Das Wort zum Sonntag
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16. Sonntag B 2024 – 8 h Kirchberg, 9 Uhr Stiftskirche
Zuerst einen Gedanken zur Lesung: Christus stiftete Frieden und versöhnte Juden
und Heiden. Damals war es sehr schwierig, Menschen verschiedener religiöser
Herkunft in dem einen Glauben zu verbinden. Und seit den Anfängen, der
Apostelzeit, gab es auch in den eigenen Reihen immer wieder Spaltungen.
In Afrika hab ich von einem interessanten Brauch gehört: bevor der Missionar zur
Feier des Gottesdienstes kam, schickte er an den Dorfältesten einen Grasbüschel.
Der gab ihn mit der Einladung zur Messe an seinen Nachbarn weiter. Das ging aber
nur, wenn die beiden in Frieden miteinander lebten. Hatte er Streit mit ihm, musste
er sich zuerst versöhnen. So lief der Grasbüschel von Haus zu Haus. Und erst, wenn
dieses Zeichen des Friedens wieder zum Missionar zurückgekehrt war, machte sich
dieser auf den Weg zur Eucharistiefeier. Kam der Grasbüschel nicht zurück, ging der
Priester in ein anderes Dorf.
Auch unsere Messfeiern sind dann glaubwürdig, wenn lauter versöhnte Menschen
feiern. Wenigstens in Gedanken sollten wir niemandem etwas nachtragen.
Ein Blick nun auf den Text im Markusevangelium, passend zur Urlaubszeit:
„Kommt, ruht euch ein wenig aus!“ Ein ständig gespannter Bogen verliert an
Spannkraft und taugt zu nichts mehr.
Die Bibel kennt – im Alten Testament – eine weise Tagesstruktur: der Tag beginnt
mit dem Feierabend. Ab Sonnenuntergang wird der neue Tag gerechnet.
Unsere Woche beginnt – im christlichen Verständnis – mit dem Sonntag (im
staatlichen Bereich gilt seit 1976 die internationale Festlegung, dass die Woche am
Montag anfängt).
Der Jahresbeginn, der 1. Jänner ist auch ein Feiertag. Am Anfang steht also immer
Ruhe, Besinnung, Feiern. Und das ist auch schon ein Ausblick auf das ewige Leben:
ibi vacábimus, sagte Augustinus. „Dort werden wir (immer) Ferien haben!“
Es ist empfehlenswert, bei der Tagesplanung immer großzügig eine Zeit des
Auftankens einzuplanen, um wieder Kraft und Freude für die Weiterarbeit zu haben.
Das 3malige täglich Gebetsläuten der Kirchenglocken hat auch diesen Zweck,
innezuhalten und sich wieder nach oben auszurichten.
Folgender Text hat mich sehr angesprochen: „Ich habe keine Zeit“ ist ein
Stoßseufzer vieler Zeitgenossen. Oft auch keine Zeit oder Lust zur Besinnung. Ein
solcher Mensch gleicht einem Holzfäller, der mit einer stumpfen Axt arbeitet. Er hat
keine Zeit, die Hacke zu schärfen... Zeit mit Gott will aber genau das bewirken: dass
man wieder eine „Schneid“ hat.
Der Hl. Bernhard v. Clairveaux schrieb die bekannten Zeilen an seinen Mitbruder
und Schüler, den späteren Papst Eugen III: „Wenn du dein ganzes Leben für die
Tätigkeit, für das Schaffen aufwendest, für die Besinnung aber nichts – soll ich dich
da etwa loben? Du willst für alle da sein, nur nicht für dich selbst. Wer gegen sich
selbst nicht gut ist, wem kann der gut sein? Nimm dir Zeit für dich selber, zieh auch
du selbst Nutzen aus dir!“
15. Sonntag 2024 – 14. Juli, 8 h Kirchberg, 9 h Stiftskirche
Wenn wir jemanden vor einer Urlaubsreise verabschieden, fragen wir
vielleicht: hast eh die Geldtasche mit, Kreditkarte, s Handy, Reisepass... Ganz
anders Jesus: nehmt nichts mit auf den Weg... Marscherleichterung ist das
Thema.
Im Jahr 1208 trug sich in Assisi das bekannte Ereignis zu: der Tuchhändlersohn
Francesco nahm an einem Gottesdienst in einer Landkapelle teil und hörte die
heutige Aussendungsrede. Er verstand den lateinischen Text nicht vollständig
und ließ sich nach der Messe vom Priester alles noch einmal erklären. Der
sagte: „Jesus sendet seine Jünger aus ohne Geld und ohne Vorrat, ohne 2.
Gewand...“ Franz soll froh gerufen haben: „Das ist es, was ich will!“ Er
schneiderte sich ein ärmliches Kleid, band sich einen Strick um die Hüfte und
tat ein Leben lang nur mehr das, was er da aus dem Mund Jesu gehört hatte.
So radikal machen’s die wenigsten. Worum es, glaube ich, Jesus geht, ist, dass
wir unnötige Lasten abwerfen, um möglichst frei zu sein, z.B. übergroße
Sorgen, Ärger, Kränkungen. Ein Sprichwort aus China sagt: Du kannst nicht
verhindern, dass die Vögel der Sorge über deinem Haupt fliegen. Aber du
kannst verhindern, dass sie Nester in deinem Haar bauen! Wenn die Gedanken
ständig um eine Sorge kreisen, dann helfen oft die Psalmworte: WIRF DEINE
SORGEN AUF DEN HERRN, ER HÄLT DICH AUFRECHT! Christus will,
dass wir nicht leichtsinnig leben (also unvorsichtig), sondern mit leichtem Sinn
durchs Leben gehen! Bekannt sind vielleicht die Worte: NICHTS IST
SCHWER, SIND WIR NUR LEICHT! Das wäre ein gutes Lebensprogramm.
Leicht werden, indem die Gedanken nicht um das Gestern kreisen und wir uns
noch nicht zu viel um das Morgen sorgen.
Jesus schickt seine Freunde, damit sie die Menschen erleichtern, indem sie sie
von Ungeistern, Schuld und Krankheiten befreien. Schön wäre es, so gesund zu
leben, dass viele Krankheiten überhaupt vermieden werden: „Neid frisst Vieh
und Leut!“ heißt eine bekannte Redensart. Oder: „Was kränkt, macht krank“.
Man kann sich zu Tode ärgern. Sorgen können einen ins Grab bringen. –
Darum noch einmal: Nichts ist schwer, sind wir nur leicht!
Ich komme noch kurz auf die Lesung zu sprechen, wo es heißt: schon vor der
Erschaf ung der Welt hat Gott uns geplant – und zwar, auf dass wir teilhaben
an seiner höchsten Fülle!
Dieser Vers ist für mich einer der schönsten in der gesamten Heiligen Schrift:
schon bevor es Materie gab, haben wir existiert im Plan Gottes. Kein Mensch
lebt zufällig. Jeder ist erwählt, einmalig. Und da denk ich mir: wir haben alle
ein solches Privileg, Mensch zu sein inmitten von Aberbilliarden Lebewesen.
Und doch vergeudet mancher sein einzigartiges Leben, indem er in Ärger, in
Verbitterung oder gar in Feindschaft dahinlebt oder andern das Leben schwer
macht, anstatt jeden Tag dieses einmalige Leben zu genießen, zusammen mit
all denen, die ebenso das Privileg haben, Mensch zu sein...
14. Sonntag 7. Juli 2024, 9.15 Uhr Rohr
„Den kennen wir schon!“ sagen die Leute in Nazareth. Wir kennen viel von Ihm,
weil sich Millionen Bücher und Schriften mit dieser Person befasst haben, 240
Konzilien und Synoden hat es bisher gegeben, die großteils über Jesus Christus und
seinen Willen ernsthafte Gedanken gemacht haben; unzählige Gläubige bis herauf zu
unseren Eltern und anderen Vorbilden haben uns Glaubenszeugnisse von Ihm
hinterlassen.
Es gibt eine Beschreibung über Jesus, die ein Zeitgenosse, ein Römer, Públius
Léntulus, verfasst haben soll: In unserer Zeit ist ein Mann von einzigartiger Tugend
bei uns erschienen, den seine Freunde SOHN GOTTES nennen. Er ist von schöner
Gestalt und zieht die Blicke auf sich. Seine Haare sind lang und glatt bis zu den
Ohren, von da an gehen sie über in Locken. Seine Nase ist wohlgeformt, er trägt
einen Bart, etwas dunkler als die Haare. Dieser Mann, liebenswert in seinen
Gesprächen, kann sehr wütend werden, wenn er Unterdrückung wahrnimmt. –
Soweit der römische Schriftsteller.
Weitere Informationen ergeben sich aus der Geschichtsforschung: der Beruf, den
Jesus ausgeübt hat, wird im Griechischen „tektón“ genannt (das Wort Architekt
kommt davon); das waren Bauhandwerker, die Holz und Stein bearbeiteten, für alles
zuständig vom Zeichnen eines Planes bis zum Dachdecken. Meist hatten
Handwerker auch ein 2. berufliches Standbein, wenn es im Baugewerbe wenig
Arbeit gab. Die meisten waren in der Landwirtschaft tätig. Die vielen Gleichnisse
aus der Natur, die Jesus erzählt, lassen darauf schließen, dass er häufig auf dem Feld
zu arbeiten gewohnt war.
