Das Wort zum Sonntag
Christkönig 2024 – 24. 11., 8 Uhr Kirchberg
Kremsmünster ist eine herrschaftliche, adelige Gemeinde – hier gibt’s einen
König, einen Kaiser, einen Prinz, einen Fürst, ein Schloss, eine
Baronkapelle. All diese Namen erinnern an frühere Zeiten. Man verwendet
auch heute noch – wenn man sich ärgert – den Ausdruck „Herrschafts-
Zeiten“, Hinweis auf frühere Jahrhunderte, als man die Jahre nach der
betreffenden Herrschaft berechnete. Herrschaften hatten oft kein so gutes
Image beim Volk. Die Märchenkönige jedoch sind heute noch, vor allem bei
Kindern, sehr beliebt.
Auf der Bühne des heutigen Evangeliums steht ein alternativer König. Die
ganze Szene wirkt wie ein Schauspiel – 2 Hauptdarsteller stehen sich
gegenüber und das Volk im Zuschauerraum – die Leute bestimmen das
Geschehen mit durch Klatschen oder Buh-Rufe.
Pilatus verkörpert die weltliche Macht. Er ist der einzige in Israel, der ein
Todesurteil aussprechen konnte. Auf der anderen Seite Jesus – gefesselt,
völlig dem Statthalter und dem Volk ausgeliefert.
Der 1. Blick täuscht aber. Wer ist wirklich mächtig und wer machtlos? Der
starke Mann Pontius Pilatus darf eigentlich nichts tun, was dem Kaiser in
Rom nicht gefällt und er darf das Volk nicht provozieren. Im Grunde also ist
Pilatus total abhängig von der Gunst des Kaisers und vom Wohlwollen der
Juden.
Die scheinbare Ohnmacht Jesu erweist sich andererseits als die eigentliche
Stärke. Seine Kraft liegt im Glauben, dass das Gute sich durchsetzt, in der
Hoffnung, dass Gott ihn halten wird, und in der Liebe, die ihn antreibt, bis
zum Äußersten zu gehen.
Diese Szene sagt uns: die göttliche Sicht bzw. die Sicht des Glaubens dreht
alles um (entsprechend der Bergpredigt: selig sind die Armen!): auch heute –
der Kremlchef verkörpert eine riesige Machtfülle, im Grunde aber ist es eine
ausweglose, arme und bedauernswerte Existenz (es möchte wohl niemand
mit ihm tauschen). Frei und reich jedoch ist jeder, der zufrieden ist, der mit
seinen Fähigkeiten sich für andere einsetzt.
Wilhelm Willms hat die bekannten Zeilen geschrieben: Jeder Mensch ist
dazu in die Welt gekommen, ein König zu sein. König sein heißt: nicht andere
zu beherrschen sondern sich selbst beherrschen und andere zu erlösen, damit
auch sie König werden!
Christkönig 2024 – 24. 11., 9.15 h, Steinhaus (Vorstellgottesd. Firmlinge)
Vergangene Woche habe ich mit Firmlingen besprochen, welche Vorbilder es
für sie gibt (auf dem Arbeitsblatt waren abgebildet: Mahatma Gandhi, Mutter
Theresa, Martin Luther King, Greta Thunberg, Nelson Mandela, u.a. Die
meisten haben aufgezeigt bei Martin L. King. All die Genannten stehen
Gewaltlosigkeit und mutiges Engagement! Und für fast alle war Christus das
große Vorbild.
Ihr Jugendlichen kennt wahrscheinlich die Schnapskarten nicht mehr so gut wie
unsere Generation. Das ist der Herz-König. Beim Schnapsen ist es so: wenn
Herz Trumpf ist, und man hat den Herz-König und den Herz-Ober, dann kann
man 40 ansagen und fast nicht mehr verlieren. Herz ist Trumpf in der
Weltgeschichte. Letztendlich wird die Liebe siegen, das Herz. Und wenn
Christus der Herzkönig ist und ich der Ober (oder auch Bauer genannt), dann
ist das Spiel des Lebens eigentlich gewonnen und wir sind aus dem Schneider...
Bei der Firmung werdet Ihr gesalbt, und zwar mit dem gleichen Öl, mit dem
früher Könige gesalbt wurden. Durch Taufe und Firmung sind wir – mit
Christus – zu Königen erhoben worden; jeder hat eine unverlierbare Würde!
Von König Alexander dem Großen (+ 323 v. Chr.) wird berichtet, er habe
einmal einen Soldaten getroffen, der auch Alexander hieß, der aber faul und
feig war. König Alexander sagte zu ihm: Entweder lebst du wie Alexander, oder
du änderst sofort deinen Namen! - Wir heißen CHRISTEN. Er lehrt uns – nach
seinem Vorbild – königlich zu denken und zu handeln.
Wahrscheinlich werden wir uns Jesus Christus heute nicht mehr so sehr als
König vorstellen. Eher wohl als treuen, sympathischen Weggefährte. Ich war
etliche Male mit Reisegruppen im Urwald unterwegs, etwa 2 Stunden, unter der
Führung eines Eingeborenen, der die Wege genau kannte. Denn im Dschungel
weiß man schon nach wenigen Minuten nicht mehr, in welcher Richtung man
wieder ins Freie hinauskommt. Oft hab ich mir gedacht: hoffentlich hat unser
Guide keinen Herzinfarkt oder hoffentlich beißt ihn keine Giftschlange – wir
würden da nie wieder hinausfinden. Jesus ist wie ein guter Weggefährte. „Ich
bin der Weg, die Wahrheit und das Leben!“ Durch den Dschungel des Lebens
geht ER voran und führt uns hinaus ins Weite.
33. Sonntag B 2024 – Elisabethsonntag 17. November, Kirchberg / Steinhaus
2 große Heilige der Nächstenliebe werden innerhalb einer Woche gefeiert – Martin und Elisabeth.
Beide aus Ungarn; alle zwei verbindet die Freude am Schenken.
Martin hatte nach dem Teilen des Mantels einen Traum. Er sah Jesus, der den halben Mantel anhatte. -
Jede gute Tat hat eine 3fache Wirkung: wir tun einem anderen was Gutes, Gott freut sich vermutlich,
und wir werden selbst zufriedener, wenn wir geholfen haben.
In Südamerika gibt’s den Spruch: Niemand ist so reich, dass er es nicht nötig hätte, niemand ist so arm,
dass er es nicht geben könnte: ein Lächeln! tl
Nun zu Elisabeth, der Patronin der Caritas: 1207 in Ungarn geboren, kam sie als 4-jährige auf die
Wartburg bei Eisenach in Thüringen, wo sie mit 14 Jahren den jungen Fürsten Ludwig IV. heiratete.
Auf der Wartburg wurde zu dieser Zeit ein verschwenderisches Leben geführt. Elisabeth sorgte
freiwillig – unterstützt von ihrem Mann – für die Hungernden und Kranken. 3 Besonderheiten:
* In der furchtbaren Hungersnot 1225 verschenkte sie, allerdings ohne das Einverständnis ihres
Mannes abzuwarten, die Geld- und Getreidevorräte der Burg sowie ihre persönlichen Schätze an das
Volk.
* Bei den Mahlzeiten achtete sie darauf, nichts zu essen, was den Bauern zu Unrecht entzogen worden
war.
* Den Kranken diente sie nicht nur durch Spitalsgründungen, sondern sie pflegte sie mit eigener Hand.
Dabei entwickelte sie eine ungewöhnliche Heiterkeit, die zeigt, dass sie alles aus Freundschaft zu
Christus tat.
Nun 800 Jahre später, also heute:
Armut in Österreich ist weiblich und sie ist jung: 88.000 Kinder und Jugendliche sind stark armutsbetroffenen –
mehr als doppelt so viele wie noch 2022.
Was tut die Caritas: In den 15 Sozialberatungsstellen in OÖ, dem Haus für Mutter und Kind und
denTageszentren sowie mit vielen anderen Leistungen wird Menschen geholfen, ihre Existenz zu sichern.
Die Mitarbeiter helfen armutsbetroffenen und -gefährdeten Menschen beim Bezahlen von Mietrückständen,
Heiz- und Stromrechnungen - mit Beratung und Einmalzahlungen. Es ist ihnen ein Anliegen, dass
Niedrigverdiener*innen erst gar nicht in die Armutsspirale kommen.
Sie helfen armutsbetroffenen Frauen, sich und ihre Kinder versorgen zu können. Im Haus für Mutter und Kind
sowie in den Krisenwohnungen erhalten Frauen und Kinder eine warme und sichere Unterkunft, Beratung,
Babynahrung, Windeln und warme Kleidung für den Winter. - Wir sind gebeten, die Helfer mit unseren
Möglichkeiten zu unterstützen.
32. Sonntag B – 10. November 2024, 9 Uhr, Stiftskirche Kremsmünster
In der Schatzkammer des Tempels standen 13 Opferstöcke; das waren, trichterförmige große
Behälter für verschiedene Spendenzwecke.. Der 13. dieser Töpfe war einfach für Gott
bestimmt... Die Frau hat, wie man annimmt, in diesen Topf ihren halben Cent, ihre ganze
Habe geworfen. Witwen hatten kein Einkommen. Sie war auf die Güte anderer angewiesen.
