Besuch der Linzer Synagoge
In Linz gab es schon im Mittelalter eine jüdische Gemeinde. Die erste Synagoge war am Alten Markt (Altstadt). 1877 wurde am heutigen Standort eine Synagoge errichtet, die 1938 von den Nationalsozialisten niedergebrannt worden ist. Vor dem Anschluss an NAZI-Deutschland waren 671 Juden in unserem Bundesland gemeldet, von denen die "Reichskristallnacht" 1938 nur 65 überlebten. Derzeit leben in OÖ etwa 50 Juden. (zum Vergleich: Salzburg 60, Innsbruck 180, Graz 120 und Wien ca. 8.500 Juden). Vor dem Krieg wohnten in Österreich ca. 200.000 Juden. Während der NAZI-Herrschaft ermordeten die Nationalsozialisten 60.000 jüdische Österreicher, einige konnten sich ins Ausland (z.B. USA, Großbritannien) retten.
Zwischen 1945 und 1967 gab es in Linz kein jüdisches Gebetshaus. 1967 wurde die heutige moderne Synagoge (nach Plänen von Architekt Fritz Goffitzer) errichtet. Die Bilder im Gebetsraum der Synagoge (gemalt von Fritz Fröhlich) stellen die zwölf Stämme Israels dar.
Die meisten Mitglieder der Kultusgemeinde versammeln sich zum jährlichen Sederabend (Pessachmahl zum Gedenken an den Auszug Israels aus Ägypten) und zu anderen hohen Feiertagen (wie dem Versöhnungstag und dem Wochenfest).
Jeden Freitagabend (19:00 Uhr) findet in der Linzer Synagoge der Gottesdienst zum Beginn des Sabbats (Samstags) statt.
Die jüdischen Feiertage orientieren sich nach dem Mondkalender. Männer und Frauen sitzen bei religiösen Festen auf getrennten Plätzen in der Synagoge. Männer nehmen aktiv am Gottesdienst teil, indem sie aus der Tora (5 Bücher Moses) lesen. Die Gebetsbücher sind auf hebräisch (re.) und auf deutsch (li.) verfasst. Das Gebet wird meistens gesanglich vorgetragen. Mit dem 13. Lebensjahr feiern die männlichen Juden die "Bar Mitzwa" (religiöse Mündigkeit, vergleichbar mit der Firmung) und dürfen erstmals aus der Tora lesen. Mädchen ist es nur in Reformgemeinden (ab dem 12 Lebensjahr) gestattet aus der Tora vortragen.
In der Synagoge tragen die Gläubigen üblicherweise eine Kopfbedeckung (Frauen meist eine Perücke, ein Kopftuch oder einen Hut), welche die Differenz (Trennungsebene) zwischen Gott und Mensch symbolisieren soll.
Seit 1860 gibt es für die Juden am St. Barbara-Friedhof in Linz einen eigenen Sektor für die Juden. Beim Besuch des Friedhofs ist es üblich, dass bei der letzten Ruhestätte ein Stein hinterlegt wird. Das steinerne Symbol erinnert an die Wüstenwanderung sowie an die Zerstörung des Tempels in Jerusalem und gilt auch als Zeichen der Anwesenheit.
Bericht: Michael Zugmann, Christian Koller;
Fotos: Archiv Stadt Linz (www.linz.at), Forum St. Severin, Christian Koller;
"Judentum als Wurzel des Christentums" Christen und Juden verbindet vieles. Jesus, die Apostel, die ersten JüngerInnen Jesu, der Apostel Paulus und die meisten der ersten Christen waren Juden. Paulus erinnert die nicht aus dem Judentum stammenden Christen in Rom daran, dass das Judentum die Wurzel des Christentums ist: "Nicht du trägst die Wurzel, sondern die Wurzel trägt dich!" (Röm 11,18) Das Zweite Vatikanische Konzil wies auf "das Christen und Juden gemeinsame reiche geistliche Erbe" und wollte "gegenseitige Kenntnis und Achtung fördern". (Erklärung zu den nichtchristlichen Religionen - "Nostra Aetate") |