Barmherzigkeitsaltar
Was uns der Barmherzigkeitsaltar sagen will
Am 25. Mai 2006 hat unser Diözesanbischof Dr. Ludwig Schwarz in unserer Pfarrkirche den Barmherzigkeitsaltar geweiht. Es war ein schönes Fest für unsere Pfarre, aber auch ein Anfang für unsere Diözese da wir die erste Reliquie der Hl. Sr. Faustina bekommen haben. Viele Menschen haben natürlich gefragt
– was ist die Bedeutung dieses Altares? Ich habe ein paar Mal versucht das zu erklären, und nun möchte ich es hier nochmals machen.
Wie wir wissen, wurde ein Künstler aus Krakau eingeladen, das Projekt des Altares zu verwirklichen. Es war Prof. Czeslaw Dzwigaj, der seit Jahren mit den Schwestern in Krakau in Sachen – Botschaft über das Erbarmen Gottes und Hl. Sr. Faustina - kooperiert.
Er ist in vielen Bereichen der Kunst tätig, hat ein wunderschönes Gefühl für das Heilige (sacrum), weiß was die Kirche fühlt (sentire cum Ecclesiae), hat internationale Erfolge (letzter – Denkmal von Papst Johannes Paul II. für Fatima anlässlich 90 Jahre Erscheinungen – geweiht vom Päpstlichen Gesandten, enthüllt vom Staatpräsident Portugals) und war auch bereit, in unserer Kirche mitzuarbeiten. Dafür bin ich sehr dankbar.
Auf den Altar können wir unterschiedlich schauen. Es gibt nie nur eine Möglichkeit für die Entdeckung der Botschaft. Folgende Idee hat besonders uns inspiriert: Wenn wir auf den Altar aus der Nähe schauen, dann sehen wir die Wurzeln. Diese Idee soll uns sagen, dass alles in der Barmherzigkeit Gottes eingewurzelt ist. Diese Wurzeln kommen aus der Altarmensa heraus und klettern zu Jesus. Sie umfassen alles und führen auch alles, was lebt, zu Gott. Es ist faszinierend zu entdecken, dass jeder Mensch in Gottes Händen liegt.
Die Wurzeln sind nicht gerade, und eine Frau hat hier gesagt, dass diese Wurzeln die Geschichten der einzelnen Menschen sein können. Die Lebensgeschichten sind manchmal so krumm, aber am Altar sehen wir, dass sie letztlich ihre Vollendung nur in Gott finden.
Biblisch gesehen kommen wir zum Prophet Jesaja, der über die Quelle des Erbarmens – über Gott und Gottesknecht - deutlich spricht: „Ich bin es, ja, ich, der euch tröstet. Vor seinen Augen wuchs er auf wie ein junger Spross, wie ein Wurzeltrieb aus trockenem Boden. Er hatte keine schöne und edle Gestalt, so dass wir ihn anschauen mochten. Er sah nicht so aus, dass wir Gefallen fanden an ihm… Wir hatten uns alle verirrt wie Schafe, jeder ging für sich seinen Weg. Doch der Herr lud auf ihn die Schuld von uns allen. Doch der Herr fand Gefallen an seinem zerschlagenen (Knecht), er rettete den, der sein Leben als Sühneopfer hingab. Er wird Nachkommen sehen und lange leben. Der Plan des Herrn wird durch ihn gelingen… Mein Knecht, der gerechte, macht die vielen gerecht; er lädt ihre Schuld auf sich. Deshalb gebe ich ihm seinen Anteil unter den Großen, und mit den Mächtigen teilt er die Beute, weil er sein Leben dem Tod preisgab und sich unter die Verbrecher rechnen ließ. Denn er trug die Sünden von vielen und trat für die Schuldigen ein.“
(Jes 51,12; 53,2.6.10-12;)
Im Buch der Weisheit (15,3) wurde uns die Quelle des Heiles gezeigt: „Denn es ist vollendete Gerechtigkeit, dich zu verstehen; und deine Stärke zu kennen ist die Wurzel der Unsterblichkeit.“ Also, in der Barmherzigkeit Gottes sehen wir diese Neigung Gottes zu seiner Schöpfung.