Es scheint, dass Jesus anhand dieser Frau sagen wollte: Wer schenkt, soll es nicht deshalb tun,
damit man sich bei Dir bedankt, damit andere es sehen und Dich loben, sondern aus reiner
Freude am Schenken bzw. aus Mitgefühl mit Bedürftigen.
Franz v. Assisi hat seinerzeit seine Bibel verkauft und damit Hungernden Essen geschenkt, weil er sagte,
es kommt nicht darauf an, welche Worte in der Bibel stehen, sondern welche Bibelworte man selber
verstanden hat.
Morgen ist der Tag des hl. Martin, schon vor 1700 Jahren hat er gelebt, und heute noch kennt jedes
Kindergartenkind seine entschlossene gute Tat, das Teilen des Mantels. Er hatte eine Waffe, ein Schwert,
und hat das verwirklicht, was als Traum in der Bibel steht: Schwerter sollen zu Pflugscharen werden,
Waffen zu Friedenswerkzeugen.
Es gibt meines Erachtens 3 Ebenen beim Schenken: Unsere Familien und Freunde beschenken
wir selbstverständlich zum Geburtstag, zu Weihnachten etc. Meist bekommen wir auch wieder
was zurück geschenkt. Die 2. Ebene des Schenkens betrifft bedürftige Menschen – ich schicke
z.B. einer Organisation, die Blinde operiert, 30 Euro für die OP. Da wird sich sicherlich jemand
freuen, wieder sehen zu können. Der Betreffende kann sich auch nicht bei mir bedanken. Die 3.
Ebene ist die göttliche Ebene: auch die, die`s nicht verdienen, werden beschenkt: „Gott lässt seine
Sonne aufgehen über Gerechte und Ungerechte!“ Gott hat Freude, ausnahmslos jeden zu
beschenken....
Was wollte Jesus wohl mit seinem Kommentar zu dieser Szene verdeutlichen? Vielleicht
dieses:
1. Ihr sollt an nichts hängen! Wer den Besitz nicht so wichtig nimmt, wird sich mit
anderen nicht über Geld oder Erbe streiten; wer an nichts sein Herz hängt, wird
letztendlich auch einmal viel leichter von dieser Welt Abschied nehmen können.
2. Geben schafft Freude, festhalten verkrampft. Unsere Hände sagen uns: wir haben es
selbst in der Hand, wie wir leben wollen.
3. Die Witwe lebt vom Gottvertrauen. Auch das dürfen wir ein Leben lang lernen, uns auf
die Führung von oben zu verlassen.
Geteilte Freude ist doppelte Freude. Dazu ein Mathematikbeispiel, manche kennen es
vielleicht: ausgehend davon, dass wir einen Geldschein, bevor wir ihn in das Körberl oder in
die Spendenbox werfen, meist zusammenlegen... Wenn ich einen A3-Papierbogen 7x
zusammenlege, wird er gut 1 cm dick. Wenn ich ihn noch 3x falte, also insgesamt 10x, ist das
Papier schon ca. 10 cm dick. Bei 20x falten würde man 100 Meter erreichen, bei 30mal 100
km. Jedes Mal falten vervielfacht die Stärke. Dieser Vergleich veranlasst mich zu sagen: ich
glaube, dass auch das Geben eine andere Mathematik hat. Schenken multipliziert die Freude.
Ganz gewiss rechnet Gott anders als wir (wie es Jesus einmal Petrus gegenüber erklärte: ihr
werdet das 100fache erhalten!) - Wir dürfen rechnen, vielfältigst beschenkt zu werden!
Großzügigkeit zahlt sich aus!
31. Sonntag B 2024 – 3. November, 8.00 Uhr, Kirchberg
Es geht um das Wichtigste im Leben. Welches ist das wichtigste und größte Gebot? – Die Frage kommt aus dem Judentum – ein Gesetzeslehrer stellt sie. Im Volk Israel sprach man von 3 Säulen, auf denen die Welt ruhe: die Tora (d.h. die 613 Gesetze, die jedermann einhalten musste), die Tieropfer (als Spende an den Tempel) und das Almosen (Unterstützung der Armen).
Jesu Antwort fällt überraschend aus: die Opfer kommen gar nicht mehr vor, die unüberschaubaren Gebote werden auf 2 reduziert.
Es gab zur Zeit Jesu einen Rabbi, Hillel, der ähnliche Anschauungen wie Jesus vertrat. Der wurde gefragt, ob er in der Zeit, in der er auf 1 Bein stehen konnte, alle jüdischen Gesetze zusammenfassen könne. Seine Antwort: Was dir widerwärtig ist, das tu deinem Nächsten nicht! Das ist das ganze Gesetz, alles andere ist Auslegung! - Eine weise Zusammenfassung!
Das Einzigartige an Jesu Antwort ist die Gleichstellung der beiden Liebesgebote. Es ist ähnlich wie mit den zwei Angeln einer Tür: wenn die Tür nur in einer Angel hängt, schließt sie nicht und ist nur schwer zu manövrieren. In beiden Angeln hängend, kann man sie mit einem Finger bewegen. Das heißt: wer gut verankert ist in der Beziehung nach oben und Geschwisterlichkeit übt, wird auch eine gewisse Leichtigkeit des Lebens erfahren.
Es gibt eine Kontrastgeschichte von Maarten ́t Hart mit dem Titel „Niemals lieben“. „Weißt du denn nicht, wie gefährlich es ist, einen anderen zu lieben? Weißt du, dass Liebe entsetzlich verwundbar macht? Versuch dir vorzustellen, dass der einzige Mensch, den du wirklich liebst, langsam dahinsiecht, dass ihr schönes Gesicht einfach einfällt und das prächtige schwarze Haar ausfällt. Ich müsste verrückt sein, mich so verwundbar zu machen...“
Ich weiß nicht, warum der Autor das geschrieben hat, vielleicht wollte er einfach drauf hinweisen, dass Liebe auch immer sehr viel riskiert und Leiden nicht ausschließt. Wir sagen ja: ich kann dich gut leiden! – Nur durch das Mit- Leiden, Mit-Fühlen wird jemand wahrhaft menschlich, ja göttlich! Drum müssen wir auch immer wieder auf das Kreuz schauen: wenn Christus so viel gelitten hat für uns, ist das die Bestätigung: Gott kann nicht anders als lieben!
Kein Mensch kommt als Liebender zur Welt, sondern als Liebeshungriger. Das Hauptfach, auch wenn es in keinem Lehrplan enthalten ist, ist, Güte, Hilfsbereitschaft, Mitgefühl zu lernen. LIEBE im biblischen Sinn ist kein Gefühl, sondern ein Willensakt. Eine Hilfe dazu, wenn man jemanden nicht
leiden kann, mag sein sich zu erinnern: Gott liebt ihn/sie auch!! – Wenn Gott jeden Menschen mag, muss jeder etwas Liebenswertes an sich haben.
30. Sonntag 2024, 27. Oktober, 8 Uhr Kirchberg, 9.15 h
Steinhaus
Am Beginn ein paar Zitate zum Thema „Sehen“: „Wenn ihr eure
Augen nicht gebraucht um zu sehen, werdet ihr sie brauchen um zu
weinen“ (J.P.Sarte) „Wieviel Schönheit empfängt das Herz durch die
Augen!!“ (Leonardo da Vinci) „Man darf nicht verlernen, die Welt mit
den Augen eines Kindes zu sehen“ (Henri Matisse) „Kopf hoch – egal
was kommt – die Welt soll doch deine schönen Augen sehen!“ - „Man
sieht nur mit dem Herzen gut...“ (Exupery) Welch großes Privileg ist
es, wenn wir gute, gesunde Augen haben. Mir ist übrigens aufgefallen,
dass man in der Pandemie-Zeit durch das Maskentragen die Augen der
anderen wieder mehr wahrgenommen hat. Und auch beim
Friedensgruß ist es schön, wenn wir uns gegenseitig einen Augen-
Blick schenken. Es ist wohl auch so, dass wir die Augen oft zu wenig
nutzen, um die Wunder der Welt zu sehen. Oft fällt das Negative
zuerst in den Blick.
Schauen wir auf den Bibeltext: Da heißt es zuerst, dass die Leute den
Bartimäus geschimpft haben, viele werden ihn gar nicht beachtet
haben. Es geht uns vielleicht ähnlich: wenn man einen Bettler sieht,
schaut man gern woanders hin....
Beim Blinden fallen mehrere interessante Haltungen auf: zuerst - er
jammert nicht, sondern er schreit seine Not heraus. Jammern macht
eher krank. Jammern ist: schlecht reden über einen Zustand. Die Bibel
kennt das Jammern nicht, sondern das Klagen, und das heißt, die
Probleme und Sorgen dem Herrgott übergeben.
Die Theologin Dorothee Sölle sagte einmal, der gottloseste Satz des
Alltags’ ist: „Da kann ma halt nix mochn!“ Irgendwas kann man
immer machen. Es ist ein Unterschied, ob ich über irgendwelche
Zustände im Land, in der Kirche oder Politik nur schimpfe oder z.B.
einen Brief an eine kompetente Person schreibe oder anrufe bzw.