Nach einer Überlieferung war er 19 Jahre alt, als Josef starb. Es war daher ab diesem
Zeitpunkt seine Aufgabe, als der älteste für die Mutter und Geschwister zu sorgen.
Seine Berufung war es, als Rabbi, als Wanderprediger mit seiner Schülergruppe die
Menschen im Glauben zu unterweisen. Seine Predigt kam bei seinen Landsleuten,
die ihn als Bauhandwerker kannten, nicht an. Sie sagten, er ist nicht weit her, darum
kann auch seine Lehre nichts Besonderes sein. Wahrscheinlich wollte der Evangelist
Markus seine Gemeinde mit dieser Erzählung trösten, wenn schon im 1. Jahrhundert
die Botschaft nicht immer ankam.
Die Frage, die Markus wohl allen Lesern stellt, ist: kann Jesus bei dir ankommen
und etwas ausrichten? Oder kommt er höchstens bis zu deinen Ohren? Nimmst du
sein Wort, seinen Ton auf, damit du richtig gestimmt bist und Wohlklang
verbreitest...?
Es wird im heutigen Abschnitt die alles entscheidende Frage gestellt: WER IST
DIESER? Paulus hat später die sehr deutliche Antwort gegeben: er war auf dieser
Erde zu 100% Mensch mit denselben Startbedingungen wie wir alle. Aber nach
der Auferstehung wurde er als Sohn Gottes in Macht eingesetzt, in allem Gott
gleich! Darum sind seine Worte absolute Richtschnur! Gerade in Grenzsituationen
bekommt Jesu Name, seine Person für mich ein besonderes Gewicht, wenn ich z.B.
an einem Sterbebett sprechen kann: Jesus, dir leb ich, Jesus dir sterb ich! - Gott, die
Ewigkeit, das Unvorstellbare hat durch Ihn ein freundliches, faszinierendes Gesicht
bekommen. Im Credo beten wir, dass Christus der Richter der Welt sein wird. Da ist
es mir ein großer Trost zu wissen: Er hat am Kreuz für seine Mörder gebetet, dass
ihnen alles vergeben wird. Wenn der Richter will, dass jedem verziehen wird, dürfen
wir größte Zuversicht haben.
13. Sonntag 30. Juni 2024, 8 Uhr Kirchberg
Jesus fiel in seiner Zeit durch seinen ungewöhnlich anderen Umgang mit
Frauen auf. Zwei Frauen, eine junge und eine ältere, sind heute Mittelpunkt des
Geschehens. Beide sind anonym, bei beiden spielt die Zahl 12 eine Rolle.
Die 1. Frau, eine 12-jährige. Mit 12 Jahren galt ein Mädchen als erwachsen und
konnte verheiratet werden. – Die 12-jährige liegt leblos darnieder. Man kann’s
so deuten, dass sie entweder von den Eltern an der Eigenständigkeit gehindert
wurde oder selber die Rolle als erwachsene Frau verweigerte. – Also ein junger
Mensch, der das Leben nicht in die Hand nehmen will, sich lieber versorgen
lässt bzw. von Mutter oder Vater nicht in die Selbständigkeit entlassen wird.
"Mädchen, ich sage dir, steh auf!" „Steh auf deinen eigenen Füßen!“ Christus
ermutigt junge Menschen, die Zukunft mutig anzupacken und sich den
Herausforderungen des Lebens zu stellen. So die Deutung aus der Sicht der
Befreiungstheologie.
Die blutflüssige Frau: das ganze Leben dieser zweiten ist geprägt von ihrer
Krankheit (die Zahl 12 Jahre weist darauf hin, dass es ein permanentes Leiden
war). Nach den Gesetzen der damaligen Zeit ist sie wegen ihrer Blutungen
"unrein". Alles, was sie berührt und jeder, der sie berührt, wird dadurch selber
"befleckt". So ziehen sich die Menschen von ihr zurück. Die Frau leidet also
nicht nur körperlich seit langer Zeit, sondern ist auch isoliert und wird sogar
verachtet.
Genau betrachtet geht es hier um ausfließendes Leben: Blut ist Sitz des Lebens
– die Lebensfreude fließt von ihr weg. – Viele Menschen, die immer nur geben,
erleben vielleicht Ähnliches. Die Frau im Evangelium tut nun etwas Neues: sie
durchbricht das ständige Sich-Verausgaben und nimmt sich etwas. Sie nimmt
den Saum des Gewandes Jesu in ihre Hand. Sie öffnet sich für die heilsame
Kraft, die von Christus ausgeht.
Wer sich stets verausgabt, muss besonders für sich selbst sorgen und sich
nehmen, was neue Kraft und Freude gibt. Denn nur wer auch nehmen kann,
kann auch richtig geben.
Beide Frauen werden durch Berührung geheilt. Für Jesus waren Berührungen
von großer Bedeutung: er nahm den Blinden bei der Hand, berührte den
Aussätzigen, rührte eine Totenbahre an, ließ sich von einer Sünderin salben,
wusch staubige Füße, berührte schließlich das verletzte Ohr des Malchus. – Der
1963 verstorbene Papst Johannes XXIII. sagte nach einer Audienz auf dem
Petersplatz: „So und jetzt geht nach Hause, streichelt eure Kinder und grüßt sie
vom Papst!“ Wilhelm Willms hat die bekannten Zeilen geschrieben: Wussten
Sie schon, dass die Nähe eines Menschen gesund (manchmal auch krank)
machen kann? Wussten Sie schon, dass das Zeithaben mehr ist als Geld und
mehr bewirkt als Medikamente? Wussten Sie schon, dass das Anhören eines
Menschen Wunder wirken kann?
12. Sonntag B 2024, 9 Uhr, Kirchberg (250-Jahr-Feier VS Kbg)
Evangelium nach Matthäus: Viele Menschen umdrängten Jesus. Er stieg auf einen Hügel und setzte sich. Und er lehrte die Menschen und sagte: „Ich gebe Euch ein neues Gesetz: Ihr sollt Böses nicht zurückzahlen. Wenn einer euch das Hemd wegnimmt, dann schenkt ihm zugleich die Jacke! - Betet für die Menschen, die Euch nicht mögen! - Ihr sollt genauso handeln wie Gott und allen Menschen Gutes tun! Denn auch Gott lässt die Sonne aufgehen über Bösen und Guten. Und er lässt regnen über Gerechte und Ungerechte!“ Evangelium unseres Herrn Jesus Christus.
Jesus wurde mit „Rabbi“ angesprochen, d.h. Lehrer. Seine Jünger wurden „Schüler“ genannt. Der Lehrer stand bzw. saß in der Mitte, umringt von seinen Zuhörern. Ich habe heute nur 3 Fragen. 1. Was sollen wir am meisten lernen, vor allem in jungen Jahren? Ich meine, es ist der gute Umgang miteinander, so wie auch der Lehrer Jesus es gelehrt hat. Lernen, wie man einen Konflikt immer wieder schnell beendet. Im Geschichtsunterricht haben wir viele Zahlen gelernt, wann welcher Krieg war, aber selten, wie man Kriege verhindern oder schnell beenden hätte können. Eines vom Wichtigsten ist es wohl täglich zu lernen, mit allen einen liebevollen Kontakt zu halten und niemanden auszuschließen.
2. Bald gibt es das Zeugnis: da stehen als Pflichtgegenstände Religion, Deutsch, Mathematik, Sachkunde etc.
Der Lehrer Jesus, der göttliche Rabbi, hat auch von einem ganz wichtigen Pflichtgegenstand gesprochen: jeder Mensch wird einmal die Frage zu beantworten haben: ich war hungrig, und du hast mir zu essen gegeben. Ich war fremd, und du hast mich aufgenommen.... Das ist der Lerngegenstand, bei dem wir nie ausgelernt haben.
Als 3. eine leichte Frage: vorgestern haben wir beim Festakt gehört – Kirchberg ist ein besonderer Ort, es ist noch ein richtiges Dorf mit Kirche, Friedhof, Dorfplatz, Dorfbrunnen, Schule, Pfarrhaus, Wirt, Wohnhäuser, früher gabs sogar einen Pfarrhof, einen „Krämer“, später ein Altenheim und ein Café. Und es ist ein großer Wert, wenn wir uns diesen Dorfcharakter, dieses gute unkomplizierte Miteinander bewahren!
KIWO-Abschlussmesse 16.6.2024 Auch du kannst ein Held sein! Pfarrfest
beim Feigenhaus
Helden
Christliche Helden habt Ihr heuer näher betrachtet. Vorbilder, Stars. Bilder von
solchen Idolen hängen wir uns auch in unseren Wohnungen gern auf. Ich hab
mal ein paar Bilder mitgenommen, die bei mir im Zimmer hängen: zum Teil
Familienbilder: meine Großeltern, die ich bewundere – Opa hat in der Ukraine
im 1. WK sein Leben gelassen (leider in einem sinnlosen Krieg – ähnlich wie
heute), Oma war dann allein mit den Kindern und dem Bauernhof... aber mit
einem großen Gottvertrauen!
