Hl. Birgitta von Schweden
* 1303, Finsta bei Uppsala, Schweden
† 23. Juli 1373
Ordensgründerin, Mystikerin
Birgitta (Brigitta), aus dem edlen Geschlecht der Folkunger, wurde 1303 (oder 1302) in Finstad bei Uppsala geboren. Es war das Jahr, in dem Papst Bonifaz VIII. und die hl. Gertrud die Große starben. 1316 vermählte sich Birgitta mit dem Edlen Ulf Gudmarsson. Der glücklichen Ehe entsprossten acht Kinder, darunter die hl. Katharina von Schweden. Der Tod ihres Mannes, den sie „liebte wie ihr eigenes Herz“, bedeutete die große Wende in ihrem Leben. Mit Hilfe des schwedischen Königs gründete sie um 1346 in Vadstena das erste Kloster des Birgittenordens, auch „Erlöserorden“ genannt, weil Christus selbst der hl. Birgitta den Wortlaut der Regel und die Angaben für den Bau der Kirche mitgeteilt haben soll. Der Orden, vor allem zur Sühne für die Sünden des Landes und zur Verehrung des Leidens Christi gegründet, erlangte große Bedeutung für die religiöse und literarische Kultur des Nordens. Birgitta selbst ging, einer inneren Stimme gehorchend, 1349 nach Rom. Sie verbrachte die letzten 24 Jahre ihres Lebens in Italien, bemühte sich um die Reform der Kirche und (vergeblich) um die Rückkehr des Papstes aus Avignon nach Rom. Birgitta hatte von Jugend an mystische Gnaden und Offenbarungen, die sie in schwedischen Sprache niederschrieb.
Hl. Apollinaris
† 200, Italien
Bischof von Ravenna, Märtyrer
Apollinaris war nach alten Legenden mit Petrus aus Antiochia - dem heutigen Antakya nach Rom gekommen und wurde dann von diesem ausgesandt, um als Glaubensbote in Ravenna zu wirken, wo er zwanzig Jahre lang Bischof war. Heiden überfielen, misshandelten und töteten ihn auf qualvolle Weise.
Nach anderen Berichten überlebte Apollinaris qualvolle Peinigungen und Verfolgung, wurde mehrmals als tot geltend fortgetragen, entkam nach Dalmatien, verkündigte dort das Evangelium und wendete eine große Hungersnot ab. Nach seiner Rückkehr wurde er mit einer Keule erschlagen.
Wieder andere Quellen berichten eine ähnliche Lebensgeschichte am Ende des 2. Jahrhunderts. Eine stattliche Zahl von Martern, Heilungen, Wundern ist in der Legenda Aurea zusammengestellt.
Über Apollinaris' Grab in Ravenna wurde die weltberühmte dreischiffige Basilika S. Apollinare in Classe gebaut und 549 geweiht, seit dem 9. Jahrhundert erhebt die Kirche S. Apollinare Nuovo den Anspruch, seine Begräbnisstätte zu sein. Die Verehrung war früh schon auch in Rom, Mailand und Dijon beheimatet. Von Dijon breitete sie sich aus im Elsass, so in Obermichelbach - dem heutigen Michelbach-le-Haut, nahe Basel -, dazu in der Schweiz und bis nach Reims und Gorkum / Gorinchem.
Kaiser Otto III. brachte nach einem Besuch in Ravenna den Kult nach Burtscheid - heute Stadtteil von Aachen. Die Abtei Siegburg hat - möglicherweise durch Anno - Reliquien - vielleicht aus Dijon - erhalten und verbreitete den Kult im Rheinland; die Siegburger Propstei Apollinarisberg bei Remagen wurde ein berühmter Wallfahrtsort mit Pilgerfahrten, vor allem Mitte Juli. Die Reliquien auf dem Apollinarisberg kamen der Legende nach 1162 zusammen mit denen der heiligen Drei Könige durch Erzbischof Reinald von Dassel nach Deutschland, diese Überlieferung ist eine durch das Zusammenfallen von Apollinarisfest und Translationsfest der Drei Könige am 23. Juli angeregte Erfindung aus der Zeit um 1450. Diese Gebeine wurden von Herzog Wilhelm I. von Jülich geraubt und 1383 nach Düsseldorf gebracht; zuvor hatte ein Ritter mit Namen Gerhard von Einenberg den Kopf versteckt, so dass der in Remagen verblieb - nur in Folge des deutsch-französischen Krieges kam er 1812 auch nach Düsseldorf, wurde 1826 aber wieder nach Remagen zurückgeführt.
