Unsere Kirchenglocken
1905 - eine kleine Glocke für den Pfarrhof:
In der letzten Planungsphase des Pfarrhofes (1904/05) entschloss sich Pfarrer Riegler im Parterre eine Kapelle einzurichten und auf dem Dachgiebel ein Glockentürmchen aufzusetzen (siehe Planänderung). Dort wurde die erste Glocke untergebracht, die ab Mitte 1905 die Gläubigen der Pfarre St. Josef zum neuen kirchlichen Zentrum der Neustadt rufen sollte. (siehe Bildergalerie - Bilder Nr. 43 und Nr. 44)
1907 - Holzgestell mit Kirchenglocken beim Eingang zur Sakristei:
In einem Brief vom 11. März 1942 an Pfarrer Mayrhuber hielt hw. Herr Franz Deser (Sept. 1908 bis Feb. 1912 Kooperator in der Pfarre St. Josef) seine „Erinnerungen“ schriftlich fest. Er führte darin aus:
„… Beim Eingang zur Sakristei waren vor dem Turmbau auf einem Holzgestell die eigentlichen (Anm. zwei) Kirchenglocken (ohne die große) aufgehängt.“
Diese beiden Glocken waren von der Fa. Gugg in Linz gegossen worden.
Am 1. Dez. 1907 hat Bischof Franz Doppelbauer die Einweihung des Presbyteriums vorgenommen. Aus dem „Heimatblatt“ vom 4. Dez. 1907 (Beilage zum Linzer Volksblatt) erfahren wir, dass „im gleichen Monat (Anm. Dez. 1907) auch noch unter großer Beteiligung die Weihe dreier kleinerer Glocken stattfand. …“
1908-1917 - Glocken am Kirchturm und Folgen des Ersten Weltkrieges:
Erst nach der Turmkreuzsteckung am 8. Nov. 1908 übersiedelten die Glocken in den Kirchturm.
Im Frühjahr 1909 kam eine größere dazu, welche die Fa. Grassmayr in Innsbruck gegossen hatte. Am Gründonnerstag erklangen sie zum erstenmal gemeinsam vom Turm der Familienkirche.
Überall im Land mussten 1917 die Glocken abgenommen werden, weil man Metall für die Kanonen brauchte; sie wurden ein Opfer des Ersten Weltkrieges. Auch unsere Pfarre musste ihre Glocken, mit Ausnahme der kleinsten, abliefern.
1923-1925 - Gründungsversammlung eines Glockenkomitees - vier neue Glocken im Turm:
Im Februar 1923 übernahm Leopold Pötscher die Leitung der Pfarre.
In der Pfarrchronik kann man nachlesen:
„… Im Herbst 1923 wurde der Ruf nach neuen Glocken immer lauter … Im Gasthaus Steiner zur Eisernen Hand wurde die Gründungsversammlung eines Glockenkomitees gehalten, die sehr gut besucht war. … Es wurde eine Haussammlung in den einzelnen Straßen der Neustadt beschlossen, die ein Ergebnis von ca. 60.000 K (Anm. Kronen) hatte. Das Geld wurde im Volkskredite hinterlegt.“
Das Jahr 1925 sollte für die Pfarre ereignisreich werden. Im Februar wurde bei der Generalversammlung des Kirchenbauvereins beschlossen, drei neue Glocken anzukaufen. Auf Vorschlag der Glockengießerei Grassmayr in Innsbruck, der die Lieferung der Glocken übertragen wurde, wurde auch die kleine Glocke abgenommen und dafür eine neue geliefert, sodass tatsächlich vier neue Glocken auf den Turm kamen.
1925 - Glockenweihe durch Bischof Gföllner - Pfarrer Pötscher stirbt nach schwerer Krankheit:
Bischof Johannes Maria Gföllner weihte am Fronleichnamstag, dem 11. Juni 1925 die Glocken. (siehe Bildergalerie - Bild Nr. 46)
Am nächsten Tag wurden die Glocken aufgezogen und läuteten um fünf Uhr abends zum ersten Mal.
„Der Klang der Glocken fand Beifall, nur hörte man öfter die Ansicht: Schade, daß die große Glocke noch fehlt.“
Pfarrer Pötscher war zu dieser Zeit bereits schwer krank.