Ein anderes Bild – Menschen, die ihre Zeit und ihren Glauben teilen mit den
Gefangenen (so wie es Jesus gesagt hat: kommt her, ihr Gesegneten meines
Vaters, denn ich war im Gefängnis, und ihr habt mich besucht).
Oder ein großes Vorbild für mich: Luiz Cappio, der wie Franz v. Assisi lebte –
er hatte nur 2 Leiberl und 2 Hosen. Als er Bischof wurde, hat er einmal 24 Tage
nichts gegessen hat (Hungerstreik gegen die Umleitung eines Flusses, was die
arme Bevölkerung noch ärmer gemacht hätte). Ein mutiger, vorbildlicher
Mensch!
Ihr habt etliche Heilige kennengelernt, wie Elisabeth v. Thüringen, die in ihren
24 Lebensjahren deutliche Spuren der Nächstenliebe hinterlassen hat, Luzia,
Theresia v. Avila, oder Johannes Don Bosco, den ich auch sehr verehre – vor
genau 170 Jahren, 1854, gab es eine schlimme Seuche in Oberitalien, in der
Stadt Turin ist jeder 2. daran gestorben. Don Bosco bat seine Jugendlichen: wer
sich traut, möge bitte den Kranken helfen (Ärzte und Schwestern hatten zum
Teil schon die Stadt verlassen) – Gott und Maria werden Euch beschützen! 40
Jugendliche waren bereit, und es wird berichtet, dass niemand sich angesteckt
hat. Don Bosco hatte die Verantwortung übernommen. Hut ab vor solch
mutigen Menschen!
Schließlich: der hl. Benedikt, der schon vor 1500 Jahren eine sehr weise
Lebensregel geschrieben hat: BETE, ARBEITE und LIES!
Ihr alle seid auch Helden – Ihr, liebe Kinder, zeigt, dass es gut ist, seinen
Glauben miteinander zu teilen, Gott besser kennenzulernen. Wir danken auch
besonders den Heldinnen, die mit Euch jedes Monat den Gottesdienst gestalten!
10. Sonntag B – 9. Juni 2024, 8 Uhr, Kirchberg
Die Bilder, die wir von der hl. Familie kennen, sind meist nicht ganz biblisch: da wird er meist als einzelner mit Josef in der Werkstatt dargestellt. Jesus ist aber in einer Großfamilie aufgewachsen – mit mindestens 6 Geschwistern oder Halbgeschwistern bzw. engen Angehörigen, dazu vielleicht noch Großeltern. Mir ist heuer aufgefallen, dass der Evangelist Markus – das älteste Evangelium – nur 2x Maria erwähnt, und immer in einer familiären Krisensituation. Seine Leute hatten, wie heute erzählt wurde, Angst, es könnte mit ihm ein schlimmes Ende nehmen. Sie sagen deutlich: er ist verrückt! Er provoziert zu sehr, hat Umgang mit Außenseitern, kritisiert die angesehene Priesterschaft.
Die Krise in der hl. Familie soll allen Familien und Gemeinschaften ein Trost sein. Nachdem heute Vatertag ist und um 9 das Ehejubiläum im Kaisersaal gefeiert wird, passt das Zitat des Theologen Fulbert Steffensky: „Es gibt ein Leiden, das durch überhöhte Erwartungen entsteht; die Erwartung, dass alles möglichst perfekt sein muss: die eigene Ehe soll ganz problemlos und himmlisch sein; dass ich im Beruf immer Spitzenleitungen erbringe; dass die Erziehung der Kinder vollkommen gelingt. Aber so ist das Leben nicht! Die meisten Beziehungen gelingen halb; man ist meist ein halb-wegs guter Vater oder Mutter, ein halb glücklicher Mensch. Und das ist viel! Gegen den Terror der Vollkommenheit möchte ich die gelungene Halbheit loben.“ Soweit der offenbar erfahrene Theologe. Da ist, glaube ich, was dran. Natürlich sollen wir das Beste versuchen, aber niemals 100% erwarten.
Die wohl schwierigste Aussage des heutigen Textes ist: die Sünde gegen den hl. Geist wird nie vergeben! Wie kann das sein, wo doch Gott immer vergibt? „Sünde wider den Geist“ bedeutet offensichtlich, sich nicht vergeben zu lassen! Also sich nichts schenken zu lassen... Es tut mir immer weh, wenn ich höre, dass jemand mit jemand andern in einer tiefen Feindschaft lebt; ich versuch dann gern, über Möglichkeiten der Versöhnung zu reden; aber manchmal hört man dann: na, lass ma des... da geht nix mehr... > Unversöhnt leben, schadet jedem, ist sehr ungesund, macht hart. Sich vergeben lassen, selbst die größten Fehler, die einem passiert sind, und selbst großzügig zu sein, ist kennzeichnend für echten Glauben.
9. Sonntag B 2024 - 2. Juni, 9 Uhr, Kaisersaal (Dankgottesdienst Erstk.)
Schon vor ca 3200 Jahren hat das Volk Israel es geschafft, einen
gemeinsamen freien Wochentag für alle gesetzlich festzulegen. Aber
nicht nur die Menschen, auch Pferd, Ochs, Esel, alle haben 1 Tag frei.
Sogar die Natur war einbezogen: nach je 6 Jahren hatte Grund und
Boden 1 Jahr Pause – im 7. Jahr durfte nicht gepflanzt werden, damit
die Erde sich erholt; und das, was trotzdem gewachsen ist, durften die
Armen ernten. Also man hat damals schon sehr sozial und ökologisch
gedacht!
Für uns Christen ist der 1. Tag der Woche der wichtigste. Warum?
Weil an einem Sonntag das größte Ereignis passiert ist: die
Auferstehung Christi! Drum versammeln sich Christen an den
Sonntagen zur Danksagung! Um miteinander den Glauben zu teilen.
Gestern war der Gedenktag des Hl. Justin, der um 150 n. Chr. niedergeschrieben hat, wie
man in der Antike den Sonntag gefeiert hat: „Am Tag, der nach der Sonne benannt ist,
kommen alle in der Stadt und auf dem Land Wohnenden am gleichen Ort zusammen. Es
werden die Erinnerungen der Apostel vorgelesen oder Texte aus den Schriften der
Propheten. Dann hält der Vorsteher eine Ansprache, worin er eindringlich mahnt, diese
guten Lehren zu befolgen. Dann stehen alle zusammen auf und beten. Schließlich wird Brot
und Wein herbeigebracht; der Vorsteher spricht die Segensworte – und alle Anwesenden
erhalten Anteil an den Gaben, über welche die Danksagung gesprochen wurde. Den
Abwesenden wird davon durch die Diakone geschickt.....Die Wohlhabenden und alle, die es
wollen, spenden dann nach eigenem Ermessen. Das Gesammelte wird beim Vorsteher
hinterlegt; er sorgt dafür, dass die Waisen und Witwen und Kranken, aber auch Gefangene
und Fremde ihren Anteil erhalten.
Bei der Taufvorbereitung gibt`s immer die Empfehlung: gestaltet bitte
den Sonntag so, dass sich die Kinder auch später gern daran erinnern –
der Sonntag ist unser Tag als Christen: wir feiern unsere
Gotteskindschaft, wir dürfen genießen, wir schenken uns gegenseitig
Zeit...
Du bekommst heute ein Buch. Das Buch der Bücher, wo eine Menge
Erfahrungen der Menschen mit unserem Gott, mit Jesus
niedergeschrieben sind. - Ich erinnere mich: da gabs mal in einer
Schule in der Pause eine kleine Rauferei, und dabei ist eine Schulbibel
auf den Boden gefallen. Ein muslimischer Bub hat sich daraufhin
gebückt und sie aufgehoben. „Ein heiliges Buch darf nicht auf dem
Boden liegen!“ Das ist Respekt, den sogar Andersgläubige vor unserer
Bibel haben. Ich wünsche dir, dass du gern drin liest und so auch deine
Beziehung zu Jesus immer fester wird.
Dreifaltigkeitssonntag 2024, 26. Mai, Kirchberg & Stiftskirche
Heute geht es um das Wesen Gottes selbst. Wenn wir von GOTT sprechen,
helfen eventuell andere Sprachen bzw. Religionen, die griffigere
Bezeichnungen gefunden haben für die göttliche Wirklichkeit, vor allem das
Judentum: JAHWE – der der da ist. Oder: ADONAI, ELOHIM – der Starke,
der Allmächtige.
Es gibt manche Vergleiche aus der Natur, die auf Dreifaltigkeit hinweisen
können, also drei in eins zu denken: z.B. das Wasser. Es kommt in drei
Aggregatszuständen vor: fest, gefroren als Eis; dann flüssig, als Quelle, Fluss,
Meer; und gasförmig als Dampf. Dasselbe Wasser in drei Zuständen! Aber, an
das göttliche Geheimnis reicht der Vergleich niemals heran!
Oder das Kerzenlicht: dazu braucht`s die feste Materie (Wachs und Docht), den
Funken, der zündet und den Sauerstoff, ohne den keine Flamme brennen kann.