Von unserer Seite entdecken wir, dass die Barmherzigkeit Gottes die Suche des Menschen durch Gott bedeutet, der uns rettet und heilt. Wir können aber auch ein anderes biblisches Bild in unserem Altar finden. Wenn wir auf den Altar aus der Entfernung schauen, dann können wir leicht bemerken, dass der Altar in Form einer Flamme gebaut ist, wie ein brennendes Feuer. Das Feuer steht im Christentum für die Anwesenheit Gottes. Im Buch Exodus lesen wir die Geschichte des Mose vor dem brennenden Dornbusch:
„Dort erschien ihm der Engel des Herrn in einer Flamme, die aus einem Dornbusch emporschlug. Er schaute hin: Da brannte der Dornbusch und verbrannte doch nicht. Mose sagte: Ich will dorthin gehen und mir die außergewöhnliche Erscheinung ansehen. Warum verbrennt denn der Dornbusch nicht? Als der Herr sah, dass Mose näher kam, um sich das anzusehen, rief Gott ihm aus dem Dornbusch zu: Mose, Mose! Er antwortete: Hier bin ich. Der Herr sagte: Komm nicht näher heran! Leg deine Schuhe ab; denn der Ort, wo du stehst, ist heiliger Boden.“
(Ex 3,2-5)
Ebenfalls finden wir dieses mystische Bild im Tagebuch der Hl. Schwester Faustina (1905-1933) im Dialog zwischen Jesus und Sr. Faustina:
„Meine Tochter, all dein Elend ist im Feuer Meiner Liebe verglüht wie ein Strohhalm, der in unbeschreibliche Glut geworfen wurde; und mit deiner Erniedrigung ziehst du ein ganzes Meer Meiner Barmherzigkeit auf dich und andere Seelen herab. Ich entgegnete: Jesus, forme mein armes Herz nach Deinem Göttlichen Wohlgefallen.“
(TB 178)
Wir wissen auch, dass in der Offenbarung der Hl. Margareta Maria Alacoque (1647-1690), deren Bild in unserer Kirche aufgehängt ist, über das brennende Herz Christi gesprochen wird. Jesus enthüllte ihr sein göttliches Herz und fuhr fort: „Siehe hier das Herz, das die Menschen so sehr geliebt hat, dass es sich nicht schonte, sondern sich völlig hingab und verzehrte, um ihnen seine Liebe zu beweisen“.
Die Botschaft dieser Heiligen ist – theologisch gesehen – die Vorbereitung auf die Botschaft über das Göttliche Erbarmen. So entdecken wir auch in der Geschichte unserer Kirche diesen Prozess. Ich möchte noch ein paar Worte zur Struktur des Altares sagen. Der Altar wurde so gebaut, dass sich ganz unten die Reliquie ersten Grades der Hl. Sr. Faustina (echter Leib der Heiligen) in einem Reliquiarum befindet.
Die Bedeutung der Reliquie, das heißt – der Anwesenheit der Heiligen – erzählt Sr. Faustina selber im Tagebuch: „Wisse, mein Kind, dass Ich um deinetwillen der ganzen Umgebung Gnaden verleihe, aber du solltest Mir an ihrer statt danken, denn sie danken Mir nicht für die Wohltaten, die Ich ihnen erweise; aufgrund deiner Dankbarkeit werde Ich ihnen weiterhin Segen erteilen.“
(TB 719)
Über dem Reliquiarum sind die Worte des Dieners Gottes Papst Johannes Paul II. zu sehen, die die Wichtigkeit dieser Botschaft über das Erbarmen Gottes für die Menschen unterstreichen –
„Nichts ist dem Menschen so nötig, wie die Barmherzigkeit Gottes.“
Dann kommen wir zum Bild der Heiligen Faustina. Das Projekt habe ich vom Vize-Postulator des Heiligsprechungsprozesses, Pater Michalenko aus Stockbridge (USA), bekommen. Auf dem Bild zeigt Sr. Faustina das erste Bild des Barmherzigen Jesus, das unter Ihrer Führung gemalt wurde und zum ersten Mal zum Abschluss des Heiligen Jahres – 1900 Jahre der Erlösung im Jahr 1934 in Vilna (heute Litauen) in der Kapelle der Gottesmutter der Barmherzigkeit ausgestellt wurde. Das Gesicht der Sr. Faustina wurde von einem Foto von ihr abgebildet. Ein interessantes Wort finden wir imTagebuch:
„Meine Tochter, wenn ich durch dich von den Menschen die Verehrung Meiner Barmherzigkeit verlange, musst du dich als erste durch Vertrauen auf Meine Barmherzigkeit auszeichnen.“ (TB 742)