„… Zur Glockenweihe entfaltete er seine alte Kraft und Lebendigkeit wieder, doch klagte er zu Hause immer über große Müdigkeit. Am 12. Juni, als die Glocken aufgezogen wurden, soll er den Ausspruch getan haben:
´Die Glocken habt ihr, euren Pfarrer aber werdet ihr bald nicht mehr haben.´
Gegen Abend dieses Tages verspürte er starke Schmerzen, …. der gerufene Arzt ordnete die Überführung in das Spital an.“
Er wurde noch zweimal operiert, es zeigten sich „brandige Verwachsungen in den Gedärmen“… Pfarrer Pötscher ließ sich vor der ersten Operation versehen und machte sein Testament. Er starb am Donnerstag, 18. Juni, um ½ 8 Uhr früh. „Wie ein Lauffeuer verbreitete sich in der Stadt die Nachricht, dass Pfarrer Pötscher tot sei. Die große Glocke verkündete seinen Tod, sie war seine Sterbeglocke, als sie zum ersten Male allein geläutet wurde. … Eine große Menschenmenge erwartete den toten Pfarrer in der Bürgerstraße und am Kirchenplatz. Zur gleichen Stunde, wo er acht Tage vorher nach der Glockenweihe den feierlichen Einzug in die Kirche gehalten hatte, trug man nun seine Leiche hinein und bahrte ihn in der Turmkapelle auf.“
1936 - Ankauf einer großen "Friedensglocke" durch Pfarrer Mayrhuber:
Das neue Geläut bestand nun aus vier Bronzeglocken mit einem Gesamtgewicht von 1987 kg (905 + 503 + 358 + 221). Anfang 1935 hält Pfarrer Mayrhuber in der Chronik fest:
„Die Anzeichen (stehen) nicht ungünstig für (den Kauf) einer großen Glocke.“
Mitte Februar 1936 erhielt die Pfarre eine unvermutete Spende von 10.000 Schilling. Dadurch konnte der in wirtschaftlich schlechten Zeiten fast unerfüllbar erscheinende Wunsch auf Vervollständigung des Geläutes und die Installierung eines elektrischen Läutwerkes erfüllt werden. Pfarrer Mayrhuber fügt noch hinzu:
„Eine Sammlung für Glocke und Läutwerk wäre ganz undenkbar gewesen. Darum sagen wir aus ganzem Herzen: Deo gratias. Die Glocke soll eine Friedensglocke werden.“
(siehe Bildergalerie - Bild Nr. 47: Glockenweihe Bild Nr. 49: Kostenvoranschlag für Glocke)
1941 - Zweiter Weltkrieg - Pfarre musste die Glocken einschmelzen lassen:
Nicht einmal vier Jahren nach der feierlichen Weihe der „Friedensglocke“ überzog der 2. Weltkrieg unseren Kontinent. Bereits Weihnachten (“Fest des Friedens“) 1941 wurde unsere Pfarre aufgefordert, die Glocken abzuliefern.
In den Jahren unmittelbar nach dem verheerenden Krieg musste zuerst der Schutt von den Straßen beseitigt, aber auch die „Gräben“ zwischen den Menschen im Pfarrgebiet zugeschüttet werden.
Pfarrer Mayrhuber berichtet in der Pfarrchronik:
„Viele kehren ernüchtert wieder zur Kirche zurück“ und vermerkt: „…´Gib Frieden Herr in unseren Tagen´ stand auf der 1936 geweihten, großen Glocke, die wir ´Friedensglocke´ nannten. Wir haben sie abgeliefert, sie wurde eingeschmolzen. Aber der Gedanke muß lebendig bleiben: ´Friede´ ist unser oberstes Seelsorgeziel.“
(siehe Bildergalerie - Bild Nr. 48: Glockenabnahme - Bild Nr. 50: Brief Oberbürgermeister zur Glockenabnahme)
1949 - "Glockenbrief" an die Pfarrbevölkerung:
Neben der Seelsorge waren die Beseitigung der Kriegsschäden an der Kirche und der Sakristeibau vordringlich. Erst im Oktober 1949 wendet sich der Pfarrer nach wiederholten Anfragen und einer größeren „Glockenspende“ mit einem „Glockenbrief“ an die Pfarrbevölkerung:
„Unser altes Geläut umfasste einschließlich der später dazugekommenen Friedensglocke fünf Glocken mit einem Gesamtgewicht von 3790 kg. Wenn wir uns jetzt mit drei (zusätzlichen) kleineren Glocken begnügen, so ist das ohnehin nur ein bescheidenes Geläute. … wir bitten um ihre Mithilfe. “
Schlussendlich wurden vier Glocken angeschafft, weil eine Abstimmung der Tonkombination ergab, dass die alte Barbaraglocke, die nicht abgeliefert werden musste, eine „Nonglocke“ darstellte und nicht für das neue Geläut verwendet werden konnte.