Im göttlichen Bereich sprechen wir von 3 Rollen bzw. Personen, die untrennbar
sind. Vorstellbar ist diese Wirklichkeit trotzdem nicht.
Dreifaltigkeit ist eine Aufforderung, nicht einfältig zu denken. Einfältig heißt
ja: zu einfach, zu gedankenlos, zu oberflächlich. Sondern es ist auch immer das
Gegenteil zu bedenken: Gott, der ferne, der im endlosen Weltall zugegen ist
und zugleich der nahe Gott, der die Haare auf dem Kopf alle gezählt hat und
von uns gegessen werden kann. Gott, der unendlich weise, der 8 Millionen
Arten erdacht hat, die alle lebensfähig und bewundernswert sind; zugleich der,
der verfügt hat, dass die einen die andern fressen; Gott als der, der in 100
Milliarden menschlichen Gesichtern, die es bisher gegeben hat, sein Abbild
hinterlässt; zugleich der, der nicht abgebildet werden kann. Gott männlich und
weiblich – Gott: einfach unbeschreiblich.
Dreifaltigkeit ist ein Modell, wie sich der Schöpfer die Menschenfamilie
vorgestellt hat: im Grunde taugt es uns ja, dass die andern anders sind als wir.
Partnerschaften entstehen oft, weil Gegensätze sich anziehen. Die
Andersartigkeit des Gegenübers wird aber oft zur Last, weil mir das Fremde
dann doch fremd bleibt. Der dreifaltige Gott will offensichtlich, dass der
Respekt immer mehr um sich greift vor dem, der anders tickt als ich. Ich
zitiere noch mal den Satz aus den Salzburger Nachrichten vom Pfingstsamstag,
der für mich großartig klingt und Voltaire zugeschrieben wird: „Auch wenn ich
völlig anderer Meinung bin als Sie, würde ich mein Leben dafür geben, dass
Sie ihre Meinung frei aussprechen dürfen!“ - Solche Toleranz brauchen wir
gerade jetzt in den politischen Debatten und überall, wo gegensätzliche Fronten
sich verhärten. Ich bete heute ein Credo vor, das von dem dreifaltigen bzw.
vielfältigen Gott spricht:
Glaubensbekenntnis „Bewunderung“
Ich glaube an Gott, und ich glaube, hört ihr,
dass er ein Künstler ist, ein Erfinder:
Unbegrenzt sind seine Ideen. Alles ist neu, was er macht, und aus erster Hand. Schön ist
es, vielgestaltig und aller Bewunderung würdig.
Der unendliche Kosmos, die Ordnung der Sterne, das ist sein Plan.
Wolken denkt er sich aus und die Morgenröte, die Berge ließ er entstehn,
und sieh diesen Baum: jeder Zweig, jedes Blatt ist seine Erfindung;
und ebenso formt er Eidechsen, Fische und Schmetterlinge.
Er gleicht nicht dem Bild, das ihr euch zurechtdenkt, euren Begriffen und Definitionen.
So wie ihr ihn beschreibt, hätte er niemals so eine Welt voller Wunder erschaffen und
kaum mehr als eine Sorte von Menschen:
Alle kämen sie mit genormten Köpfen daher und denselben Nasen.
Nie und nimmer gäbe es dieses seltsame Durcheinander von Dichtern,
Schönheitsköniginnen, Kellnern und Kirchenvätern,
von Steuerprüfern, Rockfans und Radrennfahrern, dazu noch die Großmütter und
Musikanten.
Etwas von allem muss in ihm sein. Er ist ein Hirte, glaubt mir, ein Liebhaber,
Vater, Mutter und Kind zugleich.
Einer, der zaubern kann und verzaubern; er ist ein großer Indianer.
Geheimnis lautet sein Name, und immer der Andere,
hoch über allem, was ist, und allem voraus,
der Anfang, der Atem, der alles hervorbringt,
und seine Kraft ist spürbar in allem.
Er wirkt die Vollendung, nach der wir uns sehnen.
Im Sturmwind und Feuer, so ist er erschienen,
er wohnt in der Wolke, im Wort, in der Stille.
Er sät seine Hoffnung unter den Armen.
Im Herzen der Liebenden ist er, inmitten der Welt,
und gepriesen sei sein herrlicher Name. Amen. Lothar Zenetti
Pfingsten 2024 – 19. 5., 8 h Kirchberg, 9 h Stiftskirche
Zum Pfingstgeist ergeben sich etliche Fragen, die in der Bibel gestellt werden: 1.
„Habt Ihr den Geist empfangen?“ fragt Paulus einige Gläubige in Ephesus. Diese
antworteten: Wir haben gar nicht gewusst, dass es einen Geist gibt... - Wenn ich
hier frage: wann habt Ihr den Geist empfangen? Sind wir vielleicht auch mal kurz
verlegen, werden aber dann sagen: Ja, bei der Taufe und bei der Firmung bin ich
mit Chrisam gesalbt worden, habe also mit einem deutlichen Zeichen die
Geisteskraft zugesagt bekommen!
2. Frage: „Wie kennt man, dass jemand den göttlichen Geist in sich hat?“ Petrus
sah nämlich eines Tages, dass auch die Heiden den Geist empfangen hatten (heute
würden wir sagen: Fernstehende). Wie hat er das gemerkt? Die Antwort gibt
Paulus einmal: Niemand kann sagen: Jesus ist der Herr! Wenn nicht der Geist in
ihm ist. Wer sich also zu Christus bekennt und an seinem Beispiel orientiert, hat
den Geist!
3. Frage: „Ist der hl. Geist nur aus dem Vater oder auch aus dem Sohn
hervorgegangen?“ Da werden wohl die meisten sagen: das hat mich noch nie
beschäftigt! - Allerdings vor fast 1000 Jahren (1054) war die Antwort ein Grund
zur Spaltung zwischen West- und Ostkirche. Die Ostkirche blieb dabei: der Geist
ist nur aus dem Vater gekommen; die Westkirche sagt: der hl. Geist ist aus dem
Vater und dem Sohn hervorgegangen.
Entscheidend ist: wie erfahren wir den Geist von oben? Der ehem. Bischof
Reinhold Stecher verglich IHN mit der Klimaanlage eines Autos: egal ob privat,
in der Pfarre oder beruflich – wenn die Klimaanlage des hl. Geistes eingeschaltet
ist, ist trotz aller Probleme alles leichter zu bewältigen. Das Klima war manchmal
kalt in der Kirche – wenn z.B. im Namen Gottes Gewalt verübt wurde; es war zu
heiß, wenn hitzige Debatten geführt und Andersdenkende exkommuniziert oder
verfolgt wurden. Im Pfingsthymnus heißt es daher: ...du hauchst in Hitze Kühlung
zu. Wärme du, was kalt und hart...“
Zur Zeit erleben wir auch ein eher raues Klima im politischen Raum, das auch
gläubige Menschen anstecken kann. Wie wohltuend ist die Aussage, die dem
Dichter Voltaire zugeschrieben wird: „Obwohl ich ganz anderer Meinung in als
du, würde ich mein Leben dafür geben, dass du deine Meinung frei sagen kannst!“
Das ist Respekt, da spürt man den Pfingstgeist: sich respektieren, trotz aller
Unterschiede, und dann braucht man auch nicht laut werden. Wie sehr wünsche
ich mir, dass das Gebet um den hl. Geist bewirkt, was das Bild aus Osnabrück,
1380 gemalt, so schön darstellt: die Menschen werden eins – ihr Blick ist auf die
Mitte gerichtet, auf das Wesentliche, und zugleich aufeinander. Und alles auf dem
Bild ist rund. Einheit in der Vielfalt!
Der Geist wird in der Bibel am Pfingsttag als Wind oder Sturm beschrieben.
Drum denke ich zu Pfingsten immer an den Löwenzahn, dessen verblühte Blätter
wie Fallschirme aussehen, die vom Wind in alle Richtungen getragen werden. Ich
habe eine Dokumentation gesehen von einer christlichen Gruppe in einem
muslimischen Land: die haben in ihrer Stadt etwa 20.000 kleine Bibeln (Neues
Testament) verteilt und in alle Postkästen gesteckt (die meisten von ihnen wurden
eingesperrt). Die Wirkung war: viele haben die hl. Schrift zum 1. Mal gelesen und
haben sich heimlich taufen lassen. Bewundernswerte mutige Menschen! Der Geist
Gottes wirkt zu jeder Zeit, treibt an, gibt Mut und Entschlossenheit!
Muttertag 2024 – 12. Mai, 8 Uhr Kirchberg, 9 Uhr Stiftskirche
Eine Geschichte, die ich kürzlich gelesen habe, hat mich berührt. Sie passierte
vor gut 150 Jahren in den Vereinigten Staaten. Thomas (den Nachnamen hören
wir später) war ein wissbegieriger, kleiner Junge. Er konnte es kaum erwarten,
endlich in die Schule zu kommen. Er war aber durch einen Unfall fast taub und
tat sich schwer, seinem Lehrer zu folgen.
