Innviertler Jakobsweg von Schalchen-Lengau
Im 9. Jhdt. soll das Grabmal von Hl. Jakobus in Nordostspanien wieder entdeckt worden sein. Ab dem 11. Jhdt. setzte die Jakobuswallfahrt aus allen Teilen Europas ein.
Santiago de Compostella wurde nach Rom und Jerusalem zum drittgrößten Pilgerort der Christenheit.
Die PilgerInnen folgten dabei meist den bestehenden Handelswegen, die oft noch aus römischer Zeit stammten. Im Innviertel führten diese Straßen auf der Hochterrasse des Inn (Aenus) nach Altheim, dann weiter entweder entlang der Salzach nach Salzburg (Juvavum) oder durchs Mattigtal nach Straßwalchen. Hier mündete der Weg in die alte Römerstrasse von Salzburg nach Wels (Ovilava) ein.
Bis ins 16. Jhdt waren es vor allem die Klöster und Hospize, die Pilgerinnen und Pilgern Unterkunft gaben. Passau - Neuburg 9,0 km, Neuburg - Schärding 7,0 km, Schärding - Suben 6,0 km, Suben - St. Marienkirchen 5,0 km, St. Marienkirchen - Antiesenhofen 9,0 km, Antiesenhofen - Reichersberg 4,0 km, Reichersberg - Obernberg 3,0 km Obernberg - Kirchdorf 5,0 km, Kirchdorf - Altheim 6,0 km, Altheim - Roßbach 9,0 km, Roßbach - Höhnhart 6,0 km, Höhnhart - Maria Schmolln 6,0 km, Maria Schmolln - Schalchen 7,5 km, Schalchen - Mattighofen 2,0 km, Mattighofen - Munderfing 5,5 km, Munderfing - Lengau 9,0 km, Lengau - Mattsee 11,0 km, Mattsee - Obertrum 5,0 km, Obertrum - Seekirchen 7,5 km, Seekirchen - Eugendorf 3,5 km, Eugendorf - Hallwang 3,5 km, Hallwang - Salzburg (Zentrum) 11 km Gesamt: 140,5 km (Web-Site Oberösterreich).
In der Stille der frühen Morgenstunden, als die ersten Sonnenstrahlen die nebligen Felder Oberösterreichs durchdrangen, begann Jakobus' Weg in Lengau.
Dieser Pfad, getränkt in der Geschichte und Spiritualität des mittelalterlichen Europas, diente als Brücke nicht nur zwischen geografischen Orten, sondern auch zwischen den Zeiten. Pilger, eingehüllt in ihre eigenen Gedanken und Gebete, betraten diesen Weg, der sie tief in das Herz ihrer Sehnsüchte führte.
Die Reise durch Lengau auf diesem Teil des Jakobsweges war mehr als eine physische Anstrengung; sie war eine Einladung zur Selbstreflexion und spirituellen Erleuchtung. Die Landschaft, eine malerische Kulisse aus sanften Hügeln und tiefen Wäldern, eröffnete eine Welt, in der das Göttliche spürbar nahe schien. Das Rascheln der Blätter und das Flüstern des Windes schienen wie eine stille Sprache, die nur von jenen verstanden werden konnte, die ihr Herz für die tiefere Wahrheit öffneten.
Mit jedem Schritt auf dem kieselbesetzten Pfad fühlten sich die Pilger tiefer in eine Zeit zurückversetzt, als der Glaube die einzige Führung durch die Unwägbarkeiten des Lebens bot. Die alte Römerstraße, die sie beschritten, war mit Geschichten von Tausenden von Pilgern durchdrungen, die vor ihnen gekommen waren, jeder auf der Suche nach seinem eigenen Licht in der Dunkelheit.
Entlang des Weges, durch das Grün der Natur gewebt, standen alte Kirchen und Kapellen—stille Zeugen von Jahrhunderten der Andacht und des spirituellen Suchens. Diese sakralen Orte boten Raum für Ruhe und Gebet, Orte, an denen die Pilger Kerzen entzündeten, beteten und manchmal Visionen von einer tieferen Verbindung zum Göttlichen hatten. Jedes dieser Gebäude erzählte seine eigene Geschichte von Glauben und Wundern, von Hoffnung und Erneuerung.
Die Pilgerreise war auch eine Reise durch die Gemeinschaft. In den Gasthäusern und Hospizen, die immer noch Pilger willkommen hießen, wie einst die Klöster und Hospize des Mittelalters, fanden die Reisenden Trost und Kameradschaft. Gespräche wurden geteilt, Mahlzeiten gemeinsam eingenommen, und im Austausch von Geschichten fanden viele Pilger ein tieferes Verständnis für ihre eigenen inneren Kämpfe und Triumphe.
Das Pilgern durch Lengau war somit eine Begegnung mit der eigenen Seele und mit dem Göttlichen, ein Akt des Glaubens, der die Pilger lehrte, dass trotz der Stürme des Lebens, die Unveränderlichkeit des Glaubens eine beständige Stütze bot. Auf diesem Weg, der seit Jahrhunderten von Suchenden betreten wurde, fand jeder Pilger Stücke seiner eigenen Wahrheit, eingebettet in das Echo der Schritte, die vor ihm klangen.
So war Jakobus Weg in Lengau mehr als eine Route auf einer Karte; es war ein spirituelles Erbe, das die Vergangenheit mit der Gegenwart verband, und das jedem, der es wagte, diesen Weg zu gehen, eine tiefere Bedeutung seines Lebens offenbarte. Hier, im Herzen Oberösterreichs, berührte der Himmel die Erde, und die Zeit schien still zu stehen, eingefangen in jedem Moment der Erleuchtung und des Glaubens.