Andreaskirche Pichlwang (Schimmelkirche)
Auf eine wesentlich längere geschichtliche Tradition als Lenzing können die Ortschaft Pichlwang (an der Bundesstraße in Richtung Vöcklabruck) und die dortige Andreaskirche zurückblicken. Der Ortsteil Pichlwang wird im Zusammenhang mit Besitzübertragungen an das Kloster Mondsee im Jahre 748 als "Pirhinwanc" bzw. "Purihiunanc" erstmalig erwähnt. Ein erster Kapellenbau über den Resten einer römischen Wachanlage in dieser Zeit ist wahrscheinlich, aber nicht gesichert.
Die Weihe der Kirche in ihrer heutigen Form erfolgte am 19. Jänner 1508 durch Bischof Weihbischof Bernhard Meurl von Passau (der derzeitige Kirchenführer ist nicht mehr auf dem neuesten Stand der Forschung und gibt einen anderen Bischof an, den es aber zu dieser Zeit in Passau nicht gegeben hat); aus der Weiheurkunde geht hervor, dass es sich um eine Wiedererrichtung am Standort einer früheren Andreaskirche gehandelt hat. Im Jahre 1784 wurde die Andreaskirche aus der zum Stift St. Florian gehörenden Pfarre MariaSchöndorf/Vöcklabruck exkorporiert und der Pfarre Thalheim, die aus der Aufhebung des Paulaner-Klosters Oberthalheim hervorgegangen war, als Filialkirche zugeteilt. Im Jahre 1785 musste sie – mit der Absicht sie abzureißen - gesperrt werden (Josef II.), aber nach Drängen der Bevölkerung wurde sie bereits im Jahre 1788 doch wieder zur (eingeschränkten) Benützung freigegeben. Durch den Frieden von Schönbrunn im Jahre 1809 wurde die Ager zum Grenzfluss zwischen Österreich und Frankreich, 1810 zu Bayern.
Da dadurch die am linken Ufer der Ager beheimateten und zum Pastorat Rutzenmoos gehörenden Protestanten ohne Kirche und Pfarrer waren, wies diesen die königlich-bayrische Stiftungsadministration im Jahre 1812 die Andreaskirche als Bethaus zu; als Seelsorger und Lehrer wurde ein Pastor aus dem westlichen Bayern bestellt. Zufolge des Wiener Kongresses wurden im Jahre 1816 die alten Grenzen wiederhergestellt. Die Auflösung der evangelischen Gemeinde Vöcklabruck/Pichlwang erfolgte im Jahre 1825; die Kirche wurde geschlossen und die Beerdigungen eingestellt. Mit Hofdekret vom 23. 3. 1843 erfolgte die Rückgabe der Kirche an das Stift St. Florian. Es war also eine Simultankirche, eine von beiden Konfessionen verwendete Kirche. Als dann nach 1843 die Kirche wieder in katholischen Besitz zurückgegeben wurde, wurde die Bezeichnung nicht mehr verstanden und im Volksmund zur "Schimmelkirche" gewandelt.
Das Bauwerk
Die Andreaskirche in ihrer heutigen Form wurde um 1500 erbaut. Der spätgotische, 2-jochige, netzrippengewölbte Chor weist einen 3/8-Schluss auf. Der kleine, an den Chor angebaute Sakristeiraum besitzt ein einfaches Kreuz-gratgewölbe. Westlich des heutigen Sakristeizuganges wurde 2004 das Fragment einer älteren Maueröffnung mit Spitzbogen freigelegt. Das Langhaus ist im Innern barockisiert; es ist einschiffig und mit einem Stichkappentonnengewölbe versehen.
2004 wurden auch der alte Sandsteinplattenboden örtlich neu verlegt bzw. Fehlbereiche ergänzt und in die Fenster farbloses Antikglas eingesetzt. Der westseitige (eingestellte) Turm endet mit einem Spitzhelm; er wurde im Jahre 1957 mit einem Schaft in Massivbauweise neu errichtet, nachdem der hölzerne Vorbestand wegen Einsturzgefahr abgetragen werden musste. Das nordseitige Portalgewände aus Konglomeratgestein ziert ein Kleeblattbogen. 1973 wurden der Dachstuhl vor allem im Chorbereich saniert und ergänzt sowie die schadhafte und schwere Dachhaut aus Biberschwanzziegeln durch eine Eternitdeckung ersetzt. 2004 wurde die Kirche innen saniert und das Presbyterium neu gestaltet. Die Renovierung wurde mit Weihe eines Kreuzes des Künstlers Oliver Beihammer im Jahr 2008 im Rahmen der 500-Jahr-Feier abgeschlossen.