1950 - Glockenweihe durch Bischofskoadjutor Dr. Franz Zauner:
Über die Glockenweihe am 12. März 1950 berichtete das Linzer Volksblatt:
„Zahlreiche Pfarrkinder haben sich in der Kirche eingefunden, um die feierliche Pontifikalmesse mitzufeiern, die von Sr. Exzellenz Bischof-Koadjutor Dr. Franz Zauner zelebriert wurde. Nach dem Sonntagsevangeliums bestieg der Bischof die Kanzel und sprach nach einem kurzen Rückblick auf sein Wirken in der Familienkirche (als Kooperator) über das hohe Fest der Glockenweihe. Er freue sich als Bischof besonders, in einer so großen Pfarrgemeinde den Glocken die Weihe geben zu dürfen. Die Welt rufe die Menschen durch den Alarm der Sirenen, die Kirche rufe sie durch die Harmonie der Glocken. Mit dem Wunsche, dass diese Glocken Jahrzehnte des Friedens einläuten mögen, schloss Dr. Zauner seine Ansprache. Anschließend fand die Weihefeier der vor der Kirche auf einem Wagen geladenen, mit Reisig geschmückten vier Glocken statt. …“
Man kann die Erleichterung des Pfarrers über das geschaffene Werk seiner abschließenden Eintragung im Pfarrbuch herauslesen:
„Ich kann nicht genug danken, daß es so leicht gegangen ist, es wurde niemand ´getreten´, es gaben nur die, die wollten und konnten … und in dieser Art hoffe ich, daß wir in absehbarer Zeit auch zu einer Großen Glocke kommen. …“
Folgende Glocken hängen im Turm unserer Kirche:
Barbaraglocke: (Bildergalerie - Bild Nr. 54) | |
Gewicht: | ca. 195 kg |
Ton: | "des" |
Bild: | St. Barbara |
Aufschrift: | "St. Barbara in Todesnot, erflehe uns das Himmelsbrot." |
Josefiglocke: (Bildergalerie - Bild Nr. 55) | |
Gewicht: | ca. 325 kg |
Ton: | "b" |
Bild: | Hl. Josef, Christuszeichen und Taube mit Friedenszweig |
Aufschrift: | "Hl. Josef, Schutzherr der Hl. Familie, bitte für uns! Vergelt´s Gott allen Wohltätern. Mein Trost in Leid und Traurigkeit. Mein einzig Freund und Seligkeit, Jesus, Maria und Josef." |
Marienglocke: (Bildergalerie - Bild Nr. 56) | |
Gewicht: | ca. 460 kg |
Ton: | "as" |
Bild: | Schutzmantel-Madonna |
Aufschrift: | "Maria breit den Mantel aus, Mach Schirm und Schild für uns daraus." "Im Hl. Jahr 1950, im 25. Jahr seines Wirkens hier, Kanonikus Mayrhuber Pfr. |
Kriegerglocke: (Bildergalerie - Bild Nr. 57) | |
Gewicht: | ca. 800 kg |
Ton: | "f" |
Bild: | Kreuz |
Aufschrift: | "Zersprenge die Völker, die Freude haben am Krieg" "Den Gefallenen zweier Weltkriege. Herr laß sie ruhen in Frieden." |
Download-Druckversion "Die Glocken unserer Kirche"
HR DI Wolfgang Mayrhofer
Quellen: | Pfarrchronik St. Josef / Hl. Familie; Linzer Volksblatt; Fotos: Pfarrchronik und privat; |
Layout/Gestaltung: | Mag. (FH) Christian Koller |