Ein Hirte, der in die Freiheit führt
Jesus - ein Hirte, der in die Freiheit führt!
An diesem Wochenende bekommen wir wieder ein Stück Freiheit zurück. Wir freuen uns, dass wir uns wieder freier bewegen dürfen, manche sehnen sich danach, endlich wieder zum Friseur gehen zu können, andere stürmen die Einkaufscenter. Die Essen gehen wollen, müssen sich noch etwas gedulden.
Die Freiheit ist uns schon ein sehr kostbares Gut.
Manche haben aber auch die letzten Wochen als befreiend erlebt – befreit von der Terminflut, die unsere Kalender erdrückt haben, befreit von Konsumzwängen und gesellschaftlichen Vorgaben, befreit von der Getriebenheit, überall dabei sein zu müssen…
Der gesellschaftliche Stillstand brachte uns also auch eine Art von Freiheit.
Wenn die neue Freiheit dazu führt, dass wir in die alten Abhängigkeiten zurückfallen, haben wir nichts gewonnen, nur verloren, denn wir sind lange noch nicht da, wo wir vorher waren. Unser System lebt vom ständigen Wachstum, eine Pause bedeutet Milliardenverluste. Ich denke, ein solches System sollte hinterfragt werden, das sich keine Pause leisten kann.
Denn auch sich eine Pause gönnen können, gehört für mich wesentlich zur Freiheit.
Jesus spricht im heutigen Evangelium von sich als „Tür zum Leben“ und „Guter Hirte“. Der gute Hirte steht nicht „dummen Schafen“ gegenüber, im Gegenteil, er kennt seine Schafe und die Schafe kennen ihn. Eine tiefe Beziehung bindet die beiden aneinander – in Freiheit und Selbstbestimmung. Das führt zu einem Leben, das nicht durch Zwänge bestimmt ist, auch nicht durch Verbote, sondern von Freude an vielen Dingen, von Dankbarkeit, von Hoffnung,… weil ich weiß, da ist einer, der sieht mehr als ich, dem kann ich vertrauen.
In diesem Sinne können auch Politiker, Bischöfe, Wissenschaftler, Wirtschaftstreibende für uns wie Hirten sein, allerdings sollen sie immer die konkreten Menschen im Blick haben, für die sie Entscheidungen treffen. Diese Verbindung von Leitenden und Arbeitenden ist in großen Betrieben und auch in der Politik vielfach verloren gegangen. Unsere Wirtschaftsmanager haben Zahlen im Kopf, aber keine Menschen im Blick. Das führt oft zu Ausbeutung oder Arbeitslosigkeit. Wirtschaften und politisches Handeln im Sinne Jesu muss auf den Menschen schauen, muss seine Sorgen und Bedürfnisse ernstnehmen – ihn kennen. Caritas und andere Hilfsorganisationen sind hier wichtige Korrektive, denn sie haben ihre Sensoren besonders bei den Schwächsten der Gesellschaft, auf die Jesus besonders Acht gegeben hat.
Wenn wir nun zu mehr Freiheit zurückkehren, dann ist es besonders im Sinne Jesu, aufeinander zu schauen, mit gebotenem Sicherheitsabstand aufeinander zuzugehen, ins Gespräch zu kommen, füreinander Sorge zu tragen. Mir scheint es auch wichtig, dass wir auf uns selber schauen, und auf den guten Hirten Jesus, der uns in die Freiheit führen will. Neue Freiheit bedeutet auch neue Chancen, auch die in der Zwischenzeit gewonnene Freiheit mitzunehmen mit den Fragen, was ist mir wirklich wichtig, was lässt mich leben.
Genau zu diesem Leben möchte mich Jesus, mein guter Hirte, führen