Über dem Bild der Hl. Faustina sehen wir eine Glaskiste. In dieser Form können wir das geöffnete Buch sehen, was dem Tagebuch – in dem die ganze Botschaft der Sr. Faustina aufgeschrieben wurde - entspricht. Diese Glaskiste erfüllt auch einen anderen Zweck. Sie ist gleichzeitig ein Votarium – wo man Votivgaben aufhängen kann. Wenn sich ein Gläubiger bewusst ist, dass er hier durch die Fürbitte dieser Heiligen, vom Barmherzigen Gott eine besondere Gnade erfahren hat – kann er eine Votivgabe am Altar lassen. Es bleibt als Zeichen, Danksagung und Erinnerung an diesem Ort. Ganz oben sehen wir das Bild vom Barmherzigen Jesus. Es ist eine Kopie des Bildes aus der Klosterkapelle in Krakau, wo Sr. Faustina ihre letzen Jahre des Lebens verbrachte. Im Tagebuch lesen wir Jesu Worte zu Sr. Faustina:
„Ich wünsche, dass dieses Bild verehrt wird, zuerst in eurer Kapelle, dann auf der ganzen Welt. Ich verspreche, dass jene Seele, die dieses Bild verehrt, nicht verloren geht. Ich wünsche, dass dieses Bild öffentlich verehrt wird Durch das Bild werde Ich den Seelen viele Gnaden erteilen, deshalb soll jede Seele Zugang zu ihm haben. Aus Meiner Barmherzigkeit schöpft man Gnaden mit nur einem Gefäß – und das ist das Vertrauen.“
(TB 47-8, 414, 570)
Über dem Bild, als Bekrönung sehen Barmherzigkeitsaltar wir eine Tafel mit dem Logo der Kongregation der Gottesmutter der Barmherzigkeit, zu denen die Hl. Sr. Faustina gehörte. Dort ist das Kreuz über dem Buchstaben M dargestellt. Aus dem Kreuz kommen die Strahlen. Diese Zeichen bezeichnen den Barmherzigen Jesus mit den aus Seinem Herz ausgehenden Strahlen (Blut und Wasser) und seine Mutter Maria, die unter dem Kreuze stand.
Zum Schluss noch ein paar Worte zur Farbe des ganzen Altares, der vergoldet ist. Das Gold hatte und hat auf unseren Kirchenaltären einen tieferen Sinn. Im christlichen Gedankengut steht Gold für Heiligkeit und Reinheit, denn Gold bleibt auch rein, wenn es in Schmutz getaucht wird. Das Gold hatte die Menschen schon immer durch seine Reinheit fasziniert, denn es korrodiert nicht. Durch seinen warmen Glanz wurde es zum Symbol für die Sonne, das Licht, für Beständigkeit und Weisheit. Die Verwendung von Gold im sakralen Bereich hat wohl in allen Kulturen eine lange Tradition. Schon der erste Tempel Salomos war im Inneren mit Zedernholz getäfelt. Die Farbe des Goldes hatte früher eine wichtige Lichtwirkung in lichtarmen Räumen - wir kennen dies etwa aus den Kirchen mit den vergoldeten Altären und Kerzenlicht, wobei die ursprüngliche Wirkung heute meist durch elektrisches Licht (Punktstrahler) zerstört ist. Denn in den lichtarmen Innenräumen hatte es ohne Zweifel auch die Aufgabe des Reflektors um die Helligkeit zu erhöhen. Es ist interessant, dass man hie und da die Entdeckung macht, dass der Goldstaub, der eben noch einen gleichsam schlummernden, gedämpften Widerschein hervorgebracht hat, beim zur Seite treten wie Feuer aufflammt und die früher erwähnte biblische Symbolik verstärkt. Schwester Faustina schreibt interessante Worte zum Thema „Gold“:
„Deine Barmherzigkeit windet sich wie ein goldener Faden durch unser ganzes Leben, sie verbindet unser Wesen mit Gott in jeder Ordnung und braucht selbst nichts zu ihrem Glück."
Zum Beichtvater will ich noch etwas sagen. Er muss manchmal auf die Probe stellen, er muss prüfen, muss streng sein, muss erkennen, ob er mit Stroh, Eisen oder reinem Gold zu tun hat. Jede der drei erwähnten Seelen bedarf anderer Übungen plötzlich stand Jesus neben mir, in weißem Gewand mit goldenem Gürtel. Er sagte zu mir: Jesus nahm seinen goldenen Gürtel ab und legte ihn um meine Hüften.“
(TB 1466, 112, 40)
Ich wünsche Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, dass Sie Ihr persönliches Verständnis des Altares der Barmherzigkeit Gottes in unserer Pfarrkirche finden.
