Geschichte der Pfarrgemeinde Kopfing
Er warf sein Beil, das er immer bei sich trug, mit gewaltigem Schwung. Wo es nieder fiel, dort erbaute er die Kirche und weihte sie dem heiligen Johannes dem Täufer. Noch heute zeigt man zwischen Kopfing und Gigering jenen Stein, auf den der Heilige bei seinem Wurf den Fuß gestellt hatte.
Die Entstehung der Kirche von Kopfing würde daher in den Zeitraum zwischen 680 und 700 fallen.
Um diese Zeit waren die Bewohner unserer Gegend noch heidnisch. Daher kann die Weihe der neuen Kirche an Johannes dem Täufer auf folgende Umstände zurückgeführt werden:
1. Kopfing war eine Taufkirche, wo die damals zum Christentum Bekehrten die heilige Taufe empfingen.
2. Die damals heidnischen Bewohner huldigten einem Sonnen- oder Lichtkult, und denen war daher die Zeit der Winter- und Sommersonnenwende besonders heilig. Als christliche Alternative wurde der Hl. Johannes, dessen Fest am 24. Juni (Sommersonnenwende) gefeiert wird, als Pfarrpatron eingesetzt.
Die folgenden 250 Jahre waren in unserer Heimat sehr unruhige Jahre. Immer wieder zogen Reitervölker aus dem Osten plündernd und brandschatzend durch den Donauraum. Erst der Sieg König Ottos I. über die Ungarn in der Schlacht am Lechfeld (bei Augsburg) am 10.8.955 beendete die Bedrohung aus dem Osten. Es setzte ein große Siedlungs- und Rodungstätigkeit ein.
Innerhalb von nur 200 Jahren entstanden alle heute bestehenden Ortschaften unserer Pfarre. Ausgangspunkte der Besiedlung waren nach bayrischen Gepflogenheiten meist so genannte Edelsitze oder Maierhöfe. Viele davon wurden „zerstückelt“ (z. B. Maierhof Götzendorf), der alte Edelsitz Kopfing, der spätere Pfarrhof behielt allerdings seine Größe bis vor 50 Jahren. Die urkundliche Ersterwähnung der Ortschaften der Pfarre von 1125 mit Kopfing beginnend waren meist Stiftungen und Schenkungen an die damals bestehenden Klöster St. Nikola bei Passau, Suben, Reichersberg, Formbach und Engelszell.
„1125 Eppo de ekke (wahrscheinlich Waldeck) ein Edelfreier vergebt an das Stift St. Nikola zur Seelenruhe seiner Gattin eine Hube ad rote (wahrscheinlich Rad, Pf. Diersbach) und eine andere in chopfingen (Kopfing).“
Zu diesem Zeitpunkt gehörte Kopfing zum Pfarrverband Münzkirchen. Allerdings dürfte aber in Kopfing eine Kirche vorhanden gewesen sein.Unklar ist die Situation von Neukirchendorf. Hier wurde wahrscheinlich eine Filial- oder Tochterkirche einer Urpfarre (Münzkirchen?) errichtet. Eine Flurbezeichnung in Neukirchendorf heißt heute noch „Kirabrunn“ – Kirchenbrunnen. Diese Kirche ist wahrscheinlich schon vor 1200 wieder verschwunden, lediglich der Name Neukirchendorf erinnert noch daran. Allerdings wird um 1550 das „Wasnergut“ in Neukirchendorf noch als Kuratengut erwähnt (Bayrisches Hauptstaatsarchiv Kurbayern G.LA.Nr. 1184). Kurat ist ein Hilfsgeistlicher in der Seelsorge, unter Aufsicht des Pfarrers. Das Wasnergut könnte daher ein alter Pfarrhof von Neukirchendorf gewesen sein.
Noch im Jahr 1253 werden die Ortschaften Grafendorf, Rasdorf und Götzendorf als in „Parrochia Munzkirchen“ gelegen angeführt.
Kurze Zeit später löste sich Kopfing vom Pfarrverband Münzkirchen, da am 5. März 1299 „her Ot der pfarrer von Chopfing“ als Zeuge in einer Streitigkeit um den Zehent von Pratztrum und Kohlberg auftritt. Um diese Zeit wurde der Edelsitz von Kopfing zum Pfarrhof.
Ebenso wurde um diese Zeit der Bau des gotischen Turmes über quadratischem Grundriss begonnen. Der Turm wurde aus Bruchstein errichtet und hatte eine Höhe von etwa 22 Metern.
Seit der Loslösung von Münzkirchen war Kopfing ein Vikariat des Domstiftes Passau (Sommersitz der Passauer Domherrn).
