Gertrud von le Fort (1876-1971), aus protestantischem Adel stammend, wurde eine der bedeutendsten Schriftstellerinnen des deutschsprachigen Renouveaux catholique. Diese das ganze Europa des frühen 20. Jhd. erfassende Bewegung eines „Erwachens der Kirche in den Seelen“ (Romano Guardini) fand vor dem Hintergrund der Gräuel des Ersten Weltkriegs und dem Verlust der Selbstverständlichkeit des christlichen Glaubens zu einer neuen religiösen Sprache, Ästhetik und Intellektualität. Sie ist ein wichtiger Baustein in der Vorgeschichte des II. Vatikanischen Konzils.
Bei der ersten Begegnung wirken Gertrud von le Forts „Hymnen an die Kirche“ aus dem Jahr 1924 heute befremdlich: Wie passt dieses hymnisches Kirchenlob damit zusammen, dass unser heutiges Sprechen über die Kirche normalerweise zuerst einmal kritisch ist? Ein sensibles Hineinhören in le Forts geistliche Poesie fördert aber „entwaffnend“ plausible und zu Herzen gehende Gedanken und Sprachbilder zutage.