Aktivisten unterstütze, die sich für Gerechtigkeit und die Umwelt
einsetzen.
Würde man immer das Negative sehen, wird sich das vielleicht auch
in den Augen widerspiegeln. Der Blick kann trüb und traurig werden.
Wer in allem aber ein Wunder sieht und mit großer Hoffnung auf die
Hilfe von oben vertraut, wird einen frohen, hoffnungsvollen Blick
gewinnen!
Und das zweite Bewundernswerte an Bartimäus: er wirft seinen
Mantel weg. Der Mantel war alles, was er hatte. Ohne Mantel konnte
er bei kühlerem Wetter nicht mehr betteln. D.h. Er ist sich sicher, dass
jetzt eine Wende passiert. Mit solchem Vertrauen sollten auch wir
beten: Du, Herr, wirst jetzt mein Problem in die Hand nehmen und
eine Lösung finden!
Weltmissionssonntag 2024 – 20. Oktober, 9.15 Uhr Steinhaus, 11.30 Stift
Am heutigen Sonntag der Weltkirche schauen wir auf Mitchristen in ärmeren
Ländern, heuer besonders auf Madagaskar. Zuerst ein paar Fakten: es ist die
4.größte Insel der Welt (nach Grönland, Neu-Guinea und Borneo) und das
2.ärmste Land Afrikas. Aus Madagaskar kommt der Großteil der Vanille. Nur
auf dieser Insel wachsen die Affenbrotbäume (mit riesigen Baumstämmen, von
denen jeder 100.000 Liter Wasser speichern kann), einzigartig sind auch die
Lemuren (eine Affenart, die nur dort vorkommt).
Ab 1500 kam die Insel unter die Herrschaft Portugals, später war es eine
französische Kolonie. Warum nun werden die Christen der ganzen Welt
aufgerufen, die Verarmten der südlichen Halbkugel zu unterstützen? Die
Verursacher der Armut waren gewiss die damaligen Eroberer, die eigenen
korrupten Politiker, oder heute die Ausbeuter der billigen Arbeitskraft. Schauen
wir aber genauer:
1. Die Länder Afrikas leiden besonders unter der Trockenheit und den
Wirbelstürmen, die durch das veränderte Klima entstehen. Daran haben auch
wir einen größeren Anteil. Einfach weil wir Österreicher sind. Unser Land hat
im August schon alle nachwachsenden Energien verbraucht. Seit 3 Monaten
schon leben wir auf Kosten der nächsten Generation bzw. anderer Länder.
2. In Madagaskar werden Rohstoffe billig abgebaut, z.B. Glimmer (dort wird es
Mica genannt). Dieses Gestein braucht man beispielsweise, damit der Autolack
glänzt, oder als Leitmaterial in der Elektronik (für Computer, Handys etc.) Für
ein mühsam abgebautes Kilo Glimmer bekommt der Arbeiter 5 Cent. Würden
die Arbeiter wie bei uns für 1 Stunde statt 10 Cent 10 Euro verdienen, müssten
wir für Geräte, Kosmetik oder Autos wesentlich mehr bezahlen. Daher ist es
nur recht und anständig, wenn wir von unserem Wohlstand etwas diesen
Menschen zurückgeben.
Missio Österreich hilft, dass die Leute ein menschenwürdigeres Leben
bekommen – P. Christian, ein Missionar, will dort eine kleine Schule für die
Kinder bauen. Zudem sollen Kranke und Schwangere, die bislang völlig ohne
Hilfe blieben, medizinisch versorgt werden. Sie wollen auch einen Brunnen
bohren, damit die Menschen endlich sauberes Wasser haben. - Über 40 Prozent
der Madagassen sind Christen. In der Kirchenzeitung steht ein Bericht über
Entwicklungshelfer aus Meggenhofen, die in Afrika Menschen mit
Behinderung helfen. Dort steht der Satz: „Ich habe noch nie eine Mutter so
glücklich gesehen wie jene des Buben, dem wir einen Rollstuhl besorgten.“ Es
ist schön, wenn andere Christen erleben, dass wir eine einzige Familie bilden,
die sich gegenseitig helfen.
26. Sonntag B 2024, 29. September, 8 Uhr Kirchberg
Als Orientale hat Jesus die Bildersprache geliebt und mit drastischen Bildern vor Augen gestellt, was geschieht, wenn ein Mensch sich von Gier, Begierden, Gewalt oder Hass oder auch Ignoranz beherrschen lässt.
Die Kernaussage heute ist: Trenne dich von allem, was dich unfrei macht und dir nicht gut tut! Das kann eine Abhängigkeit sein, eine Sucht, die mich mehr oder weniger fesselt; das können Zeitkiller sein, die meine kostbare Lebenszeit auffressen; es können negative, schlechte Gedanken sein, die mir ständig in den Sinn kommen und die Lebensfreude trüben. Wenn ein Mensch meine Gedanken dauernd beschäftigt, weil er mich so nervt, dann wirkt vielleicht diese Methode: Herr, diesen Menschen halt ich nicht aus – segne du ihn! Es geht Jesus ziemlich sicher darum, dass wir frei sind; darum: ausreißen, abhacken, loswerden, was der Seele schadet.
Heute ist Wahltag, keine Angst, ich gebe keine Wahlempfehlung. Aber jeden Tag haben wir die Wahl, möglichst unbeschwert und gelassen oder aber genervt und unglücklich zu leben. Bei einem Vortrag über das GLÜCK sagte der Referent: „Glück kann man sich zur Gewohnheit machen“. Die meisten Menschen wollen nicht glücklich sein, sondern glücklicher (als jemand anderer). Wir vergleichen uns ständig mit anderen. Und das macht unglücklich.
Jesus wollte wachrütteln. Drum verwendete er eine radikale Sprache. Warum? Weil es ihm um das Allerwichtigste ging – um Heil oder Unheil, ob das Leben gelingt oder völlig danebengeht.
In unserer Zeit sehe ich als größte Gefahr auf uns zukommen, vor der auch eine radikale Warnung notwendig ist: die Natur rächt sich auf jede nur denkbare Weise, wenn die Menschen nicht lernen, äußerst behutsam mit der Erde umzugehen und uns auch wirklich einzuschränken. Wir gehen auf Umweltkatastrophen zu, die vermutlich noch viel verheerender sein werden als die bisherigen. Ich kann es nicht verstehen, dass kein Politiker den Mut hat zu sagen: wir leben auf zu großem Fuß, wir müssen bescheidener werden! – Immer wird von Wachstum und noch größerem Wohlstand gesprochen. Es braucht Propheten, die den Mut haben zu sagen: weniger ist mehr! - Es geht uns so gut wie noch nie in der Menschheitsgeschichte. Darum: Mäßigung, Maß halten ist eine der großen Kardinaltugenden!! Erntedank bedeutet für mich: Dankbarkeit ist dann ehrlich, wenn wir uns – wie die Indios – vor Mutter Erde verbeugen in großem Respekt und dankbar genießen, was sie uns schenkt.
Erntedankfest 2024 – 9 Uhr, Kaisersaal
Die Erzählung von der Arche Noah ist sehr aktuell: alle Arten sollten gerettet werden – so der 2 ½ tausend Jahre alte Text. Seit 65 Millionen Jahren gab es auf der Erde kein so schnelles Artensterben. Die Dinosaurier sind ausgestorben durch einen Kometeneinschlag, heute sind es großteils menschliche Ursachen.
Die Lesung von der großen Flut ist ziemlich aktuell. Die Natur schlägt zurück, wenn wir sie so misshandeln. Die biblische Lesung betont: Gott will, dass das Leben weitergeht und alle Arten gerettet werden. Er geht auf die Suche, bis er wenigstens einen Menschen findet, dem alle Lebewesen am Herzen liegen: Noah. Der spürt, dass er Schiff bauen soll, wo alle Platz haben. (Naja die Erdäpfelkäfer hätt er draußen lassen können, und die Fliegen auch...). In unserer Stiftskirche ist auf der Decke ein Bild vom Bauplan der Arche zu sehen – sie ist riesig groß: ca 145 m lang, 25 m breit, 15 m hoch. Insgesamt 3 Etagen, sodass es etwa 10.000 m² Ladefläche gab. Hier wird das erste große Artenschutzprogramm der Welt beschrieben.
Papst Franziskus schreibt: alle Tiere und Pflanzen haben einen Eigenwert und preisen in ihrer Eigenart die kreative Weisheit Gottes. - Nehmen wir einen Vergleich: W. A. Mozart schuf insgesamt 626 Werke. Niemand würde es wagen, eines oder mehrere davon einfach verschwinden zu lassen, samt allen Kopien. - Um wie viel mehr gilt es Sorge zu tragen, wenn es um Lebewesen geht – jedes perfekt konstruiert...
Im Psalm 104 haben wir gehört, wie wunderbar und vielfältig Gottes Schöpfung ist.
Jesus spricht in der Bergpredigt über Vögel und Lilien, für die Gott sorgt. Unsere Sorge, so heißt es, sollte die Gerechtigkeit sein, Gerechtigkeit gegenüber denen, die leiden, obwohl genügend für alle da wäre, Gerechtigkeit gegenüber Tieren und Pflanzen, die oft zu wenig Lebensraum haben.