Eines Tages überreichte ihm der Schulleiter einen versiegelten Brief, den er
seiner Mutter aushändigen sollte. Als die Mutter das Schreiben las, traten ihr
Tränen in die Augen. Thomas wollte wissen, was in dem Brief stand. Da las
ihm seine Mutter vor: „Ihr Sohn verfügt über außergewöhnliche Begabungen.
An unserer Schule fehlen uns aber die Möglichkeiten, den Jungen zu fördern.
Daher bitten wir Sie, Ihren Sohn selbst zu unterrichten.“ Das tat sie.
Jahre später wurde Thomas einer der größten Erfinder Amerikas. Thomas
Edison. Erfinder der Glühbirne, der Aufnahmetechnik, des Kinofilms. Über
1000 Patente hatte er angemeldet. Jetzt aber kommt das Überraschende: als er
nach dem Tod seiner Mutter ihre Unterlagen durchsah, entdeckte er dabei den
Brief, den er damals von der Schule nach Hause gebracht hatte. Als er ihn las,
traten ihm wie damals seiner Mutter Tränen in die Augen. Denn im Brief stand
ein anderer Text, nämlich: „Ihr Sohn ist nicht nur schwerhörig, sondern auch
geistig behindert. Daher können wir ihn an unserer Schule nicht weiter
unterrichten!“
Diese Geschichte zeigt, was Mutterliebe (aber natürlich auch Vaterliebe)
bewirken kann. Aufgabe der Eltern ist es ja – so sagt P. Richard Rohr – die
Kinder zu ermutigen: Du kannst das! Wenn Kindern etwas zugetraut wird,
können sie das auch. Liebe zeigt sich, wenn in den Kindern das Gute gefördert
wird, damit sie die besten Anlagen voll entwickeln. Heute danken wir den
Müttern dafür, dass sie uns gefördert und gefordert haben. Und dass wir durch
sie erfahren haben, was bedingungslose Liebe ist, eine Liebe, die nicht rechnet,
die göttlich ist.
Eine 2. Kurzgeschichte: Eine 35-jährige Mutter, die Krebs im Endstadium
hatte, schrieb ihrer 4-jährigen Tochter über 40 Briefe – alle in schöne Kuverts
gesteckt, die die Tochter, sobald sie lesen gelernt hätte, im Lauf des Lebens
öffnen sollte. Ein Brief zum 1. Schultag, zum drauffolgenden Weihnachten, zur
Erstkommunion, zu jedem Geburtstag, zum 1. Arbeitstag, zur Hochzeit und
viele mehr. Ich hab das sehr berührend gefunden, wie eine Mutter trotz ihrer
Schmerzen und ihrer kurzen verbleibenden Lebenszeit so erfinderisch ist und
die Zukunft des Kindes weiterhin begleiten möchte.
Und ich hab mir auch gedacht – wie es der 33-Tage-Papst Johannes Paul I.
gesagt hat: Gott ist mehr MUTTER als Vater! - Gott hat uns auch Briefe
hinterlassen, 72 Briefe bzw. kleine Bücher, die die Bibel enthält. Sie künden
von der mütterlichen Sorge Gottes um seine Kinder, dass wir den richtigen Weg
finden.
Floriani-Messe Kremsmünster 5. 5. 2024, 9 Uhr, Kaisersaal
Das Jahr 304 – 1720 Jahre ist es her; dass ein mutiger Mann seinen bedrängten
Freunden in Lorch zu Hilfe kommt. Sein Einsatz beeindruckt noch heute.
Florian ist der einzige namentlich bekannte und historisch fassbare Märtyrer
Österreichs aus frühchristlicher Zeit.
Die Quellen berichten: „Als Florian in die Nähe von Lauriacum (heute Enns-
Lorch) gekommen war und die Brücke betreten hatte, begegnete er seinen
ehemaligen Kameraden. Nachdem er sich als Christ zu erkennen gegeben hatte,
nahmen sie ihn fest und führten ihn zum Statthalter Aquilinus. Dieser forderte
Florian zunächst wohlwollend zum Opfer auf. Da Florian das aber entschieden
ablehnte, ließ man ihn mit Knüppeln schlagen und ihm mit spitzen Eisen die
Schulterblätter brechen, doch Florian bekannte sich weiter zum christlichen
Glauben.“ Statt Ruhestand voller Einsatz – Gott zur Ehr und für die bedrängten
Mitmenschen.
Der südafrikanische Schriftsteller Alan Paton erzählt in einem Roman von
einem Schwarzen, der sich entschieden gegen die Diskriminierung seiner Rasse
engagiert. Seine Familie möchte ihn aus Angst davon abhalten. Er aber sagt:
„Ich muss mich einsetzen für Recht und Gerechtigkeit, sonst kann ich der
großen Frage nicht standhalten!“ - „Was meinst du mit ́der großen Frage`
sagen die andern. „Wenn ich sterbe, wird der BIG BOSS mich fragen: ́Wo sind
deine Wunden?` - Ich werde zurückfragen: ́Welche Wunden meinst du, lieber
Gott?` Und Gott wird antworten: ́Gab es denn auf der Erde nichts, wofür es
sich gelohnt hätte, zu kämpfen?` Das ist also die große Frage: Wofür lohnt es
sich, sich ganz einzusetzen?“ Soweit das Zitat aus dem Roman.
Wir haben das Jesuswort gehört: es gibt keine größere Liebe, als wenn jemand
sogar sein Leben einsetzt für andere! - Ich hab dazu die Deutung gefunden:
Liebe ist in 3 Stufen zu sehen: das Verhalten des Lehrlings, das Gesellenstück
und die Meisterleistung. Liebe im Lehrlingsverständnis meint: dem andern
etwas Gutes wünschen (man kann nicht alle Leute mögen; aber zumindest kann
ich dem, den ich nicht mag, wünschen, dass er den richtigen Weg findet). Das
Gesellenstück ist: dem andern Gutes gönnen! D.h. sich mitfreuen mit den
anderen. Das Meisterwerk ist nun: dem Nächsten, wer immer das ist, das Gute
auch tun! Ohne lang zu überlegen... Dafür steht Ihr, liebe FF-Kamerad/inn/en.
Im Johannesbrief steht der wunderbare Satz: WER IN DER LIEBE BLEIBT,
BLEIBT IN GOTT und Gott bleibt in ihm! Mit andern Worten: Du, der du
ähnlich handelst wie Florian – nach dem Beispiel Jesu - du bist ganz vom Gott
der Liebe umgeben und durchdrungen.
4. Sonntag Osterzeit B – 21. April 2024, 8 h Kirchberg
Mit dem Wort „Hirt“ verbinden manche das Schaf oder auch die unselbständige
Herde. Heute will aber kaum jemand wie ein Herdentier hinter jemandem
herlaufen, sondern selber sein Leben bestimmen. Aus dem Bibeltext geht aber
hervor: der gute Hirt will nichts anderes als unsere Freiheit, er bietet Schutz vor
Bedrohungen, er gibt ein verlässliches Ziel vor. ist nicht an Fleisch und Wolle
interessiert, sondern dass es den Schafen gut geht. Er ruft sie beim Namen und
führt sie hinaus zu erfrischenden Quellen und auf saftige Weiden. Er geht
einem verlaufenen Tier nach und gibt nicht auf, bevor er es findet. Er verteidigt
alle vor Wölfen, sogar mit dem Einsatz seines Lebens.
Im Fernsehen wurde eine Reportage über einen 70-jährigen Hirten aus
Palästina gebracht: er lag unter einem Olivenbaum. Aus seinen Augenwinkeln
hatte er immer alle Schafe im Blick. Er brauchte nur kleine Signale geben: ein
Pfiff, ein Zeichen mit dem Hirtenstab, ein kurzer Ruf – und alle waren da bzw.
schauten auf ihn. So dürfen wir uns Gott bzw. Jesus vorstellen: Er hat mich
immer im Blick, lässt mir aber freien Lauf. Er gibt manche Zeichen: durch ein
Wort der Bibel, durch einen Traum, durch manchen guten Einfall oder Zufall,
durch Worte von Menschen.
Für die junge Kirche war das Bild des Guten Hirten das häufigste, das sie
malten.
Aus dem 3. Jahrhundert sind in den römischen Grabstätten, den Katakomben,
noch etwa 140 solcher Bilder erhalten; es sind die ältesten Christus-
Darstellungen. Eine jugendliche Gestalt, von der Kraft und Zuversicht ausgeht.
Die Christen vertrauten diesem Hirten und glaubten seinem Wort:
„Ich gebe ihnen ewiges Leben. Sie werden niemals zugrunde gehen und
niemand wird sie meiner Hand entreißen.“ Entscheidend ist, dass wir in seiner
Hand bleiben, auf seine Stimme hören und ihm folgen!
Wir sprechen auch von Hirten der Kirche, sogar von Oberhirten. Diese
Wortwahl ist etwas problematisch. Es gibt aber schon großartige Vorbilder: bei
menschlichen guten Hirten denke ich z.B. an den polnischen Arzt Janusz
Korczak: Als am 5. August 1942 etwa 200 Waisenkinder in die Gaskammern
von Treblinka geschickt wurden, ging der Arzt und Pädagoge freiwillig mit
ihnen in den Tod. Er hielt seinen Schutzbefohlenen konsequent die Treue und
ließ sie in der schwersten Stunde nicht allein.
