Martinskirche
Das kleine Kirchlein westlich des Linzer Schlosses steht auf altem Kulturboden. Jungsteinzeitliche Streufunde weisen auf eine urgeschichtliche Besiedlung hin. Aus der Epoche des römischen Lentia sind Reste von Holz- und Steinbauten festgestellt worden. Ein römischer Backofen ist unter dem Kirchenboden zum Teil erhalten und zugänglich gemacht worden. Römische Grabsteine sind im Mauerverband sichtbar verwendet.
Eine Urkunde Karls des Großen erwähnt 799 eine Kapelle des Hl. Martin zu Linz. Zahlreiche archäologische Grabungen ergaben Anhaltspunkte für die Rekonstruktion eines viel geräumigeren Zentralbaues, der karolingischen Königspfalzen entspricht, wobei das Kirchlein als die in der Urkunde erwähnte Kapelle angenommen werden kann. Eine andere Meinung vermutet, dass die Martinskirche nicht mit jener 799 genannten Kirche identisch ist, sondern erst 955 von Bischof Pilgrim von Passau errichtet wurde.
Die Martinskirche kann für sich beanspruchen, das älteste frühmittelalterliche Sakralgebäudeauf dem Boden Österreichs zu sein.
Unter Kaiser Leopold wurde die Kirche im 17. Jh. barockisiert, 1741 von der französischen Besatzung als Pferdestall benützt, 1810 profaniert und als Militärdepot verwendet. 1741 wurde sie wieder als Kirche geweiht und neugotisch ausgestattet.
1947 und 1975-1977 erfolgten große Renovierungsaktionen, bei denen die Martinskirche in der jetzigen schlichten künstlerischen Form ausgestattet und auch mittelalterliche Wandmalereien freigelegt wurden.
Der Grundriss der Kirche ist sehr einfach:
An den 17,5 m langen und 5,5m breiten, ungegliederten, rechteckigen Saalraum schließt sich ein auffällig kurzer, 4 x 4 m großer spätgotischer Chor mit Fünfachtelschluss. Das Ostfenster ist dreiteilig, die je zwei seitlichen Fenster sind schmal und zweiteilig.
Zur Zeit der Gotik erhielt die Kirche Wandmalereien. Ein restauriertes Madonnenbild schmückt noch den Triumphbogen.
In einer Nische der Nordwand ist eine Darstellung des Volto-Santo-Gnadenbildes in Lucca (Stadt in der Toscana) mit folgendem Inhalt: Der Gekreuzigte wirft auf das Spiel des armen, frommen Geigers hin diesem seinen goldenen Schuh zu. Dieses Bild ist in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts entstanden, wurde aber bald danach durch eine Mauer verdeckt und erst wieder 1947 freigelegt.