In unserer Zeit sehe ich als größte Gefahr auf uns zukommen, die Natur rächt sich auf jede nur denkbare Weise, wenn die Menschen nicht lernen, äußerst behutsam mit der Erde umzugehen und uns auch wirklich einzuschränken. Wir gehen auf Umweltkatastrophen zu, die vermutlich noch viel verheerender sein werden als die bisherigen. Ich kann es nicht verstehen, dass kein Politiker den Mut hat zu sagen: wir leben auf zu großem Fuß, wir müssen bescheidener werden! – Immer wird von Wachstum und noch größerem Wohlstand gesprochen. Es braucht Propheten, die den Mut haben zu sagen: weniger ist mehr! - Es geht uns so gut wie noch nie in der Menschheitsgeschichte. Darum: Mäßigung, Maß halten ist eine der großen Kardinaltugenden!! Erntedank bedeutet für mich: Dankbarkeit ist dann ehrlich, wenn wir uns – wie die Indios – vor Mutter Erde verbeugen in großem Respekt und dankbar genießen, was sie uns schenkt.
25. Sonntag – 22. September 2024, 8 Uhr Kirchberg
Ich kann mir die geschilderte Szene ungefähr so vorstellen – Jesus bespricht mit seinen 12 Freunden, wie seine unmittelbare Zukunft aussehen wird: „Mein baldiges Ende ist unausweichlich; alle Propheten sind hingerichtet worden; aber ich kann nicht anders – ich muss meinen prophetischen Auftrag erfüllen – bereitet Euch darauf vor!“ Und die Apostel ziehen sich etwas zurück; da kommt die Frage auf: wer wird seinen Platz einnehmen? Wer ist eigentlich der Geschickteste, der Größte unter uns…?
Daraufhin werden sie belehrt, was wahre Größe ist: ein Kind wird in die Mitte gestellt. Die Mitte ist der Platz, wo der Rabbi stand, umringt von seinen Schülern. Das wäre so, wie wenn wir ein Kind hier auf die Kanzel stellten mit der Aufforderung: sag uns, was richtig und was wichtig ist! Diese Geste allein war schon sehr provokant – ein Kind soll unser Lehrer sein? Zur Zeit Jesu hatten Kinder keinerlei gesellschaftliche Achtung, sie dienten eigentlich nur zur Altersvorsorge. (Nebenbei bemerkt: ich hab zur Zeit von Joh. Paul II. dem Papst geschrieben, der Vatikan sollte doch einmal für 2 Wochen das Zepter aus der Hand geben und Kinder und Jugendliche entscheiden lassen, wie`s in der Kirche weitergehen soll... Es ist leider keine Antwort gekommen).
Wenn ich die Frage stellte: würdest du gern noch einmal Kind sein? Oder: was war besonders schön in der Kindheit? Ich selbst würde antworten: das Schönste war die Unbeschwertheit! Wir brauchten uns um nichts zu sorgen! Auch wenn wir kaum ein Spielzeug oder keine neue Kleidung hatten, es hat nichts gefehlt. Darum geht’s wohl: unbeschwert durchs Leben gehen zu können! Meistens tragen wir Erwachsene viel zu viel Gepäck durchs Leben: wir schleppen oft Verletzungen mit, wir können Vergangenes oft nicht abschließen oder machen uns zu viele Sorgen ums Morgen.
Der französ. Schriftsteller George Bernanos meint, das Wichtigste im Leben sei, bis zum letzten Moment Kind zu bleiben. Nach Erkenntnissen der Biologie ist das Auge das einzige Organ, das nur in der Kindheit wächst (spätestens mit 14 ist das Auge ausgewachsen). Diese Aussage ist ein Sinnbild: sich den Blick des Kindes immer zu bewahren, vor allem das Staunen vor den vielen kleinen Wundern, die Sorglosigkeit, weil wir Gottes Kinder sind! Und Kinder haben ein Riesenvertrauen: die Mama wird sich um alle Wehwechen kümmern, der Papa wird alles richten... Dieses Urvertrauen sollten wir uns gegenüber Gott bewahren!
Zum Schluss ein Text von Michel Quoist: Ich liebe die kleinen Kinder, sagt Gott, weil in ihnen mein Bild noch nicht getrübt ist. Sie haben mein Ebenbild nicht verpfuscht. Ich liebe die Kinder, weil sie noch fähig sind, größer zu werden. Sie sind unterwegs und ich will, dass alle ihnen gleichen!
24. Sonntag B – 15. September, 8 Uhr Kirchberg, 9.15 Uhr Steinhaus
„Für wen halten mich die Leute?“ Ich stelle die Frage einmal so: Für wen
halten die großen Religionen diesen Jesus? > Für das Judentum ist ER
einer ihrer großen Söhne. Freilich: heutige anerkannte Rabbiner sagen: für
die meisten Juden hat Jesus so gut wie keine Bedeutung. Das hängt auch
zusammen mit den vielen Verfolgungen, die es seitens der Christen
gegeben hat.
Für Muslime hat Jesus auch den Rang eines Propheten, wenngleich nicht
mit derselben Autorität wie der Prophet Mohammed. Leider gab es auch
hier in der Geschichte – schon zur Zeit Mohammeds sehr dunkle
Ereignisse zw. diesen beiden Religionen, sodass die Beziehung von
Anfang an getrübt ist. In der 19. Sure wird Jesus (Isa genannt) als Sohn
Marias bezeichnet, die Begriffe „Wort“ und „Wahrheit“ werden ihm
zugeordnet.
„Ihr aber, für wen haltet ihr mich?“ Christgläubige verbinden mit seinem
Namen die höchsten Titel: Herr und Gott! Er ist eingesetzt als Sohn
Gottes in Macht! - Vor ihm müssen alle Mächte und Gewalten ihre Knie
beugen!
Ich glaube, wir tun uns alle schwer, genau zu verstehen, wie das Verhältnis
von Christus zu Gott ist. Als ich einen 7-Jährigen auf die Taufe vorbereitet
habe, fragte dieser Bub: ist Jesus auch Gott – wie geht denn das...? Es ist
wohl so ähnlich, wie niemand von uns sich ausmalen kann, ob das
Universum ein Ende hat oder unbegrenzt ist – beides können wir uns nicht
vorstellen. Um wie viel weniger können wir mit dem Verstand Gott
begreifen... – Der Glaube lehrt, dass Christus Gott gleich ist: ich und der
Vater sind eins!
Entscheidend ist, welchen Stellenwert ER für uns hat: Du aber, für wen
hältst du mich? – Von meinem Mitbruder und guten Freund, vom Pfarrer
von Bad Ischl, der heute vor 14 Tagen am Traunstein gestorben ist, haben
Augenzeugen berichtet: er verletzte sich beim Abstieg durch einen leichten
Sturz am Arm, wurde von 2 Physiotherapeutinnen erstversorgt, scherzte
noch mit ihnen, dann aber sagte er plötzlich: Jesus, was willst du jetzt von
mir? Er sackte rückwärts zu Boden und war sofort tot. - Er war offenbar
mit Jesus eng verbunden – bis zur letzten Minute.
Wenn ich an einem Sterbebett diese Worte sprechen kann: Jesus, dir leb
ich dir sterb ich, dein bin ich – dann ist das die letzte Hingabe und das
volle Vertrauen: Er wird alles vollenden und zum Besten wenden. - Wir
glauben, dass Er der Richter über die ganze Welt sein wird. Er hat auf
Erden nie jemanden verurteilt. Das gibt größte Hoffnung für alle.
22. Sonntag B 2024 – 1. September, 8 h Kirchberg, 9 h Salomon-Wiese
(Beginn des Schöpfungsmonats)
Vom 1. September bis zum 4. Oktober (Tag d. Hl. Franz v. Assisi) begeht die
Kirche den Schöpfungsmonat. Das Jesuswort spricht heute von Habgier und
Unvernunft. Dies sind gewiss die wesentlichen Faktoren, die die Klimakrise
bewirkt haben.
Unser Papst schreibt: „Gott hat ein kostbares Buch geschrieben, dessen
Buchstaben von der Vielzahl der Geschöpfe gebildet werden.“ Ich habe ein
Buch mitgebracht mit ca 1300 Seiten, auf jeder Seite ca. 3000 Buchstaben. –
jeder Buchstabe darin bedeutet eine von den 8 Millionen Arten der Tier- und
Pflanzenwelt. Die Buchstaben von zwei Büchern dieses Umfangs wären
gleichbedeutend mit der großen Artenvielfalt. Jeden Tag sterben ca. 150 Arten
für immer aus. Das ist so ähnlich, wie wenn aus dem dicken Buch, das Gott
geschrieben hat, alle 3 Wochen 1 Blatt herausgerissen würde...
Der Papst schreibt weiter: Für ein gutes Funktionieren des Ökosystems sind die
Pilze, Algen, Würmer, Insekten, Reptilien und die unzählige Vielfalt von
Mikroorganismen notwendig. – Korallen im Meer haben die gleiche Bedeutung
wie die Urwälder, denn sie beherbergen etwa eine Million Arten. Wir können
beitragen durch unsere Landwirtschaft, unsere Gärten, durch Reduzierung des
CO2 und durch weniger Lichtverschmutzung, die Artenvielfalt zu erhalten.
