Beeindruckender Abend mit Ernst Aigner
Mehr als 50 Personen kamen, um den Referenten, ehemals AHS-Lehrer für Geschichte und Religion, mit seinen klar strukturierten Ausführungen und historisch fundierten Informationen zu hören. Nach einem kurzen Blick in die Antike benannte Ernst Aigner einen wesentlichen Punkt in der Demokratieentwicklung: die rechtsstaatliche Idee der Gewaltenteilung in Legislative, Exekutive und Judikative (18. Jh.), stellte fünf Kennzeichen von Demokratien vor (siehe Bild 3) und erklärte, woher die Begriffe „links“ und „rechts“ kommen und welche Bedeutung sie im Menschenrechts- oder im Wirtschaftskontext haben.
Patriarchat, Kapitalismus, Faschismus
„Das meine ich, wenn ich von Feinde der Demokratie spreche, solche Haltungen und Denkweisen, nicht einzelne Personen“, betonte der Referent und legte ausführlich dar, wie sehr diese Strömungen dem Grundsatz der Gleichheit aller Menschen widersprechen:
- Wer Misogynie betreibt und wieder patriarchale Strukturen etablieren will, arbeitet gegen das Wesen der Demokratie.
- Kapitalismus nimmt weder Rücksicht auf andere noch auf die Umwelt und hat Reichtumsvermehrung als einziges Ziel. Aigner erinnerte an das Sensuswahlrecht der Vergangenheit und warnt vor Bestrebungen von Millionären, sich mehr Rechte erkaufen zu wollen. In einer demokratischen Gesellschaft darf Vermögen keine Gleichheitsschieflage erzeugen.
- Der faschistische Gedanke, „Starke“ dürften über „Schwache“ herrschen, führte zu unsinnigen Einteilungen und zu unmenschlichem Leid, wie uns die beiden Weltkriege und die Millionen Toten zeigen. Faschismus zielt auf eine Zweiteilung der Welt in WIR und DIE ANDEREN, auf SCHWARZ oder WEISS, auf FÜR oder GEGEN und das geht sich nie aus mit Demokratie und deren Kriterien Gleichheit und gemeinsame Gestaltung des Zusammenlebens.
Demokratien weltweit unter Druck
Der Referent nannte einerseits die Transformationsüberforderung als Grund: Menschen haben reale, legitime Ängste und daher verständlicherweise Sehnsucht nach einfachen Erklärungen. Auf der anderen Seite gibt es Populisten, die kein Interesse an Lösungen haben, sondern davon profitieren, wenn sie diese Ängste verstärken und von Abschottung, von einer „Festung“ sprechen. Doch große Transformationsaufgaben (Klima, Pandemie, Energie ...) könne man nur global lösen, betonte er. Politische Diskussionen, eine bunte Meinungspalette seien gut, aber das gesamte demokratiepolitische System an sich in Frage zu stellen und parlamentarische Spielregeln aushebeln zu wollen, „das geht nicht, das ist totalitär"– hier ist es gut, Pateiprogramme genau zu lesen und nicht blind zu sein für demokratiepolitische Gefahren! Er sprach sich auch dafür aus, die Erfahrungen, die wir in Zeiten unterschiedlicher Regierungsbeteiligungen bereits gemacht haben, nicht zu vergessen.
Nach einem ermutigenden Kurzfilm („Das Experiment“) stellte sich der Referent noch den Anmerkungen und Fragen aus dem Publikum.
Der spannende Abend zeigte allen Anwesenden deutlich, wie unverzichtbar politische Bildung ist, wie sehr Sprache Wirklichkeit erzeugt (Stichwort u.a.: social media) und wie wichtig es ist, immer wieder reale Gleichheits- und Gemeinschaftserfahrungen zu fördern!
elza
Der Abend war eine Kooperationsveranstaltung von Pfarrgemeinde Leonding-Hart-St. Johannes, Pfarrgemeinde Leonding-St. Michael und Treffpunkt mensch & arbeit Linz-Mitte