Ich hoffe auch, dass ich mit diesem Text Ihren Blick etwas auf das lenken konnte, was ich in diesem Altar sehe.
Das Bildnis des Barmherzigen Jesus
Worum geht es?
Das Bildnis:
Das Bildnis zeigt den weiß gekleideten Christus. Seine rechte Hand segnet, seine linke Hand zeigt auf sein offenes Herz, von welchem ein weißer und ein roter Strahl ausgehen. Diese Strahlen stehen für Wasser und Blut, welches Johannes aus der Seite Christi nach dessen Tod am Kreuz fließen sah.
( Joh. 21,34 )
Dies ist eine Darstellung des überfließenden Stroms der Liebe, welchen Jesus über uns ausgießen möchte als ein kostenloses Geschenk seiner grenzenlosen Gnade.
"Am Kreuz wurde durch die Lanze die Quelle meiner Barmherzigkeit für alle Seelen weit geöffnet – ich habe niemanden ausgeschlossen!"
(Tagebuch 1182)
Die Inschrift: Unter dem Bildnis steht "Jezu, ufam Tobie" welches "Jesus, ich vertraue auf dich" bedeutet.
Wir müssen uns nicht fürchten, uns Jesus zu nähern; an seiner Seite sind wir sicher und in Frieden. Wir können ihm alles in seine machtvollen Hände übergeben, vertrauend, dass er uns hört und uns versorgt.
Warum sollen wir dieses Bild verehren?
Um Jesu Willen zu entsprechen; "Ich biete den Menschen ein Gefäß an, mit dem sie immer kommen können, um die Gnaden der Quelle meiner Barmherzigkeit zu empfangen. Das Gefäß ist das Bildnis mit der Inschrift: "Jesus, ich vertraue auf dich".
(Tagebuch 327)
Wie können wir die versprochenen Gnaden empfangen?
„Durch dieses Bildnis verspreche ich den Seelen viele Gnaden; so lass jede Seele daran Zugang haben."
(Tagebuch 570)
„Ich verspreche, dass die Seele, die das Bild verehrt, nicht verloren gehen wird“.
„Ich verspreche ihr den Sieg, besonders in der Stunde des Todes“.
„Ich wünsche ein Fest der Barmherzigkeit“.
„Ich wünsche, dass das Bild, welches du mit dem Pinsel malen wirst, am ersten Sonntag nach Ostern feierlich geweiht wird“.
- Dieser Sonntag soll das Fest der Barmherzigkeit sein.
„Ich wünsche, dass die Priester Meine große Barmherzigkeit gegenüber sündigen Seelen verkünden sollen“.
- Der Sünder soll keine Angst haben, sich mir zu nähern.“
(Tagebuch 48)
Das erste Bild vom Barmherzigen Jesus entstand in der wundersamen Atmosphäre eines Wunder Gottes und der Erlebnisse der Hl. Faustyna. Des Malens würdig erwies sich ein Kunstmaler aus Vilnius, Eugeniusz Kazimirowski. Er hatte Kunst, unter der Leitung von Luszczakiericz, Axentowicz und Wyczólkowski in Krakau beendet. Als Stipendiat war er in Lwów, München und Paris. Er hatte seine Kunstausbildung auch an der Hl. Lukas-Akademie in Rom vertieft. Malen nach Diktat bedeutete, dass der Maler auf seine eigenen künstlerischen Vorstellungen verzichten musste und nur nach dem, was die Hl. Faustyna berichtete, arbeiten musste.
Sie besuchte das Atelier des Kunstmalers mindestens einmal in der Woche ein halbes Jahr lang, um die Einzelheiten hinzuzufügen und die Fehler zu zeigen. Sie bemühte sich, das in der Vision erteilte Vorbild des Barmherzigen Jesus treu und Gottes Willen gemäß darzustellen.
Beim Malen des Bildes beteiligte sich auch der Stifter des Kunstwerkes der Priester Michal Sopocko, der auf die Bitte des Malers in Priesteralben angezogen posierte. Die Zeit des gemeinsamen Malens wurde zu einer Gelegenheit, den Inhalt des Bildes eingehender zu deuten. Strittige Fragen entschied. Herr Jesus selbst.
(Tagebuch 299, 326, 327, 344)
Sehr ausdrucksvoll war das Gespräch zwischen der Hl. Faustyna und Jesus über das gemalte Bild: "Ich sagte zum Herrn: Wer vermag Dich so schön zu malen, wie Du bist“? Darauf hörte ich folgende Worte. Nicht in der Schönheit der Farben oder des Pinselstrichs liegt die Größe dieses Bildes, sondern in Meiner Gnade".