Die Pfarre Kopfing war im Gegensatz zu den großen Nachbarspfarren eine sehr kleine, allerdings sehr vermögende Pfarre, waren doch neben dem großen Grundbesitz des Pfarrhofes noch eine Reihe von Bauernhäusern dem Gotteshaus Kopfing zehentpflichtig.
Eine der größten kriegerischen Katastrophen der europäischen Geschichte, der 30jährige Krieg (1618-1648) ging auch an Kopfing nicht spurlos vorüber (von 18 Millionen Deutschen blieben 1648 nur 7 Millionen am Leben). Durch die dauernden Kriegshandlungen wurden von Söldnertruppen Krankheiten wie die Pest selbst in entlegene Landstriche gebracht. Von 1629 – 1635 herrschten pestartige Krankheiten, 1649 brach die Pest aus. Aus dem Sterbebuch der Pfarre Kopfing geht hervor, dass im Frühjahr 1649 viele Kopfinger starben. Im Juni desselben Jahres hatte dieses Sterben ein plötzliches Ende.
Ob es sich hier wirklich um die Pest gehandelt hat? Todesursachen sind im Totenbuch nicht angeführt. Jedenfalls gibt es die Sage, dass Kopfing fast ausgestorben war und sich in der Folge Tiroler angesiedelt hätten. Kopfing heißt seither im Volksmund „Klein Tirol“.
Tatsache ist, dass die Bewohner von Kopfingerdorf jahrhunderte lang das Gelübde „ihre Toten in die Kirche zu tragen, wenn die Pest erlischt“ erfüllt haben.
Das so genannte „Brunner Krautlandl“ in Kopfingerdorf soll der Überlieferung nach der Pestfriedhof von Kopfing gewesen sein. Übrigens ist zu erwähnen, dass die Kopfingerdorfer, anstelle des Gelübdes, vor 20 Jahren das Sebastianistöckl (der Hl. Sebastian ist der Patron der Pesterkrankten) errichtet haben.
1641 begann der damalige Pfarrer Reichenkammer (auf Anordnung des Konzils von Trient) mit der Führung der Aufzeichnungen der Geburts-, Hochzeits- und Sterbedaten. Die folgenden Jahre waren geprägt von der Türkengefahr. Die Türken standen 1683 vor Wien und Kaiser Leopold floh nach Passau.
Bereits 20 Jahre später kam es neuerlich zu kriegerischen Auseinandersetzungen. Im spanischen Erbfolgekrieg wehrten sich die damals bayrischen Kopfinger Bewohner gegen die österreichischen Soldaten.
Am 25.11.1703 kam es in Kopfing zu einem Gefecht zwischen Kopfinger Bauern und kaiserlichem Militär. Der Kirchturm diente den Kopfingern damals als Verteidigungsanlage (das Denkmal bei der Sakristei erinnert heute noch daran).
Um diese Zeit (1690-1692) wurde vom Schärdinger Zimmermeister Hans Hörtreiter der Pfarrhof neu gebaut, doch erwies sich bereits 1762 ein neuerlicher Pfarrhofbau als unbedingt nötig, der dann 1780/81 durch Pfarrer Johann Michael Kagerbauer durchgeführt wurde.
1753 wurde der Kirchturm durch das barocke Oktogon auf eine Turmhöhe von 28,70 Meter aufgestockt und am 5.8.1755 erfolgte durch Pfarrer Johann Georg Friedl eine feierliche Turmkreuzsteckung. Pfarrer Friedl ließ um diese Zeit auch die, außerhalb der Friedhofsmauer gelegene, Rotbründlkirche erneuern.
Große Umwälzungen brachten die josefinischen Reformen (1784-1785). Die Pfarre wurde eine „selbständige landesfürstliche“ Pfarre. Das Pfarrgebiet wurde um die östlichen Ortschaften Entholz, Jageredt, Hochholding, Grub, Zaun, Vogetsedt, Engertsberg und Bründl vergrößert. Diese Ortschaften gehörten bis 1784 zur Pfarre Raab. Von der Pfarre Natternbach kam die Ortschaft Berndorf zu Kopfing, allerdings kehrte diese Ortschaft 1822 wieder zur Pfarre Natternbach zurück. Diese pfarrlichen Veränderungen waren bereits lange Jahre von der Bevölkerung erwünscht. Vor allem religiöse Motive waren ausschlaggebend. Besonders in Notsituationen, wie die Taufe eines lebensschwachen Kindes oder wenn ein Mensch plötzlich schwer erkrankte, waren die Angehörigen bestrebt, schnell einen Priester zu holen. Daher wurde in dringlichen Fällen oftmals der näher gelegene Nachbarspfarrer verständigt. Die so genannten „Versehgänge“ (Krankensalbung) waren der religiösen Landbevölkerung besonders im Notfall ein großes Anliegen.