Auf unserer Radfahrt am Jerusalem-Weg haben wir – neben dem Staunen über
schöne Landschaften – auch die Unvernunft zu spüren bekommen: so viele
versaute Gewässer, und viel Müll: es gab kaum einen Quadratmeter neben den
Fahrbahnen, wo nicht Plastikflaschen, Aludosen und sonstiger Abfall gelegen
wäre. Dabei wäre es so einfach mit einer Pfandgebühr auf jede gekaufte
Verpackung.
Selbst denen, die den menschengemachten Klimawandel leugnen, müsste klar
sein, dass wir dringend schärfere Gesetze brauchen, um das Schmelzen des
Grönland-Eises zu verhindern. Laut der Klimaexpertin Helga Kromp-Kolb und
anderen Fachleuten könnte der Nordatlantikstrom, der für mildes Klima in
Europa sorgt, aufgrund der Abkühlung durch Gletscherschmelzung in den
kommenden Jahrzehnten abgeschwächt werden oder gar zum Erliegen
kommen, was für die nördliche Halbkugel eine Katastrophe wäre.
Gottes Schöpfung lieben heißt Gott lieben. Respekt vor jedem Lebewesen ist
zugleich Ehrfurcht vor dem Schöpfer. Der oberflächliche Mensch sieht nur die
Oberfläche (Gras, Erde, Steine). Der tiefer blickende sieht hinter allem, wie
Papst Franziskus es formuliert: die Phantasie und die Handschrift Gottes: jede
Blume, der Erdboden, jedes Tierchen, die Berge - alles ist eine Liebkosung
unseres zärtlichen und liebenden Schöpfergottes.
21. Sonntag – 25. August 2024, 8 Uhr Kirchberg, 9.15 Uhr Steinhaus
Seine Worte sind hart – wer kann sie hören! – Von da an wanderten viele nicht
mehr mit ihm.
Ich könnte mir vorstellen, dass Jesus mit seinen Zuhörern in solcher oder
ähnlicher Weise gesprochen haben könnte oder heute sprechen würde, um seine
Hauptanliegen mitzuteilen:
„Ich freue mich, dass Ihr mir zuhört und bereit seid, meine neuen Gedanken
aufzunehmen. Wisst Ihr – ich kann es nicht verstehen, dass so viele Menschen
sich mit Gott gar nicht befassen. Gott ist das Intelligenteste und Schönste, das
es gibt. Dieses wunderbare Wesen, das noch niemand gesehen hat und das
immer schon da war, hat sich 8 Millionen Arten von Lebewesen ausgedacht;
jedes einzelne perfekt gebaut. Z.B. ein Bienengehirn, so groß wie ein
Stecknadelkopf, hat ein sensationelles Orientierungsvermögen und weiß genau,
welche Aufgabe es in der Gemeinschaft hat; die ganze wunderbare Schöpfung
hat diese göttliche Weisheit für Euch geplant. Drum wundere ich mich, dass so
viele Menschen Gott nicht näher kennenlernen wollen, der wie der beste Papa
ist, und mit dem Ihr ewig zusammenleben werdet...“
Jetzt antworten einige Zuhörer: „Ja, wir verstehen dich. Aber wir haben so viel
zu tun. Das heutige Leben ist stressig. Bleibt kaum Zeit zum Beten, am
Sonntag müssen wir uns erholen.“
„Gut“, sagt Jesus, „ich weiß um Eure Sorgen. Aber denkt dran, dass Gott wie
das große Navi ist, das all Eure Wege und Ziele kennt. Wenn Ihr immer wieder
innehaltet, um Euch von oben navigieren zu lassen, wird vieles leichter gehen!“
Und er fährt fort: „Hört noch drei wichtige Anliegen, die für Christen Priorität
haben sollen:
1. Unter Getauften soll es großes Mitgefühl mit Benachteiligten und Leidenden
geben – warum? Weil Euer göttlicher Vater die Barmherzigkeit in Person ist. Es
gibt niemand Barmherzigeren als Euren Gott.
2. Unter Christen gibt es das Wort Rache nicht mehr. Dadurch unterscheidet Ihr
Euch von allen anderen Religionen. Und wenn dieses neue Denken um sich
greift, wird das der Himmel auf Erden werden.
Und 3.: ich wünsche mir, dass Ihr geradlinig bleibt und gegen Unrecht
auftretet. Das ist schwer und kann auch weh tun. Ich selbst werde mein Leben
geben, weil ich zu meiner Überzeugung stehe. Und viele Menschen haben für
die Wahrheit, für die Gerechtigkeit ihre Position oder ihr Leben geopfert.“
Jetzt sagen manche Zuhörer: „Tut mir leid – ich will zwar Christ sein, aber nur,
soweit es für mich angenehm und bequem ist....“
Ja, Jesu Rede ist klar und fordernd. Unsere Antwort ist hoffentlich auch ein
klares Bekenntnis wie das des Petrus: Herr, zu wem sollen wir gehen, du allein
hast Worte ewigen Lebens!
Der heilige Agápitus von Palestrina – Patron des Stiftes und unserer
Pfarren – vor 1750 Jahren (274) gestorben
Hochfest im Stift Kremsmünster
Die alten Kalendarien belegen übereinstimmend den 18. August als Todestag.
Im Martyrologium Romanum heißt es:
„Praeneste, der Geburtsort des heiligen Märtyrers Agapitus, der mit fünfzehn
Jahren Christus glühend liebte, auf Befehl des
Kaisers Aurelian gefangengenommen und zuerst lange ausgepeitscht wurde.
Dann erlitt er unter dem Präfekten Antiochus schwerere Martern, worauf er auf
Geheiß des Kaisers den Löwen vorgeworfen wurde. Unverletzt geblieben,
erlangte er durch das Schwert der Knechte die Krone des Martyriums.“
Die Gebeine des Heiligen werden größtenteils im Stift Kremsmünster beim
Agapitusaltar aufbewahrt und verehrt. Nur die Schädeldecke blieb in seiner
Heimatstadt Palestrina (dem früheren Praeneste).
Am 18. August haben die meisten Mitbrüder des Stiftes ihre Profess abgelegt
und Stabilität, Gehorsam und klösterlichen Lebenswandel versprochen. Auch
heute wird ein Mitbruder, Fr. Konrad Holzinger (gebürtig aus Tollet bei
Grieskirchen) seine Gelübde ablegen.
19. Sonntag 2024 – 8/9 Uhr Kremsmünster
Zuerst zur Lesung, wo berichtet wird vom Engel, der den Propheten Elia ermutigt.
Da denk ich mir oft: die Bibel erzählt so natürlich von übernatürlichen Phänomenen.
Ich hatte gestern auswärts eine Hochzeit; anschließend kam ein jüngerer Mann zu
mir, den ich nicht kannte; wie ich dann erfuhr: ein gestandener Tischler, wo familiär
und beruflich alles gepasst hat; er nahm mich beiseite und sagte: Ich muss dir etwas
erzählen – in den letzten Wochen hatte ich außergewöhnliche Erlebnisse. Ich spürte
– nicht im Traum, sondern bei vollem Bewusstsein – wie ich sozusagen in die
Abgründe der Menschheit abgestürzt oder eingetaucht bin (er konnte das nicht so
richtig beschreiben), und dann hat mich Gott wieder hinaufgehoben, gleichsam Stufe
für Stufe aufsteigen lassen, sodass ich mich jetzt richtig von Gott getragen fühle. Er
sagte dann: jetzt bete ich auch täglich, beschäftige mich mit spirituellen Themen,
lese die Bibel. - - Für mich war das wieder eine Bestätigung: Gott teilt sich wohl
jedem Menschen mit, meist eher diskret, manchmal ziemlich eindeutig, wie es eben
auch in den biblischen Geschichten erzählt wird. Der Mensch kann dafür offen sein
oder sich verschließen...
Nun ein paar Gedanken zum Evangelium: 2x wird betont „MURRT NICHT!“ Es ist
gewiss normal, dass man gelegentlich schimpft oder etwas kritisiert. Schlimm ist es,
wenn Murren, Nörgeln, Sudern zu einer Haltung wird. Darum schreibt auch der Hl.
Benedikt in der Ordensregel einige Male insgesamt 8mal, dass das Murren keinen
Platz haben soll und unter allen Umständen zu meiden ist. Statt schimpfen handeln:
es gibt so viele gute Organisationen, wo man mitwirken kann, um ein Stück Welt
zum Besseren zu verändern.
ICH BIN DAS BROT DES LEBENS! WER MICH ISST, HAT EWIGES LEBEN!
Gemeint ist hier nicht einen Körper essen, eher schon das Brot der Eucharistie;
sicher ist gemeint: den geistigen Leib des auferstandenen Christus essen, und das ist
eben, seinen Geist aufnehmen. So wie wenn ein Lehrer sagt: wer meinen Unterricht,
meinen Vortrag richtig aufgenommen und verinnerlicht hat, der wird ein Sehr Gut
bekommen!