(Tagebuch 313)
Aus diesem Gespräch strahlt die Aufrichtigkeit der Person, die in ihren mystischen Erlebnissen die Schönheit des auferstandenen Erlösers sah. Der Herr Jesus erschien der Hl. Faustyna oft in einer solchen Gestalt, wie Er auf dem Bild ist (Tagebuch 473, 500, 851, 1046, 1565), und mehrmals forderte Er auch, dass dieses Bild zur Verehrung der Gläubigen zugänglich gemacht werde. Das beweist, dass Jesus dieses Kunstwerk akzeptierte - Er heiligte es durch Seine lebendige Anwesenheit.
In der späteren Korrespondenz mit dem Priester Sopocko schreibt die Hl. Faustyna: "Gott gab mir zu erkennen, dass Er damit zufrieden ist, was schon gemacht wurde“. Als ich mich im Gebet und in der Nähe Gottes vertiefte, erfuhr ich in der Seele einen tiefen Frieden über das ganze Werk. Und jetzt, was diese Bilder (Kopien) anbelangt, Leute fangen an sie zu kaufen und manch eine Seele erfuhr schon Gottes Gnade, die durch diese Quelle geflossen ist. Wie alles, so wird auch dies langsam weiter gehen. Diese kleinen Bilder sind nicht so schön, wie das große Bild. Sie werden von denjenigen gekauft, die durch Gottes Gnade hingezogen werden."
(ein Ausschnitt des Briefes, Krakau, 21. Februar 1938)
Dank der Bemühungen des Priesters Sopocko wurde das Bild vom Barmherzigen Erlöser am 26.-28. April 1935 im Fenster der Ostrobramska-Kapelle in Vilnius ausgestellt und, während der Feier zum Abschluss des Jubiläumsjahres der Welterlösung, das erste Mal den zahlreichen betenden Gläubigen zur Verehrung übergeben. "Als das Bild ausgestellt wurde, sah ich eine lebendige Bewegung der Hand Jesu; er machte ein großes Kreuzzeichen.
Am gleichen Abend sah ich, wie das Bild über die Stadt ging. Die Stadt war mit Schlingen und Fangnetzen bestückt. Als Jesus vorüberging, durchschnitt Er alle Schlingen“.
(Tagebuch 416)
Diese Feier fiel auf den 1. Sonntag nach Ostern zeitlich zusammen, wie das Jesus der Herr gefordert hatte. An dem Fest nahm die Hl. Faustyna teil und die Predigt über die Barmherzigkeit Gottes hielt Priester Sopocko. "Als er von der großen Barmherzigkeit des Herrn sprach, nahm das Bild eine lebendige Gestalt an und die Strahlen drangen in die Herzen der Versammelten, aber nicht in gleichem Masse“.
(Tagebuch 417)
"Als am Ende der Andacht der Priester das Allerheiligste nahm, um den Segen zu erteilen, sah ich Jesus, wie auf dem Bild. Der Herr segnete und die Strahlen gingen in alle Welt. Da erblickte ich eine unzugängliche Helligkeit, wie eine Wohnung aus Kristall, die aus Lichtwellen geflochten wurde und weder Geschöpfen noch Geistern zugänglich war. Zu dieser Helligkeit gab es drei Türen - und in diesem Augenblick ging Jesus, in einer solchen Gestalt wie auf dem Bild, in dieses Licht hinein - durch die zweite Tür- ins Innere der Einheit".
(Tagebuch 420)
Die Festlichkeiten in Ostra Brama in Vilnius waren eine öffentliche Offenbarung der Macht der Barmherzigkeit Gottes; für die Hl. Faustyna - ein Zeichen und die Erfüllung schon früher angekündigter Gnaden.
"Drei Tage lang war das Bild öffentlich ausgestellt und von den Menschen verehrt worden. Das Bild war in der "Ostra Brama", im Giebelfenster, ausgestellt und konnte von weitem gesehen werden. In "Ostra Brama" wurde feierlich drei Tage lang der Abschluss des Jubiläumsjahres der Welterlösung begangen – 1900 Jahre seit dem Leiden des Erlösers. Jetzt sehe ich, dass das Erlösungswerk mit dem vom Herrn verlangten Werk der Barmherzigkeit verbunden ist".