Die Anordnung Kaiser Josef II., dass niemand länger als etwa eine Gehstunde zur Kirche haben dürfe, fand daher bei der Bevölkerung große Zustimmung. Weniger Zustimmung fanden allerdings das Verbot von Prozessionen, die Auflösung von Klöstern (bei uns Engelszell und Suben), sowie die Schließung von verschiedenen Filialkirchen und Kapellen (in Kopfing z. B. die Rotbründlkapelle außerhalb der Friedhofsmauer).
Neben der neuen Pfarreinteilung kam es auch zur Gründung der Diözese Linz, zu der nun Kopfing gehörte. Kopfing kam 1785 zum Dekanat Esternberg. Der Kopfinger Pfarrer Johann Michael Kagerbauer kam 1788 nach Esternberg und wurde dort Pfarrer und Dechant. Nach seinem Tod 1802 wurde das Dekanat Esternberg allerdings aufgelöst, und Kopfing wurde dem Dekanat Andorf zugeteilt.
Am 1.10.1803 stürzte das Turmkreuz samt der Kugel vom Turm und am 21.6.1804 erfolgte dann eine feierliche Turmkreuzsteckung unter Pfarrer Johann von Lothringen.
1825 kam Pfarrer Benedikt Obermayr nach Kopfing. Dieser wollte die damals viel zu klein gewordene Kirche erweitern. Er ließ bereits genaue Pläne für die Kirchenerweiterung erstellen.
Im Zuge der politischen Umwälzungen wurde 1848 die Zehentherrschaft Kopfing abgeschafft, was sicherlich eine empfindliche finanzielle Einbuße für die Pfarre bedeutete und das Bauprojekt zum Scheitern verurteilte.
1881 wurde Johann Plasser Pfarrer von Kopfing. Er starb unerwartet am 22.5.1898 im Krankenhaus in Linz. Der überaus beliebte Pfarrer hatte in seinem Testament die Pfarre Kopfing als Universalerbe eingesetzt. Sein großes hinterlassenes Erbe war die Voraussetzung für den Neubau der Pfarrkirche Kopfing.
Auf Plasser folgte für nur eineinhalb Jahre Johann Feldbacher. Sein Nachfolger Matthias Hufnagl, der 1900 nach Kopfing kam, erbaute dann 1904/05 die neue Pfarrkirche von Kopfing. Hufnagl kam 1910 als Pfarrer an die Stadtpfarrkirche von Urfahr, wo er 18 Jahre als Priester wirkte und ebenfalls eine neue Kirche baute.
In Kopfing folgte 1910 für die nächsten 26 Jahre Pfarrer Johann Klimesch. Die politischen Umwälzungen des neuen Jahrhunderts waren damals bereits überall spürbar und machten auch vor Kopfing nicht Halt. Besonders national liberale Kreise in Kopfing betrachteten den neuen Pfarrer misstrauisch - war er doch ein gebürtiger Tscheche (geb. in Böhmen). Diese Personengruppe konnte es nicht verkraften, dass Kopfing einen „Behm“ als Pfarrer hatte. Trauriger Höhepunkt dieser Auseinandersetzung waren wiederholte Anzeigen und Denunziationen des Pfarrers.
So wurde Pfarrer Klimesch nach einer solchen Anzeige am 28.3.1915 verhaftet und in das Garnisonsgericht Linz eingeliefert. Die Verhaftung erfolgte am Karfreitag, und man erlaubte Klimesch nicht einmal mehr, das nach der Karfreitagsliturgie ausgesetzte Allerheiligste, in den Tabernakel zurückzustellen. Da es damals für Laien aus Ehrfurcht vor dem heiligen Altarsakrament verboten war die Hostie zu berühren, wurde der Pfarrer von St. Roman geholt, der dann das Allerheiligste wieder in den Tabernakel einsetzte.
Nach etwa vier Wochen wurde Klimesch aus der Haft entlassen und die Pfarre Kopfing bereitete ihm einen großartigen Empfang.