Manche Kinder essen gern nur das weiche Innere eines Brotes und lassen die Rinde
liegen. Auch das Brot, mit dem sich Jesus vergleicht, hat manchmal eine dicke
Rinde. Als harte Rinde empfindet der eine die Aufforderung, seinen Besitz
großzügig zu teilen; ein anderer würgt an der christlichen Weisung, ein Unrecht zu
vergessen und zu verzeihen. Vielen liegt im Magen, niemanden verurteilen zu
dürfen...Aber es geht darum: den ganzen Jesus braucht die Welt als Nahrung. -
So komme ich zum letzten Gedanken: Bin ich selbst wie knuspriges Brot? Dolores
Bauer hat einmal in einer Radiosendung dieses Gebet gesprochen:
Gott, du Bäckerin, ich bin dein lebendiges Brot. Ich bin gut geknetetes Brot. Lege
mich in dein Feuer, Gott, du Bäckerin, damit ich gut genießbar bin!
Ich bin überzeugt: jeder Mensch hat die Berufung, einem duftenden Brot ähnlich zu
werden; vorbildlich zu handeln, sodass sich andere eine Scheibe abschneiden
können. Teilweise werden wir’s schaffen – wir haben ja ein Leben lang Zeit dazu.
Was an uns ungenießbar ist, – darauf vertraue ich – wird im Backofen der Liebe
Gottes einmal vollendet werden.
18. Sonntag 2024, 8 h Kirchberg, 9.15 Rohr
Einleitung: Wir sind nach dem Bild Gottes geschaffen und sollen immer mehr diesem Bild
entsprechen. Wie geht das? Durch Bild-ung. Nur im Deutschen gibt es scheinbar dieses Wort, dass die
Persönlichkeitsentwicklung mit dem BILD zusammenhängt, das man vor sich hat. Im Dialekt hat man
früher von „Büddung“ gesprochen; und das ist viel mehr als Wissen oder Studium. Wenn man gesagt hat:
der oder die hat eine Büddung, bedeutete das: diese Person hat ein Benehmen, ein richtiges Verhalten!
Dazu braucht es wiederum VOR-BILDER. Christus ist das größte Vorbild. Am Kreuz hängend, für die
Menschen leidend, sogar den Mördern vergebend.
Predigt: Das heutige Thema ist der Hunger. In der Lesung wird vom MANNA
erzählt. Dazu gibt es laut Bibeltheologie eine recht einleuchtende Erklärung –
die Tamariske, eine Staude in der Wüste, scheidet zu bestimmten Zeiten ein
Sekret aus, das zur Erde tropft und in kühler Nacht hart wird. Tags darauf
lassen sich die weißen Gebilde aufsammeln. Der Geschmack ist knusprig und
wird von den Wüstenbewohnern heute noch gern gegessen. Die WACHTELN
überfliegen - damals wie heute – in großen Scharen 2x im Jahr die Halbinsel
Sinai. Die von den langen Flügen übermüdeten Tiere lassen sich auf dem
Boden leicht fangen. – Das Volk Israel hat in diesem natürlichen Vorgang ein
Zeichen des fürsorglichen Gottes gesehen.
Bis ins 19. Jahrhundert kam es in Mitteleuropa immer wieder zu Hungersnöten.
Zum letzten Mal 1816, dem Jahr ohne Sommer. Der Ausbruch eines Vulkans in
Südostasien hatte zu einer Klimaveränderung geführt: Schnee mitten im
Sommer. Ernteausfälle. Getreidepreise 3x so hoch wie früher. Für die Armen
eine Katastrophe.
Bis 2030 soll der Hunger in der Welt ein Ende haben – das ist das erklärte Ziel
des Welternährungsprogramms (WFP) der Vereinten Nationen. Pro Jahr werden
ca. 160 Millionen Menschen mit Nahrung unterstützt. Doch fehlen bis jetzt die
klaren Schritte, wie dieses große Ziel erreicht werden kann.
In der sogenannten Brotrede, die der Evangelist Johannes überliefert hat,
bezeichnet sich Jesus selbst als Brot. Brot hat eine natürliche Kraft, Solidarität
zu stiften. Denken wir, wie früher bei der Totenwache in den Häusern immer
Most und eine Schnitte Brot an jeden verteilt wurde. Es hatte wohl die
Bedeutung: wir tragen den Verlust und die Trauer gemeinsam.
Brot kann Zusammenhalt bewirken. Ich hab von einer Frau aus Israel gelesen,
Margaret Karram, die ein Erlebnis aus der Kindheit erzählte. Sie ist Katholikin
und wurde mit 5 Jahren von gleichaltrigen Kindern, Juden und Muslimen, oft
sekkiert. So lief sie weinend nach Hause. Ihre Mutter sagte ihr: lade diese 5
Kinder zu uns nach Hause ein. Das Kind tat es widerwillig. Die Mutter
bereitete schmackhafte Brotfladen vor, die sie den arabischen und jüdischen
Kindern für ihre Familien mit nach Hause gab. Alle aßen nun vom gleichen
Brot, es entstanden Beziehungen und die Familien wurden Freunde.
Ich bin das Brot des Lebens! Eine Wort, das gern auch auf die Kommunion
bezogen wird. Die alten Kirchenväter haben geschrieben, dass uns Christus bei
der Kommunion stillt (ein etwas ungewohntes Bild – es bedarf hier der
Vorstellung, Gott weiblich zu denken). Jedenfalls ein schöner Gedanke, dass
wir im Leib Christi etwas Gutes, Heilvolles bekommen, ähnlich wie die
Muttermilch den Säugling kräftigt und schützt.
So komme ich zum letzten Gedanken: Bin ich selbst wie knuspriges Brot?
Dolores Bauer hat einmal in einer Radiosendung dieses Gebet gesprochen:
Gott, du Bäckerin, ich bin dein lebendiges Brot. Ich bin gut geknetetes Brot.
Lege mich in dein Feuer, Gott, du Bäckerin, damit ich gut genießbar bin!
Ich bin überzeugt: jeder Mensch hat die Berufung, einem duftenden Brot
ähnlich zu werden; vorbildlich zu handeln, sodass sich andere eine Scheibe
abschneiden können. Teilweise werden wir’s schaffen – wir haben ja ein Leben
lang Zeit dazu. Was an uns ungenießbar bleibt, wird – darauf vertraue ich - im
Backofen der Liebe Gottes einmal vollendet werden.
17. Sonntag 2024 – 28. Juli, 8 h Kirchberg, 9 h Stiftskirche Kremsmünster
Eine Firmbegleiterin aus OÖ schreibt: bei einem Firmwochenende sagten wir den Firmlingen, sie sollten sich eine Jause für den 1. Abend mitnehmen. Zur Zeit des Abendessens packten nun alle ihre mitgebrachten Lebensmittel aus und begannen zu essen. Die Firmbegleiter aber nahmen ihrerseits ihre mitgebrachte Jause – Brote, Käse, Fleisch, Früchte etc. – und legten alles zusammen auf einen Tisch; dann aßen die Firmbegleiter vom gemeinsamen Buffet, das sehr geschmackvoll und reichhaltig aussah. Die Firmlinge schauten etwas neidvoll auf diese gedeckte Tafel, jedoch ergriff niemand die Initiative, auch alles zusammenzulegen...
Der Mensch ist nicht der geborene „Austeiler“; wir sind diesbezüglich eher tierisch veranlagt: unsere Mitgeschöpfe, die Tiere, teilen auch selten mit ihren Artgenossen (außer Elterntiere mit ihren Nachkommen).
Wir brauchen sozusagen Animateure – so wie Jesus: „Gebt Ihr ihnen zu essen!“ oder die Kfb: „Teilen spendet Zukunft!“ oder KMB: „Sei so frei!“ oder MIVA: „Mobilität ist teilbar!“ Solche Initiativen sind sehr wichtig.
Von sich aus ist der Mensch eher ängstlich (es könnte nicht reichen), oder pessimistisch (was hilft mein Beitrag schon – ich allein kann Afrika nicht retten). So haben auch die Apostel gedacht: 5 Brote, 2 Fische – was ist das für 5000 hungrige Leute...?
Apropos 5 + 2: diese Zahlen können auch so gedeutet werden: 5 ist die Zahl des Gesetzes (5 Bücher des Mose); mit 2 sind die Prophetenbücher und die Weisheitsbücher des Alten Testaments gemeint. 7 ist also die gesamte jüdische hl. Schrift. Jesus wandelt das Alte Testament und bewirkt die Fülle des Lebens. So die spirituelle Auslegung des Textes.
Die Befreiungstheologie bezeichnet diese Erzählung als „Wunder des Teilens“: die 5000 Leute, die da versammelt sind, sind bestimmt nicht alle ohne Jause fortgegangen; aber sie haben wohl – wie die oben erwähnte Firmgruppe – nicht an die anderen gedacht; und die, die wirklich nichts dabei hatten, wären hungrig heimgegangen, wäre da nicht einer gewesen, der ermutigt hätte: „Leute, wenn wir alles zusammenlegen, schmeckt es doppelt so gut!“
Es ist diesem Jesus sehr ernsthaft um das Brot gegangen: das beweist die Bitte in der Mitte seines Gebetes: „Unser tägliches Brot gib uns heute!“ Wenn wir ein anderes Jesuswort dazustellen: „Ich bin das Brot des Lebens“, dann würde diese Vater-unser-Bitte bedeuten: „Lass uns täglich Christus konsumieren!“ Oder: Gib uns jeden Tag Hinweise, wie Gott für mich, für uns sorgt! - Ich finde es immer spannend, wenn man bei den täglichen Ereignissen – sei es in freudigen oder ärgerlichen Situationen – Gott fragt: was willst du mir jetzt sagen? Der Schöpfergott sucht mit uns ja zu jeder Zeit engsten Kontakt.