In diesen Tagen wird um geistliche und kirchliche Berufe gebetet: ich möchte
besonders dafür beten, dass die Kirche – besonders auch durch die Synode im
Oktober – mutig Neues wagt, an Glaubwürdigkeit zunimmt, Abschied nimmt
von einer alten, unverständlichen Sprache, den Frauen gegenüber gleiche
Rechte ermöglicht, die Geheimnistuerei aufgibt z.B. bei Bischofsernennungen
u.v.m. „Er/sie muss Zeuge der Auferstehung sein!“ Das ist das alte und
wichtigste Kriterium für ein kirchliches Amt.
3. Sonntag in der Osterzeit B 2024 – 12. April, 8 h Kbg, 9 h Stift
Wenn man jetzt durch die Gegend radelt oder geht, ist man beeindruckt: die
Natur ist zur Zeit überwältigend – die volle Blütenpracht der vielen Bäume und
Sträucher, die Buntheit, das Vogelkonzert, der frische Duft - so viele österliche
Zeichen, alles Ostergrüße. Das Leben entfaltet sich total.
Wer weiß, ob es das alles in 100 Jahren noch gibt. Wie die Erderwärmung sich
auswirkt? Wie die Menschheit sich weiterentwickelt – ob ́s immer mehr Waffen
braucht oder man auf dauerhaften Frieden und gerechte Güterverteilung
hinarbeiten wird? - Wir sind hier zum Gebet für all diese Anliegen, um den
Willen zu stärken österlich zu leben, Frieden zu halten und zu teilen.
Im Evangelium wird heute wieder von einem Essen erzählt. Das Letzte, das die
Jesusfreunde mit Ihm erlebt hatten, war ein Abendmahl. Am Ostersonntag-
Nachmittag dann das Brotbrechen in Emmaus. Immer wieder Brot-Brechen.
Stellen wir uns Gott vor wie einen Backofen voller Liebe. - Mancher Mensch
erscheint zäh oder ungenießbar wie ein Teig. Christus will letztendlich alle
Menschen gleichsam „ausbacken“, mit so viel Wärme erfüllen, dass jeder
genießbar wird. Das ist auch unsere Aufgabe als Christen: Wärme zu schenken
und zu verbreiten.
Apropós Essen: In der orthodoxen Kirche gibt es eine ungewöhnliche
Tradition, deren Ursprung in der kommunistischen Zeit liegt: nachdem die
Osterfeier in der Kirche damals eingeschränkt oder verboten war, gingen bzw.
gehen noch heute die Familien am Ostersonntag auf den Friedhof und
veranstalten dort bei den Gräbern ihrer Angehörigen ein Festessen, ein Mahl.
Dieser Brauch ist ein Zeugnis für ihre Zuversicht, dass die Verstorbenen in das
Neue Leben hinübergegangen sind, zu dem wir alle unterwegs sind.
P. Anselm Grün schreibt, dass wir auf verschiedene Weise Auferstehung
erleben können: „Wir sehen den auferstandenen Christus in den scheinbaren
Zufällen, in denen sich etwas wunderbar zusammenfügt. Wir erleben Ostern
dort, wo Gottes Herrlichkeit aufleuchtet – in schönen Gesängen der Liturgie, in
der Pracht der Natur, in der Musik, die Unerhörtes zum Klingen bringt, in der
Kunst, die Unsichtbares sichtbar macht. Wir begegnen dem Auferstandenen,
wo in einem Menschen die Schönheit und Freundlichkeit Gottes aufleuchtet,
wo in einer Blume das Geheimnis des Schöpfers erstrahlt!“
2. Sonntag Osterzeit – Weißer Sonntag, 7. 4. 2024, 9.15 Uhr, Rohr
Kurz vor Ostern schrieb eine Zeitung über Glaubwürdigkeit und erwähnte 2 Beispiele: in den USA wurde durch künstliche Intelligenz die Stimme von Joe Biden benutzt, um eine Meldung herumzuschicken: bleibt zu Hause, nehmt nicht an den Vorwahlen teil! - Die Stimme war echt, die Nachricht gefälscht. Im 2. Fall die gleiche Methode: es wurde die Stimme einer jungen Frau für eine Falschnachricht verwendet – ihre Eltern bekamen einen Anruf mit der Stimme ihrer Tochter, sie habe einen Unfall verursacht und brauche Geld, um eine Anzeige bzw. Gefängnisstrafe zu vermeiden.
So kommen wir zu Thomas – er ist in diesem Sinn ein moderner Heiliger und sagt einmal: Langsam – alles genau prüfen. Die erwähnte Zeitung hat auch in diesem Zusammenhang den Apostel Paulus zitiert mit seinem Prinzip: PRÜFT ALLES – DAS GUTE BEHALTET!
Es gibt auch den anderen Zweifel, der überwunden und gewandelt werden soll. Zwei-feln meint ja zweifältig denken, zwei Wirklichkeiten sehen und die negative am meisten anzustarren: so viel Gewalt, so viel Gier und Zerstörung. Auch kirchenintern könnten einem die negativen Seiten zuerst einfallen. Es gibt aber auch die andere Realität, die sich besonders in der Bibel findet, z.B. im Römerbrief: denen, die Gott lieben, wird Gott alles zum Guten wenden!
Die Schilderung der heutigen Szene: 1. Tag der Woche, 8. Tag – verschlossene Türen – Er kam in ihre Mitte – Friedensgruß – Sendung – das alles erinnert an die Feier einer Eucharistie an den Sonntagen in der jungen Christengemeinde. Manchmal kann man in berührenden Messfeiern (oft in kleiner Runde) besonders „den Herrgott spürn“. Der Friedensgruß wird im Evangelium besonders betont. Mich berührt es oft, wenn ich denke, dass jeden Sonntag an die 100 Millionen Christen sich den Frieden zusagen. Die größte Friedensbewegung der Welt! Kürzlich gab es auch eine beeindruckende Szene in Russland (wie eine Zeitung berichtete): ein etwa 20-jähriger Russe namens Nikita stellte sich auf einen Platz mit einem Plakat: „Wenn du gegen den Krieg bist, umarme mich!“ Ungefähr 50 Personen haben es geschafft, ihn zu umarmen, bevor er von der Polizei festgenommen und eingesperrt wurde. - Auch eine österliche Erfahrung: ein sehr mutiger Mensch, mit großem Vertrauen, dass das Gute siegt.
Von Thomas stammt das Bekenntnis, das erstmals von einem Apostel abgelegt wurde: Mein Herr und mein Gott! Hier wird Christus zum ersten Mal Gott genannt. - Als das Freiburger Münster gebaut wurde, hat man das Bekenntnis des Thomas entsprechend gewürdigt: es wurden 14 Säulen eingebaut, an welchen jeweils 1 Apostel dargestellt ist: die Elf, sowie Matthias und Paulus; die vorderste Säule ist Christus gewidmet. Neben Jesus ist aber nicht Petrus gereiht, sondern THOMAS. Er steht am 1. Platz. Er hat das schönste Glaubensbekenntnis formuliert.
Ein Letztes: es ist für mich unvorstellbar, an Gott zu glauben und nicht an die Auferstehung. Ein Vergleich aus der Natur: ein Apfelkern entwickelt sich zu einem blühenden Baum mit unzähligen Früchten dran. So ähnlich will vermutlich der Schöpfer uns einmal voll entwickeln, dass wir ewig in Höchstform sind. Oder: es gibt wohl keinen Steinmetz, der eine Skulptur beginnt und irgendwann aufhört, am Werk weiterzufeilen, der dann den Steinklotz wegwirft; nein, jeder Steinmetz wird am Werk so lang basteln und feilen, bis es perfekt ist. So wird der Schöpfer uns, seine Kunstwerke, vollenden – alle Ecken und Kanten abrunden. - Diesen Glauben bekennen wir uns gemeinsam.
Ostersonntag 2024, 8 h Kirchberg, 9 Uhr Rohr, 10.30 Uhr Altenheim Kremsmünster
Mir ist in diesen Tagen die Frage gekommen: für wen würden wir wohl im Bedarfsfall eine Niere spenden? Für Familienmitglieder, Freunde, Menschen, die viel Gutes getan haben; für Unsympathische vermutlich nicht. Die Bibel sagt: Gott erwies uns seine Liebe darin, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren! - In der Osternacht wurde gesungen: O unfassbare Liebe des Vaters – um den Knecht zu erlösen, gabst du den Sohn dahin! - Weil es also unfassbar ist, dass es so eine grenzenlose Liebe gibt, haben Menschen für das größte Fest der Christen reiches Brauchtum entwickelt, um besser zu begreifen, was nicht greifbar ist. Ich nenne kurz 10 – Osterbräuche von A-Z:
A wie Antlasseier Das sind die, die am Gründonnerstag gelegt wurden. Antlass kommt von Ablass, Nachlass aller Sünden. In manchen Gegenden werden die Gründonnerstagseier besonders andächtig gegessen – in Erinnerung an Jesu Wort: MEIN BLUT ZUR VERGEBUNG DER SÜNDEN!