Es tobte zu dieser Zeit in Europa schon der 1. Weltkrieg. 1918 ging dieser Krieg zu Ende, das alte Österreich brach zusammen. Mit dem Habsburgerreich zerbrach aber auch die alte Ordnung. Große Hungersnot und politische Umwälzungen waren die Folge. Um den Hunger, vor allem in den Städten, einiger maßen zu bekämpfen, wurden rigorose Lebensmittelbeschlagnahmungen durchgeführt. Die Kopfinger Bauern wehrten sich dagegen, hatten sie doch selbst wenig. In Engertsberg wurde daher 1919 Militär eingesetzt, um Lebensmittel zu beschlagnahmen. Diese furchtbare Zeit hatte auch politische Konsequenzen.
Bei den ersten politischen Wahlen im Februar 1919 erreichten die Sozialdemokraten über 30 Prozent. Dies war für Pfarrer Klimesch, der sich bei dieser Wahl sehr stark für die Christlich-sozialen eingesetzt hatte, eine herbe Enttäuschung (Geistliche waren bis 1934 voll im politschen Geschehen tätig).
Über viele Jahre war das Verhältnis zu den Sozialdemokraten schwer gestört. Viele Sozialdemokraten orientierten sich ja damals an der Politik des seit 1917 kommunistisch regierten Russland (Sowjetunion). Diese Politik war sehr religionsfeindlich und gegen jedes Privatvermögen („Privatvermögen ist Diebstahl“). Als nun in Kopfing Gerüchte auftauchten, dass der Pfarrhof verstaatlicht und auf besitzlose Landarbeiter aufgeteilt werden müsste, war Klimesch zutiefst verunsichert.
Der Pfarrhofbrand 1923 brachte erneut politische Auseinandersetzungen. Pfarrer Klimesch zog sich in der Folge immer mehr zurück. Er widmete sich verstärkt der Imkerei und der großen Landwirtschaft des Pfarrhofes. Bald erwarb er sich den Ruf eines tüchtigen, fortschrittlichen Bauern.
1923 bekam Kopfing für die im 1. Weltkrieg zwangsweise abgelieferten Bronzeglocken zwei neue Stahlglocken.
1924 wurde Klimesch zum Ehrenbürger von Kopfing ernannt.
1936 nahm Johann Klimesch Abschied von Kopfing und verbrachte seinen Ruhestand in Wels, wo er am 18.6.1948 verstarb.
Sein Nachfolger war seit 1.6.1937 Anton Matzinger.
Wieder waren es die politischen Ereignisse, die sich auf das Wirken des Pfarrers niederschlugen. Als im März 1938 die deutsche Wehrmacht in Österreich einmarschierte und die Nationalsozialisten unter Adolf Hitler die Macht ergriffen, war Matzinger zuerst ein begeisterter Anhänger der neuen Ideologie. Er selbst hielt Wahlreden für die am 10. April 1938 von Hitler initiierte Volksabstimmung. Sehr bald erkannte Matzinger aber das wahre Gesicht des Nationalsozialismus und aus einem Befürworter wurde ein entschiedener Gegner.
Anton Matzinger wurde 1941 verhaftet und verbrachte lange Zeit in Untersuchungshaft, ehe er wieder freigelassen wurde. Am 3.1.1945 sollte er zum zweiten Mal wegen Hörens von Auslandssendern angeklagt werden. Er wurde jedoch am 5.5.1945 von den Amerikanern aus dem Landesgericht Linz befreit. Matzinger kehrte gesundheitlich schwer angeschlagen aus der Haft nach Kopfing zurück und wirkte bis zu seiner Pensionierung am 1.6.1955 wieder als Pfarrer in Kopfing.
Wegen seiner schweren gesundheitlichen Probleme, infolge seiner langen Haftzeiten, unterstützten ihn immer wieder Vikare. Besonders seien hier erwähnt Pfarrprovisor Karl Gabriel und Kooperator Kirchgatterer.
Pfarrer Matzinger war in Kopfing in einer besonders schweren Zeit tätig.
Ab 1950 aber begann in seiner Amtszeit wieder ein reges Pfarrleben: 1950 Primiz von Pfarrer Josef Kammerer aus Engertsberg, 1951 Anschaffung und Weihe von zwei neuen Glocken, nachdem die große Bronzeglocke im Herbst 1944 für Kriegszwecke abgeliefert werden musste.
1952 wurde ein neues Kriegerdenkmal errichtet und 1953 erfolgte eine neuerliche Turmrenovierung, die mit einer feierlichen Turmkreuzsteckung abgeschlossen wurde.
Ab August 1955 wirkte dann Msgr. Alois Heinzl beinahe 50 Jahre als Priester in unserer Pfarre
Möge Gott unserer Pfarre Kopfing daher weiterhin gute Seelsorger schenken, die uns zum versprochenen ewigen Heil in Gottes Geborgenheit führen mögen.
Konsulent Johann Klaffenböck