Alle, die schon lange davon träumten, endlich live bei einer Fernsehshow dabei zu sein, strömten heute zur Wahl des SuperChrist nach Lacken - und erlebten eine Show, die in die Tiefe ging.
Die Vorbereitungen
Bevor die Fernsehkameras zugeschaltet wurden, probten die Anwesenden zuerst unter der Anleitung des Sendeleiters Reini Fischer, bei Aufscheinen der Tafel „Applaus“ kräftig zu applaudieren und begeistert für seine Favoriten das jeweilig passende färbige Bändchen zu schwingen (noch waren nicht alle Ohren/Gehirne warmgelaufen, sodass so mancher nicht checkte, wessen Anhänger er später sein sollte). Außergewöhnlich gut funktionierten die Täfelchen „Stille“ und „Amen“ - angeblich überlegt Pfarrer Bell, sie in Zukunft in die Gottesdienste einzubauen.
Nach den Proben war es so weit - die unsichtbaren Kameras waren zugeschaltet, und zwei gut aussehende Moderatoren - Melanie Wurzinger und Christian Endt - führten durch die Sendung. Wie üblich bei solchen Shows gab es zuerst einen kurzen Rückblick auf einige „Leider-Nein-Kandidaten“: Von der strengsten Jury aller Zeiten (mit großem Applaus begrüßt wurden: Walter Schürz, Sissy Strigl, Manfred Oberngruber) gab es Daumen-nach-unten für einen stotternden Vater-Unser-Beter und eine Kandidatin mit dem Lied „Vom Aufgang der Sonne bis zum Untergang“ - sie hatte leider den Liedtext vergessen und wurde vom Handy unterbrochen. Auch ein Rapper, der zwar im Publikum ziemlichen Anklang fand*, wurde von der Jury ausgebuht.
Die „Leider-Nein-Kandidaten“
Die Moderation erinnerte uns daran, dass wir selber auch oft zu den Leider-Nein-Kandidaten gehören. Eine wirklich stille Stille folgte, um abzutauchen in die eigenen „Leider-Nein-Dimensionen“. Und der Chor von LSDS sang „Lord, I want to be more loving ... more holy, ... like Jesus.“
Die „Daumen-oben-Kandidaten“
Dann endlich kamen die Kandidaten, die es in die Endausscheidung geschafft hatten: Gaby Maringer, Sonja Scheinmayr, Sandra Gastinger, und (last but not least) Pfarrer Reinhard Bell. Jeder Einzelne wurde mit beinahe endlosem Applaus bedacht.
Gaby Mahringer überzeugte mit ihrer Fröhlichkeit und positiven Ausstrahlung - jahrelange Jungschararbeit macht hübsch - und mit ihrem Lied, bei dem spontan alle gerne mitmachten (du hättest uns nicht drohen müssen, Gaby!!) und mit dem sie bei jeder Show DJ Ötzi unter den Tisch gesungen hätte. Sonja Scheinmayr konnte zusätzlich zu ihrem guten Aussehen auch Bibelwissen beweisen - nicht umsonst ist sie eine unserer beliebtesten LektorInnen - und definierte den Superchrist anhand der Bibel** so, dass man glaubte, den „echten“ Paulus reden zu hören. Sandra Gastinger, die nächste Kandidatin, konnte gleich live vor der Kamera zeigen, was sie als Sozialpädagogin bewirken kann: Es gelang ihr, zwei kleine Streithähne zu trennen und sie konnte zur Versöhnung beitragen - eine überzeugende Performance, fand die Jury. Der vierte Kandidat war schon im Vorfeld als Favorit gehandelt worden: Pfarrer Reinhard Bell. Feig ist er nicht, denn sein Beitrag gehört normalerweise nicht zu den „The-winner-is“-Themen: Er stellte das Beichten - jenes Sakrament, das derzeit nicht gerade das gefragteste ist - in den Mittelpunkt seiner Show. Beichten kann auch ein Pfarrer nicht allein, und so wählte er Reini Fischer als jenen aus, der eine Beichte am nötigsten hat.***) Man ließ den beiden viel Zeit, in der Sakristei zu beichten - währenddessen schaltet die Sendeleitung zu den Werbeeinschaltungen
Werbepause
In der Werbepause gab es eine kleine Umfrage zum Thema: „Gut, dass es die Pfarre gibt“ - Warum ist das denn gut? (diese Homepage ist interaktiv: Sagen Sie, ja, SIE, die das lesen, laut, warum es gut ist, dass es die Pfarre gibt: Los, jetzt: „Es ist gut, dass es die Pfarre gibt, weil......“
Nach gefühlten 15 Minuten kamen Pfarrer Bell und Reini Fischer geschafft vom Beichtstuhl zurück. Und die Beratung der Jury begann: Wer ist der Gewinner?
Die Entscheidungsfindung der Jury
Bei der Beratung, wen sie zum Gewinner küren sollten, wurde die ratlose Jury von einem Zettel mit der seltsamen Formel (Mk 12, 28- 31) unterstützt. Nachdem eine Stimme aus dem Off erklärt hatte, dass Mk 12,28,31 keineswegs ein Autokennzeichen ist, sondern eine Bibelstelle, wurde diese vorgelesen:
Und einer der Schriftgelehrten, der gehört hatte, wie sie miteinander stritten, trat hinzu, und da er wußte, daß er ihnen gut geantwortet hatte, fragte er ihn: Welches Gebot ist das erste von allen?
