Glockenguss unserer neuen Friedensglocke in Karlsruhe
Der Glockenguss für die Familienpfarre wurde bei der Glockengießerei Bachert in Auftrag gegeben, die an diesem Tag insgesamt neun Glocken (auch für vier weitere Kirchengemeinden) gegossen hat.
Eine Stunde vor diesem Ereignis, welches um 15:00 Uhr stattfand, erhielten wir von der Firmenchefin Christiane Bachert eine Einführung in die Kunst des Glockengießens. Der Guss erfolgt bei einer Temperatur von 1.020 Grad Celsius. Unsere Friedensglocke wird ein Gewicht von 2.200 kg umfassen. Die Bronze setzt sich aus einer Mischung von 78% Kupfer und 22% Zinn zusammen. Diese Kombination ist wichtig für den richtigen Nachhall und die Lebensdauer des Läutwerks.
Der Klang der Glocke besteht aus fünf Prinzipaltönen (Haupttöne). Für die Tonlage ist die Krümmung (Glockenrippe) entscheidend. Die Glocke entsteht im Lehmformverfahren (Beschreibung siehe unten).
Nach Abschluss des Gussvorganges benötigt das Metall eine „Auskühlzeit“ von etwa 14 Tagen, sowie etwa drei Tage für eine Reinigungszeit. Danach erfolgt die Tonabstimmung mit dem jeweiligen Glockensachverständigen der Diözese (in Linz: OBM Siegfried Adlberger).
Auf Wunsch des Glockenspenders aus unserer Pfarre erhält die neue Friedensglocke auf der Vorderseite den Schriftzug „SEL. FRANZ, UND FRANZISKA JÄGERSTÄTTER“ mit dem Zitat aus der Hl. Schrift „WAS KANN UNS SCHEIDEN VON DER LIEBE CHRISTI“ (Röm 8,35) und einem CHRISTUSMONOGRAMM. Die Rückseite der Glocke wird die Bitte „GIB FRIEDEN, HERR, IN UNSEREN TAGEN“ mit einer FRIEDENSTAUBE und „PFARRE LINZ-HEILIGE FAMILIE“ zieren.
Es ist das erste Mal, dass eine 2.200 kg schwere Friedensglocke dem Seligen Franz Jägerstätter mit Gattin Franziska gewidmet wird, deren Geläute zum Frieden aufrufen und eine Mahnung des Gedenkens vermitteln wird.
Nach einer Nächtigung in Karlsruhe fuhren wir am Samstag, 30. August wieder heimwärts. Der Heimweg ermöglichte es uns noch einen Zwischenstopp zur Besichtigung des Ulmer Münsters (höchster Kirchturm der Welt, 161,5 m) einzulegen.
Ein herzliches Dankeschön dem Reiseleiter Dr. Fritz Punz für die gute organisatorische Vorbereitung dieses sehenswerten Ereignisses.
Bericht: C. Koller
So entsteht eine Glocke im Lehmformverfahren:
Keine Glocke gleicht einer anderen, jede ist ein einzeln gefertigtes Exemplar. Die „Rippe“ (Längsschnitt durch die Glocke) ist entscheidend für Klang und Ton der Glocke. Mittels einer Schablone wird der „Kern“ aus Lehmsteinen hohl gemauert. Der Kern wird geheizt, damit er von innen trocknet. Mit Pferdemist und anderen Zusätzen vermengter Lehm wird auf den gemauerten Kern aufgetragen. Mittels Schablone wird der Lehm rundherum abgestrichen, bis er dem Hohlraum der Glocke entspricht.
Auf der sogenannten „falschen Glocke“ wird eine Talg- oder Wachsschicht aufgetragen, auf die Verzierungen und Schriften aufgesetzt werden. Die Form ist jetzt ein genaues Abbild der Glocke.
Danach wird noch ein „Mantel“ aufgetragen. In der im Mantel stehenden Glockenform ist durch das Beheizen der Form das Wachs der „falschen Glocke“ ausgeschmolzen, so dass sich der Mantel abheben lässt. Seine Innenwand zeigt nun alle Verzierungen im Negativ. Die „falsche Glocke“ hat nun ausgedient und wird vom Kern abgeschlagen, der Hohlraum des Kerns mit Erde gefüllt, damit er sich beim Guss nicht eindrücken lässt. Nun wird der Mantel wieder über den Kern gestülpt: zwischen ihm und der Kernform ist der Hohlraum entstanden, welchen vorher die „falsche Glocke“ eingenommen hatte. Dieser wird beim Guss mit Metall gefüllt.
Quelle: Broschüre "Die Glocke" - Verband Deutscher Glockengießereien, D-40237 Düsseldorf