1938 - 1945
Die im März 1938 erfolgte vorübergehende Einverleibung Österreichs in das Deutsche Reich brachte bis die Stadt Linz, und natürlich auch für den Froschberg, ungeheure Veränderungen mit sich. Die Stadt wurde durch eine überdimensioniert groß angelegte Schwerindustrie in ihrer Grundstruktur verändert.
Naturgemäß reichten die einheimischen Führungs- und Arbeitskräfte für die vielschichtigen Aufgaben in keiner Weise aus. Der gewaltige Zustrom Zehntausender von Arbeitern und Beamten brachte ein ungeheures Ansteigen der Bevölkerungszahl mit sich. In den Jahren 1938 bis 1945 stieg die Einwohnerzahl von 112.000 auf 190.000 Personen. Diesem Belastungsstoß, vor allem auf dem Wohnsektor, wäre keine Stadt gewachsen gewesen. So hat die Stadtgemeinde mit anderen Großbauträgern alle verfügbaren Kräfte aufgeboten, um den Wohnungsneubau mit größter Beschleunigung voranzutreiben. Die Zeit der Ungestörtheit und des stillen Friedens auf dem Froschberg ging zu Ende. Eine in ihrem Ausmaß und Tempo nie geahnte Bautätigkeit setzte mit Sommerbeginn 1938 hier ein. Der ganze Froschberg wurde zu einem Ameisenhaufen, der von fleißigen Arbeitern und ständig neues Baumaterial bringenden Fahrzeugen aller Art nur so wimmelte. Unglaubliche Mengen von Ziegeln, Sand, Holz, Zement, Baumaschinen u. a. wurden in kurzer Zeit herangeschafft. Bald drohten die Fahrzeuge in dem tief aufgewühlten Ackergrund zu versinken. Die geplanten, aber noch unbefestigten Straßen mußten in aller Eile mittels alter Eisenbahnschwellen notdürftig befahrbar gemacht werden. Wohnbaracken für die Arbeiter und Bauhütten wurden aufgestellt. Kanal-, Wasser-, Gas- und Stromleitungen wurden verlegt, in rascher Folge entstand ein Wohnblock nach dem anderen.
Im typischen Baustil der NS-Zeit begann die Verbauung hufeisenförmig am Fuße der Froschbergkrone, zog sich immer weiter hinauf und fand ihr ungewolltes Ende in dem weitläufigen Häuserblock am Minnesängerplatz und in der "Hermann-Göring-Siedlung" zwischen Händelstraße, Johann-Sebastian-Bach-Straße und Leondinger Straße. Geplant war noch eine burgähnliche Verbauung auf der Gartenanlage über den heutigen Wasserbehälter und auf dem Kirchengrund, in deren Innenhof alle Folgebauten wie Schulen, Kindergärten, Geschäfte, Heime, Spielplätze - aber keine Kirchen - unterzubringen währen. - In diesen Jahren spielten die Baukosten eine untergeordnete Rolle. Buchstäblich aus aller Herren Länder wurde Baumaterial herangeschafft. Die Qualität der erstellten Bauten, gerade im Hinblick auf alle kriegsbedingten Schwierigkeiten, war beachtlich und anerkennenswert. Jede private Bautätigkeit war in dieser Zeit untersagt. Nur mit großen Schwierigkeiten und zögernd konnten die paar 1937 begonnenen Villenbauten fertiggestellt werden.
Bis Ende 1943 lief der Wohnungsbau auf Hochtouren. Mit Beginn des Luftkrieges änderte sich dies aber schlagartig. Die riesige Erdbewegung und emsige Bautätigkeit, die bis dahin das Bild der Froschbergkrone bestimmt und total verändert hat, mußte nun kriegsbedingt in den Berg verlegt werden. Die Reichsbahndirektion Linz war für den Bau der Luftschutzstollenanlage Froschberg verantwortlich. Geplant war eine weitläufige Anlage, die sich unter der ganzen Froschbergkrone durchziehen und letztlich 3000 Menschen Platz und Schutz bieten sollte. Dieser Endausbau ist aber nicht mehr erreicht worden. Die Stolleneingänge liegen fast gleichmäßig auf 318 m Meereshöhe. Die Überdeckung - das heißt der Abstand bis zur Oberfläche - beträgt zwischen 16 und 21 m und war damit absolut bombensicher. Hinter den Häusern der Johann-Strauß- und Brahmstraße kann man noch heute die verwitterten, teilweise einem anderen Verwendungszweck zugeführten Eingänge zu den Luftschutzstollen sehen.
Nun beginnt das traurigste Kapitel dieser Heimatgeschichte. Gar manches Haus, welches in der Zeit der Jahrhundertwende bis 1943, meist mit sehr viel Liebe und persönlicher Einschränkung bzw. dem riesigen Arbeitsaufwand der vierziger Jahre, errichtet wurde, fällt nun den Bomben zum Opfer. Erschüttert, fassungslos und hoffnungslos stehen die Menschen vor den Ruinen ihrer Häuser und Wohnungen. Das Werk meist jahrzehntelangen Planens, Sparens und Arbeitens war in Sekunden vernichtet worden. Dank der gut ausgebauten Stollen gibt es am Froschberg nur wenige Tote zu beklagen. Tätige Nachbarshilfe hilft über manche ausweglose Situation und gibt Mut, diese Notzeit zu überstehen. (Erika Hamann)