Hinweis: die aktuellen "Gedanken zum Sonntag und für die Woche" von Pfarrer Franz Starlinger sind jeweils ab Sonntag 8:00 auf der Homepage zu finden
Alle 14 Nothelfer zu beschreiben, würde den Rahmen unseres Pfarrblattes sprengen oder sich - würden wir jedem einen Artikel pro Pfarrblatt einräumen - etwa 3 Jahre in Anspruch nehmen. Wahrscheinlich sogar länger, denn die 14 Nothelfer sind zwar im Kern einheitlich, unterscheiden sich von Region zu Region jedoch etwas.
Bei den in unserer Pfarrkirche befindlichen wird vermutet, dass es sich um folgende Heiligen handelt (von links nach rechts): Georg (Kriegsgefahr, Fieber), Vitus (Unwetter, Apotheker, Gastwirte), Eustachius (schwierige Lebenslage, Trauerfälle, Jäger), Achatius (Todesangst und ausweglose Situationen), Blasius (Halsleiden, Pest), Ägidius (Beichte, Stillende) [oder Leonhard (Gefangene, Bauern)], Sebastian (Seuchen, Brunnen, Soldaten, Polizisten) [oder Judas Thaddäus (ausweglose Situation) oder Arcadius], Margaretha (Gebärende, Wunden), Erasmus (Leibschmerzen), Pantaleon (Ärzte, Hebammen), Bischof Dionysius (Kopfschmerzen), Nikolaus (Unternehmer, Schüler, Liebenden, Prostituierten, Gefangene), Katharina (Frauen, Gelehrte), Barbara (Bergleute, div. Handwerker).
In ihrer Gesamtheit als die 14 Nothelfer sind sie etwa seit dem 9. Jhdt. dokumentiert. Wenn wir uns in die damalige Lage der Bevölkerung versetzen, wird einem recht schnell klar, dass das Bedürfnis nach Helfern in der Not groß war. In dieser Zeit - also vor Ausbruch der Pest - betrug die Lebenserwartung knapp unter 50 Jahren; vorausgesetzt man ist nicht schon der hohen Kindersterblichkeit zum Opfer gefallen. Durch Kriege, Krankheiten samt nicht vorhandener medizinischer Versorgung, Hungersnöte, Leibeigenschaft und Seuchen erreichten die 14 Nothelfer etwa im 15. Jhdt. größte Bedeutung. Die Pest raffte im 14. Jhdt. etwa 1/3 von Europas Bevölkerung bzw. rund 25 Millionen Menschen dahin. Vielen der Heiligen wird, wen wundert es daher, auch Hilfe bei der Pest zugesprochen.
Wenn man sich nun vorstellt, völlig hilflos gegen die Gefahren des Lebens zu sein, nichts davon beeinflussen oder auch nur verstehen zu können; wie groß muss in dieser Situation die Angst und Ohnmacht eines jeden Einzelnen gewesen sein! Wir brauchen nur daran denken, wie es uns trotz all unserer Bildung und unseres Wissens, der medizinischen Versorgungsmöglichkeiten und sozialen Sicherheitsnetze in den letzten 3 Jahren erging. Kaum dass die Corona-Pandemie überwunden scheint, bricht östlich von uns ein Krieg zwischen zwei der größten Armeen Europas aus. Inflation und Wirtschaftspessimismus bedrohen für die einen die Zukunft, für andere die unmittelbare Gegenwart. Verunsicherung und Angst greift um sich.
Gerade für solche Situationen stehen uns Christen die 14 Nothelfer zur Verfügung. Sie können damals wie heute voll vertrauen angerufen werden. „Bittet und es wird euch gegeben; sucht und ihr werdet finden; klopft an und es wird euch geöffnet! Denn wer bittet, der empfängt; wer sucht, der findet; und wer anklopft, dem wird geöffnet." (Mt 7,7) Unsere Ängste, Sorgen und Leiden werden uns dabei jedoch nicht einfach weggezaubert. Es setzt eben voraus, zu bitten, zu suchen und anzuklopfen. Ein Weg zu bitten, zu suchen und anzuklopfen ist es, sich mit den 14 Nothelfern (oder auch nur einem davon; suchen Sie sich einen aus) zu beschäftigen. Sich mit ihnen auseinanderzusetzen bedeutet, sich auch mit einem selbst auseinanderzusetzen. Vielleicht reicht schon die Änderung der eigenen Prioritäten, Frieden und Vertrauen zu finden.
Dies alles kann anfangen mit einem einfachen „Ihr 14, bittet für uns".
Beitrag als PDF - erschienen im Pfarrblatt 2023-02, Seite 3