D wie Dorfbrunnen Mancherorts ist es Brauch, zu Ostern den Dorfbrunnen zu schmücken und von dort das Osterwasser zu holen. Die Bewohner waschen sich damit die Augen, damit sie einen österlichen Blick bekommen und Wirklichkeiten sehen, die man mit den Augen nicht erkennen kann.
E wie Eier färben, verstecken, Eier pecken Ein Ei ist etwas Wunder-bares (ob Wachtel-, Hühner- oder Straußenei...) Luftdicht und trotzdem kann später ein kleines Tier herauskommen. Ei und Grab haben eines gemeinsam: in beiden ist ein Dotter/Toter drin. Der Schöpfergott lässt Leben daraus hervorgehen!
G wie Glocken Am Gründonnerstag verstummt das Glockenläuten. Ihr Schweigen soll die Grabesruhe Jesu symbolisieren. Zum Gloria der Osternacht werden die Glocken von neuem geläutet. In der Osternacht und heute mittag erklingt auch die 20 Tonnen schwere Pummerin, die 6.größte Glocke der Welt. Als Osterglocken werden auch die Narzissen bezeichnet.
L wie Lamm Christus wird von Johannes dem Täufer als Lamm bezeichnet. Die Juden essen zum Pessachfest ein 1-jähriges Lamm. Bei uns wird es in gebackener Form zu Ostern verzehrt. Christus ist das Lamm, das alle Sünden der Welt auf sich genommen hat.
O wie Osterfeuer Vor allem im Alpenraum gilt es seit langer Zeit als fixer Bestandteil der Osternacht. Mit dem geweihten Osterfeuer wird auch die Osterkerze entzündet.
S wie Speisenweihe Nach 40 Tagen ist die Speisenweihe oder Fleischweihe der Abschluss der Fastenzeit, die Wurzeln dieses Brauches gehen bis in das 7. Jahrhundert zurück. Traditionell finden sich Brot, Schinken, Ostereier, Salz, Kräuter etc. in den Körben, die in der Osternacht und am Ostermorgen gesegnet werden.
U wie Urbi et orbi Der päpstliche Segen “Urbi et orbi, für die Stadt und den Erdkreis wird am Fest der Geburt Christi, am Ostersonntag mittag und nach einer Papstwahl gespendet..
W wie Weihfeuer In früherer Zeit, als es noch keine Streichhölzer oder Feuerzeuge gab, konnte man das Herdfeuer nicht ausgehen lassen, daher verwendete man eigene Gluttöpfe, damit das Feuer die ganze Nacht überdauerte. Nur einmal im Jahr, am Karfreitag, ließ man das Feuer bewusst ausgehen. Am Karsamstag entzündeten die Oststeirer das Herdfeuer dann mit dem „geweihten Feuer“ aus der Pfarre; manche gingen von Haus zu Haus, um das gesegnete Feuer zu überbringen.
Z wie Zeit (heute auch Zeit-Umstellung): Ostern ist die Garantie, dass die Zeit einmal einmündet in ERFÜLLTE ZEIT, auch Ewigkeit genannt.
Osternacht 2024, 30. März – 19.30 Kirchberg
Das Markusevangelium hat einen sehr ungewöhnlichen Schluss, der aber im offiziellen Lesebuch heute verschwiegen wurde. Der letzte, heute ausgelassene, Satz heißt: „Die Frauen verließen das Grab und flohen, denn Schrecken und Entsetzen hatte sie gepackt. Und sie erzählten niemandem etwas davon, denn sie fürchteten sich.“ Aber jeder weiß, wie ein solches Erlebnis weitergeht: das mindeste ist, dass eine dieser Frauen zu Hause oder irgendwo andeutet: du, i hab heit beim Jesusgrab was Unglaublich`s erlebt – i sags nur dir – sags ja neamd weiter! - Und im Nu weiß es das ganze Dorf... Ja, hätten sie`s nicht erzählt, hätte auch Markus die Jesus-Geschichte gar nicht aufschreiben können...
In unserer Jugendzeit gab es den Kinofilm „Spiel mir das Lied vom Tod“ - die Melodie ist mir noch deutlich im Ohr. Heute darf gesagt werden: Spiel mir das Lied vom Leben! - Die frühen Christen haben manchmal den österlichen Christus als Musiker dargestellt, als Orpheus mit seiner Lyra, so wie diese Malerei aus den Katakomben – in Anlehnung an den griechischen Mythos des Göttersohnes Orpheus, der auf seiner Leier-Harfe so schön spielen kann, dass Bäume sich neigen und wilde Tiere ihm staunend zuhören. Als Orpheus` junge Frau Eurydike durch einen Schlangenbiss stirbt, steigt er in die Unterwelt hinab: auch das Totenreich bringt er mit seiner Musik in Bewegung und er erhält die Erlaubnis, seine Frau wieder ins Leben zurückzubringen.
Nun, die Christen kannten diese alte Geschichte und sagten: Unser Jesus Christus ist der neue Orpheus. Er hat das Lied vom Leben gespielt – mit IHM kamen ja neue Töne in die Welt, die vorher noch nie da waren; er hat den großen Dreiklang angeschlagen: Liebe zu Gott, zum Nächsten, zu mir selbst. Er hat in seinen Gleichnissen das Vorspiel der neuen Welt erklingen lassen.
Und er ist wahrhaft hinabgestiegen in das Reich des Todes (wie`s ja im Credo heißt – daran denken wir am Karsamstag – und er führt die ganze Menschheit zu einem Leben in Fülle!
Die Lyra ist auch ein Hinweis: es braucht die Musik, um dieses Fest zum besseren Verständnis dieses Festes. Augustinus sagte einmal: begreifen können wir`s nicht, schweigen dürfen wir nicht, also lasst uns singen!
In den Osterliedern spiegelt sich der Auferstehungsglaube von Jahrhunderten wider.
Schön ist es, wenn auch heutige Erfahrungen weitererzählt werden. Öfters höre ich, wenn Menschen vom Sterben eines Angehörigen berichten, dass sie z.B. sagen: das war ein besonderes Geschenk, beim Sterben dabei gewesen zu sein; es war alles so friedlich; oder: sogar die Natur draußen, die Sterne, alles war voll Harmonie. Ja wir dürfen auch heute immer wieder erleben, dass der Übergang von hier nach drüben eine machtvolle Realität ist.
Das Lied vom Tod – das war ein Western.
Das Lied vom Leben – das ist Ostern!
Palmsonntag 2024 – 24. März
Mir kommt vor: mit der Karwoche ist es ähnlich wie mit dem heurigen Wetter: da war`s
die letzten Tage so schön warm, die Natur blüht und duftet – und heute eine Störung:
Kaltfront.
Am liebsten würden wir wohl immer genießen und feiern. Die Osterferien haben
begonnen. Und doch kommt vor dem großen Fest die Leidenswoche.
Im ganzen Weltgeschehen ist es auch ähnlich: die Schöpfung bietet uns herrliche
Landschaften, eine Vielfalt der Tierwelt, wir freuen uns über die wunderbaren
Mitmenschen, Kunst und Kultur. Alles ist bewundernswert und perfekt durchdacht – und
doch wird dieses Leben immer wieder durchkreuzt durch Unglück oder auch durch
Bosheit. Der Apostel Paulus versucht in der Lesung aus dem Philipperbrief eine Antwort –
aus der Sicht Gottes: ER, der GOTT gleich war, wollte uns gleich werden, um diese
Störung am eigenen Leib zu spüren. Er wollte einerseits vorleben, wie eine Welt ohne
Gewalt, ohne den von Hauch von Egoismus ausschauen würde. Möglich ist es. Und
zugleich wollte er der Welt zeigen, wie Gott denkt und fühlt: Gott geht es am meisten
darum, den Leidenden beizustehen, darum leidet Er mit ihnen. Gott ist es so wichtig, dass
es allen gut geht, dafür ist Jesus bereit, alles zu geben. - Wir feiern in dieser Woche den
neuen Menschen, der alle guten Anlagen voll entfaltete, den mit der größten Geduld und
Freundlichkeit. Dem wollen wir heute zujubeln und in seine Fußstapfen treten.
5. Fastensonntag B, 17. März 2024, 8 h Kirchberg, 9 h Rohr (Vorstellgd.)
Meine Stunde ist da! Das ist mehr als eine bestimmte Uhrzeit. Etliche Male hieß es in vorhergehenden Texten, dass seine Stunde noch nicht gekommen war. Jetzt ist der Moment der Entscheidung. Hier scheint mir der Vergleich mit einem Zollstab angebracht: ER hatte immer wieder einen neuen Maßstab vorgegeben: keine Gewalt – Liebe zum Feind – Dienen statt herrschen – Teilen ohne kleinlich zu rechnen – nicht über andere urteilen – unbegrenztes Gottvertrauen... > jetzt ist die Stunde gekommen, den letzten Teil dieses Maßstabes geradlinig weiterzugehen: die Hingabe seiner selbst!
