Hinweis: die aktuellen "Gedanken zum Sonntag und für die Woche" von Pfarrer Franz Starlinger sind jeweils ab Sonntag 8:00 auf der Homepage zu finden
Johannes deutet auch nur an, dass die vielen Menschen von den Zei-chen Jesu überwältigt waren und ihn nicht aus den Augen lassen. – Ob sie neugierig sind? Sensati-onslustig? Oder einfach nur hungrig – nach Leben?
Jesus sieht die Bedürftigkeit und den Hunger dieser Menschen. Er spricht so, dass es den Men-schen direkt zu Herzen geht, es „fließt“, es baut sie im Herzen auf, gibt ihnen tiefen Sinn. Sie denken gar nicht daran, dass es enden könnte – es ist sozusagen ein „Ewigkeitsmoment“.
Dann, als es Abend wird, denken die Jünger pragmatisch: Die Versammlung muss aufgelöst werden, damit die Leute nach Hause gehen und zu essen bekommen. Die Worte des Andreas klingen resigniert und ernüchtert: „Hier ist ein kleiner Junge, der hat fünf Gerstenbrote und zwei Fische, doch was ist das für so viele!“
Jesus aber lässt die Leute sich setzen, und nach einem Dankgebet teilt er das Wenige, das vorhan-den ist, aus: sowohl die Brote als auch die Fische – und alle werden satt.
Als die Menschen sehen, wie Jesus die Menge satt bekommt und in der Fülle sogar noch viel üb-rigbleibt, staunen sie. Sie sehen ihn als Wundertäter, zumindest wollen sie ihn später dafür zum König machen, um sich einen ganz „praktischen Wohlstand“ zu sichern. Doch Jesus macht mit die-ser „sogenannten Wundertat“ deutlich, dass jede und jeder die Möglichkeit hat in diese Sichtweise und Logik Gottes einzusteigen, der für alle Menschen genügend zum Leben bereitstellt.
Im Gottvertrauen und im Teilen ereignet sich das Wunder der Vermehrung. Dort, wo guter Wille vorhanden ist, wo wir unsere Kräfte, Fähigkeiten und Möglichkeiten, egal wie groß oder gering sie sind, einbringen und mit anderen teilen, wird Gott Großes und Wunderbares bewirken.
Es kommt darauf an, dass ein Mensch sich öffnet, bereit ist, seines zu geben, und – das wird in der Segnung der Brote und der Fische deutlich – dass es gleichermaßen darauf ankommt, empfangen und geben zu können. Ein kleiner Junge macht es vor. Hier zeigt sich das „Wunder“, dass Jesus mit den Herzen die Geld- und Brotbeutel öffnet. Dass jede und jeder plötzlich entdeckt, ich hab ja auch noch was dabei, was ich einbringen könnte. Und plötzlich ist nicht nur eine Lösung da, sondern geradezu Fülle.
Und gleich sieht die Welt anders aus. – Nicht eng und mangelhaft, sondern voller Möglichkeiten und Wunder. Und wir – nicht nur „Konsumenten“ der Wohltaten Gottes, sondern „Mittäterinnen“ und „Mittäter“ und wahre Kinder Gottes.
Das ist der tiefe Grund, warum wir hier Gottesdienst zusammen feiern: Dass in der Begegnung mit Gott tief unsere Sehnsucht gestillt wird und wir davon weitergehen dürfen, ja sollen; dass wir „Mitspieler“ und „Mitspielerinnen“ in der Art Gottes werden und in allen Schwierigkeiten und Katastrophen immer ein Stück Himmel – oft völlig unerwartet – aufgehen kann. Dann geschehen Zeichen und Wunder auch heute, durch uns.
Pfarrer Franz Starlinger
zu den Bibelstellen: 2 Kön 4,42-44 | Ps 145,8–9. 15–16. 17–18 | Eph 4,1-6 | Joh 6,1-15
als PDF-Dateien zum Download:
2024
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