Der Beatle George Harrison hat das schöne Bekenntnis abgelegt: „Alles andere kann warten, nicht aber die Suche nach Gott!“
16. Sonntag B 2024 – 8 h Kirchberg, 9 Uhr Stiftskirche
Zuerst einen Gedanken zur Lesung: Christus stiftete Frieden und versöhnte Juden
und Heiden. Damals war es sehr schwierig, Menschen verschiedener religiöser
Herkunft in dem einen Glauben zu verbinden. Und seit den Anfängen, der
Apostelzeit, gab es auch in den eigenen Reihen immer wieder Spaltungen.
In Afrika hab ich von einem interessanten Brauch gehört: bevor der Missionar zur
Feier des Gottesdienstes kam, schickte er an den Dorfältesten einen Grasbüschel.
Der gab ihn mit der Einladung zur Messe an seinen Nachbarn weiter. Das ging aber
nur, wenn die beiden in Frieden miteinander lebten. Hatte er Streit mit ihm, musste
er sich zuerst versöhnen. So lief der Grasbüschel von Haus zu Haus. Und erst, wenn
dieses Zeichen des Friedens wieder zum Missionar zurückgekehrt war, machte sich
dieser auf den Weg zur Eucharistiefeier. Kam der Grasbüschel nicht zurück, ging der
Priester in ein anderes Dorf.
Auch unsere Messfeiern sind dann glaubwürdig, wenn lauter versöhnte Menschen
feiern. Wenigstens in Gedanken sollten wir niemandem etwas nachtragen.
Ein Blick nun auf den Text im Markusevangelium, passend zur Urlaubszeit:
„Kommt, ruht euch ein wenig aus!“ Ein ständig gespannter Bogen verliert an
Spannkraft und taugt zu nichts mehr.
Die Bibel kennt – im Alten Testament – eine weise Tagesstruktur: der Tag beginnt
mit dem Feierabend. Ab Sonnenuntergang wird der neue Tag gerechnet.
Unsere Woche beginnt – im christlichen Verständnis – mit dem Sonntag (im
staatlichen Bereich gilt seit 1976 die internationale Festlegung, dass die Woche am
Montag anfängt).
Der Jahresbeginn, der 1. Jänner ist auch ein Feiertag. Am Anfang steht also immer
Ruhe, Besinnung, Feiern. Und das ist auch schon ein Ausblick auf das ewige Leben:
ibi vacábimus, sagte Augustinus. „Dort werden wir (immer) Ferien haben!“
Es ist empfehlenswert, bei der Tagesplanung immer großzügig eine Zeit des
Auftankens einzuplanen, um wieder Kraft und Freude für die Weiterarbeit zu haben.
Das 3malige täglich Gebetsläuten der Kirchenglocken hat auch diesen Zweck,
innezuhalten und sich wieder nach oben auszurichten.
Folgender Text hat mich sehr angesprochen: „Ich habe keine Zeit“ ist ein
Stoßseufzer vieler Zeitgenossen. Oft auch keine Zeit oder Lust zur Besinnung. Ein
solcher Mensch gleicht einem Holzfäller, der mit einer stumpfen Axt arbeitet. Er hat
keine Zeit, die Hacke zu schärfen... Zeit mit Gott will aber genau das bewirken: dass
man wieder eine „Schneid“ hat.
Der Hl. Bernhard v. Clairveaux schrieb die bekannten Zeilen an seinen Mitbruder
und Schüler, den späteren Papst Eugen III: „Wenn du dein ganzes Leben für die
Tätigkeit, für das Schaffen aufwendest, für die Besinnung aber nichts – soll ich dich
da etwa loben? Du willst für alle da sein, nur nicht für dich selbst. Wer gegen sich
selbst nicht gut ist, wem kann der gut sein? Nimm dir Zeit für dich selber, zieh auch
du selbst Nutzen aus dir!“
15. Sonntag 2024 – 14. Juli, 8 h Kirchberg, 9 h Stiftskirche
Wenn wir jemanden vor einer Urlaubsreise verabschieden, fragen wir
vielleicht: hast eh die Geldtasche mit, Kreditkarte, s Handy, Reisepass... Ganz
anders Jesus: nehmt nichts mit auf den Weg... Marscherleichterung ist das
Thema.
Im Jahr 1208 trug sich in Assisi das bekannte Ereignis zu: der Tuchhändlersohn
Francesco nahm an einem Gottesdienst in einer Landkapelle teil und hörte die
heutige Aussendungsrede. Er verstand den lateinischen Text nicht vollständig
und ließ sich nach der Messe vom Priester alles noch einmal erklären. Der
sagte: „Jesus sendet seine Jünger aus ohne Geld und ohne Vorrat, ohne 2.
Gewand...“ Franz soll froh gerufen haben: „Das ist es, was ich will!“ Er
schneiderte sich ein ärmliches Kleid, band sich einen Strick um die Hüfte und
tat ein Leben lang nur mehr das, was er da aus dem Mund Jesu gehört hatte.
So radikal machen’s die wenigsten. Worum es, glaube ich, Jesus geht, ist, dass
wir unnötige Lasten abwerfen, um möglichst frei zu sein, z.B. übergroße
Sorgen, Ärger, Kränkungen. Ein Sprichwort aus China sagt: Du kannst nicht
verhindern, dass die Vögel der Sorge über deinem Haupt fliegen. Aber du
kannst verhindern, dass sie Nester in deinem Haar bauen! Wenn die Gedanken
ständig um eine Sorge kreisen, dann helfen oft die Psalmworte: WIRF DEINE
SORGEN AUF DEN HERRN, ER HÄLT DICH AUFRECHT! Christus will,
dass wir nicht leichtsinnig leben (also unvorsichtig), sondern mit leichtem Sinn
durchs Leben gehen! Bekannt sind vielleicht die Worte: NICHTS IST
SCHWER, SIND WIR NUR LEICHT! Das wäre ein gutes Lebensprogramm.
Leicht werden, indem die Gedanken nicht um das Gestern kreisen und wir uns
noch nicht zu viel um das Morgen sorgen.
Jesus schickt seine Freunde, damit sie die Menschen erleichtern, indem sie sie
von Ungeistern, Schuld und Krankheiten befreien. Schön wäre es, so gesund zu
leben, dass viele Krankheiten überhaupt vermieden werden: „Neid frisst Vieh
und Leut!“ heißt eine bekannte Redensart. Oder: „Was kränkt, macht krank“.
Man kann sich zu Tode ärgern. Sorgen können einen ins Grab bringen. –
Darum noch einmal: Nichts ist schwer, sind wir nur leicht!
Ich komme noch kurz auf die Lesung zu sprechen, wo es heißt: schon vor der
Erschaf ung der Welt hat Gott uns geplant – und zwar, auf dass wir teilhaben
an seiner höchsten Fülle!
Dieser Vers ist für mich einer der schönsten in der gesamten Heiligen Schrift:
schon bevor es Materie gab, haben wir existiert im Plan Gottes. Kein Mensch
lebt zufällig. Jeder ist erwählt, einmalig. Und da denk ich mir: wir haben alle
ein solches Privileg, Mensch zu sein inmitten von Aberbilliarden Lebewesen.
Und doch vergeudet mancher sein einzigartiges Leben, indem er in Ärger, in
Verbitterung oder gar in Feindschaft dahinlebt oder andern das Leben schwer
macht, anstatt jeden Tag dieses einmalige Leben zu genießen, zusammen mit
all denen, die ebenso das Privileg haben, Mensch zu sein...
14. Sonntag 7. Juli 2024, 9.15 Uhr Rohr
„Den kennen wir schon!“ sagen die Leute in Nazareth. Wir kennen viel von Ihm,
weil sich Millionen Bücher und Schriften mit dieser Person befasst haben, 240
Konzilien und Synoden hat es bisher gegeben, die großteils über Jesus Christus und
seinen Willen ernsthafte Gedanken gemacht haben; unzählige Gläubige bis herauf zu
unseren Eltern und anderen Vorbilden haben uns Glaubenszeugnisse von Ihm
hinterlassen.
Es gibt eine Beschreibung über Jesus, die ein Zeitgenosse, ein Römer, Públius
Léntulus, verfasst haben soll: In unserer Zeit ist ein Mann von einzigartiger Tugend
bei uns erschienen, den seine Freunde SOHN GOTTES nennen. Er ist von schöner
Gestalt und zieht die Blicke auf sich. Seine Haare sind lang und glatt bis zu den
Ohren, von da an gehen sie über in Locken. Seine Nase ist wohlgeformt, er trägt
einen Bart, etwas dunkler als die Haare. Dieser Mann, liebenswert in seinen
Gesprächen, kann sehr wütend werden, wenn er Unterdrückung wahrnimmt. –
Soweit der römische Schriftsteller.
