Freitag 18. April 2025

Wirklich alles so einfach?

Predigtgedanken – 5. Fastensonntag – 6. April 2025

 

Die Schriftgelehrten und Pharisäer schleppen eine Frau herbei, die beim Ehebruch ertappt wurde. Für die religiöse Obrigkeit ist hier alles ganz einfach. Fast hat man den Eindruck, sie sind froh, dass sie die Frau aufgreifen konnten. Um die Frau geht es ihnen gar nicht.

War sie unglücklich in ihrer Ehe? Oder wurde sie vielmehr von einem Fremden bedrängt oder missbraucht? Was immer sie in diese peinliche Situation gebracht hat – es ist nicht von Belang für die Schriftgelehrten.

Merkwürdig auch, dass zu einem Ehebruch eindeutig zwei Menschen gehören, von einem Mann hier aber keine Rede ist.
Für die Schriftgelehrten und Pharisäer ist die Frau im Grunde nur ein Objekt. Sie kommt gerade recht, ihr Fall eignet sich wunderbar, um Jesus eine Falle zu stellen!

Das ist das eigentliche Interesse dieser Männer. Sie stellen Jesus vor ein Dilemma. Was er sagt, kann nur falsch sein. Wenn er jetzt der Todesstrafe zustimmt, macht er sich selbst unglaubwürdig und verrät den Kern seiner Botschaft. Verteidigt er dagegen die Frau, stellt er sich gegen das Gesetz, also gegen den Bund Gottes mit seinem Volk.

 

Die Reaktion Jesu

Und Jesus? Er macht nicht mit bei diesem abgekarteten Spiel. Er weiß, dass das Leben nicht einfach schwarz oder weiß ist. „Entweder – oder“ hilft nicht immer weiter. Jesus bückt sich und schreibt mit dem Finger etwas in den Sand. Was soll diese Geste ausdrücken? Vielleicht will er andeuten: So vergänglich wie etwas, das man in den Sand schreibt, so vergänglich sind eure Vorschriften. Vielleicht will er auch erst mal Zeit gewinnen und seinen Gegenübern die Möglichkeit geben, zur Besinnung zu kommen.
Mit der Aufforderung: „Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als Erster einen Stein auf sie!“ spielt Jesus den Ball zurück. Jetzt sind die Männer, die ihm eins umhängen wollten, am Zug. Und tatsächlich macht dieser Satz Eindruck. Jeder der Anwesenden spürt: auch in meinem Leben läuft nicht alles fehlerfrei. Wer bin ich, dass ich über das Leben eines anderen den Stab brechen kann? Ir-gendwie faszinierend, wie einer nach dem anderen wortlos weggeht.

 

Jesu verurteilt (auch uns) nicht

Noch faszinierender, wie Jesus sich dann der Frau zuwendet. „Auch ich verurteile dich nicht“ – was für ein befreiender Satz!
„Ich verurteile dich nicht“ – das heißt nicht: Es ist egal, was du tust. Aber Jesus macht es sich nicht so leicht wie die Schriftgelehrten und Pharisäer. Die sehen nur die eine Tat. Wie es dazu gekommen ist, interessiert sie nicht. Jesus weiß um die Komplexität, um das Wirrwarr menschlicher Gefühle, um Sehnsucht und Liebe. Er weiß auch, dass zu einer Affäre immer zwei gehören.
„Ich verurteile dich nicht“, sagt er auch zu jedem und jeder von uns. Welche Entlastung, das zu hören! Jesus nimmt jeden Menschen, so wie er oder sie ist, mit allem Gefühlschaos, mit dem, was uns geprägt und oft auch verletzt hat. In dem kurzen Gespräch zwischen Jesus und der namenlosen Frau wird deutlich, dass nicht alles gleichgültig ist und jeder machen kann, was er oder sie will. Wenn Jesus sagt: „Geh und sündige von jetzt an nicht mehr“, dann benennt er das Handeln der Frau durchaus als Sünde.
Jesus traut ihr aber zu, sich zu ändern. Traue ich einem anderen zu, dass er sich ändert? Oft nagele ich die Menschen in meiner Umgebung doch eher fest auf das Bild, das ich von ihnen habe.
Auch in Bezug auf mich selbst, bin ich oft skeptisch, ob ich mich von unguten Gewohnheiten trennen und neue Wege einschlagen kann. Jesus traut es mir zu. Er selbst öffnet mir den Raum für Veränderung jeden Tag neu.

 

Pfarrer Franz Starlinger


zu den Bibelstellen: Jes 43,16-21 | Phil 3,8-14 | Joh 8,1-11

 

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2025

 

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