Hl. Liborius
† 397, Frankreich
Bischof von Le Mans
Liborius stammte aus einem vornehmen gallischen Geschlecht und war von der römischen Kultur geprägt. Er wurde 348 Bischof von Le Mans. Die Legende schreibt ihm eine 49-jährige segensreiche Tätigkeit und mehrere Wunderheilungen zu und erwähnt, dass sein Freund Martin von Tours ihm beim Sterben Beistand leistete.
Schon bald nach Liborius' Tod sollen an seinem Grab Heilungswunder geschehen sein.
Bischof Aldric von Le Mans überließ Liborius' Reliquien 836 dem Bischof Badurad von Paderborn; der wollte damit den noch ungefestigten christlichen Glauben in seinem jungen Bistum stärken. Die Prozession, die von Zeichen und Wundern wie Krankenheilungen begleitet wurde, kam Pfingsten 836 in Paderborn an. Eine Legende des 18. Jahrhunderts erzählt, dass ein Pfau der Übertragung der Gebeine voran geflogen sei: Immer, wenn die Pilger einen Halt einlegten, ruhte auch der Pfau; wenn sie aufbrachen, erhob sich der Vogel wieder; am Ziel ließ er sich auf der Turmspitze des Paderborner Domes nieder; als die Gesandten mit den Reliquien in die Kirche eingezogen waren, fiel der Pfau, der seine göttliche Mission erfüllt hatte, tot zu Boden.
Im Dreißigjährigen Krieg raubten 1622 Landsknechte des lutherischen Herzogs Christian von Braunschweig den Paderborner Domschatz und den Schrein mit Liborius' Gebeinen; er ließ den Schrein einschmelzen und daraus Münzen prägen mit der Aufschrift: Gottes Freundt, der Pfaffen Feindt. Nach fünf Jahren wurden die Reliquien gegen Zahlung einer hohen Rückgabesumme zurückgebracht - dieser Tag, der 25. Oktober, wird in Paderborn als Gedenktag Klein-Libori begangen. Einen neuen, prachtvoll vergoldeten Silberschrein für die Reliquien schuf 1627 der Künstler Hans Krako; zur Erinnerung an den alten Schrein wurden einige der Pfaffenfeindtaler eingearbeitet. Der Schrein wird heute im Erzbischöflichen Diözesanmuseum in Paderborn aufbewahrt.
Auftakt des Liborifestes Ende Juli ist am ersten Samstag in der Liboriwoche die feierliche Erhebung der Reliquien: Während des Festes sind sie im Liborischrein zur Verehrung durch die Gläubigen im Altarbereich des Domes aufgestellt, das Jahr über werden sie in einem Schrein aus Ebenholz in der Krypta aufbewahrt. Seit 1836 erklingt bei der Erhebung der Liboritusch. Die Gewänder der Schreinträger wurden 1896 in Anlehnung an die Uniformen der Schweizer Garde im Vatikan gestaltet. Am ersten Sonntag in der Liboriwoche wird der Schrein mit den Reliquien in einer Prozession zum Historischen Rathaus getragen. Das neuntägige Liborifest mit seiner Mischung aus Kirche, Kirmes und Kultur zieht jährlich rund 1,5 Millionen Besucher nach Paderborn. Die Kirmesmeile in der Innenstadt, mit über 100 Schaustellern auf dem Liboriberg und über 150 Ständen auf dem Pottmarkt ist zwei Kilometer lang. Der europäische Gedanke spielt beim Fest eine bedeutende Rolle, Paderborn und Le Mans sind verbunden durch die älteste noch existierende Städtefreundschaft Europas. Beim Liborimahl im Historischen Rathaus spricht jedes Jahr eine bekannte Persönlichkeit aus dem In- oder Ausland vor geladenen Gästen zum Thema Europa. Alle fünf Jahre verleiht der Erzbischof die 1977 gestiftete St. Liborius-Medaille für Einheit und Frieden an eine Persönlichkeit, die sich um die Einigung Europas auf der Grundlage christlicher Prinzipien verdient gemacht hat. Den Abschluss des Liborifestes bildet jedes Jahr ein Feuerwerk am letzten Liborisonntag nach Sonnenuntergang.