Jesus antwortete ihm: Das erste ist: `Höre, Israel: Der Herr, unser Gott, ist allein Herr; und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben aus deinem ganzen Herzen und aus deiner ganzen Seele und aus deinem ganzen Verstand und aus deiner ganzen Kraft. Das zweite ist dies: `Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Größer als diese ist kein anderes Gebot.
Da schien es zuerst ganz klar zu sein: Wenn die Liebe das wichtigste ist, dann gibt es keinen Unterschied, ob jemand seine Liebe zeigt, indem er Jungscharleiterin ist oder Lektorin oder Sozialpädagogin. Aber andererseits, in dieser Welt muss es einen Sieger geben, schließlich ging's ja um eine Show mit Riesen-Aufwand, wie Jury-Mitglied Walter betonte: „Das is ja kein Spaß-Wettbewerb auf irgendeinem Jungschar-Lager, wo immer alle gewinnen.“ Fast hätten sich die Jury-Mitglieder auf Pfarrer Bell als Sieger geeinigt: „Ein cooler Typ, und betet am meisten, ist ein Florianer und studiert hat er auch“ - schienen ja wirklich gute Argumente. Aber Jurorin Sissy Strigl legte sich ins Zeug: „Nein, i glaub das ganze Konzept vom SuperChrist-Wettbewerb geht nicht auf, es funktioniert nicht! Denn es kommt auf die Liebe an – die Liebe zu Gott und die Liebe zum Mitmenschen. Lieben kann man nicht mehr oder weniger – nicht besser oder schlechter. Das ist eine Grundsatz-Entscheidung – nämlich ein Ja oder ein Nein zu Gott und den Mitmenschen. Wenn sich jemand für diese Liebe entscheidet, und man das auch im konkreten Leben merkt, dann ist dieser Mensch ein guter Christ.“
Doch Juror Walter hat schon in vielen Shows seines Lebens bewiesen, dass er nicht so leicht aufgibt: „Aber ein Priester is scho besser als wer von der Misi-Schar“ entgegnete er mit Pokerface, und erntete viele Lacher.
Half alles nichts. Sissy Strigl hatte, (wie manchmal auch außerhalb der Show), das letzte Wort: „Nein, niemand ist besser oder wichtiger als wer anderer, wenn alle die Liebe als Grundhaltung ihrer Handlungen haben. Es legt halt jeder in seinem Engagement den Schwerpunkt auf konkrete Betätigungsfelder. Es braucht nicht jeder alles sein. Es ist gut, dass es Priester, LektorInnen, Misi-Schar, Sozialpädagoginnen und viele andere, die heute gar nicht vorgekommen sind, gibt. Alle leisten einen Beitrag damit in unserer Kirche die Liebe, zu der wir aufgerufen sind, sichtbar und spürbar wird.“
Ihr „letztes Wort“ führte dazu, dass es 4 Sieger gab. Und dass die Pfarrgemeinde die anschließende Eucharistiefeier mit frohem Herzen und großer Aufmerksamkeit feierte.
Und jetzt vielleicht zu Hause überlegt: „Wie könnte ich mit meinen Begabungen zum Pfarrleben beitragen?“
*) Für alle, die Olivers Rap-Text nicht verstanden haben, hier nochmals, damit ihr seht, es lohnt sich, auf die Homepage der Pfarre Lacken zu schauen, auch wenn man live dabei war - hier der Text:
Herr, gib uns Mut zum Hören auf das was du sagst,
Herr wir danken dir, für das was du wagst.
Herr, gib uns Mut zum Dienen wo’s nötig ist,
Herr wir danken dir, das du bei uns bist.
Herr gib uns den Mut zum Glauben an dich den Herrn,
wir danken dir denn du bist uns nicht fern. Yeah…
**) Sie wissen nicht mehr, wie man einen Superchrist definiert? Hier zum Nachlesen und -spüren:
Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Römer (Röm 12,9-18)
Eure Liebe sei ohne Heuchelei.
Verabscheut das Böse, haltet fest am Guten!
Seid einander in brüderlicher Liebe zugetan,
übertrefft euch in gegenseitiger Achtung!
Lasst nicht nach in eurem Eifer, lasst euch vom Geist entflammen und dient dem Herrn!
Seid fröhlich in der Hoffnung, geduldig in der Bedrängnis, beharrlich im Gebet!
Helft den Heiligen, wenn sie in Not sind; gewährt jederzeit Gastfreundschaft!
Segnet eure Verfolger; segnet sie, verflucht sie nicht!
Freut euch mit den Fröhlichen und weint mit den Weinenden!
Seid untereinander eines Sinnes; strebt nicht hoch hinaus, sondern bleibt demütig!
Haltet euch nicht selbst für weise!
Vergeltet niemand Böses mit Bösem! Seid allen Menschen gegenüber auf Gutes bedacht! Soweit es euch möglich ist, haltet mit allen Menschen Frieden!
***) Hier nochmals der Text, den die LSDS-Band zur Ermunterung für Reini sang:
Beichtstuhlparty - Beichten soid ma immer
Beichtstuhlparty - Vergebung kannst so gwinga
Beichtstuhlparty - he, was sagst denn du do?
Beichtstuhlparty - weil beichten is supa!