(Tagebuch 89)
Papst Johannes Paul II. betete während der Pilgerfahrt nach Litauen am 5. September 1993 vor dem Bild des Barmherzigen Jesus in der Kirche des Heiligen Geistes in Vilnius. In seiner Predigt zu den Gläubigen nannte er dieses Bild:
„EIN HEILIGES ABBILD"
Sanktuarium der Barmherzigkeit Gottes
Das Kloster auf der Anhöhe in Łagiewniki in Krakau war Papst Johannes Paul II. gut bekannt. Schon während der deutschen Besatzung ging er auf dem Weg zur Arbeit in der Fabrik Solvay täglich dort vorbei. Wann er dort zum ersten mal war, ist schwer zu sagen. Die Annalen des Ordens berichten erst die Ereignisse, an denen er als junger Priester teilnahm, später als Hirte der Krakauer Diözese, der sich für das apostolische Werk der Kongregation und für die sich rasch entwickelnde Andacht zur Barmherzigkeit Gottes interessierte, wie sie von Schwester Faustyna vermittelt worden war.
Am 7. Juni 1997 kam er dorthin wie er selbst gestand aus einem Bedürfnis seines Herzens, um vor dem berühmten Gnadenbild des Barmherzigen Jesus und bei den Reliquien der seligen Schwester Faustyna der Barmherzigkeit Gottes das Schicksal der Menschheit und der Kirche sowie sein eigenes Pontifikat anzuvertrauen.
Dort hat Papst Johannes Paul II gesagt:
„Und so komme ich als Pilger zu diesem Sanktuarium, um mich dem ewig dauernden Gesang zu Ehren der Barmherzigkeit Gottes anzuschließen. Nichts braucht der Mensch so notwendig wie die Barmherzigkeit Gottes, jene gnadenreiche und mitfühlende Liebe, die den Menschen über seine Schwächen hinaus zu den unendlichen Höhen der Heiligkeit Gottes trägt. An diesem Ort wird uns das in besonderer Weise bewusst. Von hier nämlich ging die Botschaft der Barmherzigkeit Gottes aus, die Christus selbst durch die Vermittlung der seligen Schwester Faustyna unserer Generation übermitteln wollte.
Und es ist eine klare und für jeden verständliche Botschaft. Jeder kann hierher kommen, um das Bild des barmherzigen Christus zu betrachten, Sein Herz, das Gnaden ausstrahlt, und in der Tiefe seiner Seele das hören, was die selige Schwester gehört hat.
Fürchte nichts, Ich bin immer mit dir
(TB 613)
Und wer ehrlichen Herzens sagt: "Jesus, ich vertraue auf Dich!"
der wird Linderung für seine Bekümmernisse und Ängste finden.
In diesem Dialog des Vertrauens wird zwischen dem Menschen und Christus ein besonderes Band erlösender Liebe geknüpft. Die Kirche bemüht sich von neuem, die Botschaft der Barmherzigkeit zu ergründen, um den Menschen am Ende des zweiten Jahrtausends und den zukünftigen Generationen das Licht der Hoffnung zu bringen. Die Botschaft der Barmherzigkeit Gottes war mir immer nah und teuer. Das war auch meine persönliche Erfahrung, die ich mit nach Rom genommen habe und die jetzt gewissermaßen die Gestalt dieses Pontifikats formt. Ich danke der Göttlichen Vorsehung, dass es mir durch die Einführung des Festes der Barmherzigkeit Gottes persönlich gegeben war, zur Erfüllung des Willens Jesu Christi beizutragen. Hier, bei den Reliquien der seligen Faustyna Kowalska, danke ich auch für die Gabe ihrer Seligsprechung.
Unablässig bitte ich Gott um "Barmherzigkeit für uns und für die ganze Welt (Rosenkranz).“
Als unseren Teil für die Kirche in Kopfing aber auch als Apostolat der Barmherzigkeit Gottes für alle, die ihn brauchen, wollen wir das Bild vom Barmherzigen Jesus und Reliquien der Hl. Schwester Faustyna in unserer Kirche installieren. Der Mensch von heute braucht unsere Verkündigung der Barmherzigkeit; er braucht unsere Werke der Barmherzigkeit und er braucht unser Gebet um Barmherzigkeit.
Deshalb fuhren wir Pilger im Mai 2006 nach Krakau zu diesem Sanktuarium. Dort bekamen wir das Bild vom Barmherzigen Jesus und Reliquien der Hl. Schwester Faustyna. So vervollständigen wir nach 100 Jahren den Herz-Jesu-Altar und widmen ihn weiter der unendlichen Gottesliebe.