Hl. Johannes Cassianus
* 360, römischen Provinz Scythia minor
† 433, Frankreich
Priester, Mönch, Klostergründer
Johannes hatte eine klassische Bildung genossen und lernte auch Griechisch, was ihm Zugang zur Literatur der griechischen Kirche verschaffte. In jungen Jahren pilgerte er nach Palästina und trat in Betlehem in ein Kloster ein. Um 385 zog er mit seinem Freund Germanus weiter in die Sketische Wüste, um dort das Einsiedlertum aus eigener Anschauung kennenzulernen; sieben Jahre blieben sie dort, dann gingen sie für drei weitere Jahre zu den Einsiedlern in die Thebais um Theben - heute Ruinen bei Al Uqsur. Um 401 verließ Johannes mit seinem Gefährten Ägypten. Der Ruf des Patriarchen Johannes Chrysostomos zog sie nach Konstantinopel - dem heutigen Ístanbul - , von ihm wurde Johannes zum Diakon geweiht.
404 wurde Johannes, wieder in Begleitung von Germanus, nach Rom geschickt, um den Schutz des Papstes Innozenz I. für Chrysostomos zu erwirken, der durch die Verleumdungen der mit der Kaiserin Eudoxia verbündeten Bischöfe verfolgt wurde. Später zog es ihn in die Provence, dort gründete er um 415 das Kloster St. Victor für Männer im heutigen Marseille und ein Frauenkloster. Diese Klöster wurden in einer Zeit barbarischer Verwüstung Zufluchtsort für Menschen in Not und Stätten des Friedens sowie Zentren intellektuellen Lebens und monastischer Spiritualität und wirkten weit hinein nach Gallien und Spanien. Johannes vermittelte mit seinen Büchern "De institutis coenobiorum et de octo principalium remediis" ("Von der Einrichtung des Zusammenlebens und den acht wichtigsten Heilmitteln"), die er 419 - 426 auf Bitten von Bischof Castor von Apt verfasste, dem Westen die geistige Erfahrung der Mönchsväter des Ostens; die ersten 4 Bücher beschreiben das gemeinsame Leben im Kloster, die Bücher 5 bis 12 die acht Laster und deren Überwindung durch die Askese. Er hat damit nachhaltig das abendländische Mönchtum geprägt: die vier ersten Bücher der Institutiones galten lange als Regel des Cassian; die Ordensregel des Benedikt von Nursia sind deutlich von ihr abhängig.
Nach 425 veröffentlichte er sein Werk "24 Conlationes Patrum" ("Zusammenstellungen aus der Väterlehre"), eine asketische Unterweisung in Form fingierter Lehrvorträge bekannter Ägyptischer Mönchsväter; mit der 13. Conlatio, der über Gnade und menschliche Freiheit, die sich gegen Augustinus' Gnadenlehre stellte, handelte er sich den Vorwurf des Semi-Pelagianismus ein. Prosper von Aquitanien machte Augustinus auf Johannes' Ansichten aufmerksam; Johannes sah sich veranlasst, sich noch am Ende seines Lebens zu einer Widerlegung des Pelagianismus aufzuraffen.
430 schrieb Johannes auf Bitten des späteren Papstes Leo des Großen sieben Bücher gegen den Nestorianismus mit dem Titel De incarnatione Christi, Über die Menschwerdung Christi. Schon Papst Gregor der Große nannte Johannes einen Heiligen.
Ezechiel
† 571 v. Chr., Irak
Prophet, Märtyrer
Ezechiel stammte aus priesterlichen Geschlecht (Ezechiel 1, 1 - 3). Er wurde 597 v. Chr. mit etwa zehntausend Juden aus der Oberschicht in die Gefangenschaft nach Babylon - dem heutigen Han-al-Mahawil im Irak - verschleppt (2 Könige 24, 14) und lebte mit anderen Verbannten in Thel-Abib (Ezechiel 3, 15) am Fluss Chebar (Ezechiel 1, 1) - wohl dem heutigen Schatt en-Nil bei Babylon, wo er 593 zum Propheten berufen wurde. 22 Jahre lang wirkte er unter den Exilierten, stärkte ihren Glauben auch in der Fremde und ließ sie das Exil als Buße für die Verfehlungen der Väter verstehen.
Der Überlieferung nach starb Ezechiel als Märtyrer, der gevierteilt wurde.
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