Das Weizenkorn muss in die Erde fallen. – Ich erinnere mich, als ich ein kleiner Bub von ein paar Jahren war, dass eines Tages der Nachbar mit dem Traktor gekommen ist, auf der Hydraulik ein Gerät zum Kartoffel einlegen. Dann hab ich zugeschaut, wie meine Eltern da die guten, schmackhaften Erdäpfel in die Erde legten, anstatt sie zu kochen und bei der Jause zu essen. Es war mir so leid um diese vorzüglichen Lebensmittel, die da in der Erde verschwanden. Im Herbst jedoch staunte ich sehr, als wir so viele frische Kartoffel vom Feld heimführen konnten... Es geht hier nicht bloß um das irdische Ende, wenn unser Körper einmal in die Erde gelegt wird, sondern um diese Haltung: wer krampfhaft stets seine Vorteile sucht, wem das Immer-mehr-Haben so wichtig ist, ist ein Verlierer. Wer seine Talente und Möglichkeiten gern teilt, ist ein guter Sämann und hat sinn-voll gelebt.
Mit dem heutigen Passionssonntag werden die Kreuze verhüllt, damit man am Karfreitag noch bewusster das Kreuz anschaut. Wenn ich von der Erde erhöht bin, werde ich alle an mich ziehen! Jemanden an sich ziehen bedeutet, ihn oder sie zu umarmen. Am Kreuz hat Christus alle Menschen umarmt! Das Kreuz bestätigt auch: Gott lässt sich auf diese Haltung der ausgetreckten Arme festnageln! Gott kann gar nicht anders als jedem seine Hände hinzuhalten; und jeder Mensch, der das annimmt, wird vom Gekreuzigten reingewaschen.
Wer mir dienen will, folge mir nach! Damit sind wir bei der typisch christlichen Haltung, die wir uns alle aneignen sollen: einerseits Dinge loslassen und gleichsam in die Erde legen – das kann z.B. ein Ärger sein, eine Kränkung, die man möglichst sofort begraben soll. Und eben die weit ausgestreckten Arme, die niemanden ausschließen: eine Einübung in das himmlische Miteinander, zu dem wir unterwegs sind.
4. Fastensonntag – 10. März, 9 Uhr, Kirchberg (Übertragung durch Servus-TV)
Sonntag Laetare – freue dich! Den Grund zur Freude können wir aus den
Lesungen ableiten. Und jeder der 3 Bibeltexte könnte einer der christlichen
Tugenden zugeordnet werden, die auch auf der Kanzel dargestellt sind: Glaube,
Hoffnung, Liebe. - Zum Verständnis der 1. Lesung, die den Zustand des Volkes
Israel vor gut 2500 Jahren beschreibt: Jerusalem mit dem prachtvollen Tempel
war zerstört und viele angesehene Bürger ins Ausland verschleppt worden. Und
jetzt die große Hoffnung: jener Nachbarkönig, der Israel überfallen hatte,
Nebukadnezzar, wurde selbst von einem andern König, von Kyros, besiegt.
Und dieser Kyros wird wie ein Held, ein Befreier empfunden – er lässt die
Verschleppten heimkehren, sie dürfen den Tempel wieder aufbauen. Eine Zeit
des Aufatmens kommt. Freut euch! - Wer denkt da nicht an die Konfliktgebiete
im Osten – mit der Hoffnung auf baldige Befreiung und Frieden.
In der 2. Lesung dominiert das Wort „Gnade“. Dieser Begriff kommt offenbar
in der Bibel etwa 300x vor. Griech. Charis; davon wiederum das deutsche
Wort: Charme. Zu Weihnachten wird uns verkündet: „Die Gnade Gottes ist
erschienen, also sein Charme, seine Zuwendung, um alle Menschen zu retten!“
Es gibt die schöne Erzählung vom König Umberto I. aus Italien (+1900),
dessen Justizminister ihm das Gnadengesuch eines Gefangenen vorlegte.
Dieser Inhaftierte hatte gebeten, ihm etliche Jahre der Strafe zu erlassen. Der
Justizminister allerdings war dagegen und schrieb unter das Gesuch: “Gnade
unmöglich, im Gefängnis zu belassen!” Der König, offenbar ein mitfühlender
Mensch, griff zur Feder, jedoch vor dem Unterschreiben verschob er den
Beistrich um 1 Wort: GNADE, unmöglich im Gefängnis zu belassen!” Dann
unterschrieb er. Damit war der Mann frei. Für uns Christen gilt, wie Paulus
schreibt: Aus Gnade seid ihr durch den Glauben gerettet! Christus hat das
Komma verschoben – oder besser: Er hat aus den Minus, die wir verursacht
haben, ein Plus gemacht, ans Kreuz mitgenommen. - Glauben heißt: diese
Gnade dankbar annehmen. Glaube wird mit dem Kreuz dargestellt – das große
Plus! - Laetare – Freue dich!
Im Evangelium sagt Jesus zum Ratsherrn Nikodemus: Gott hat die Welt
unendlich geliebt... Hier schauen auf wir auf die 3. Figur mit dem brennenden
Herzen, die Liebe. Er, Christus, ist darum nicht gekommen zu richten, sondern
die Welt zu retten. Einen Vorgeschmack auf Gottes Gericht bekommen wir am
Karfreitag, wenn Jesus Gott bittet, seinen Mördern zu vergeben. Und wenn
Jesus der Richter ist bei der Endabrechnung (das bekennen wir ja im Credo:
Richter der Lebenden und der Toten), dann dürfen wir erwarten, dass diese
Vergebung auch jedem ermöglicht wird. Er sagt uns heute: Wer glaubt, wird
nicht gerichtet – hier erscheint mir der Vergleich mit einer Geburt angebracht:
wenn das Baby – bevor es zur Welt kommt – im Bauch der Mutter richtig liegt
(also mit dem Kopf voran), braucht es nicht gedreht oder gerichtet werden. Wer
sich an Christus orientiert in all seinem Denken, Reden und Tun, der liegt
richtig und braucht nicht gerichtet zu werden....Darum: laetare – freut Euch! Es
gibt eine unvorstellbare Liebe, die Gott heißt. Gott sei Dank!!
3. Fastensonntag B 2024 – 3. 3., 10 Uhr – Jugendmesse Kirchberg
2 Aspekte zum heutigen Thema: mich fasziniert der Mut Jesu. Zuerst: er geht dorthin, wo seine Gegner sitzen und kritisiert ihren Machtapparat: Reisst diesen Tempel nieder! Das hört sich irgendwie so an wie: Wehrt Euch gegen die Diktatur des Kreml. - Beide Aussagen sind ungefähr gleich gefährlich.
Beim Tempel ist es dem Jesus sicher nicht bloß um die Heiligkeit des Gotteshauses gegangen, sondern es gab viele Ungerechtigkeiten: die hohe Tempelsteuer hat die Leute ausgebeutet; zigtausende Opfertiere wurden unnötig geopfert, weil man glaubte, Gott habe Freude am Blut; dann die Ungleichheit: Männer durften in den Innenhof, Frauen mussten im Vorhof bleiben; viele religiöse Gesetze wurden im Tempel erlassen, die die einfachen Leute gar nicht lesen und einhalten konnten... > der Tempel war wunderschön; aber der Tempelkult für viele eine Riesenbelastung.
Daher: mutig auftreten, nicht schweigen, wenn`s um Wichtiges geht!
Alexej Navalny hat gesagt: Für den Triumph des Bösen braucht es nur eines: nämlich die Tatenlosigkeit der guten Menschen! Seid also nicht tatenlos! -
Ich war kürzlich bei den Klima-Botschaftern. Da wurde gesagt: Klima ist heuer kein Wahlkampfthema. Dabei ist es eines der wichtigsten!! - Was muss man tun? Ganz einfach: es braucht 3,5 Prozent der Bevölkerung, die das fordern. Dann wird es automatisch thematisiert. Also: an Politiker schreiben, reden, Multiplikator sein! Und zwar bald! - Also von Jesus schaue ich mir ab, wie mutig und furchtlos er aufgetreten ist...
2. Thema: Paulus schreibt an die Korinther: Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und dass Gottes Geist in eurer Mitte wohnt? Gottes Tempel ist heilig, und dieser Tempel seid ihr!
Die Bibel hat eine so hohe Auffassung vom Menschen: ich bin ein Gotteshaus, und jeder andere auch. Die Fastenzeit ist eine Gelegenheit, diesen Tempel mehr zu pflegen, zu reinigen. Manches Gift auszuscheiden durch Meiden von ungesunden Konsumgütern, mir mehr Zeit nehmen für mich – um in der Natur zu sein, in der Sonne, die gut tut. Stille, etwas Gutes lesen, mit dem „Gott in mir“ zu sprechen...
D.h. Ich darf mir immer meiner Würde bewusst sein, dass Gott in mir wohnt. - Dieser Respekt übertragt sich auch auf andere, die ich ebenfalls als Kirche, als Haus Gottes sehe.
2. Fastensonntag B 2024 – 25. Februar, 8 h Kirchberg, 9 h Stiftskirche
Die Lesung aus dem 1. Buch der Bibel, die eine Szene vor etwa 3800 Jahren
beschreibt, bedarf einer Erklärung. Es stört sicher manche Leser, dass dieser
Gott von Abraham eine derartige Prüfung verlangt, er solle seinen Glauben
unter Beweis stellen u