Orgel
Sie wundern sich über die gewählte Überschrift? Zur Klärung: Beim Studium der Aufzeichnungen und Orgelprüfberichte bekam ich diesen Eindruck.
Mit diesem wertvollen Instrument wurde wahrlich nicht zimperlich umgegangen.
1785 erhielt die Pfarrkirche Lasberg ein neues Orgelwerk mit neun Registern, das vom Freistädter Orgelbauer Lorenz Franz Richter um 350 Gulden in das barocke Gehäuse eingebaut wurde. Der charakteristische Klang seiner Orgel erfreute über 140 Jahre die Pfarrbevölkerung.
1874 wurde ein 10. Register – Salicional genannt gespendet und an Stelle der Quint eingestellt. Die Quint wurde auf den Pfeifenstock der Mixtur versetzt.
Der 1. Weltkrieg erforderte auch von der Orgel seinen Tribut. „Am 15. Dezember 1917 erfuhr die Orgel durch die Ablieferung der Prospektpfeifen „Principale 4 Fuß und 2 Fuß, 17 ’12 kg“ eine weitere Beeinträchtigung ihrer Klangsubstanz. Die abgenommenen Pfeifen waren nur eine Verstärkung des Spieles, so dass die Orgel auch jetzt noch spielt wie früher, nur nicht mehr in derselben Klangstärke.“ (Aus: Beschreibung des Referates „Kirchenmusik“ vom Pastoralamt der Diözese Linz).
Orgelwerk aus 1927 ersetzt Richterorgel
Die größte Veränderung jedoch zog der Umbau durch die Orgelbaufirma Gebrüder Mauracher aus Linz im Jahre 1927 mit sich. Mauracher verwendete das historische Gehäuse und baute in das Hauptgehäuse ein neues Orgelwerk ein.
Der Zeit nach dem 1. Weltkrieg entsprechend besaß die Orgel pneumatische Spiel- und Registertraktur und Kegelwindladen. Das neue Instrument erhielt 10 Stimmen (15 Register), verteiIt auf 2 Manuale (Zwillingsmanuale) und Pedal, 5 Koppeln, 4 feste Kombinationen und ein Generalcrescendo.
1971 nahm der Orgelbaumeister Bruno Riedl eine Renovierung der Orgel vor. Nachdenklich stimmt das Resümee nach erfolgter Reparatur: „Zusammenfassend muss festgestellt werden, dass die pneumatische Orgel in der Pfarrkirche in Lasberg auch nach der vorgenommenen Renovierung technisch nur sehr mangelhaft und klanglich ebenfalls nur sehr wenig entspricht.
Wie Orgelbaumeister Bruno Riedl feststellt, können Teile der Orgel überhaupt nicht mehr repariert werden. Jedenfalls wird das Instrument auch weiterhin sehr störungsanfällig sein. Der Pfarrgemeinde kann daher nur geraten werden, sich schon jetzt darauf einzustellen, dass in absehbarer Zeit der Bau einer neuen Orgel notwendig sein wird.“
Bedenklicher Zustand der Kirchenorgel
Wie sich herausstellte, war diese Reparatur im wahrsten Sinne des Wortes hinausgeschmissenes Geld. Kurze Zeit später musste sich der Pfarrausschuss mit dem Thema Orgel neuerlich beschäftigen. Für ein neues Orgelwerk fehlte vorerst das Geld. Deshalb wurde eine elektronische Orgel als Übergangslösung gekauft.
Vernichtend fiel der Bericht über den Orgelzustand aus dem Jahr 1989 aus. „Die Orgel der Pfarrkirche Lasberg präsentiert sich derzeit in einem schrecklichen Zustand, dessen Ursachen sowohl im Umbau des Jahres 1927 als auch in der mangelnden Wartung des Instrumentes seit dieser Zeit Iiegen.
Besonders besorgniserregend ist jedoch der aktive Holzwurmbefall am Hauptgehäuse. Sollten nicht noch größere Schäden entstehen, so müsste dringend eine Schädlingsbekämpfung des Gehäuses herbeigeführt werden. Im Zuge dieser Arbeiten wäre sehr sinnvoll und wünschenswert, eine generelle Lösung der Orgelfrage herbeizuführen, nachdem das derzeitige Erscheinungsbild mit Ausnahme des
Gehäuses sowie des älteren Pfeifenmaterials nicht als erhaltenswert beurteilt werden kann.“ Zwar dauerte die Umsetzung des Vorschlages mehr als dreißig Jahre, aber ab Ende Mai 2003 wird ein neues Orgelwerk im restaurierten Barockgehäuse zur Ehre Gottes und zur Freude der Pfarrbevölkerung erklingen.
Zeitraffer:
1917: Orgelpfeifen für den Krieg 3.12.1917: Die Abnahme der Orgelpfeifen zu Kriegszwecken wird durch den Orgelbaumeister von Ottensheim angekündigt.
15.12.1917: Die oben angekündigte Abnahme der Orgelpfeifen wurde heute durchgeführt. Es wurden die Prospektpfeifen abgenommen. Die Arbeit oblag in unserem Bezirk der Orgelbau-Anstalt Breinbauer in Ottensheim. Die vom Vertreter dieser Firma ausgestellte und dem Pfarramt übergebene Bestätigung sagt: Aus obgenannter Orgel wurden heute ausgebaut: Prospekt Principale 4 Fuß und 2 Fuß, insgesamt 17,5 kg. Wir befürchten, dass durch den gewaltsamen Eingriff die Orgel überhaupt unbrauchbar wurde. Zum Glück sahen wir zu schwarz. Die abgenommenen Pfeifen waren nur eine Verstärkung des Spieles, sodass die Orgel auch jetzt noch spielt wie früher, nur nicht mehr in derselben Klangstärke. (Aus: Chronik der Pfarre Lasberg)
Die Firma Kögler in St. Florian wurde mit der Restaurierung der Orgel beauftragt, da diese Orgelbauwerkstätte Erfahrung mit der Restaurierung von Richter-Orgeln hat. Für die Restaurierung des barocken Orgelgehäuses und des Brüstungspositiv erhielt die Firma Wünsche aus Pfarrkirchen/Mkr. den Zuschlag. 2,7 Millionen Schilling waren aufzubringen.
Dank vielen SpenderInnen, Vereinen und Institutionen und nicht zuletzt dank des Orgelkomitees unter der Leitung von Johann Penz gelang es, dass am 29. Mai 2003 die Orgel von Prälat Dr. Wilhelm Neuwirth aus St. Florian geweiht wurde.
Nun ertönen mit mehr als 900 Pfeifen in 15 Registern die verschiedensten Klangbilder, die nicht nur die Pfarrgemeinde bei den Gottesdiensten erfreuen.
Jährlich finden Orgelkonzerte mit namhaften Organisten statt.