Kreuzweg
Während meines Theologiestudiums lernte ich den Linzer Galeristen Otto Bejvl kennen. In vielen Gesprächen zu den laufenden Ausstellungen erschloss er mir den Zugang zu den Kunstwerken. Dabei lernte ich auch viele Künstler persönlich kennen, u.a. den 1906 in Salzburg geborenen Maler Erich Wulz.
Als Theologe fand ich einen besonderen Zugang zu seinen religiösen Werken. Mich faszinierte auch das breite Spektrum seines künstlerischen Schaffens: Hinterglas, Mischtechnik, Holzschnitte, Arbeiten auf Glas… Er war zwar akademischer Maler, konnte aber seine Familie mit vier Kindern nicht durch den Verkauf seiner Bilder ernähren. So arbeitete er als Buchhalter in der Apotheke seines Bruders. Anlässlich meines ersten Besuches bei ihm schenkte mir Wulz eine Zeichnung mit einer Darstellung des „Armen Lazarus.“ Ich besuchte Wulz regelmäßig, erwarb Bilder von ihm und es entwickelte sich eine freundschaftliche Verbindung mit ihm, die bis zu seinem Tod 1984 anhielt.
In beinahe prophetischer Vorausschau sagte Wulz schon in den frühen Siebzigerjahren zu mir: „Wenn Sie einmal eine Kirche bauen, dann denken Sie an mich!“ Mitte der Siebzigerjahre wurde ich von Bischof Dr. Franz Zauner beauftragt, zusammen mit den Kirchenräten unserer Mutterpfarre Christkönig, unter der Leitung der beiden Architekten Erich Scheichl und Franz Treml, die neue Pfarranlage in Gründberg zu planen und den Bau zu begleiten. Schon vor dem Spatenstich bestellte ich bei Wulz Bilder für den Kreuzweg. Um eine Ablehnung des Salzburger Künstlers durch unseren diözesanen Kunstrat zu verhindern, finanzierte ich den Kreuzweg durch Spenden von großzügigen Pfarrangehörigen und meinen Verwandten. Wulz gab sich mit der sehr bescheidenen Gage von 4000 Schilling pro Bild zufrieden.
Ich bin glücklich darüber, dass wir beinahe die gesamte künstlerische Gestaltung für St. Markus, gegen den Widerstand mancher Gremialmitglieder, Erich Wulz verdanken. Vom Kunstrat wurde u.a. die 15. Kreuzwegstation abgelehnt. Ich freue mich über die Darstellung vom „Leeren Grab“ besonders. Sie möge uns am Schluss des Kreuzweges herausführen aus der Trauer um das Sterben Jesu und uns Hoffnung und Freude aus der Auferstehung Jesu schenken.