Weitere Informationen ergeben sich aus der Geschichtsforschung: der Beruf, den
Jesus ausgeübt hat, wird im Griechischen „tektón“ genannt (das Wort Architekt
kommt davon); das waren Bauhandwerker, die Holz und Stein bearbeiteten, für alles
zuständig vom Zeichnen eines Planes bis zum Dachdecken. Meist hatten
Handwerker auch ein 2. berufliches Standbein, wenn es im Baugewerbe wenig
Arbeit gab. Die meisten waren in der Landwirtschaft tätig. Die vielen Gleichnisse
aus der Natur, die Jesus erzählt, lassen darauf schließen, dass er häufig auf dem Feld
zu arbeiten gewohnt war.
Nach einer Überlieferung war er 19 Jahre alt, als Josef starb. Es war daher ab diesem
Zeitpunkt seine Aufgabe, als der älteste für die Mutter und Geschwister zu sorgen.
Seine Berufung war es, als Rabbi, als Wanderprediger mit seiner Schülergruppe die
Menschen im Glauben zu unterweisen. Seine Predigt kam bei seinen Landsleuten,
die ihn als Bauhandwerker kannten, nicht an. Sie sagten, er ist nicht weit her, darum
kann auch seine Lehre nichts Besonderes sein. Wahrscheinlich wollte der Evangelist
Markus seine Gemeinde mit dieser Erzählung trösten, wenn schon im 1. Jahrhundert
die Botschaft nicht immer ankam.
Die Frage, die Markus wohl allen Lesern stellt, ist: kann Jesus bei dir ankommen
und etwas ausrichten? Oder kommt er höchstens bis zu deinen Ohren? Nimmst du
sein Wort, seinen Ton auf, damit du richtig gestimmt bist und Wohlklang
verbreitest...?
Es wird im heutigen Abschnitt die alles entscheidende Frage gestellt: WER IST
DIESER? Paulus hat später die sehr deutliche Antwort gegeben: er war auf dieser
Erde zu 100% Mensch mit denselben Startbedingungen wie wir alle. Aber nach
der Auferstehung wurde er als Sohn Gottes in Macht eingesetzt, in allem Gott
gleich! Darum sind seine Worte absolute Richtschnur! Gerade in Grenzsituationen
bekommt Jesu Name, seine Person für mich ein besonderes Gewicht, wenn ich z.B.
an einem Sterbebett sprechen kann: Jesus, dir leb ich, Jesus dir sterb ich! - Gott, die
Ewigkeit, das Unvorstellbare hat durch Ihn ein freundliches, faszinierendes Gesicht
bekommen. Im Credo beten wir, dass Christus der Richter der Welt sein wird. Da ist
es mir ein großer Trost zu wissen: Er hat am Kreuz für seine Mörder gebetet, dass
ihnen alles vergeben wird. Wenn der Richter will, dass jedem verziehen wird, dürfen
wir größte Zuversicht haben.
13. Sonntag 30. Juni 2024, 8 Uhr Kirchberg
Jesus fiel in seiner Zeit durch seinen ungewöhnlich anderen Umgang mit
Frauen auf. Zwei Frauen, eine junge und eine ältere, sind heute Mittelpunkt des
Geschehens. Beide sind anonym, bei beiden spielt die Zahl 12 eine Rolle.
Die 1. Frau, eine 12-jährige. Mit 12 Jahren galt ein Mädchen als erwachsen und
konnte verheiratet werden. – Die 12-jährige liegt leblos darnieder. Man kann’s
so deuten, dass sie entweder von den Eltern an der Eigenständigkeit gehindert
wurde oder selber die Rolle als erwachsene Frau verweigerte. – Also ein junger
Mensch, der das Leben nicht in die Hand nehmen will, sich lieber versorgen
lässt bzw. von Mutter oder Vater nicht in die Selbständigkeit entlassen wird.
"Mädchen, ich sage dir, steh auf!" „Steh auf deinen eigenen Füßen!“ Christus
ermutigt junge Menschen, die Zukunft mutig anzupacken und sich den
Herausforderungen des Lebens zu stellen. So die Deutung aus der Sicht der
Befreiungstheologie.
Die blutflüssige Frau: das ganze Leben dieser zweiten ist geprägt von ihrer
Krankheit (die Zahl 12 Jahre weist darauf hin, dass es ein permanentes Leiden
war). Nach den Gesetzen der damaligen Zeit ist sie wegen ihrer Blutungen
"unrein". Alles, was sie berührt und jeder, der sie berührt, wird dadurch selber
"befleckt". So ziehen sich die Menschen von ihr zurück. Die Frau leidet also
nicht nur körperlich seit langer Zeit, sondern ist auch isoliert und wird sogar
verachtet.
Genau betrachtet geht es hier um ausfließendes Leben: Blut ist Sitz des Lebens
– die Lebensfreude fließt von ihr weg. – Viele Menschen, die immer nur geben,
erleben vielleicht Ähnliches. Die Frau im Evangelium tut nun etwas Neues: sie
durchbricht das ständige Sich-Verausgaben und nimmt sich etwas. Sie nimmt
den Saum des Gewandes Jesu in ihre Hand. Sie öffnet sich für die heilsame
Kraft, die von Christus ausgeht.
Wer sich stets verausgabt, muss besonders für sich selbst sorgen und sich
nehmen, was neue Kraft und Freude gibt. Denn nur wer auch nehmen kann,
kann auch richtig geben.
Beide Frauen werden durch Berührung geheilt. Für Jesus waren Berührungen
von großer Bedeutung: er nahm den Blinden bei der Hand, berührte den
Aussätzigen, rührte eine Totenbahre an, ließ sich von einer Sünderin salben,
wusch staubige Füße, berührte schließlich das verletzte Ohr des Malchus. – Der
1963 verstorbene Papst Johannes XXIII. sagte nach einer Audienz auf dem
Petersplatz: „So und jetzt geht nach Hause, streichelt eure Kinder und grüßt sie
vom Papst!“ Wilhelm Willms hat die bekannten Zeilen geschrieben: Wussten
Sie schon, dass die Nähe eines Menschen gesund (manchmal auch krank)
machen kann? Wussten Sie schon, dass das Zeithaben mehr ist als Geld und
mehr bewirkt als Medikamente? Wussten Sie schon, dass das Anhören eines
Menschen Wunder wirken kann?
12. Sonntag B 2024, 9 Uhr, Kirchberg (250-Jahr-Feier VS Kbg)
Evangelium nach Matthäus: Viele Menschen umdrängten Jesus. Er stieg auf einen Hügel und setzte sich. Und er lehrte die Menschen und sagte: „Ich gebe Euch ein neues Gesetz: Ihr sollt Böses nicht zurückzahlen. Wenn einer euch das Hemd wegnimmt, dann schenkt ihm zugleich die Jacke! - Betet für die Menschen, die Euch nicht mögen! - Ihr sollt genauso handeln wie Gott und allen Menschen Gutes tun! Denn auch Gott lässt die Sonne aufgehen über Bösen und Guten. Und er lässt regnen über Gerechte und Ungerechte!“ Evangelium unseres Herrn Jesus Christus.
Jesus wurde mit „Rabbi“ angesprochen, d.h. Lehrer. Seine Jünger wurden „Schüler“ genannt. Der Lehrer stand bzw. saß in der Mitte, umringt von seinen Zuhörern. Ich habe heute nur 3 Fragen. 1. Was sollen wir am meisten lernen, vor allem in jungen Jahren? Ich meine, es ist der gute Umgang miteinander, so wie auch der Lehrer Jesus es gelehrt hat. Lernen, wie man einen Konflikt immer wieder schnell beendet. Im Geschichtsunterricht haben wir viele Zahlen gelernt, wann welcher Krieg war, aber selten, wie man Kriege verhindern oder schnell beenden hätte können. Eines vom Wichtigsten ist es wohl täglich zu lernen, mit allen einen liebevollen Kontakt zu halten und niemanden auszuschließen.
2. Bald gibt es das Zeugnis: da stehen als Pflichtgegenstände Religion, Deutsch, Mathematik, Sachkunde etc.
Der Lehrer Jesus, der göttliche Rabbi, hat auch von einem ganz wichtigen Pflichtgegenstand gesprochen: jeder Mensch wird einmal die Frage zu beantworten haben: ich war hungrig, und du hast mir zu essen gegeben. Ich war fremd, und du hast mich aufgenommen.... Das ist der Lerngegenstand, bei dem wir nie ausgelernt haben.
Als 3. eine leichte Frage: vorgestern haben wir beim Festakt gehört – Kirchberg ist ein besonderer Ort, es ist noch ein richtiges Dorf mit Kirche, Friedhof, Dorfplatz, Dorfbrunnen, Schule, Pfarrhaus, Wirt, Wohnhäuser, früher gabs sogar einen Pfarrhof, einen „Krämer“, später ein Altenheim und ein Café. Und es ist ein großer Wert, wenn wir uns diesen Dorfcharakter, dieses gute unkomplizierte Miteinander bewahren!
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