern jedes Jahr nach Ostern zu einer Wortgottesfeier ein.
Im Anschluss ist es möglich, Briefe und Gebete, die dem Sternenkind gelten, dem gesegneten Feuer zu übergeben. Hoffentlich kommen bei der abschließenden Agape Trauernde miteinander in den Austausch und erfahren so ein wenig Trost.
Jederzeit können sich Betroffene an unseren Herrn Pfarrer Sebastian Schmidt (Tel. 0676/8776 5587) und an Frau Mag. Agnes Brandl (Tel. 0660 5081610) wenden.
Buchtipp: „Trauern um ein Sternenkind“ von Petra Sutor.
- Verein Pusteblume in Wels unterstützt ebenfalls sehr wertvoll. Tel. 0650 4789678.
Das Sternenkinderteam hofft, mit diesen verschiedenen Möglichkeiten einen kleinen Beitrag zur Trauerbewältigung leisten zu können.
Du warst ein Kind der Freude.
Wie eine Blüte ging unser Herz auf,
denn wir erwarteten dich voll Sehnsucht.
Du warst ein Kind des Lebens.
Wir wollten Leben weiter geben,
und uns selbst beschenken lassen.
Du bleibst unser Kind.
Doch du bist ein Kind der Sehnsucht,
das zu einem Kind der Trauer wurde.
Du konntest nie in unsere leuchtenden Augen schauen,
du hast sie nicht gesehen,
die Schönheit dieser Welt.
Nun aber siehst du das Licht,
das strahlende, wärmende Licht
der Liebe Gottes.
Du bist gesegnet, du Kind der Hoffnung,
der Freude und des Lebens.
Und mit dir ist gesegnet unsere Trauer
um dich, du Kind bei Gott.
Hanna Strack